Eine schwierige Entscheidung

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

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Beitrag: # 337954Beitrag Lance Armstrong Fan
23.3.2006 - 20:43

Schule war in letzter Zeit echt stressig, aber ich werde ab sofort wieder häufiger schreiben. Danke für euer positives Feedback und viel Spaß beim Lesen.
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Auf dem Frachter hatte Eric Steenberg und seine Besatzung jede Hoffnung auf Rettung aufgegeben. Wahrscheinlich würde keiner von ihnen überleben. Sie hatten noch verzweifelt versucht ihre wertvolle Fracht zu retten, aber außer zwei Männern, die im Feuer ihr Leben ließen hatten sie nichts erreicht. Hätte Steenberg seine Pistole bei sich gehabt, hätte er sich vermutlich erschossen.
„Es ist schon gut, dass wir alle sterben werden. So muss wenigstens keiner von uns diese tragische Nachricht überbringen“, dachte er sich. Ihm war immer und immer wieder eingeschärft worden, wie wichtig dieser Auftrag war und das unter keinen Umständen irgendetwas schief gehen konnte. Obwohl er mehrmals mit dem Gedanken spielte, sich einfach in die Feuerhölle zu werfen, schaffte er es dennoch nicht seinen Plan zu realisieren. Er würde lieber ins Mittelmeer springen und an Durst und Erschöpfung sterben, als am lebendigen Leibe zu verbrennen. Zusammengedrängt am Heck starrten sie auf das immer größer werdende Loch mittschiffs aus rotglühendem, verbogenen Stahl und verkohltem Holz. So langsam schwappte Wasser ins innere des Schiffes. Doch auch diese Wassermassen vermochten das Feuer nicht zu löschen. Immer mehr Wasser drang nun in den Rumpf. Langsam hob sich der Bug in die Höhe, weil das Wasser ins Heck lief. Als sich ein Mitglied der Mannschaft vom Feuer umdrehte, entdeckte es das herannahende Forschungsschiff. Hoffnung flammte in den Mitgliedern der Besatzung auf. Doch diese schlug in lähmendes Entsetzen um, als Metall ohrenbetäubend laut kreischte und der Bug platschend aufs Wasser zurückfiel. Wie durch ein Wunder brach das Schiff nicht entzwei.
Nun war der Bug wieder im Wasser. Doch nun drang noch mehr Wasser in den Rumpf. Dies wiederum ließ das Schiff mit dem Heck voran sinken, sodass sich der Bug wieder hob. Panik brach unter der Mannschaft aus. Einige sprangen einfach über Bord. Obwohl das Schiff schon ziemlich tief im Wasser lag, brachen sich doch viele beim Aufprall auf dem Wasser das Genick oder mehrere Wirbel. Nach kurzer Zeit trieben einige Leichen im Wasser.
Kapitän Baldwin wollte die First Explorer am Heck des Frachters vertäuen, damit sich die Besatzung an Seilen herüberhangeln konnte. Das größte Problem was jedoch, dass das Heck des Frachters nun schon in einem 25° Winkel ins Wasser tauschte. Falls nun die First Explorer von einer Welle erfasst wurde, konnte sie womöglich bei einem starken Zusammenprall die Schiffswand des Frachters mit ihrer Bordkante durchschlagen und so dessen Schicksal und das seiner Besatzung besiegeln. Ebenfalls bestand die Möglich, dass sich die Schiffe verkeilen konnten. Dies würde für beide den sicheren Untergang bedeuten. Per Megaphon erklärte Howell Steenberg ihren Plan. Obwohl es Steenberg für zu gefährlich hielt, das Forschungsschiff an einem sinkenden Frachter festzumachen war es dennoch ihre einzige Chance. Er bewunderte den Mut und die Selbstlosigkeit der Forscher.
Doch Kapitän hatte noch ein weiteres großes Problem. Dadurch, dass auch das Ruderhaus Feuer gefangen hatte, trieb das Schiff mit der Breitseite zur Brandung. Deshalb tanzte es bei jeder Welle wild auf und ab. Es würde also äußerst schwer werden gefahrlos nahe genug an den sinkenden Frachter heranzukommen. Baldwin drehte die First Explorer lotrecht zu den Wellen und nun tanzte wenigstens auch sein Schiff so. Immer wenn das Schiff durch ein Wellental getragen wurde, gab er ein klein wenig Gas. Die Schrauben hatte er ebenfalls lotrecht zum Schiff gedreht. So krochen die beiden Schiffe immer näher aufeinander zu. Kurz bevor Der Bug der First Explorer das Heck des Frachter erreicht hatte, erwischte sie eine große Welle. Im Wellental wurde sie stärker zum Frachter hingezogen und schlug heftig in dessen Bordwand ein. Die Schiffe verkeilten sich. Auf Deck der First Explorer purzelte alles wild durcheinander. Dennoch hatten alle Besatzungsmitglieder Glück. Niemand verletzte sich ernsthaft.
Howell rappelte sich erschrocken wieder auf. Wie erstarrt beobachtete er die Stelle, an der sich beide Schiffe ineinander verkeilt hatten. Metall kreischte, doch nichts tat sich. Die Schiffe steckten wie fest geschweißt ineinander. Plötzlich hörte das Kreischen des Metalls auf. Gespenstische Stille lag über den Schiffen. Einige Männer an Bord des Frachters sprachen Gebete. Langsam, unendlich langsam, wurde die First Explorer mit in die Tiefe gezogen.
Gruß LAF

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Beitrag: # 338514Beitrag Lance Armstrong Fan
26.3.2006 - 18:39

Nachdem alle wie erstarrt auf den verkeilten Schiffen dastanden, sprangen nun immer mehr Leute vom Frachter über Bord. Verzweifelt versuchten sie vom Schiff wegzukommen. Sofort wurden auf der First Explorer alle Rettungsmaßnahmen ergriffen, um so viele Menschen wie möglich zu retten. Der Maschinenraum wurde evakuiert und die schrille Alarmglocke ertönte. Die Rettungsboote wurden zu Wasser gelassen und versuchten so viele Menschen wie möglich aus dem Wasser zu retten. Jedes hatte zwei Strickleitern dabei, damit die Menschen, die noch an Bord des Frachters waren, auch vom Schiff herunter kamen. Howell, Schmidt und Kapitän Baldwin waren sofort ins Steuerhaus gerannt und versuchten einen Plan zu entwickeln, wie sie die First Explorer wieder frei bekommen konnten.
„Versuchen sie mit voller Kraft nach hinten zu setzen. Vielleicht können wir uns dann lösen“, riet Schmidt.
„Warten sie aber noch bis „Chucky“ hochkommt und vom Schaden berichtet hat“, wandte Howell ein. Matthew „Chucky“ Stevens war der Chefmaschinist und zugleich der beste Mechaniker an Bord. Endlich kam er ins Steuerhaus gestürmt.
„Der Frachter steckt wie ein Korken in uns. Obwohl er nicht allzu weit in uns steckt kommen wir aus eigener Kraft vermutlich nicht weg“, sagte er.
„Wie groß ist das Leck?“, wollte Howell wissen.
„Falls wir freikommen müssten unsere Pumpen mit dem Wasser fertig werden, wenn wir ein paar kleine Reparationen vornehmen“, antwortete Stevens.
„Gibt es eine andere Möglichkeit?“, fragte Schmidt.
„Eigentlich nicht“, sagte Stevens niedergeschlagen.
„Versuchen wir’s“, sagte Baldwin, drehte die Schiffsschrauben und gab Vollgas. Beide Schiffe erzitterten. Nervös gingen Howell, Schmidt und Stevens nach draußen. Bewegte sich die First Explorer? Ja, sie bewegte sich! Oder spielten ihnen ihre angespannten Nerven nur einen Streich. Nein, sie bewegte sich nicht.
„Wie sieht es auch?“, brüllte Baldwin.
„Nichts“, schrie Howell zurück.
„Soll ich aufhören?“, schrie wiederum Baldwin.
„Nein, versuchen sie es weiter Kapitän. Das ist unsere einzige Chance!“
Die Rettungsboote hatten den Frachter erreicht und warfen ihre Strickleitern nach oben. Sofort begannen die Männer an ihnen herunterzuklettern und bestiegen die Rettungsboote.
Howell sah die Katastrophe als erster. Er stöhnte auf. Schmidt, der neben ihm stand, schaute ihn erstaunt an und fragte, was los sei. Howell antwortete nicht, sondern starrte nur paralysiert auf das Schiff. Schmidt folgte seinem Blick und sah es nun auch. Die Aufbauten gaben allmählich nach. Zuerst ganz langsam, wie in Zeitlupe, dann immer schneller fallend, brachen die Aufbauten der Backbordseite. Sie stürzten mit brachialer Gewalt ins Wasser. Obwohl sie den Männern in den Rettungsbooten noch zugerufen hatten, dass sie verschwinden sollten, gab es kein Entrinnen für sie. Die tonnenschweren glühenden Metallteile begruben sie. Geschockt stand die gesamte Besatzung der First Explorer an Bord. Sie hatten gerade vier treue Kameraden verloren. Das Meer zischte und schäumte, als die glühend heißen Trümmer vom Wasser abgekühlt wurden. Mächtige Wellen trafen den Rumpf der beiden Schiffe. Wieder wurde die Besatzung umher geworfen. Glücklicherweise wurde niemand ernsthaft verletzt oder von Bord gespült. Howell war mit dem Kopf an die Reling geknallt und wurde bewusstlos. Schmidt brach sich zwei Rippen, als er gegen das Steuerhaus gespült wurde. Alle Rettungsboote im Wasser kenterten. Auf dem Frachter fiel Eric Steenberg über Bord. Unglücklich schlug er mit der Seite auf der Wasseroberfläche auf und brach sich das Becken und den Ellenbogen. An Schwimmen war nicht mehr zu denken. Er versuchte sich verzweifelt mit einem Arm und einem Bein über Wasser zu halten. Sein zweiter Arm und sein zweites Bein hingen nur noch nutzlos und bewegungsunfähig an seinem Körper.
Gruß LAF

