Eine schwierige Entscheidung

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

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Lance Armstrong Fan
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Beitrag: # 331838Beitrag Lance Armstrong Fan
17.2.2006 - 15:24

3.4.2016 19:25 Uhr Außerhalb Meerbeke/Belgien

Nervös trommelte der Chinese auf dem Lenkrad seines Wagens. Der Transporter war wieder schwarz. In seinem Laderaum lag die Leiche des Mannes, der den Wagen zweimal umgespritzt hatte.
Der Chinese trug eine, für das schon recht warme Wetter, viel du dicke Daunenjacke. Doch die Jacke war nötig, damit man die verräterische Ausbeulung der Schalldämpferpistole, die in seinem Halfter hing nicht sah. Eine Rasierklinge hatte er sich an den Unterarm geklebt. An seinem Bein hatte er ein Tauchermesser in einer Scheide stecken. Es stieg aus und ging auf und ab, um zu sehen, ob die Rasierklinge und das Messer verrutschten. Zufrieden, als er sah, dass beide fest saßen, zog er die Pistole heraus. Sie lag gut in der Hand. Er zielte über den See und drückte ab. Ein leises „Plop“ ertönte, das noch nicht einmal die Vögel aufschreckte.
Er musste noch etwa zehn Minuten warten, bis er das Motorengeräusch eines Wagens hören konnte.
Hinter seinem schwarzen Transporter hielt der Jeep. Ein Mann kam auf ihn zu während die anderen beiden eine Gestalt, die geknebelt, mit Handschellen gefesselt und deren Augen verbunden worden waren, aus dem Kofferraum des Jeeps ausluden. Die Gestalt war vermutlich Thomas Dekker. Die zwei Männer stützten ihn, während er mit torkelnden Schritten auf ihn zukam.
„Nehmen sie ihm die Augenbinde ab!“, befahl der Chinese in barschem Tonfall.
„Wo ist das Geld“, fragte einer der Männer.
Wortlos öffnete der Chinese einen Koffer. Er war prall mit Hundert-US-Dollar Noten gefüllt.
„Eine Million?“, fragte der Mann.
Wieder nickte der Chinese. Die Männer nahmen dem Gefesselten die Augenbinde, die Handschellen und den Knebel ab. Es war nicht Thomas Dekker.
„Was soll dieser Scheiß? Wollen sie mich verarschen?“, brüllte der Chinese.
„Reine Vorsichtsmaßnahme.“, wehrte der Mann ab.
Die nunmehr vier Männer gingen zurück zum Wagen und holten eine weitere Gefesselte Gestalt aus dem Kofferraum. Diesmal war es wirklich Thomas Dekker. Sie legten ihm wieder die Augenbinde an und übergaben ihm dem Chinesen.
Der Chinese übergab den Männern den Koffer. Zwei nahmen ihn und gingen zum Jeep, während die anderen beiden den Chinesen und Dekker nicht aus den Augen ließen. Wie er schon richtig vermutet hatte, trugen die zwei unter ihren Mänteln Pistolen. Er stützte Thomas Dekker und ging gemächlichen Schrittes um den Transporter herum. Einer der Männer vermutete nichts Ungewöhnliches und wendete sich von dem Chinesen ab. Ein Fehler! Der Chinese stieß Thomas zu Boden, riss seine Pistole heraus und schoss den Kollegen nieder. Der andere hatte sich noch nicht ganz umgedreht, da lag er auch schon tot auf dem Boden. Die zwei Männer, die den Koffer zum Jeep trugen hatten von dem tragischen Ende ihrer Kollegen nichts mitbekommen. Deshalb war es für den Chinesen ein Leichtes auch den dritten von ihnen zu erledigen. Er zielte auf seinen Hinterkopf und drückte ab. Der vierte Mann sah nun seinen erschossenen Kollegen und wusste sofort was passiert war. Er ging augenblicklich in Deckung. Langsam schlich der Chinese um den Jeep herum. Überall vermutete er den vierten Mann nur nicht dort, wo er war. Mit katzenhafter Leichtigkeit war dieser auf das Dach seines Wagens geklettert. Er stürzte sich von oben auf den Chinesen und streckte ihn zu Boden. Dieser verlor seine Pistole und lag nun hilflos auf dem Boden.
Hasserfüllt stand der Mann über ihm. Mit einer Pistole zielte er auf seine Stirn. Seinen Triumph wollte er scheinbar voll auskosten. Unendlich langsam bewegte der Chinese seine rechte Hand auf seinen linken Unterarm zu. Nun tat der Mann ihm auch noch einen Gefallen er beugte sich zu ihm herunter und flüsterte ihm zu: „So leicht wirst du mir nicht…“ Zu mehr kam er nicht mehr. Der Chinese riss mit einer flüssigen Bewegung die Rasierklinge ab und schnitt dem Mann die Kehle durch. Fassungslos fasste sich der Mann an seinen Hals und fiel um. Angewidert betrachtete der Chinese seine Kleidung. Er lud die vier Leichen und den toten Lackierer in den Jeep, gurtete alle an, damit sie nicht nach oben geschwemmt wurden und öffnete alle Fenster. Er fuhr den Wagen in den See und wartete, bis er untergegangen war. Anschließen zog er sich um und band seine mit Dreck und Blut beschmutzte Kleidung an einen großen Stein. Diesen schmiss er zu guter Letzt auch noch in den See. Dann warf er Thomas in den Laderaum und setzte sich ans Steuer. Er nahm sein Handy und wählte eine Nummer in China.
„Ich habe den Koi. Das Beste ist, dass er mir sogar geschenkt worden ist.“
Gruß LAF

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RotRigo
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Beitrag: # 331847Beitrag RotRigo
17.2.2006 - 15:51

Ich bin dafür LAF's Geschichte aus dem AAR-Forum zu verbannen! Das ist gar kein AAR mehr, sondern ein kleiner Krimi-Roman! Ich hab dich erwischt! Du willst hier nur für dein neues Buch werben. Mensch, mensch, mensch LAF. Das hätte ich nicht von dir gedacht! ;)

Weiter so...

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Beitrag: # 331985Beitrag Lance Armstrong Fan
18.2.2006 - 15:11

Psst Rot, sonst will Rob von mir noch Geld! :D
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Gruß LAF

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Beitrag: # 332632Beitrag Lance Armstrong Fan
21.2.2006 - 21:05

Ich möchte mich bei allen für das Lob bedanken. Es geht nach zweitägiger Pause weiter.
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4.4.2016 9:51 Uhr London/England

„Wo ist Howell?“, wollte der Admiral wissen?
Schmidt zuckte mit den Schultern. Er saß bei Admiral Miller im Büro und wollte Neuigkeiten über die Verschmutzung erfahren.
„Es sieht sehr gut aus. Wir haben keine gefährliche Konzentration mehr messen können. Die Quelle scheint versiegt zu sein. In ein paar Wochen wird alles wieder vollkommen normal sein.“
„Das freut mich“, sagte Schmidt.
„Ich habe einige Nachrichtendienstmitarbeiter zu den Vorkommnissen in Russland befragt.“
Schmidt war begierig zu erfahren, was sie dort aufgedeckt hatten.
Doch der Admiral schüttelte den Kopf. „Die Russen haben ganze Arbeit geleistet. Über einen solchen Komplex ist nichts bekannt.“
„Schade, dann werden wir wohl nie erfahren, wer Howell umbringen wollte.“
Im nächsten Moment flog die Tür auf und Howell kam herein.
„Müssen sie das gesamte Haus darauf aufmerksam machen, dass sie nun da sind?“, bellte der Admiral. „Wo waren sie?“
Ohne auf die Bemerkung einzugehen, warf Howell eine Zeitung auf den Schreibtisch.
„Was sehen sie?“
Der Admiral betrachtete kurz die Zeitung und sagte dann: „Ein Radprofi wurde entführt.“
„Sehen sie sich das Bild an!“
Admiral Miller gefiel es überhaupt nicht, dass Howell ihn so zum Narren hielt. Trotzdem sah er sich das Bild an.