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Beitrag: # 339056Beitrag Lance Armstrong Fan
29.3.2006 - 11:21

Nachdem ich nun immer seltener schreibe, sollt ihr auch einen Grund und meinen Plan für die kommenden Wochen erfahren. Ich habe im Moment so viel mit der Schule zu tun, dass ich einfach keine Zeit habe meine Gedanken auszuformolieren. Außerdem muss ich mir für die Facharbeit ein Computerprogramm aneignen. Bis zu den Osterferien, hoffe ich noch den einen oder anderen Beitrag schreiben zu können. In der ersten Woche (8.-13.4.) bin ich im Trainingslager. Das heißt für mich viel Training, aber noch mehr Zeit. Nachdem ich mir keine Schulsachen mitnehme, hoffe ich dort edlich wieder lange schreiben zu können. Ich versuche mir in den zwei Wochen Ferien ein möglichst großes Polster zu erarbeiten und dieses dann immer kontinuierlich abzubauen. Denn dann wird's in der Schule erst richtig hart. Sieben Klausuren in vier Wochen. Aber spätestens in den Pfingsferien werde ich hoffentlich wieder zum Schreiben kommen.
Gruß LAF

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Beitrag: # 347629Beitrag Lance Armstrong Fan
1.5.2006 - 19:22

Die Pause fiel länger aus, als geplant, doch jetzt geht es richtig los. Ich hoofe ihr bleibt mir alle gewogen und erinnert euch noch was alles passiert ist.
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Auf der First Explorer herrschte totales Chaos. Niemand konnte mehr von einer geordneten Rettungsaktion sprechen. Mühsam schlug Kapitän Baldwin die Augen auf. Nach den Schmerzen zu urteilen, die er in allen Teilen seines Körpers spürte, musste er noch am Leben sein. Der graue Vorhang vor seinen Augen verzog sich langsam und er konnte wieder klar sehen. Er lag auf dem Rücken in der hintersten Ecke des Steuerhauses. Sein Blick fiel auf das Steuer. Der Gashebel stand immer noch auf voller Kraft. Es dauerte eine Zeit, bis er es realisierte: Sie fuhren! Die First Explorer machte tatsächlich Fahrt.
Baldwin rappelte sich auf, um nach draußen zu sehen. Fast wäre er über Howell gestolpert, der bewusstlos vor der Tür des Steuerhauses lag. Er hatte eine große Beule am Kopf. Baldwin rüttelte ihn leicht an der Schulter. Zum Glück öffnete Howell daraufhin die Augen.
„Was ist los?“, fragte er.
„Die Wellen haben uns befreit“, antwortete Baldwin.
Er half Howell auf die Beine zu kommen und überblickte nun erstmals das volle Ausmaß der Katastrophe. Alle Rettungsboote waren gekentert oder an einem der beiden Rümpfe der Schiffe zerschellt. Sie hatten vermutlich weitere Kameraden verloren. Im Meer rings um die Schiffe herum, lag nun schon eine beachtliche Zahl an Leichen. Die meisten trieben in grotesken Stellungen, nachdem sie sich die Wirbelsäule gebrochen hatten und starrten mit glasigen Augen in die Unendlichkeit des Sternenbeleuchteten Nachthimmels oder auf den hunderte Meter entfernten Meeresgrund. Als Howell in die Augen der Toten sah, in denen sich die Verzweiflung und das Entsetzen dieser ganzen Katastrophe für immer eingebrannt hatte, überkam ihn eine ungeheure Wut und ein großer Hass. Hass auf sich selbst, dass sie versagt hatten. Doch er verwarf seine düsteren Gedanken sofort wieder. Jetzt galt es das Beste aus dieser wirklich schlechten Situation zu machen und so viele Verletze wie möglich zu retten.
„Kapitän, machen sie kehrt und lassen sie Leitern ins Wasser. Stephen und ich gehen runter und Verletzte an Seile fest, damit sie sie hochziehen können.“
„Nein, wir machen kehrt, aber sie wissen so gut wie ich, wie lange Menschen bei dieser Wassertemperatur im Wasser bleiben können, ohne zu unterkühlen.“
Während Kapitän Baldwin das Schiff drehte, um wieder näher an den verunglückten Frachter heranzukommen, schlüpften Howell und Schmidt in ihre Trockentauchanzüge. Die Wassertemperatur mochte zwar nur sechs Grad betragen, doch mit ihren Anzügen konnten sie ohne die Gefahr einer Unterkühlung zu bekommen im Wasser bleiben. Nachdem sie ihre Anzüge anhatten, zogen sie sich wieder ihre Kleidung über. Sie stiegen wieder nach oben. Auf dem Weg zum Steuerhaus kam ihnen „Chucky“ Stevens entgegen. Er machte ein grimmiges Gesicht.
„Was gibt’s?“, fragte Schmidt.
Er bedeutete ihnen mit ins Ruderhaus zu kommen.
„Kapitän, die Lage ist sehr kritisch. Wir können das entstandene Leck nicht reparieren. Solange wir ankern oder vorwärts fahren, dringt zu viel Wasser ein. Ich kann ihnen 15 Minuten geben, dann säuft der Kahn ab. Wenn wir dann nicht mit dem Heck voran fahren, damit der Druck nachlässt, haben wir keine Chance mehr.“
„Wir versuchen Alles. Geben sie ihr Bestes und halten diesen gottverdammten Kahn über Wasser. Wir können diese Menschen nicht im Stich lassen.“
Stevens nickte knapp und verschwand. Kapitän Baldwin trat mit Howell und Schmidt an die Reling. Dort waren bereits die ersten Leitern ins Wasser gelassen worden. Doch nur wenige Verletzte konnten an ihnen mühevoll hochklettern. Die meisten hielten sich nur hilflos daran fest und blockierten denen, die noch klettern konnten den Weg. Ein Mann der offenbar nicht allzu schwer verletzt war prügelte rücksichtslos auf einen Schwerverletzten ein, bis dieser bewusstlos die Leiter losließ und davon trieb.
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Beitrag: # 347842Beitrag Lance Armstrong Fan
2.5.2006 - 17:20

„Die bringen sich gegenseitig um“, kreischte eine Meeresbiologin neben ihnen. Sie konnten das Drama, das sich im Wasser abspielte nicht länger mit ansehen. Entschlossen stieg zuerst Howell aus seinen Klamotten, kletterte eine der Leitern hinab und ließ sich aus etwa fünf Metern Höhe ins Wasser fallen. Baldwin versuchte ihn zwar noch aufzuhalten, gab jedoch bald auf, da es erstens wirklich keine andere Möglichkeit gab die Verletzten zu retten und zweitens bei Howells Dickkopf sowieso Hopfen und Malz verloren war. Nun stieg auch Schmidt die Leiter hinab und half Howell. Baldwin rief nun alle verfügbaren Männer an Deck, damit die die Schwerverletzten an Seilen hochziehen konnten.

Jetzt sah er das Schiff nicht mehr. Die Wellen trieben ihn immer weiter von dem Forschungsschiff weg. Verzweifelt kämpfte Eric Steenberg gegen die Wellen an. Doch er musste schon froh darüber sein, dass er sich noch über Wasser halten konnte. Wieder überspülte ihn eine Welle und wieder schluckte er Salzwasser. Er erbrach sich abermals. Er würde kämpfen bis zum Schluss, doch er wusste, dass er am Ende doch ertrinken würde. Das Ende, vermutete er würde bald kommen. Spätesten, wenn sein treues Schiff ihn in seinem Sog mit in die Tiefe riss. Wenn er doch nur in Sichtweite des Forschungsschiffs wäre! Doch er war leider hinter sein eigenes getrieben worden. Wie lange konnte er sich wohl noch über Wasser halten? Würden ihn die Wellen vielleicht in das Flammeninferno spülen? Wie mochte es sich wohl anfühlen an lebendigem Leibe zu verbrennen? Nein! Das wollte er auf keinen Fall herausfinden. Mit verzweifelten Paddelschlägen seines gesunden Arms versuchte er gegen die Wellen anzukommen. Doch er war aussichtslos.

Da war noch einer! Howell schwamm zu dem Mann und sah ihn an. Aus weit aufgerissenen, leeren Augenblickte der Mann ihm entgegen. Traurig schloss Howell ihm die Augen und drehte sich einmal im Kreis.
„Hallo? Kann mich jemand hören? Braucht jemand Hilfe? Hello? Does someone need help?“
Hilflos drehte sich Howell wieder im Kreis. Alles um ihn herum blieb still.
„Ben, komm an Bord, wir können nicht länger warten“, ertönte Schmidts verzerrte Stimme durch ein Megaphon.
Er hatte die von Stevens zugesicherte Zeit schon längst überschritten. Mit kräftigen Zügen kraulte er auf die First Explorer zu. Als er bei ihr ankam, hatte sie sich schon in Bewegung gesetzt und entfernte sich mit dem Heck voran von dem sinkenden Frachter.
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Beitrag: # 348416Beitrag Lance Armstrong Fan
4.5.2006 - 23:02

Sie hatten ihn übersehen! Nun war es aus. Eric Steenberg war mit seinen Kräften am Ende. Er spürte sein gesundes Bein und seinen gesunden Arm nicht mehr. Erschöpft ließ er sich treiben. Er verfluchte die Forscher, die ihn übersehen hatten, aber noch mehr verfluchte er die Wellen, die unablässig gegen seinen Körper brandeten. Obwohl das Wasser sehr kalt war, wurde ihm immer wärmer. Er hatte schon Brandblasen im Gesicht von der unglaublichen Hitze, die das Feuer ausstrahlte. Verzweifelt suchte er nach Trümmern, mit deren Hilfe er sich über Wasser halten konnte. Kein einziges brauchbares Teil fand er. Wieder wurde er von einer Welle in die Tiefe gerissen. Nein, das war der Sog. Sein Schiff sank. Endlich! Er unternahm keine Anstallten gegen den Sog anzukämpfen. Immer tiefer sank er. Ein guter Kapitän geht mit seinem Schiff unter. Er war ein guter Kapitän gewesen. Schwarze Punkte begannen nun vor seinen Augen zu tanzen. Sein Blick wurde trüb. Nur ganz entfernt nahm er die Schmerzen in seinem Körper wahr. Irgendetwas zog ihn nach oben. Kurz bevor er die Wasseroberfläche durchstieß, fiel Steenberg in Ohnmacht.

„Kämpfen, kämpfen“, sagte sich Howell. Gegen den Sog eines untergehenden Schiffs zu schwimmen war kein Vergnügen. Man konnte es damit vergleichen gegen einen Hurrikan Fahrrad fahren zu wollen. Das Schiff würde, je weiter es sinken würde, einen immer größer werdenden Sog erzeugen. Es würde also immer schwerer gegen ihn anzuschwimmen. Verbissen kraulte Howell weiter. Er hatte eine Schlinge um die Brust. An dieser hing ein Arm des Ohnmächtigen. Den anderen Arm zog Schmidt mit der gleichen Technik hinter sich her. Sie waren schon an Bord der First Explorer gewesen, doch Howell hatte noch einmal die Wasseroberfläche mit einem Fernglas abgesucht und dabei den Verletzten entdeckt. Ohne Rücksicht auf Baldwins Warnungen waren sie nochmals ins Wasser gesprungen und versuchten den Mann zu retten. Die First Explorer würde bestimmt zurückkommen und sie wieder einsammeln.
Langsam wurden seine Züge kraftloser und seine Frequenz niedriger. Auch Schmidt erging es ähnlich, doch mit seiner größeren Muskelmasse kam er noch besser als Howell voran. Howell spürte jeden einzelnen Schlag seines Herzens wie einen starken und dumpfen Paukenschlag in seinem Kopf. Langsam wurde ihm schlecht von der Anstrengung. Schmidt atmete nur noch gepresst, weil er bei jedem Atemzug einen stechenden Schmerz in seinen gebrochenen Rippen spürte. Howell wagte einen Blick zur Seite und erkannte, dass das Schiff schon fast komplett untergegangen war. Auch wenn sie schon eine gute Strecke zwischen sich und das Schiff gebracht hatten, waren sie noch lange nicht in Sicherheit. Der Sog würde auch noch bestehen bleiben, wenn das Schiff schon komplett untergegangen war.
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Beitrag: # 349206Beitrag Lance Armstrong Fan
6.5.2006 - 21:29

Sie schwammen und schwammen. Wie Besessene pflügten sie mit ihrer Last durch das Wasser. Dann brach die Hölle über sie herein. Eine riesige Fontäne schoss aus dem Meer empor. An genau jener Stelle, an der der Frachter untergegangen war. Große Wellen packten sie und trieben sie vom Frachter weg. Sie wurden unter Wasser getaucht und erbarmungslos weiter gerissen. Verzweifelt versuchten sie sich aneinander festzuhalten. Doch die Strömung riss erbarmungslos an ihnen.
„Der Verletzte!“ durchschoss es Howell. Wenn er die Seile nicht kappte, konnte ihm womöglich der Arm weggerissen werden. Er wollte gerade das Seil durchschneiden, aber er kam nicht mehr dazu. Es hielt der Belastung nicht mehr stand und riss.
Endlich spürte er, dass die Gewalt der Druckwelle abnahm und er langsamer wurde. Er schaute sich um. Mit dem Rücken nach unten lag er im Wasser. Über ihm spiegelte sich verzerrt der Mond auf der Wasseroberfläche. Obwohl die Wasseroberfläche nur knapp 20 Meter entfernt war, schien sie doch Kilometer entfernt zu sein. Kurz horchte Howell in seinen Körper hinein. Er hatte nicht mehr viel Zeit gehabt seine Lungen mit Luft zu füllen. Lediglich ein letzter großer Atemzug war geblieben. In ausgeruhtem Zustand konnte er locker über zwei Minuten die Luft anhalten. Doch jetzt? Mit Kraftsparenden Zügen schwamm er zur Oberfläche. Allmählich machte sich sein Atemreflex bemerkbar. Mühsam kämpfte er gegen ihn an. Die Oberfläche schien kaum näher zu kommen. Schwarze Punkte begannen vor seinen Augen zu kreisen. Sein Blick wurde trüb. Auf einmal wurde es dunkel. Der Glanz des Mondes war verblasst. Ein Schatten hatte sich über Howells Körper gelegt. Es sollte nicht alles vergebens sein. Der Schatten gehörte dem Verletzten, den sie retten wollten. Noch immer war die Oberfläche nach Howells Ansicht hunderte Meter entfernt. Kurz bevor er ohnmächtig wurde, durchstieß er die Wasseroberfläche und atmete die salzige, kalte Meeresluft gierig ein. Der dumpfe Schmerz in seinem Kopf ließ langsam nach. Nachdem er einige Zeit mit Atmen verbrachte, drehte er sich erschrocken im Kreis. Wo war der Verletzte? Fünf Meter neben ihm trieb er. Mit schnellen Zügen war er bei ihm. Er prüfte Puls und Atmung und stellte erleichtert fest, dass beides noch vorhanden war.
„Wie geht es ihm?“, fragte die vertraute Stimme von Schmidt hinter ihm.
Howell, der unendlich erleichtert war, dass Schmidt das Ganze auch ohne größeren Schaden überstanden hatte, konnte nicht sofort antworten.
„Sieht schlimm aus. Viele Knochenbrüche hat er. Aber er wird schon durchkommen. Aber ich mache mir ganz andere Sorgen.“
„Bist du verletzt? Ich nicht schlimmer als vorher.“
„Ich auch nicht. Aber wer in Gottes Namen sprengt ein Schiff mitten auf hoher See?“
„Wer weiß ich nicht, aber es muss eine ziemlich große Bombe gewesen sein.“
„Was sollte es denn sonst sein?“
Trotz seines warmen Trockentauchanzuges ließ Howell der Gedanke erschaudern. War es die Vorstellung, dass sich die First Explorer in unmittelbarer Nähe einer tickenden Bombe befunden hatte und sie wahrscheinlich nur mit viel Glück überlebt hatten?
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Beitrag: # 350406Beitrag Lance Armstrong Fan
10.5.2006 - 19:43