Bild

„Was soll da sein? Da liegt das Rad des Radprofis und im Hintergrund ist die Landschaft zu sehen. Wollen sie mich zum Narren halten?“
„Sehen sie etwa nicht den blauen Lieferwagen?“
„Ja, aber was ist daran besonders? Zu Radrennen kommen viele Leute. Manche kommen halt mit einem Lieferwagen.“
„Aber wo steht denn der Lieferwagen?“, fragte Howell.
„Da hinten im Gelände.“ Miller deutete auf das Bild.
„Und genau das ist das Besondere! Warum steht ein Lieferwagen da hinten? Fans würde viel näher an der Strecke parken oder weiter weg auf öffentlichen Straßen und nicht auf Feldwegen.“
„Sie verrennen sich da wieder in irgendeine Verschwörungstheorie“, fluchte Miller.
Howell war dafür bekannt, dass er eine besondere Auffassungsgabe hatte, die ihm schon oft geholfen hatte, die entscheidenden Zusammenhänge herauszufinden. Doch mindestens genauso oft hatte er sich in Theorien verstrickt, die ins Nichts führten.
„Warten sie es nur ab“, sagte Howell beschwichtigend.
Schmidt sah am Glanz in Howells Augen, dass er den Moment voll auskosten wollte.
„Ich habe trotzdem einmal mit Jason gesprochen, der mir das Bild sofort eingescannt und vergrößert hatte. Die Aufschrift des Lieferwagens ist nicht weiter sonderbar.“ Wieder ließ Howell eine lange Pause, bevor er weiter sprach.
„Aber der Hintergrund des Klempnerlogos, der ist schon interessanter“, sagte Howell und legte ein Bild auf den Schreibtisch.
„Jason hat die Schrift weg geschnitten. Was sehen sie?“

Bild

„Irgendein Gekrakel. Woher soll ich wissen, was das bedeutet?“ Der Admiral wusste aber, dass Howell auf irgendetwas Wichtiges gestoßen ist.
„Mit nicht sehr viel Fantasie kann man hier ein chinesisches Schriftzeichen erkennen. Nämlich dieses hier:“ Wieder legte Howell einen Zettel auf den Schreibtisch.

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„Dies ist das chinesische Schriftzeichen für Macht“, erklärte Howell.
„Damit können sie aber rein gar nichts beweisen“, wandte Admiral Miller ein.
„Doch das kann ich“, sagte Howell triumphierend. „Ich habe ihnen doch von meiner nächtlichen Begegnung mit diesen Chinesen erzählt, bei der ich beinahe ermordet worden wäre. Als die Chinesen gegen den Baum gefahren sind habe ich bei einem diese Karte gefunden:“ Howell legte eine Visitenkarte im Scheckkartenformat zu den anderen Zetteln.

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Lange bleib es ruhig im Büro, dann sagte Howell: „Admiral bekommen wir die Erlaubnis Jan Ullrich einen Besuch abzustatten?“
„Ich habe zwar im Moment keinen neuen Auftrag für sie, aber der Bericht über ihren Auftrag in Russland schreibt sich nicht von alleine! Außerdem was wollen sie dort?“
„Was ich dort will?“ Howell war ziemlich wütend. „Drei verrückte Chinesen versuchen mich mitten in der Nacht umzubringen. Das, direkt nachdem wir den Komplex lebend verlassen hatten und sie fragen mich was ich will?“
Admiral Miller konnte Howells Wut gut nachvollziehen. Er hätte selbst nicht anders gehandelt. Dennoch wollte er seinen Leiter für Spezialprojekte nicht unnötigerweise einer Gefahr aussetzen.
„Sie wissen doch noch nicht einmal, ob das etwas miteinander zu tun hat. Vielleicht ist alles Zufall.“
„Sie haben doch selbst gesagt, dass sie nicht an Zufälle glauben…und schon gar nicht an unglückliche.“ Damit war das Gespräch beendet.
Zuletzt geändert von Lance Armstrong Fan am 23.2.2006 - 15:43, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß LAF

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Beitrag: # 332793Beitrag Lance Armstrong Fan
22.2.2006 - 17:20

4.4.2016 21:43 Uhr Kopenhagen/Dänemark

Jan saß in seinem Büro. Er hatte lange mit sich gerungen, ehe er eine E-Mail an die UCI geschrieben hatte. Alle Top-Tour-Teams waren verpflichtet an den Top-Tour-Rennen teilzunehmen, doch in der jetzigen Situation versuchte Jan eine Ausnahmegenehmigung zu erlangen. Einige Fahrer, vor allem die Jüngeren waren doch sehr verunsichert, vor allem nachdem Jan dem gesamten Team von der Erpressung erzählt hatte. Jan gab noch allen den Ratschlag sich möglichst normal zu verhalten, denn die Erpresser würden sie sicherlich beobachten oder ihre Gespräche abhören. Am Nachmittag hatte er die Nachricht an die UCI gesendet.
Sehr geehrte Damen und Herren,

aufgrund des Vorfalls, der sich während der Flandernrundfahrt ereignet hat, möchte ich sie bitten eine weitere Wildcard für das Rennen Vuelta Ciclista a Pais Vasco zu vergeben und das Team CSC von der Teilnahme zu entbinden. Mir fällt dieser Schritt wirklich nicht leicht, aber ich möchte sie bitten dem Team diese Ausnahmegenehmigung zu geben. Einige Fahrer sind doch sehr verunsichert und unter solchen Umständen kann man sich weniger auf den Radsport, respektive das Fahren konzentrieren. Außerdem gab es am gestrigen Tag sehr viele Termine, sodass es ein großer Aufwand wäre bis morgen in Spanien zu erscheinen. Ich hoffe sie können meinen Schritt nachvollziehen. Ich nehme an, dass wir bei Gent-Wevelgem wieder starten werden. Falls dies nicht der Fall seien sollte, werde ich mich spätestens morgen wieder melden.

Mit freundlichen Grüßen

Jan Ullrich
Noch hatte sich die UCI nicht gemeldet. Jan saß im Büro. Ihm ging immer wieder die Frage durch den Kopf, welche Formel die Entführer verlangten. Er hatte nicht den Hauch einer Ahnung. Es war zum verrückt werden. Noch dazu war er den Entführern ausgeliefert. Die Situation war scheinbar ausweglos. Ein Rücktritt, wie damals bei T-Mobile würde die Situation für das Team auch nicht verbessern, da Thomas immer noch in Gefahr war und die Entführer ja eine Formel forderten, von dessen Existenz er selbst nichts wusste. Gerade als er gehen wollte hörte er das vertraute Geräusch, das ankündigte, dass er eine Mail bekommen hatte. Sie kam von der UCI.
Sehr geehrter Herr Ullrich,

in Anbetracht der Tatsache, in welcher Situation sich ihr Team momentan befindet, ist für uns ihre Bitte nur allzu verständlich. Es ist zwar bedauerlich, dass ein hochklassiges Team wie ihres bei einer unserer Rundfahrten nicht teilnimmt, doch akzeptieren wir ihre Entscheidung und erteilen ihnen hiermit die Ausnahmegenehmigung bei der Rundfahrt nicht zu starten. Wir hoffen sehr, dass das Team CSC bei Gent-Wevelgem wieder starten wird und verbleiben in aller Verbundenheit.

i.A. Marco Serpellio
Zumindest dieses Problem war gelöst. Sie mussten morgen nicht bei der Vuelta Ciclista Pais Vasco starten. Erschöpft schaltete Jan den Computer aus und machte sich auf den Heimweg. Er wollte ein wenig schlafen. Dass ihm dies gelangt, glaubte er allerdings nicht.
Gruß LAF

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Beitrag: # 333121Beitrag Lance Armstrong Fan
23.2.2006 - 21:54

5.4.2016 11:39 Uhr Kopenhagen/Dänemark

Endlich waren sie beim Hauptgebäude von CSC angekommen. Howell und Schmidt hatten gleich die erste Linienmaschine von London aus genommen und waren nach Kopenhagen geflogen. Schmidt bezahlte den Taxifahrer und zusammen betraten sie das große Gebäude. Sie gingen an eine Art Tresen und wurden von einer jungen Dame begrüßt.
„Guten Tag! Was kann ich für sie tun?“, begrüßte sie Howell und Schmidt.
„Guten Tag“, erwiderte Schmidt. „Wir möchten gerne mit Jan Ullrich sprechen.“
„Ja, wann würde es ihnen am besten passen? Ich hätte in vier Wochen einen Termin. Um 10:30 Uhr.“
„Nein, ich glaube sie verstehen nicht ganz. Wir möchten jetzt mit Herrn Ullrich sprechen.“
„Das tut mir Leid. Im Moment empfängt Herr Ullrich niemanden. Aber wenn sie mir ihr Anliegen sagen, kann er sie vielleicht noch irgendwo dazwischen schieben.“
„Wir müssen mit Herrn Ullrich sprechen. Unser Anliegen ist von höchster Wichtigkeit.“
„Nein, da kann ich wirklich nichts machen.“
„Wir sind von der ECEA und versuchen gerade einen äußerst schwierigen Fall zu lösen. Dabei könnte uns Herr Ullrich bestimmt behilflich sein.“
„Nein, das bezweifle ich. Wenn sie mir nun ihr Anliegen sagen, werde ich Herrn Ullrich so bald wie möglich bescheid sagen“, sagte sie in einem freundlichen, aber bestimmten Tonfall.
Die Einsichtslosigkeit und Unwissenheit der Dame, für die sie natürlich nichts konnte, trieben Schmidt allmählich zur Weißglut.
„Schade, dass sie uns nicht helfen konnten, aber da kann man wohl nichts machen“, sagte Howell und drehte sich um. Er zog Schmidt hinter sich her.
„Hallo? Wenn wir nicht mit Jan Ullrich reden, wissen wir nie, ob wir da nicht etwas ganz Großem auf der Spur sind!“, schnaubte Schmidt.
„Wir warten draußen und passen Jan Ullrich ab, wenn er das Gebäude verlässt. Übernachten wird er hier drinnen wohl nicht.“
Als sie gerade das Gebäude verlassen wollten, trat Jan Ullrich aus dem Aufzug und ging in Richtung des hauseigenen Restaurants. Er wurde von drei Männern begleitet. Sie sahen wie ganz normale Leute aus, doch ihre Statur und ihre Aufmerksamkeit enttarnten sie als Bodyguards.
Howell zerrte Schmidt zurück und ging ein paar Schritte auf die kleine Gruppe zu.
„Herr Ullrich“, rief er. Die Bodyguards drehten sich zu ihm um. Alle signalisierten erhöhte Alarmbereitschaft.
„Ich weiß, dass sie bedroht werden.“
Die Bodyguards zogen ihre Waffen und näherten sich Howell vorsichtig.
„Halt!“, befahl Ullrich.
Die Bodyguards steckten ihre Waffen zurück und gingen zu Jan zurück. Langsam kam er auf Howell zu.
„Guten Tag Herr Ullrich. Mein Name ist Benjamin Howell. Ich arbeite bei der ECEA.“
„Woher wissen sie das?“, fragte Jan feindselig.
„Nun, die Gleichen, die sie erpressen und Thomas Dekker entführt haben, wollten mich auch umbringen.“
„Das soll ich ihnen glauben?“, fauchte Ullrich.
„Da müssen sie wohl.“
„Gehen wir!“
Zusammen betraten sie den Aufzug und fuhren nach oben. Kurz bevor sich die Aufzugtüren schlossen konnte es sich Schmidt nicht verkneifen, der völlig fassungslosen Dame am Empfang zum Abschied zu winken.
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Beitrag: # 333346Beitrag Lance Armstrong Fan
24.2.2006 - 23:30

Jan Ullrich ließ Howell und Schmidt alleine in seinem Büro, um Higgins und Tobias Steinhauser zu holen.
„Du hast nicht gewusst, dass das Team CSC bedroht wird, oder?“, fragte Schmidt, als Ullrich gegangen war.
„Wenn ich diese Schlagzeile lese, hätte ich es auch nicht gesagt“, antwortete Howell und deutete auf eine Zeitung, die aufgeschlagen auf dem Schreibtisch lag.
„Lösegeldforderung für Radprofi“, las Schmidt aus der Zeitung vor. „Gestern Abend traf bei der Polizei in Moskau ein erstes Bekennerschreiben ein. Es soll sich um die russische Mafia handeln….Wir sind also auf dem Holzweg!“, folgerte Schmidt.
„Nein, eigentlich nicht.“
Schmidt sah in an wie ein Fragezeichen.
„Hast du Ullrichs Reaktion gesehen? Ziemlich geschockt für jemanden, der nicht bedroht wird.“
Sie wurden unterbrochen, als Ullrich mit dem schottischen Hünen und seinem ehemaligen Teamkollegen Steinhauser zurückkam. Er bat alle Platz zu nehmen und stellte den Detektiv Harvey Higgins und Tobias Steinhauser vor.
„Es freut uns sie kennen zu lernen, auch wenn die Umstände nicht die angenehmsten sind“, sagte Howell. „Mein Name ist Benjamin Howell. Ich bin Leiter für Spezialprojekte bei der ECEA. Neben mir sitzt mein Stellvertreter Stefan Schmidt.“
„Woher wissen sie, dass das Team CSC erpresst wird?“, platzte Jan heraus. Die Anspannung schien in zu zerdrücken.
„Ich werde ihnen alles erzählen was ich weiß, aber sie müssen mir auch alles erzählen was sie wissen. Wie es bisher aussieht haben wir es hier mit einer hervorragend organisierten Gruppe zu tun, die über Leichen geht.“
Jan zögerte er wollte diesen zwei dahergelaufenen Gestalten nicht so recht trauen. Doch welche andere Chance hatten sie? Sie konnten alle nötige Hilfe brauchen, die sie bekommen konnten, noch dazu, da die beiden schon wussten, dass sie erpresst wurden.
„Einverstanden“, sagte Jan.
Howell begann zu erzählen. Von ihrem ursprünglichen Auftrag, von dem Komplex und von dem Mordanschlag.
„Wo ist aber die Verbindung zu uns?“, fragte Jan.
Nun erzählte Howell auch von der Visitenkarte, die er gefunden hatte und zeigte ihm die Bilder, die er vergrößern hatte lassen.
„Sind sie sich sicher, dass der Transporter etwas mit der Sache zu tun hat?“, fragte Jan.
„Also, beide Firmen existieren nicht, Dazu noch ein und dasselbe Zeichen. Die Fakten sind auf meiner Seite.“
„Schön, dann erzähle ich einmal was uns alles passiert ist.“ Jan erzählte von der Vergiftung, von dem Telefonanruf, von dem Treffen mit dem Chinesen und von der Entführung.
„Die Chinesen sind unsere Verbindung. Sie haben einen Chinesen getroffen. Mich wollten Chinesen umbringen. Wir haben die gleichen Widersacher“, fasste Howell zusammen.
„Sie haben also nichts über dieses ominöse Rezept herausgefunden?“, fragte Howell.
„Nein, leider nicht. Wir arbeiten verzweifelt daran“, sagte Jan.
„Doch ich habe da vermutlich eine heiße Spur“, sagte Higgins. Gespannt sahen alle den Schotten an.
„Gentleman haben sie nicht genauso Hunger wie ich? Ich würde sagen wir gehen erst einmal nach unten und essen etwas.“
Jetzt wo es Higgins sagte, erinnerte sich auch Jan daran, dass er von Howell und Schmidt auf dem Weg in die Kantine gestört wurde. Er konnte sich schon gar nicht mehr richtig konzentrieren. Den anderen erging es nicht anders.
„Geht schon mal vor, ich verstaue noch die Akten, die ich habe im Tresor“, sagte Higgins. Sie stiegen in den Aufzug und fuhren nach unten.
„Wie viele Leute wissen schon bescheid?“, fragte Howell.
„Nur die sportlichen Leiter, Tobias, ich, die Fahrer und Higgins natürlich. Wie viele wissen bei ihnen schon bescheid?“
„Bisher nur wir beide. Wir haben Admiral Miller zwar von unserem Verdacht berichtet, aber er wusste genauso wenig wie wir vor zwei Stunden.“
Sie gingen in das hauseigene Restaurant und bestellten sich ihr Essen. Sie wurden sofort bedient, da sie sehr spät kamen und sie die einzigen Gäste waren. Es schmeckte vorzüglich. Mitten unter dem Essen stand Jan auf.
„Higgins lässt uns schon zwanzig Minuten warten“, ich sehe einmal nach ihm“, sagte Tobias.
Nach zwei Minuten kam er zurück. Er rannte an ihren Tisch.
„Higgins…Er ist tot“, stammelte er.
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Beitrag: # 333449Beitrag Lance Armstrong Fan
25.2.2006 - 14:42