Wer steckt einen Frachter in Brand, auf dem eine Bombe ist?“
Howell hatte darauf nur eine logische Antwort:
„Entweder das Feuer ist spontan, also ohne Fremdeinwirkung, entstanden, oder es hat zwei Attentate auf den Frachter gegeben.“
Howell fröstelte schon wieder. War das Meer kühler geworden? Nein, es war garantiert eine Einbildung. Er hatte sich die letzten Minuten angestrengt, deshalb kam ihm jetzt das Meer so eisig kalt vor.
Er untersuchte den Verletzten und sah, warum er nicht mehr schwimmen konnte. Er hatte einen gebrochenen Ellenbogen. Behutsam zogen sie ihn, so schnell das im Wasser möglich war einen Neoprenanzug über, damit er nicht so schnell auskühlte. Howell hatte in bevor sich nochmals von Bord gegangen waren ins einen Tauchanzug gesteckt. Alles was sie jetzt tun konnten, war zu warten. Weit und breit war die First Explorer nicht zu sehen. Nach etwa zwei Minuten konnten sie ein Schiff hören. Es kam auf sie zu. Doch es konnte nicht die First Explorer sein, da sie aus entgegen gesetzter Himmelsrichtung kam.
„Vielleicht haben sie einen Bogen gemacht und nähern sich jetzt von dieser Seite. Sie können ja nicht vorwärts fahren“, vermutete Schmidt. Howell pflichtete ihm bei. Das Schiff verlangsamte seine Fahrt und suchte mit Scheinwerfern die Wasseroberfläche ab. Jetzt wussten sie, dass das Schiff nicht die First Explorer war. Solche großen und leistungsstarken Scheinwerfer hatte sie nicht an Bord. Howell und Schmidt winkten und schlugen aufs Wasser. Ein anderes Schiff musste das Feuer bemerkt haben und war auch zu Hilfe geeilt. Vielleicht hatte der Funker der First Explorer auch ein anderes Schiff gebeten sie abzuholen. Doch wo war das Schiff so schnell hergekommen. Als Howell auf dem Weg zu dem brennenden Schiff nachgesehen hatte, ob Schiffe in der nähe waren, war das naheste Schiff 25 Seemeilen entfernt gewesen. Er zerbrach sich nicht länger den Kopf darüber, weil ein Lichtkegel sie erfasst hatte und auf ihnen verharrte. Geblendet vom gleißenden Licht, schirmten sie ihre Augen ab. Mit langsamen Zügen schwammen sie auf das Schiff zu. Sofort wurden Strickleitern nach unten geworfen. An einer Trage wurde der Bewusstlose aufs Schiff gehoben. Die hochmodernen Scheinwerferanlagen mochten so überhaupt nicht zum Äußeren des Schiffs passen. Es war ein alter Fischkutter. Rostig und schäbig. Als sie an den Leitern nach oben geklettert waren und an Deck standen, stockte ihnen der Atem. Howell wollte sich für die Rettung bedanken, doch er brach mitten im Satz ab. Ein halbes Dutzend MPs waren auf sie gerichtet.
Gruß LAF

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Beitrag: # 352692Beitrag Lance Armstrong Fan
17.5.2006 - 21:56

Die Männer, die alle normale Fischerkleidung trugen, schauten sie grimmig an. Unsanft wurden sie von drei Leuten gepackt und in einem Raum unter Deck gesperrt. Dieser war sehr spartanisch eingerichtet. Lediglich ein Tisch stand darin. Außerdem glich der Raum eher einem Rattenloch. Er war ungefähr drei Mal drei Meter groß und die Decke gerade einmal zwei Meter hoch. Sie wurden gezwungen ihre Tauchanzüge auszuziehen und sich einer Leibesvisitation zu unterziehen. Als die zwei angeblichen Fischer sicher waren, dass sie keine Waffen bei sich hatten, gab man ihnen genauso schäbige Fischerkleidung, die alle anderen auf dem Schiff schon trugen.
„Was geht hier eigentlich vor?“, fragte Howell. Es war offensichtlich, dass die Besatzung keine Fischer waren und auch der heruntergekommene Kutter war nur Äußerlich so schäbig. Selbst die Wände in diesem Rattenloch waren auf Hochglanz poliert.
„Später werden sie mehr erfahren“, sagte einer der Fischer knapp.
Er verließ die Tür und ließ sie mit dem zweiten alleine. Er stellte sich demonstrativ mit verschränkten Armen vor die Tür.
„Ich wäre lieber in Alcatraz, da wächst das Ungeziefer wenigstens nicht zu solcher Größe heran“, sagte Schmidt und betrachtete ihren Bewacher.
Im Mittelalter hätte er bestimmt den Beinahmen „der Hässliche“ oder „der Riese“ bekommen. Er musste sich bücken, um überhaupt in den Raum zu passen. Bestimmt war er deutlich über zwei Meter groß und wog an die hundertdreißig Kilo. Aber er war hässlich wie die Nacht finster. Außerdem schien er ziemlich plump zu sein. Wenn man ihn grün angemalt hätte, hätte er einen guten Ork abgegeben.
Die Tür war nicht abgesperrt, also mussten sie nur an diesem Riesen vorbei.
„Kann ich eine Zigarette haben?“, fragte Howell. Der Riese nestelte umständlich an einer seiner Taschen herum und warf Howell letztendlich ein Päckchen Zigaretten zu.
Er machte es auf und nahm sich eine Zigarette heraus und steckte sie sich an. Zusammen mit dem Feuerzeug warf er die Schachtel wieder zurück. Was für einen Außenstehenden wie ein schlampiger Wurf ausgesehen hatte, war pure Absicht gewesen. Howell hatte zu kurz und zu weit rechts geworfen. Doch der Riese war cleverer als er aussah. Er ließ sich nicht auf das Spiel ein. Stattdessen machte er noch nicht einmal den Versuch die Zigarettenschachtel zu fangen, sonder ließ sie zu Boden fallen und achtlos liegen. Die erste Runde ging an ihren Widersacher. Zeit für die zweite Runde. Scheinbar nervös spielte er an der Zigarette herum. Wie zufällig glitt die Zigarette Howell aus den Fingern und fiel zu Boden. Er warf dem Riesen einen entschuldigenden Blick zu und bückte sich um die Zigarette aufzuheben. Kurz bevor seine Hand die Zigarette erreicht hatte, war der richtige Zeitpunkt gekommen. Howell suchte nach dem besten Halt und hechtete los. Er zog den Kopf ein und rammte mit seinen gut achtzig Kilo in Kollos hinein. In der Fachsprache des American Footballs nannte man so etwas einen „running block“. Eine äußert brutale, aber wirkungsvolle Methode den Receiver der Gegnerischen Mannschaft für längere Zeit aus dem Spiel zu nehmen. Nicht selten nach solchen Aktionen hatten der Verteidiger eine Verstauchung im gesamten Nackenbereich und der Receiver ein paar Rippenbrüche.
Jeden normalen Menschen hätte Howell mit seinem „running Block“ von den Beinen und ins Krankenhaus befördert, nicht so sein Widersacher. Obwohl er einen halben Meter von der Tür entfernt stand, krachte er nicht, wie Howell erwartet hatte gegen diese, sondern knickte nur leicht ein. Howell jedoch klatschte wie ein nasser Sack vor ihm auf den Boden. Mühelos hob in der Riese hoch und presste ihn gegen die Wand. In Howells Rücke explodierte ein riesiger Schmerz. Seine Wirbelsäule hatte offenbar arg gelitten. Die Pranken des Riesen legten sich um seinen Hals und schnürten ihm erbarmungslos die Luft ab. Langsam tanzten schwarze Punkte vor Howells Augen. Plötzlich wich ihm auch die restliche Luft aus den Lungen. Der Riese presste seinen massigen Körper für einen Bruchteil einer Sekunde gegen Howell, der das Gefühl hatte in eine Autopresse geraten zu sein.
Gruß LAF