Sofort sprangen sie auf und rannten nach oben.
„Im Büro“, keuchte Tobias. Zum Glück hatte in der Zwischenzeit niemand Jans Büro betreten. Sie traten ein und sahen den Schotten, der in einer grotesken Haltung auf dem Boden lag. Seine Augen waren hervorgequollen. Er hatte sich im Todeskampf die Haut vom Gesicht gerissen. Sein Mund war weit geöffnet als würde er einen stillen Schmerzensschrei ausstoßen. Er sah schrecklich aus.
Tobias war ganz weiß im Gesicht. Auch Jan verspürte Übelkeit. Fast zeitgleich stürmten sie auf die Toilette und übergaben sich.
Howell und Schmidt zogen sich Aids-Handschuhe an und untersuchten den Toten. Sie konnten keine Verletzung erkennen. Sofort überprüfte Schmidt die Fenster. Keines war offen. Nur eines war gekippt.
„Gift“, sagte Howell plötzlich. Schmidt kam zu dem Toten und sah den winzig roten Punkt der sofort verkrustet war.
Schmidt ging noch einmal zu dem gekippten Fenster und fand, was er gesucht hatte. Winzige Härchen hingen daran. Sie stammten eindeutig von einer Feder.
„Ein Giftpfeil, der an einer Schnur befestigt war und zurückgezogen wurde“, brachte es Schmidt auf den Punkt.
„Ich rufe sofort meinen alten Freund Marcus Pelfey an“, sagte Howell.
„KEINE Polizei“, schrie Jan panisch, der mittlerweile wieder im Büro war.
„Er ist zwar Chef von Scotland Yard, doch er wird ein Team vorbeischicken, das keine Fragen stellt. Niemand wird von dem Mord erfahren“, beruhigte ihn Howell.
Jan zeigte Howell den Apparat, der im Nebenraum war. Das Telefon im Büro hatte Higgins im Todeskampf auf den Boden geworfen.
„Hallo Marcus, hier ist Ben“, meldete sich Howell.
„Hallo Ben, was gibt es?“, fragte Pelfey.
„Ich habe arbeit für dich. Eine Leiche. Vergiftet.“
„Du scheinst das Verbrechen geradezu anzuziehen. Wo bist du?“
„In Kopenhagen.“
„Was machst du da schon wieder? Wo genau?“
„Im Gebäude von CSC. Schick die Leute als Putzmänner getarnt hinein.“
„Bis heute Abend sind meine Männer da. Lasst alles so wie ihr es vorgefunden habt“, befahl Pelfey.
Howell erstarrte.
Um ihn herum standen Tobias, Jan und Schmidt.
„Scheiße! Warum ist keiner bei der Leiche“, fluchte Howell, der sich gerade wieder an den Vorfall im Windsor Great Park erinnert hatte.
Er ließ den Hörer fallen und rannte mit den anderen ins Büro. Es war leer. Higgins Leiche war weg.
Gruß LAF

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Beitrag: # 333747Beitrag Lance Armstrong Fan
26.2.2006 - 21:28

Sie standen erschrocken und geschockt da. Wie war das möglich? Howell und Schmidt machten sich Vorwürfe, weil niemand bei der Leiche geblieben war. Sie hatten es den Mördern viel zu einfach gemacht. Ein Fenster stand nun offen. Es war aufgebrochen worden.
„Gibt es hier einen Dachausgang?“, fragte Schmidt plötzlich.
„Ja, der wird aber nur von den Reinigungs- und Wartungsfirmen benutzt“, sagte Jan Ullrich.
„Ist da heute jemand oben?“, fragte Howell.
„Nein, heute nicht“, sagte Jan, nachdem er in den Unterlagen gesucht hatte.
„Führen sie uns aufs Dach“, sagte Howell. Sie wollten geraden gehen, da hielt Howell inne.
„Halt! Hat Higgins nicht gesagt er hätte eine heiße Spur und wolle die Unterlagen noch in den Tresor bringen?“
Sofort ging Jan zum Tresor und öffnete ihn. „Hier ist nichts. Nur teaminterne Sachen. Es scheint nichts zu fehlen.“
„Doch es fehlt etwas.“, sagte Schmidt. „Higgins Koffer.“
Es war zum Verrücktwerden. Ihre einzige Spur war ihnen geklaut worden. Howell hätte sich am liebsten selbst für seine Dummheit geohrfeigt.
„Nun gut, wir haben zwar gerade unsere einzige Spur verloren, aber wir müssen aufs Dach schauen.“
Tobias blieb mit Schmidt im Büro zurück, während Jan und Howell auf das Dach stiegen. Nachdem ihm Jan gezeigt hatte, auf welcher Seite sein Büro lag hatte Howell schnell gefunden, wonach er gesucht hatte. Mehrere Haken hatten kleine Kerben in die Metallumrandung des Daches gedrückt. Die Mörder waren also vom Dach gekommen. Nur wie hatten sie den Leichnam unbemerkt aufs Dach bringen können? Jan und Howell kehrten ins Büro zurück.
„Wir müssen unten anrufen und fragen wer das Gebäude in der letzten Stunde verlassen hat.“, sagte Howell.
„Habe ich schon gemacht. Eine Putzkolonne hat vor zwanzig Minuten das Gebäude verlassen. Sie hatten riesige Müllsäcke dabei, die sie mit einem kleinen Wagen nach draußen gefahren hatten.“
„Das war dann wohl Higgins“, sagte Howell verbittert.

Er sah sich noch einmal im Büro um. Nichts. Die Mörder waren äußerst geschickt vorgegangen. Alles war wie vorher. Selbst die Zeitung lag noch aufgeschlagen da.
„Warum steht eigentlich in der Zeitung, dass für Thomas Dekker Lösegeld gefordert wird?“
„Ablenkung, nehme ich an.“, antwortete Jan. „Niemand soll erfahren, dass die Entführer scharf auf ein Rezept sind.“
„Vermutlich. Die Übergabe von Thomas Dekker soll auch erst in zehn Tagen stattfinden. Ziemlich ungewöhnlich für eine Entführung.“
„Hoffentlich geht es ihm gut!“, flüsterte Jan.
„Das denke ich schon. Sonst können sie ihr Rezept vermutlich vergessen“, sagte Howell.
Sie gingen nach unten und gingen zu einem jungen Wachmann.
„Hallo, haben sie die Putzkolonne kontrolliert?“, fragte Howell.
„Ja, das habe ich.“
„Warum haben sie sie durchgelassen? Heute stand keine Reinigung oder Wartung an.“
„Das habe ich auch gesehen, doch sie haben mir einen Zettel gezeigt, dass sie heute das Dach reinigen sollten. Unterschrieben war er von Herrn Ullrich.“
Howell schaute Jan an. Dieser schüttelte den Kopf.
„Haben sie das Firmenlogo gesehen?“, fragte Howell.
„Ja es sah ziemlich komisch aus. Irgendein Gekrakel in blau und rot.“
„Etwa so?“, fragte Howell und zeigte ihm den Zettel.

Bild

Der Wachmann erstarrte. „So …so sah es aus“, stammelte er.
„Haben sie jemanden erkennen können?“, fragte Howell.
„Es waren viele Chinesen dabei. Der, der mir den Zettel gegeben hat, hatte einen Bart. Das Gesicht konnte ich nicht erkenne, da er eine Mütze tief ins Gesicht gezogen hatte.“
Howell ärgerte sich, dass die Entführer nun die wichtigen Informationen hatten, die Higgins herausgefunden hatte.
Der Wachmann war ziemlich aufgeregt, als sie sich von ihm verabschiedeten. Er wollte wissen, ob etwas passiert sei. Sie verneinten dies und verabschiedeten sich.
Er wollte sie noch aufhalten, als er merkte, dass er in der Aufregung etwas zu erzählen vergessen hatte. Doch nachdem nichts passiert war, traute er sich nicht mehr Jan Ullrich aufzuhalten um ihm zu erzählen, dass dem Putzmann der linke obere Schneidezahn gefehlt hatte.
Gruß LAF

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Beitrag: # 333775Beitrag BoKa
27.2.2006 - 7:45

Geile Geschichte ;D

Mach weiter so !

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Beitrag: # 333918Beitrag Lance Armstrong Fan
27.2.2006 - 21:59

Es war ernüchternd. Sie jagten einer Gruppe nach, von der sie bisher nur wussten, dass sie aus Chinesen bestand, dass sie Morde perfekt vertuschen konnten und mit aller Macht eine Formel suchten, von der niemand wusste, was sie genau besagte.
„Wie gehen wir weiter vor?“, fragte Jan.
„Wir beide werden zurück nach London fliegen und Admiral Miller Bericht erstatten“, antwortete Howell. „Dann werden wir versuchen etwas über ein Mutterunternehmen herauszufinden. Diese ganze Operation muss eine ganz schöne Stange Geld kosten.“
„Das Team und ich werden heute Abend noch nach Gent fliegen. Wir müssen beim Rennen Gent-Wevelgem teilnehmen. Es schmeckt mir zwar gar nicht, aber es ist unsere Pflicht als Top-Tour-Team. Wir haben noch nicht einmal Bodyguards dabei. “
„Ich bin mir sicher, dass es keine weiteren Entführungen geben wird. Das Risiko, dass es diesmal schief geht ist viel zu hoch. Die Entführer haben ihr Druckmittel. Außerdem ist Thomas Dekker trotz Bodyguards entführt worden. Einhundertprozentige Sicherheit wird es nie geben“, versuchte Howell ihn zu beruhigen.
Sie verabschiedeten sich und Jan machte sich auf den Weg nach Hause, um noch schnell ein paar Sachen zu packen und dann zusammen mit den Fahrern nach Gent zu fliegen.
Am Flughafen warteten bereits Mattie Breschel, Gil Leopardi, Matt Christie, Keld Ryttov, Wojzeck Kos und Kristian van de Sompel.
Noch bevor Jan sein Gepäck aufgeben konnte, löcherten ihn seine Fahrer mit Fragen.
„Weißt du etwas Neues von den Entführern? Weißt du wie es Thomas geht?“
Jan unterbrach sie und antwortete: „Ich weiß leider nichts von Thomas, doch haben wir die Hilfe von zwei Leuten der ECEA bekommen. Leider muss ich euch auch mitteilen, dass Higgens, der Privatdetektiv, heute Mittag ermordet wurde.“
Er erzählte von Schmidt und Howell und dem Mord an Higgens. Von den Informationen, die die beiden Jan gegeben hatten.
Jan konnte spüren, wie die Verunsicherung bei allen Fahrern wuchs, als sie von dem Mord ohne Leiche hörten. Jan hatte ebenfalls kein gutes Gefühl.
„Jungs, morgen versucht ihr euer Rennen zu machen. Howell hat vorhin noch zu mir gesagt, dass eine zweite Entführung sehr unwahrscheinlich ist. Es ist egal, wie ihr abschneidet. Wir befinden uns in einer sehr schwierigen und angespannten Situation. Da tritt der Radsport erst einmal in den Hintergrund.“
Ob sie Thomas wohl je wieder sehen werden?
Gruß LAF

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Beitrag: # 334109Beitrag Lance Armstrong Fan
28.2.2006 - 17:58

6.4.2016 12:35 Uhr Gent/Belgien Gent-Wevelgem

Das heutige Rennen führte über 207 flache Kilometer, auf denen die Fahrer nur vier kleine Hügel und sechs Kopfsteinpflasterstücke überwinden mussten.
Kurz nach dem Start griffen drei Fahrer an, die das Rennen auch bis zur Hälfte anführen sollten. Zu mehr sollte es aber nicht reichen.
Am zweiten Kopfsteinpflaster sah Jan aus seinem Teamfahrzeug, dass sich ein Massensturz ereignet hatte.

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„Kris, bist du Ok?“, fragte er per Funk Kristian van de Sompel.
„Ja ich bin Ok. Keiner ist gestürzt?“
„Was? Keiner?“ Jan war verwirrt.
„Keiner aus unserem Team ist gestürzt. Alle sind vorne.“
Das war die beste Position die sich das Team wünschen konnte.
„Keld und Wojcek ihr macht sofort Tempo, wir versuchen möglichst wenige Fahrer nach vorne aufschließen zu lassen“, befahl Jan.
Beide erhöhten sofort das Tempo und so war es nicht verwunderlich, dass die drei Ausreißer bereits 80 km vor dem Ziel wieder eingeholt waren. Die drei wurden sofort durchgereicht.

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Auf dem darauf folgenden Kopfsteinpflasterabschnitt konnten einige Fahrer wieder aufschließen, unter anderem Dome, Descombes, Nuyens, Lagerak und Bontemps. Auf dem drittletzten Abschnitt konnten sich dann Lagerak von Cofidis und Lefévre von AG2R lösen.