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Beitrag: # 356294Beitrag Lance Armstrong Fan
29.5.2006 - 21:22

Ganz unvermittelt ließ der Druck nach. Schmidt hatte sich mit beiden Beinen voraus in ihren Widersacher gestürzt. Er wollte sich gerade aufrappeln, als in der Riese packte und wie ein kleines Kind wegwarf. Scheinbar mühelos hob er Schmidt mit seinen neunzig Kilo hoch und schleuderte ihn fort. Krachend brach der Tisch unter ihm zusammen, als er auf ihm aufschlug.
Nachdem Howell einige Male nach Luft geschnappt hatte, konnte er wieder einigermaßen klar sehen. Der Riese stand einen Moment unschlüssig zwischen den beiden und überlegte, wen er zuerst zur Strecke bringen sollte. Er stürzte sich auf Schmidt und hockte sich auf den Deutschen. Seine Hände umklammerten wieder seinen Hals und drückten zu. Nun machte Schmidt das gleiche durch, was schon Howell wenige Sekunden vorher über sich hatte ergehen lassen müssen. Eine Ewigkeit schien Schmidt einfach nur dazuliegen. Unfähig einen Gedanken zu fassen. Doch dann hob er langsam die Arme und schloss seine Hände um die Daumen des Riesen. Er bog sie mit aller Kraft nach außen. Jedem normalen Menschen hätte er unsägliche Pein zugefügt, nicht so dem Riesen. Statt sich davon beeindrucken zu lassen, drückte er noch fester zu.
In Howells Kopf spielte sich alles wie in Zeitlupe ab. Schwankend stand er da. Lethargisch ohne irgendetwas zu tun. Er konnte die Augen nicht abwenden von dem grausamen Szenario, das seinem Freund das Leben kosten würde.
„Verdammt? Was machst du eigentlich du Idiot?“, rief ihm seine innere Stimme zu. Er hätte sich selbst für seine Untätigkeit Ohrfeigen können. Entschlossen wankte er auf den zerbrochenen Tisch zu. Der Riese nahm keine Notiz von ihm. Zu entschlossen war er die Sache nun zu Ende zu bringen. Howell hob ein abgerissenes Bein des Tisches auf und schwang es wie einen Baseballschläger über dem Kopf. Krachend ließ er auf den Nacken des Riesen sausen. Das morsche Holz zersplitterte in tausend Stücke. Der Riese zeigte sich von dem Hieb aber überhaupt nicht beeindruckt. Er schlug einmal mit der Rückhand aus und schleuderte Howell beiseite. Dann setzte er sein todbringendes Werk fort. Schmidt hatte zwar einen kurzen Augenblick zum Atmen gehabt, doch allmählich färbten sich seine Lippen bläulich. Bald würde er bewusstlos werden. Jetzt erst merkte Howell wo ihn der Riese mit seinem Rückhandhieb getroffen hatte. Mitten in die Weichteile.
„Wie du mir so ich dir“, dachte Howell und wusste wie er den Riesen ausschalten konnte. Wankend trat er hinter ihn und holte wie ein Fußballspieler aus. Sein Fuß bohrte sich in etwas Weiches bis der Schwung vom Knochen gebremst wurde. Sein Fuß schmerzte, doch die Schmerzen waren vermutlich nichts im Vergleich zu denen, die der Riese nun hatte. Ein dumpfes Stöhnen war aus seinem Mund zu vernehmen, bevor er sich aufbäumte und zur Seite rollte. Sein Gesicht war von Pein erfüllt. Stumm rollte er sich hin und her.
Besorgt beugte sich Howell zu Schmidt herunter.
„Wie geht’s“, fragte er.
Schmidt nickte während zwei schweren Atemzügen nur kurz mit dem Kopf. Während Howell Schmidt erst einmal ein bisschen Zeit ließ Luft zu holen wandte er sich an ihren Peiniger. Wie ein Häufchen Elend lag er auf der Seite und hielt die Hände vor dem Unterleib zusammengepresst. Er würde noch eine ganz Zeit lang außer Gefecht gesetzt sein.
„Was haben sie eigentlich mit dem gemacht, den wir gerettet haben?“ Schmidt hatte wieder Luft gefunden eine Frage zu stellen.
„Keine Ahnung. Aber lass uns mal schleunigst von hier verduften“, antwortete Howell und ging auf die Tür zu. Als er noch drei Meter davon entfernt war wurde diese aufgerissen und aus dem Halbdunkel des Ganges davor konnten sie undeutlich die Gestalt eines Mannes erkennen. Er hielt eine Pistole in der Hand. Obwohl er nicht sehr groß und kräftig aussah, waren sie nicht fähig in ihrem erschöpften und desolaten Zustand ein weiteres Mal einen Kampf zu führen. Nun war es aus.
Gruß LAF

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Beitrag: # 356873Beitrag Lance Armstrong Fan
1.6.2006 - 22:03

„Hallo hier spricht Admiral Miller. Können sie mich hören First Explorer?“, meldete sich Admiral Jack Miller über Funk beim Forschungsschiff.
„Hier First Explorer. Wir hören sie klar und deutlich“, antwortete der Funker.
„Stellen sie mich bitte zu Kapitän Baldwin durch“, befahl Miller.
Kurze Zeit später meldete sich Kapitän Bladwin von der Brücke. Auf irgendwelche Höflichkeitsfloskeln verzichtete er, da die Lage ziemlich ernst war. Zwei Menschen in tiefster Nacht mitten im Mittelmeer zu finden war keine leichte Sache. Erst Recht nicht, wenn ein Schiff direkt neben ihnen untergegangen war. „Hier Kapitän Baldwin. Arbeiten gerade das Suchraster durch“, gab er ihre Lage durch. „Sieht leider nicht gut aus.“ Er war zu Tode erschrocken, als er gesehen hatte, dass der Frachter untergegangen war. Doch die Hoffnung wollte er noch nicht aufgeben, obwohl ihm sein gesunder Menschenverstand sagte, dass selbst Howell und Schmidt nicht gegen den Sog eines sinkenden Schiffes ankamen.
Als erfahrener Seemann wusste er, dass viele andere Kapitäne den Fehler machten, wenn sie Vermisste suchten, dass sie dort anfingen zu suchen, wo man die Vermissten vermutete. Dann suchten sie in irgendeine Richtung weiter und standen am Ende mit leeren Händen da. Während sie zurückgesetzt hatten und die Lecke repariert worden waren hatte er schon ein Suchraster herausgearbeitet. Sie hatten es großräumig um die vermeintliche Stelle geplant und befanden sich auf der zweiten Bahn ihres Suchrasters. Mit ihren Über- und Unterwassersensoren konnten sie zu beiden Seiten des Schiffes fünfzig Meter absuchen. Bisher hatten sie keinen Erfolg gehabt. Dass jetzt sogar Admiral Miller sich bei ihnen erkundigte, verwunderte ihn nicht im Geringsten. Für ihn waren Howell und Schmidt wie zwei Söhne. Trotz ihrer oftmals unbekümmerten Hilfeunternehmen für Andere bei denen sie sich selbst immer wieder in Gefahr brachten wusste doch jeder wie viel sie für die ECEA getan hatten. Einen großen Teil der Stellung die die ECEA heute international hatte, verdankten sie Howell und Schmidt.