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Sofort wurde das Tempo in der Verfolgergruppe wieder erhöht. Die Gruppe harmonierte gut.

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Doch der Vorsprung der beiden Ausreißer schmolz nur langsam. Jan war sich nicht sicher, ob die beiden noch eingeholt werden konnten. Vor allem Lagerak war auf Pflastersteinen sehr stark und konnte in der Ebene mächtig Gas geben. Doch seine Jungs holten das letzte aus ihren Körpern heraus und konnten Lagerak 15 km vor dem Ziel einholen.

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Die Spitzengruppe bestand nun aus 12 Fahrern. Von CSC waren noch Mattie, Kris, Matt und Gil dabei. Sie hatten alle taktischen Möglichkeiten. Jan rechnete eigentlich mit einem Sprintfinale, doch es sollte anders kommen. 6 km vor dem Ziel ging der Altmeister Nick Nuyens aus dem Sattel und griff an.

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Sofort ging Dome ebenfalls aus dem Sattel und folgte ihm. Ohne dass Jan etwas sagen musste schossen Matti und Kris hinterher. Doch entscheidend konnten sie sich nicht lösen, sodass es dicht geschlossen auf die Zielgerade ging. Dome hatte einen kleinen Vorsprung doch Kris konnte diesen schnell zusprinten und zog gleich aus dem Windschatten an Dome vorbei. Matti war dagegen nicht so stark. Er kam nicht mehr an Dome heran. Doch Kris konnte sein Tempo halten und seinen zweiten Kopfsteinpflastersieg erringen. Matti als dritter, Matt als 10. und Gill als 11. rundeten das gute Mannschaftsergebnis ab.

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Doch die Freude hielt sich in Grenzen. Während des Rennens hatte Jan die schlimmen Ereignisse der letzten Tage verdrängt, doch jetzt kamen sie jedem wieder in den Sinn. Als er zu Kris ging umarmte ihn dieser und sagte unter Tränen:
„Dieser Sieg ist für Thomas. Ich hoffe, dass wir ihn wieder sehen.“
Nun konnte er sich nicht mehr zurückhalten. Er begann bitterlich zu weinen. Erst jetzt bemerkt Jan wie nahe ihm selbst das Ganze ging. Er würde es sich nie verzeihen, wenn Thomas etwas zustoßen würde.
Matti kam zu Kris und versuchte ihn zu trösten. Er hatte ebenfalls Tränen in den Augen. Nach der Siegerehrung machten sie sich schnellstens auf den Weg nach Kopenhagen, um zu erfahren, ob es etwas Neues gab. Jan hatte das ungute Gefühl, dass ihn schon wieder schlechte Nachrichten erwarteten.

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Gruß LAF

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Lifetec
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Beitrag: # 334115Beitrag Lifetec
28.2.2006 - 19:03

Unglaublich genial geschrieben...unbeschreiblich.

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arkon
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Beitrag: # 334146Beitrag arkon
28.2.2006 - 21:49

"bitterlich zu weinen" -> "Und weinete bitterlich" ;) petrus van de sompel... nisch schlecht
wer keine ahnung hat - einfach mal die fresse halten

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Beitrag: # 334379Beitrag Lance Armstrong Fan
1.3.2006 - 22:24

6.4.2016 17:24 Uhr London/England

„Also sie haben keine Ahnung, wer hinter dem Ganzen steckt?“, fragte Admiral Miller.
Howell und Schmidt schüttelten den Kopf.
Sie wurden vom Klingeln von Howells Handy unterbrochen. Er holte es aus seiner Tasche und stellte fest, dass es nicht klingelte. Dann fiel ihm wieder ein, dass er Higgins Handy in Jans Büro gefunden hatte. Er nahm es aus seiner Tasche und drückte auf den Knopf.
„Hallo“, meldete er sich,
„Higgins! Hilfe! Hilfe! Da kommen welche! Was? Nein!“ Die Verbindung brach ab.
Der Admiral und Schmidt sahen sich fragend an. Howell hatte einen Gesichtsausdruck, als hätte er gerade einen dreiköpfigen Affen gesehen.
„Was ist los?“, fragte der Admiral.
Ohne ein Wort zu sagen stürmte Howell aus Millers Büro und in den Aufzug. Er versuchte mehrere Male den Anrufer zurückzurufen, aber es ging immer nur die Mailbox ran. Offenbar war das Handy ausgeschaltet worden.
Der Admiral zuckte mit den Achseln und ging Howell hinterher. Schmidt folgte ihm.
Als sie zum Aufzug kamen, sahen sie, dass Howell zu Jason Holmes fuhr. Sie warteten bis der Aufzug wieder kam und fuhren ebenfalls zu Holmes.

„Eckert, Robert Eckert heißt der Besitzer des Handys. Er wohnt in Deutschland. In Flensburg“, las Holmes vom Bildschirm ab.
Howell stürmte zum Telefon. Er wählte hastig eine Nummer. Es war wieder Marcus Pelfeys Nummer.
„Marcus, schick schnell ein paar Leute in die Matthias-Claudius-Straße 11. Ich glaube, da wurde gerade jemand ermordet.“
„Willst du das nicht der deutschen Polizei überlassen?“, fragte Pelfey.
„Wo sind deine nahesten Leute?“, fragte Howell.
„In Hamburg“, antwortete Pelfey.
„Schick sie mit einem Helikopter hin! Wir kommen so schnell es geht nach.“

„Was ist los?“, fragte der Admiral.
„Erkläre ich ihnen auf dem Weg zum Flughafen“, sagte Howell und eilte wieder zum Aufzug.
Als sie im Auto saßen begann Howell endlich zu erzählen: „Der Anruf kam von einem Mann der Higgins um Hilfe angefleht hat. Irgendjemand ist gekommen, hat er zumindest gesagt. Ich habe schnell Higgins Ruflisten durchgesehen. Mit diesem Mann hatte er in den letzten Tagen regen Telefonkontakt. Ich glaube, er ist die heiße Spur von der Higgins uns kurz vor seinem Tod erzählt hat. Er ist freier Redakteur. Und jetzt raten sie einmal, was sein Fachgebiet ist.“ Ohne auf eine Antwort zu warten murmelte Howell: „Richtig. Radsport.“

Knapp zwei Stunden später standen Howell und Schmidt vor dem Reihenhaus in Flensburg. Davor stand eine weinende Frau, die von einem schwarzgekleideten Mann getröstet wurde.
„Sind sie Howell und Schmidt?“, wollte ein anderer Mann wissen.
Sie nickten.
„Robert Eckert ist nicht da, obwohl er das eigentlich sein sollte. Vermutlich wurde er entführt.“
„Nein, er wurde ermordet“, sagte Howell.
Dem Mann lief ein kalter Schauer über den Rücken. Er war es gewohnt von Morden zu hören, aber nicht die Tatsache an sich lies ihn frösteln sondern die vollkommene Härte und Gewissheit in Howells Stimme.
Gruß LAF

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Uflacker
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Beitrag: # 334562Beitrag Uflacker
2.3.2006 - 19:44

Auch hier will ich ein grosses Lob loswerden. Hier macht Lesen richtig Spass.
mfg
Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren.
http://www.freie-fahrt-fuer-ulle.de

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Beitrag: # 334592Beitrag Lance Armstrong Fan
2.3.2006 - 23:07