„Admiral ich drücke mich nicht gerne vor Verantwortung, aber jetzt weiß ich nicht wie wir weiter vorgehen sollen?“, gab Kapitän Baldwin zu. Howell und Schmidt waren in die Tiefe gerissen worden. Sein Gefühl hatte ihn nicht betrogen.
„Setzen sie Kurs auf Palermo. Ich werde alles Nötige veranlassen, damit die Verletzen dort von Bord und in ein Krankenhaus gebracht werden können“, antwortete Admiral Miller mit matter Stimme.
Baldwin gab die nötigen Befehle und ging an Deck. Die klare und kühle Nachtluft erfrischte seinen erschöpften Körper. Sie hatten ihr Suchgebiet sogar noch einmal vergrößert, doch Howell und Schmidt hatten sie nicht gefunden. Zwar hatte sie Baldwin vor ihrem Einsatz hier nie getroffen, doch diese beiden Menschen gehörten zu diesem Schlag von Menschen, die einem auf Anhieb sympathisch waren. Wie musste sich erst der Admiral fühlen, wenn er den beiden nachtrauerte.
„Hätten sie diesen Idiot nicht einfach verrecken lassen können?“, fluchte Baldwin. Doch das hätten Howell und Schmidt nicht übers Herz gebracht. Wer Hilfe brauchte, bekam diese auch. Traurig und müde starrte Baldwin ins tiefe Mittelmeer. Warum war auf dem Frachter wohl das Feuer ausgebrochen. Von der Explosion hatte niemand etwas mitbekommen. Zu sehr waren sie mit den Rettungsmaßnahmen beschäftigt gewesen.
„Kapitän Baldwin“, sagte plötzlich eine Frauenstimme hinter ihm und riss in aus seinen Gedanken.
„Das sollten sie sich ansehen. Das ist mehr als komisch.“
Gruß LAF

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Beitrag: # 356931Beitrag Lance Armstrong Fan
2.6.2006 - 12:04

Euch ist sicherlich aufgefallen, dass jetzt, da Ferien sind der AAR wieder zügiger vorangeht. Ich hoffe ihr habt auch die letzten Beiträge gelesen. Ich wollte mich nochmals entschuldigen, dass es die letzten beiden Monate so schleppend voranging. Doch jetzt geht's wieder richtig los...

Die ganze Story ist mittlerweile so komplex geworden, dass ich im ersten Post auf Seite 1 nun den "Story Kalender" erstellt habe. In diesem ist die gesamte Hintergrundstory im Jahr 2016 stichpunktartig und chronologisch niedergeschrieben. Also falls ihr mal nicht mehr wiist wie ein neuer Handlungsstrang ins Gesamtgeschehen hineinpasst könnt ihr dort nachsehen.
Wahrscheinlich wird der Kalender am Wochenende noch zu den einzelnen Stellen verlinkt.

Bin natürlich weiterhin über Kommentare, Lob und Kritik froh.
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Beitrag: # 357142Beitrag Lance Armstrong Fan
3.6.2006 - 16:07

Zur Salzsäule erstarrt standen Howell und Schmidt da. Das leise Stöhnen des Riesen ließ die Szene wie aus einem drittklassigen Horrorfilm erscheinen. Langsam trat der Fremde vor.
„Beachtlich“, sagte er und nickte anerkennend. „Nicht viele schaffen es sich Dariuz überhaupt zu nähern.“
Unfähig etwas zu entgegen starrten Howell und Schmidt auf…eine Zigarrenschachtel. Was im Zwielicht noch wie eine Waffe ausgesehen hatte entpuppte sich als Zigarrenschachtel.
„Guten Abend meine Herren. Mein Name ist Scott Hersong.“ Keine Frage er war kein Italiener, sondern Engländer. „Wie heißen sie?“
„Ich bin Clyde und das ist meine reizende Freundin Bonnie“, antwortete Howell.
Hersong seufzte. „Schluss jetzt. Sie sagen mir jetzt sofort wer sie sind.“
„Also wer wir sind geht sie überhaupt nichts an. Wir haben nichts Unrechtes getan, weshalb man uns hier einsperrt und uns von King Kong höchstpersönlich verprügeln lässt. Ich denke, dass eher wir diejenigen sein sollten, die Frage stellen und sie derjenige, der sie beantwortet.“ Howell hätte diesem arroganten Sack am liebsten eins reingehauen.
Ein weiterer Mann trat ins Zimmer. Verblüfft starrte er auf Dariuz.
„Ja ich hätte das auch nicht für möglich gehalten. Sehen sie zu, was sie für ihn tun können. Aber legen sie bitte den zwei Herren Handschellen an.“
Sie mussten eine ganze Weile durch das Schiff laufen und ein Deck höher. Endlich betraten sie Hersongs Büro. Jedes Büro eines Vorstandschefs konnte nicht nobler aussehen. Edelste Möbel und Teppiche standen darin. Auf dem Tisch standen ein Computer, Faxgeräte und Telefone. Was sollte ein Fischerboot damit?
Sie gingen durch das Zimmer hindurch und betraten einen kleinen Verhörraum. Hersong ließ sie kurz alleine und holte sich einen Kaffee. Außerdem musste er noch die Kamera, die das ganze Gespräch aufzeichnen sollte einschalten.
„So ich stelle ihnen noch einmal die Frage: Wie heißen sie wirklich?“, begann er das Verhör.
„Und ich sage es ihnen noch einmal: Sie besitzen nicht das geringste Recht uns hier zu Verhören. Wir retten einen Menschen von einem brennenden Schiff und warten auf Hilfe von unserem Boot. Dann fischt uns ein Fischerboot aus dem Wasser. Diese vermeintlichen Fischer sind bis an die Zähne bewaffnet und prügeln und fast zu Tode. In dem Büro des Oberfischers sieht es aus wie bei der NASA und sie wollen uns sagen, dass sie uns hier Verhören dürfen?“
„Ich gebe zu, dass unsere Tarnung nur von außen gut funktioniert. Ich bin Leiter der Sonderkommission für Drogen bei Interpol. Wir sind ein Polizeischiff.“
„Was werfen sie uns vor? Wir haben nichts verbrochen?“
„Nichts verbrochen? Dass ich nicht lache!“ Hersong bemaß sie mit einem stechenden Blick.
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Beitrag: # 357435Beitrag Lance Armstrong Fan
5.6.2006 - 16:59

„Sie wissen doch wen wir mit ihnen aus dem Wasser gefischt haben“, sagte Hersong nach einer kurzen Pause.
„Nein“
„Ich werde ihrem Gedächtnis ein wenig auf die Sprünge helfen. Der Mann heißt Eric Steenberg oder sollte ich besser Wim Smetjens sagen?“
„Steenberg? Smetjens?“ Howell war ratlos. Auch Schmidt hatte die beiden Namen noch nie gehört.
„Wim Smetjens war einer der größten Drogendealer der Geschichte. Er wurde jedoch gefasst und kam ins Gefängnis. Doch auf der Flucht kam er bei einem Autounfall ums Leben. Alles was man von ihm fand waren verkohlte Knochenreste. Bis vor kurzem gab es lediglich Gerüchte, dass er überlebt haben könnte und die Identität eines anderen besitzt. Mit neuen DNA-Spuren ist es uns jedoch gelungen herauszufinden, dass Eric Steenberg in Wirklichkeit Wim Smetjens ist.“
„In Ordnung. Aber was zum Teufel haben wir nun mit der Sache zu tun?“, fragte Schmidt.
„Unsere Kommission versucht nun schon seit einem Jahr Smetjens etwas nachzuweisen. Bisher ohne Erfolg. Zum ersten Mal haben wir nun von einem Informanten detaillierte Informationen über das gesamte Täuschungsmanöver erhalten. Bisher ist nämlich jeglicher Versuch Drogen an seinen Schiffen zu beschlagnahmen fehlgeschlagen. Mit diesen Informationen kannten wir den genauen Ablauf, die genaue Zeit und den genauen Ort der Übergabe. Das war unsere Chance und was machen sie? Sie platzieren eine Bombe auf dem Schiff und zünden es zudem an. Weiß der Geier was sie damit erreichen wollten.“
„Was? Wir? Also wir haben weder die Bombe noch den Brand gelegt. Wir kamen nur um zu helfen“, entgegnete Howell aufgebracht.
„Aber wir finden sie im Wasser mit Wim Smetjens. Da sieht verdammt nach einem Entführungsversuch aus. Das Geschäft mit den Drogen ist ein Dreckiges. Sie sind zwei solche Idioten. Ein Jahr Arbeit für die Katz’. Das darf nicht wahr sein. Wenn ich ihre Hintermänner aufspüre dann Gnade ihnen Gott.“
„Unsere Hintermänner sind die Jungs von der ECEA. Unser Anführer ist Admiral Jack Miller. Wollen sie ihn anrufen?“
Hersong erstarrte. „Nein, das kann nicht sein. Rufen sie ihn an.“ Er reichte Howell ein Telefon.
„Soll ich es als R-Gespräch anmelden?“, fragte Howell schnippisch.
„Nein“, gab Hersong barsch zurück. Er hatte sich vor diesen Leuten total blamiert.
Nachdem Howell und Hersong kurz mit dem Admiral gesprochen hatte und dieser das Missverständnis aufgeklärt hatte, bat Miller noch einmal mit Howell reden zu dürfen.
„Hören sie zu Ben. Die First Explorer befindet sich auf dem Weg nach Palermo um die Verletzten ins dortige Krankenhaus zu bringen. Eben hat mich Kapitän Baldwin angefunkt und mir folgendes mitgeteilt.“
Als der Admiral auflegte war Howell verwundert, geschockt und verblüfft zugleich. Nachdem ihn die anderen beiden fragend ansahen, konnte man das ihm wohl auch deutlich von seinem Gesicht ablesen.
„Ich glaube sie sind falsch informiert worden. Wim Smetjens hatte irgendetwas an Bord aber keine Drogen.“
Nun war es Hersong der völlig verblüfft Howell ansah.
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Beitrag: # 357568Beitrag Lance Armstrong Fan
6.6.2006 - 17:37

Danke an Etxe und Dominator für ihre Stimmen bei der Wahl!
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Beitrag: # 359493Beitrag Lance Armstrong Fan
18.6.2006 - 22:28

12.4.2016 Auf dem Mittelmeer über der Untergangsstelle der „Ebro“

„880…890…900“, rauschend hörte Howell die Tiefenangaben aus dem Mikro in seinem Helm. Kurz darauf blickte er hinüber zu Schmidt, der wie ein lebensgroßes Michelin-Männchen neben ihm tiefer sank.
„950…960…noch tausend Meter“, gab Schmidt durch.
„Du, das ist zwar wahnsinnig nett, dass du so schön zählen kannst, doch ich sehe die Tiefenangabe auch.“
„Na gut“, antwortete Schmidt und hörte auf zu zählen.
Sie befanden sich auf dem Weg zum Meeresgrund und wollten die „Ebro“, den ausgebrannten Frachter untersuchen.
„Sind die Dinger eigentlich schon jemals in dieser Tiefe getestet worden?“, fragte Schmidt.
„Ja, bald.“ Sie steckten in klobigen Tauchanzügen. Bevor sie zum Wrack des Frachters hinuntergetaucht waren, hatten sie mehrere Alternativen durchgespielt. Zum Schluss waren zwei übrig geblieben. Die einfachere wäre sicherlich gewesen ein U-Boot zu nehmen und zum Wrack hinunterzutauchen. Das U-Boot, das an Bord der First Explorer war konnte leicht bis sechstausend Meter Wassertiefe tauchen. Doch der größte Nachteil eines U-Bootes war, dass sie nicht ins Innere des Frachters tauchen konnten. Somit würden sie die Ursache des Brandes vermutlich nie in Erfahrung bringen können. Deshalb hatten sie sich für die neu entwickelten Tauchanzüge entschieden. In Versuchen im Labor hatten diese zwar hohem Druck standgehalten, doch in diesen Wassertiefen, in die sie heute vordringen wollten, waren die Anzüge noch nie getestet worden.
Obwohl der Träger des Anzuges ziemlich klobig und ungelenk wirkte, würde ihnen die eingeschränkte Bewegungsfreiheit reichen, um ihre Aufgabe zu erfüllen. Da die Sink- und Steiggeschwindigkeit der Anzüge jedoch ziemlich langsam war, bekamen sie beide den nötigen Sauerstoff durch Schläuche vom Schiff. Dennoch hatten sie zwei große Sauerstoffflaschen auf den Rücken geschnallt, damit sie, falls es Probleme mit den Schläuchen geben sollte, wieder gesund zur Wasseroberfläche kamen. Außerdem konnten sie so am Meeresgrund die Schläuche abnehmen und ohne die Gefahr mit dem Schlauch irgendwo hängen zu bleiben ins Innere des Schiffs tauchen.
„Hallo ihr zwei! Alles okay?“, fragte Kapitän Baldwin von der First Explorer aus.
„Es ist hier zwar ein bisschen trist, aber sonst geht’s gut“, antwortete Schmidt.
„Wie sieht es mit eurer Sauerstoffsättigung aus?“
„Auch in Ordnung. Man fühlt sich tatsächlich wie unter Normdruck.“ Ihre Anzüge waren doppelwandig und hielten so einen relativ konstanten Druck von ungefähr 1000 Hekto Pascal. Deshalb konnten sie auch normale Luft einatmen. Diese wurde einfach von einem staubsaugerähnlichen Gebläse auf dem Schiff eingesaugt und nach unten gepumpt. Damit fiel natürlich das teure Mischen von Gasgemischen weg. Ein weiterer Vorteil war, dass der Taucher nicht eine Stickstoffvergiftung bekommen konnte. Der umgangssprachlich genannte „Tiefenrausch“ tritt nämlich dann auf, wenn sich der Partialdruck von Stickstoff erhöht. Ebenso brauchte man beim Auftauchen keine Dekompressionspausen mehr einlegen, damit der überschüssige Stickstoff abgebaut werden konnte und man nicht die Cassionskrankheit bekam.
Nach knapp einer Stunde Tauchzeit leuchtete Howells Helmlampe zum ersten Mal auf den Meeresboden. Er ließ etwas Sauerstoff ab und schwebte nun fast im Wasser. Er schwenkte seinen Kopf und somit auch die Lampe. Der Lichtkegel wanderte über Trümmerteile des Frachters. Dann erleuchtete er den vorderen Teil. Durch die Explosion mittschiffs war der Frachter fast genau in der Mitte gespalten worden. Beide Teile lagen etwa achtzig Meter von einander entfernt. Schmidt wurde ganz ruhig. Auch Howell kamen die Bilder des Untergangs und die Schreie der Verbrennenden wieder ins Gedächtnis. Er wünschte keinem Menschen auch nur mitzuerleben wie jemand am Lebendigen Leibe verbrannte. Mit achtzehn hatte er einen großen Erste Hilfe Kurs machen müssen. Das Schminkopfer hatte dermaßen unnatürlich laut geschrieen. Erst Jahre später bei einer Grubenexplosion hatte er hautnah miterlebt, dass das Schminkopfer noch deutlich untertrieben hatte. Er verscheuchte seine Gedanken und atmete tief durch. Plötzlich würgte er. Die Luft blieb ihm weg.
Gruß LAF

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pille24
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Beitrag: # 359495Beitrag pille24
18.6.2006 - 22:31

Endlich gehts mal wieder so richtig lost:)

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Bettini_der_Beste
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Beitrag: # 359595Beitrag Bettini_der_Beste
19.6.2006 - 13:27