„Können wir uns umsehen?“, fragte Howell.
„Sicher. Wir konnten nichts finden. Die Entführer haben alles im eillosen Chaos hinterlassen. Wir haben versucht nichts zu verändern“, sagte der Mann.
Sie wollten gerade hineingehen, als die Frau auf sie zukam.
„Hallo? Was wissen sie von meinem Mann?“
„Frau Eckert, nehme ich an?“
„Ja, ich bin die Frau von Robert. Sie haben mit ihm gesprochen?“
„Wollen wir hineingehen und uns setzen?“
Sie nickte.
Sie setzten sich in das kleine, aber dennoch wunderschön eingerichtete Wohnzimmer.
„Darf ich ihnen etwas anbieten?“, fragte sie. Obwohl sie gerade vom wahrscheinlichen Tod ihres Mannes erfahren hatte, behandelte sie Howell und Schmidt wie Gäste, die zu Abend aßen.
Beide schüttelten den Kopf.
„Woher wissen sie, dass mein Mann entführt wurde?“, fragte sie unter Tränen.
„Ihr Mann hat mich vor etwa zwei Stunden angerufen.“, antwortete Howell.
„Woher kennt er sie? Hat er irgendetwas mit der ECEA zu tun?“
„Nein, aber vielleicht kennen sie einen Herrn Higgins. Mit ihm hat er in den letzten Tagen sehr oft telefoniert.“
„Higgins? Kann sein, dass er mir von ihm erzählt hat.“
„Frau Eckert, hat sich ihr Mann in letzter Zeit verändert?“, fragte Howell.
„Ja schon. Also er hat immer gesagt, dass er an einer ganz großen Sache dran wäre. Wenn das herauskommt, dann verändert sich die gesamte Sportgeschichte. Ich habe ihm natürlich nicht geglaubt. Ich habe gedacht, dass es irgendeine kleine Geschichte eines lokalen Sportverein gewesen ist. Warum sind sie sich nun sicher, dass Robert entführt wurde?“
„Herr Harvey Higgins wurde gestern ermordet. Es ist ein weiterer Mord in einer ganzen Reihe. Es sieht so aus, dass ihr Mann jemandem zu nahe getreten ist. Ich muss ihnen nun leider eine sehr traurige Nachricht mitteilen. Wenn es tatsächlich, diejenigen waren, die Higgins ermordet haben, dann ist ihr Mann auch tot.“
„Und waren es die?“, fragte die Frau.
„Alles deutet darauf hin, dass sie es waren. Man soll die Hoffnung nie aufgeben, aber, so Leid es mir tut, ihr Mann weilt leider nicht mehr unter den Lebenden.“
Die Frau hatte sich nun recht gut unter Kontrolle.
„Was hat er herausgefunden? Von wem wurde er ermordet? Warum wurde dieser Higgins ermordet?“
„So sehr sie ein Recht darauf haben, dies zu erfahren, muss ich sie dennoch enttäuschen. Sie dürfen zu ihrem eigenen Schutz nichts erfahren. Sie werden vermutlich umziehen müssen. Alles Weitere klären sie mit den Männern draußen.“
Die Frau nickte nur stumm. Sie hatte also keine Einsicht in die Arbeit ihres Mannes gehabt und konnte kein Licht in das Dunkel bringen.
„Dürften wir sie bitten uns in das Arbeitszimmer ihres Mannes zu begleiten?“, fragte Howell.
Frau Eckert zeigte ihnen den Weg. Das Arbeitszimmer war komplett auf den Kopf gestellt worden. Alles lag wild durcheinander.
„Können sie feststellen ob etwas fehlt?“ fragte Schmidt.
„E sieht nicht so aus“, sagte sie während sie durch das Zimmer ging. Plötzlich blieb sie stehen und machte abrupt kehrt. Sie ging zu einem Schrank und öffnete ihn.
„Doch. Der Tresor ist leer!“
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Kim Kirchen
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Beitrag: # 334665Beitrag Kim Kirchen
3.3.2006 - 15:40

Ja hallo erst mal!

MEHR MEHR GEIL WEITER!

Ne also im Ernst mal. Bisher waren mir die AARs "In den Katakomben der 1.Division" und "Wunder gibt es immer wieder..." heilig. Sozusagen mein AAR - Olymp :D. Ein paar Schreiber wie Hoffi, arkon oder Rot z.B. kamen auf den Stand selig. Also siehs du mal wie schwer meine Hall of Fame zu erreichen ist ;). Aber was soll das Ganze? Ja, willkommen im heiligen Bereich meiner AAR-Schreiber!!!

Die Hintergrundgeschichten von Bamba und Lancelot waren schon recht geil. Aber deine ist besser. Du schreibst wirklich schnell und die Ideen sind einfach klasse. Ich hab mir alle Seiten rausdrucken lassen und alles durchgelesen. So hat mich noch keine Geschichte gefesselt, und wie du die beiden Strängen miteinander verbunden hast - genial. Howell und Schmit sind wirklich klasse Personen, die gefallen mir richtig. Jan könntest du vielleicht ein wenig mehr Eigenheit wie ganz am Anfang dieses AARs zukommen lassen...

Aber vor allem will ich wissen, welchen Dreck die Chinesen da am Stecken haben!

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Beitrag: # 334769Beitrag Lance Armstrong Fan
4.3.2006 - 12:16

Ach Leute, ihr macht mich so glücklich... :D Das ich jemals in den Olymp von Kim Kirchen komme, das hätte ich mir nie träumen lassen.
Vielen, vielen Dank für all das Lob und eure Stimmen. Aber bevor ich hier, wie bei der Oscar-Verleihung, in Tränen ausbreche, geht's doch lieber weiter.
-------------------------------------------------------
7.4.2016 8:17 Uhr Kopenhagen/Dänemark

Howell und Schmidt erzählten Jan von dem Verschwinden des Reporters, der anscheinend ihre heiße Spur gewesen wäre.
„Die scheinen uns immer einen Schritt voraus zu sein“, sagte Jan.
„Ja leider“, antwortete Schmidt.
Sie wurden vom Klingeln des Telefons unterbrochen.
„Jan Ullrich“, meldete sich Jan.
„Guten Tag, mein Name ist Doktor Mayer.“
„Guten Tag, was kann ich für sie tun?“
„Wir haben gerade eben einen Patienten in unser Krankenhaus eingeliefert bekommen. Er hat mich gebeten sie sofort anzurufen.“
Jan ärgerte sich, dass ihm die Teamärzte nicht bescheid gegeben hatten, dass sich ein Fahrer verletzt hatte.
„Ja?“, sagte Jan ungeduldig.
„Es handelt sich um einen gewissen Thomas Dekker.“
„Was? Thomas? Sind sie sicher?“
„Er ist zwar ziemlich unterkühlt und hat einige Schrammen, aber es handelt sich eindeutig um den Radprofi Thomas Dekker, der bei der Flandernrundfahrt entführt wurde“, sagte der Arzt.
„In welchem Krankenhaus befindet er sich?“, wollte Jan wissen.
„In Kopenhagen.“
„Ich werde sofort kommen“, sagte Jan und verabschiedete sich.