Mir fällt nur ein Wort ein: MEHR!!!! :D

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Beitrag: # 359943Beitrag Lance Armstrong Fan
20.6.2006 - 17:20

Auch Schmidt schaute nach oben. Howell versuchte nochmals einzuatmen, aber wieder kam keine Luft aus dem Schlauch. Er drückte einen Knopf, der sich an dem Steuerungselement, das an seinem Handgelenk angebracht war, befand. Sofort schloss sich das Ventil für den Luftschlauch vollautomatisch und das für die Pressluftflaschen wurde geöffnet. Er atmete zwei Mal kräftig durch und meldete sich bei Schmidt: „Ich bekomme keine Luft mehr durch den Schlauch. Habe auf Flaschenbetrieb umgestellt.“
„Habe ich auch gemacht. Irgendetwas stimmt bei denen da oben nicht. Frag’ doch mal, was los ist.“
„Hallo First Explorer. Hier Howell. Was ist bei euch los? Wir bekommen von euch keine Luft mehr.“ Stille. „First Explorer? Hier Howell. Bitte um Meldung, was los ist!“ Wieder antwortete niemand.
„Was ist los?“
„Entweder ist die Leitung zusammengebrochen oder sie sind außer Reichweite. Ich höre überhaupt nichts.“
„Sie haben doch eine komplette Ersatzanlage oben“, stellte Schmidt fest.
„Aber warum sollten sie außer Reichweite gehen?“
„Keine Ahnung. Aber irgendwas stimmt oben nicht.“
„Was machen wir jetzt? Wir können noch etwa fünf Minuten lang das Wrack untersuchen, bevor wir wieder auftauchen müssen.“
„Na dann. Worauf warten wir?“
Sie bewegten sich langsam auf die vordere Hälfte des Wracks zu. Offenbar fand die Explosion mitten im Frachtraum statt. Howell lenkte seinen Anzug auf eine große Öffnung zu, wurde aber von Schmidt aufgehalten.
„Halt. Mach deinen Schlauch ab. Wenn du da drinnen irgendwo hängen bleibst kommst du nicht mehr so leicht raus. Wir haben nur zehn Minuten.“
Schmidt hatte Recht. Sein Schlauch nützte ihm sowieso nichts mehr. Schmidt hatte seinen Schlauch schon abgemacht und machte sich nicht die Mühe ihn im Boden zu verankern.
„Kannst du mir mal helfen? Ich glaube meiner klemmt“, bat Howell.
Gerade als Schmidt zu ihm kam zog etwas kräftig an dem Schlauch. Er wurde aus seiner aufrecht schwebenden Position geworfen und hinter dem Schlauch hergezogen.
„Warum machen die dort oben Fahrt?“, tönte Schmidts Stimme in seinem Mikrofon.
Howell wirbelte eine riesige Wolke auf, als er über den schlammigen Meeresboden gezogen wurde.
„Verflucht“, dachte er. Das Wasser würde mehrere Stunden so trüb sein, dass sie überhaupt nichts sehen würden können. Daran, dass sein Anzug von den scharfkantigen Wrackteilen aufgeschlitzt werden könnte und er in der Tiefsee einfach zerdrückt werden würde, dachte er keinen Augenblick. Nachdem Howell zwanzig Sekunden von dem Schiff zwei Kilometer über ihm mitgerissen worden war, schaffte er es endlich seinen Schlauch zu lösen. Sofort meldete er sich bei Schmidt.
„Wir tauchen auf. Es hat keinen Wert durch den Schlamm sehen wir die Hand vor Augen nicht mehr.“
Nachdem sie sich gefunden hatten, was durch ihre GPS-Systeme nicht allzu schwierig war machten sie sich an den Aufstieg. Sie rätselten was an der Meeresoberfläche wohl passiert sei. Die First Explorer hatte Fahrt gemacht. Aber warum? Kapitän Baldwin hätte sie niemals alleine gelassen ohne ein Wort zu sagen.
Den restlichen Auftauchvorgang verbrachten sie schweigend. Jeder in seinen Gedanken vertieft.
Als sie exakt an der Stelle auftauchten, an der sie von der First Explorer ins Wasser gegangen waren, erblickten sie nur die weite See in der gleißenden Mittagssonne.
Gruß LAF

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Beitrag: # 363806Beitrag Lance Armstrong Fan
30.6.2006 - 21:59

12.4.2016 14: 43 Uhr London/England

Überhastet stürzte ein ECEA-Mitarbeiter in Admiral Millers Büro.
„Was ist los?“, fragte dieser. Die Verwunderung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
„Wir haben ein Problem!“
„Inwiefern?“ Miller bemühte sich die Fassung zu bewahren. In den letzten Wochen schien wirklich alles was die ECEA anpackte nicht planmäßig zu laufen. Nicht nur, dass seine Mitarbeiter immer wieder in Lebensgefahr gerieten, sondern auch, dass sie ihr Budget für das erste Quartal schon bei Weitem überschritten hatten bereitete dem Admiral sorgen.
„Die First Explorer hat ohne ersichtliche Gründe ihre Position verlassen, reagiert nicht auf unsere Funkrufe und meldet sich nicht mehr.“
„Seit wann?“
„Zwei Stunden. Wir haben sofort bei der Regierung angefragt, ob sie uns die Satellitenbilder des Mittelmeers zur Verfügung stellen.“
„Und? Zum Teufel, lassen sie sich doch nicht alles aus der Nase ziehen“, fluchte der Admiral.
„Nach den Satellitenbilder zu urteilen, befindet sich die First Explorer auf dem Weg zur sardinischen Küste. Sie müsste, wenn sie ungefähr ihren jetzigen Kurs beibehält Cagliari anlaufen.“
„Was haben sie bisher versucht?“
„Wir haben die letzte Meldung der First Explorer um 12:30 bekommen. Dort verlief noch alles planmäßig. Als wir eine Stunde später keine Meldung erhalten hatten, versuchten wir Kontakt aufzunehmen. Nachdem wir das eine halbe Stunde erfolglos versucht hatten, haben wir die Satellitenbilder angefordert.“ Der Mitarbeiter machte eine kurze Pause, begann aber sofort wieder zu berichten, als er Millers wütenden Gesichtsausdruck sah. „Der Satellit ‚Eurosat’ ist um 13:14 Uhr über das Gebiet geflogen. Zu dieser Zeit befand sich die First Explorer noch auf ihrer Position. Nachdem sich in dieser Region kein geostationärer Satellit befindet, haben wir als neueste und einzig weitere Bilder, die des Aufklärungssatelliten ‚Herkules’. Er ist um 14:21 Uhr über das Gebiet geflogen. Die First Explorer befindet sich zu dieser Zeit ungefähr hier.“ Er deutete auf eine große Weltkarte, die an der Wand hing.
„Howell und Schmidt? Sind sie an Bord?“ Der Gedanke durchfuhr den Admiral wie ein Blitz. Eiskalt lief es ihm den Rücken herunter als er an den Zeitplan dachte, den sie aufgestellt hatten.
„Wenn man dem offiziellen Zeitplan und dem letzten Funkkontakt vertraut, waren sie gerade auf dem Weg zum Meeresgrund. Die Strecke die die First Explorer zurückgelegt hatte, lässt vermuten, dass Howell und Schmidt gerade den Meeresgrund erreicht hatten, als die First Explorer ihre Position verlassen hatte.“
„Das sieht Kapitän Baldwin nicht ähnlich“, grübelte Miller. „Wir müssen vermutlich von einer Entführung oder einem terroristischen Hintergrund ausgehen.“
„Wie lauten ihre Befehle?“, fragte der Mitarbeiter.
„Informieren sie die Behörden Italiens. Lassen sie den Hafen von der Polizei umstellen und schicken sie alle verfügbaren Hubschrauber, Schiffe und sonstige ECEA-Einheiten in Italien los, um Howell und Schmidt zu suchen.“
Als der Mitarbeiter sein Büro verlassen hatte, vergrub Miller verzweifelt den Kopf in seinen Händen.
Gruß LAF

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Beitrag: # 366945Beitrag MichaelBoogerd
9.7.2006 - 19:21

Einfach nur Genial. Für mich der AAR des Jahrzehnts!!!
ICH WILL MEHR!!! :D
Shuffle up and deal

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