Schnell fuhr er zusammen mit Howell und Schmidt ins Krankenhaus. In der Notaufnahme erwartete ihn schon Doktor Mayer.
„Herr Ullrich, dürfte ich mich kurz mit ihnen unterhalten?“
„Natürlich. Dürfen meine zwei Assistenten mitkommen?“
Der Doktor willigte ein.
Sie gingen in das Arztzimmer. Zum Glück sperrte Doktor Mayer die Tür nicht ab.
„Herr Dekker wurde von Spaziergängern entdeckt. Ihr Hund hatte sie auf den Mann aufmerksam gemacht. Als sie bemerkten, dass er noch am Leben war, riefen sie sofort beim Notarzt an. Thomas Dekker wurde daraufhin zu uns ins Krankenhaus gebracht. Er erwachte recht bald aus seiner Ohnmacht. Er hat eine starke Unterkühlung, die daraus resultiert, dass er nur seine zerrissene Rennkleidung vom Team CSC anhatte.“
„Wie geht es ihm jetzt?“
„Den Umständen entsprechend, wie man so sagt. Er wird noch ein paar Tage zur Kontrolle bei uns bleiben. Er wird keine bleibenden körperlichen Schäden davontragen.“
Jan war erleichtert. Doch seine Stimmung schwankte, als der Arzt ein ernstes Gesicht machte.
„Eines macht uns jedoch große Sorgen, Herr Ullrich“, sagte der Arzt. „Thomas Dekker kann sich an überhaupt nichts mehr erinnern. Das kann entweder von einer starken Psychose ausgelöst worden sein oder er will darüber nichts sagen und behauptet, dass er nichts mehr wisse.“
„Kann ich mit ihm sprechen?“, fragte Jan.
„Im Moment ist die Polizei bei ihm, aber danach können sie.“
„Was haben sie bereits untersucht und was werden sie noch untersuchen?“, fragte Jan.
„Wir haben ihm schon Blut abgenommen und werden ein großes Blutbild erstellen. Das müsste heute Nachmittag aus dem Labor da sein. Außerdem bekommt er Aufbaupräparate, damit er möglichst schnell wieder zu Kräften kommt.“
Sie wurden unterbrochen, als es an die Tür klopfte.
„Herein“, rief der Arzt.
Ein Mann trat ein. Er stellte sich als Polizist vor.
„Mein Kollege und ich würden gerne am Nachmittag wiederkommen. Die Schwester hielt es für besser, wenn Herr Dekker nun etwas ruhe bekäme.“
„Ja, dann kommen sie besser am Nachmittag wieder.“
Während die Polizisten gingen, gingen Jan und der Arzt zu Thomas’ Zimmer. Eine Schwester sagte jedoch zu ihnen: „Herr Dekker schläft. Bitte stören sie ihn nicht. Er ist ziemlich fertig.“
Jan durfte jedoch schnell einen Blick in das Zimmer werfen. Vorsichtig öffnete er die Tür und trat leise ein.
Da lag Thomas. Etliche Schläuche führten von seinen Armen zu verschiedenen Ampullen. Das grüne Licht des EKGs ließ Thomas’ Gesicht noch eingefallener aussehen, als es schon war. Völlig verloren schien er in dem weißen Bett. Jan lief eine einzelne Träne über die Wange. Er war zwar unendlich froh, dass Thomas am Leben war. Doch wie hatte er die Entführung mental verkraftet?
Gruß LAF

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Beitrag: # 334770Beitrag Barnetta
4.3.2006 - 12:31

Ich verneige mich weiterhin.

Es ist verrückt ... Thomas Dekker ist wieder da, aber trotzdem steigt die Spannung irgendwie trotzdem weiter. (ich spüre einen Hinterhalt)
Die Spannung steigt hier sowieso seit dem 1.Tag, der Höhepunkt wird da sicherlich erst mit dem Ende des AAR´s erreicht, das aber noch viele Jahre warten kann.
Mache weiter so und du wirst dieses Jahr durchweg den Titel zum AAR des Monats erhalten trotz großartiger Konkurrenz von Rot, Arkon und Udo.

Einfach Großartig!

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Beitrag: # 335012Beitrag Lance Armstrong Fan
6.3.2006 - 13:26

7.4.2016 14:28 Uhr Kopenhagen/Dänemark

Auf dem Weg zum Krankenhaus, hoffte Jan, dass Thomas wach wäre und er mit ihm reden könne.
Er betrat zusammen mit Howell und Schmidt das Krankenhaus und sah sich nach dem Doktor um. Er wollte sich noch einmal nach dem Zustand von Thomas erkundigen.
Nachdem sie ihn im Arztzimmer nicht gefunden hatte, beschlossen sie zu warten. Sie hatten zehn Minuten gewartet, ehe sie beschlossen, gleich zu Thomas zu gehen. Gerade wollten sie ins Zimmer treten, als der Doktor nach Jan rief: „Herr Ullrich, haben sie eine Minute Zeit?“
„Ja, ich wollte sowieso mit ihnen sprechen.“
Sie gingen ins Arztzimmer.
„Gute Nachrichten, Herr Ullrich. Thomas weiß tatsächlich nichts.“
„Woher wissen sie das?“
„Ihm wurde ein verbotenes Schlafmittel gegeben“, erklärte der Arzt.
„Verboten?“ Jan war geschockt.
„Ja, das Mittel wurde verboten, weil es das Kurzzeitgedächtnis löscht. Die ersten Tests haben das nicht herausgefunden und deshalb wurde das Mittel als Schlafmittel verkauft. Die ersten Leute haben das Mittel gekauft und verloren ihr Kurzzeitgedächtnis. Dabei hat man herausgefunden, dass je höher die Dosis ist, desto länger wird das Gedächtnis gelöscht. Das Mittel ist ziemlich gut dosierbar, weshalb die Entführer es vermutlich eingesetzt haben.“
Sie gingen zusammen in Thomas’ Zimmer. Die beiden Polizisten saßen auf Stühlen und der eine fragte gerade: „Und sie können sich wirklich an nichts mehr erinnern?“
„Ja so ist es“, bestätigte der Arzt. „Herr Dekker wird ihnen nichts nützen. Er hat das Schlafmittel ‚Somnus Extra’ bekommen, welches die unangenehme Nebenwirkung besitzt, dass es das Kurzzeitgedächtnis löscht. Darum wurde es auch verboten.“
Die Polizisten verabschiedeten sich und endlich kam Jan zu Thomas.
„Du glaubst nicht, wie froh ich bin dich hier zu sehen“, sagte Jan und umarmte Thomas.
„Ich auch, Jan. Ich auch“, sagte Thomas.
„Herr Doktor, hat dieses Schlafmittel irgendwelche Nebenwirkungen?“, fragte Thomas.
„Außer, dass sie müde sind und ihr Kurzzeitgedächtnis verlieren, keine“, sagte der Arzt.
„Thomas, an was kannst du dich erinnern?“, wollte Jan wissen.
„Ich kann mich erinnern, dass wir nach Belgien geflogen sind. Dann wird es ziemlich dunkel.“ Er überlegte einen Moment. „Nein, ich weiß nichts mehr. Dann kann ich mich bloß wieder erinnern, dass ich hier im Krankenhaus aufgewacht bin.“
„Na gut, Thomas“, sagte Jan und war etwas enttäuscht, dass Thomas ihnen keine neuen Informationen geben konnte.
„Jan stimmt es, dass ich entführt wurde?“, fragte Thomas.
„Ja, das stimmt.“
„Welcher Tag ist heute?“, fragte Thomas.
„Heute ist der siebte. Du hast also vier Tage …“, Jan suchte nach den richtigen Worten. „Nicht mitbekommen.“
„Dürfte ich sie alleine lassen?“, fragte der Doktor.
„Selbstverständlich“, antwortete Jan.
„Warum wurde ich entführt? Was ist passiert? Wer sind die beiden da?“, fragte Thomas und deutete auf Howell und Schmidt.
„Thomas, ich muss etwas weiter ausholen. Kannst du dich an die Lebensmittelvergiftung von Jannie erinnern?“
Thomas nickte.
„Das war keine normale Lebensmittelvergiftung…“
Jan erzählte ihm die ganze Geschichte. Dann waren Howell und Schmidt an der Reihe. Am Ende saß Thomas fassungslos im Bett.
Gruß LAF

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