Die Rückkehr der Legenden

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

Wie kommt der AAR bei euch an?

Umfrage endete am 5.9.2004 - 17:52

Spannende Story
1
7%
Schöne Idee
2
13%
Langweilig
1
7%
AAR ist zu schlicht
2
13%
AAR ist zu schlecht
9
60%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 15

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HansFuchs
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Beitrag: # 345925Beitrag HansFuchs
23.4.2006 - 20:04

Fünfzehnter November, 18:12 Uhr, Regensburg:

Vier Tage lang schwiegen die Telefone, auf Neuigkeiten über die Lizenzierung des neuen Teams wartete ich vergeblich. Das alles bereitet mir Sorgen, denn die Frist ist für den 20. November datiert. So blieben mir noch fünf Tage, um die Unterlagen bei den Verantwortlichen dieses schwierigen Unterfangens einzureichen.
Kurz nachdem mir Haagen seine Mitarbeit aufgekündigt hatte, rief ich ihn ein letztes Mal an, ohne eine Rückantwort zu erhalten. Eugen Haagen, so las ich im Kulturteil einer deutschen Lokalzeitung, befände sich in Kontakt mit dem Intendanten des Theater Düsseldorfs. Seine neue Karriere scheint auf der Bühne zu liegen, nicht im Begleitfahrzeug auf dem Asphalt. Seine Entscheidung zu akzeptieren fällt mir schwer, aber ändern kann ich daran auch nichts.
Die nächsten Tage werde ich in Regensburg verbringen und dort etwas entspannen, denn der Urlaub in Frankreich war recht ermüdend. Geschäftliche Entscheidungen liegen bis nächste Woche brach. Ich habe Johan Koc beauftragt alles Nötige in die Wege zu leiten. Er ist ein fähiger Mann mit Weitblick.
#fragschusti

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HansFuchs
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Beitrag: # 346285Beitrag HansFuchs
24.4.2006 - 21:09

Achtzehnter November, 11:00 Uhr, Endingen:

Bild

Mein Aufenthalt in Regensburg wurde mit dem
Anruf von Josef "Jiri" Jakobi früh beendet, denn
der ehemalige Weltklassemasseur der polnischen
Freistil-Olympiamannschaft, lud mich in sein An-
wesen in Endingen am Kaiserstuhl (siehe Bild)
zu einer ernsthaften Unterredung ein. Na ja, so
ernsthaft klang er am Telefon dann doch nicht.

Josef bat mich drei grobe Bratwürste und ein Voll-
kornbrot mitzubringen. Dies tat ich, denn die Aus-
wahl in Regensburg ist wirklich ausreichend. Nach
einer viereinhalbstündigen Autofahrt erreichte ich
mein Ziel. In einem abgelegenen Teil des Ortes
befanden sich Jakobis Weinberge. Dort verbringt er
auch im November seine meiste Zeit.

Josef war nicht besonders groß, etwa 165 Zenti-
meter, aber er war ein quirliger Typus von Wein-
bergbesitzern. Er schüttelte mir die Hand, begleitete
mich zu seiner Gartenhütte und verschwand im
Hinterhalt. Nach etwa vier Minuten kehrte er mit
einer Flasche Traubensaft zurück und verließ mich
erneut. Das machte mich stutzig.

Er tauchte ein zweites Mal hinter den Büschen her-
vor und hatte zwei Gläser in den Händen. Eins stellte
er auf den Tisch, das andere behielt er in seiner Hand.
Er forderte mich auf mit ihm anzustoßen, doch ich
wartete einen Augenblick und fragte ihn dann, ob
er ein weiteres Mal verschwinden könnte. Er nickte.
Ich knickte. Und er verschwand. Wieder erschien er
zwei Minuten später mit zwei Tellern. Ich legte den
Proviant auf den Tisch und er bedankte sich höflichst.

Wir genossen die Bratwurst und das Brot, sowie den
leckeren Traubensaft. Gegen um elf verließ ich erst
einmal Jakobi und fuhr in den Ort hinein.
#fragschusti

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HansFuchs
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Beitrag: # 369170Beitrag HansFuchs
16.7.2006 - 21:18

Achter Dezember, 8:44 Uhr, Budapest:

Die Kur, die mir ein slowakischer Arzt während eines Auslandsaufenthalts empfiehl, hatte ich eben erfolgreich beendet und machte mich deshalb auf den Weg in Richtung Flughafen Budapest Ferihegy, um dort meinen 9 Uhr nonstop Flug nach Leipzig zu erreichen. Der Flughafen lag nur wenige Kilometer von meinem Kurhotel entfernt und so entschloss ich mich den kurzen Weg per Fuß zurückzulegen. Auf halber Strecke fiel mir auf, dass ich mein Gepäck im Hotelflur vergessen hatte. Ich ärgerte mich und kehrte um. Nachdem ich meine beiden Rollkoffer entgegennahm, bestellte ich mir ein Taxi, damit sparte ich viel Zeit. Beim Betreten des Flughafengeländes forderte mich ein älterer Herr auf, ihm meine beiden Koffer zu überlassen. Sie würden "schon von allein nach Hause finden", so der lakonische Kommentar des offensichtlich unterkühlten Osteuropäers. Aber der Unmut und die Angst um die beiden 49 € teuren Utensilienträger waren unbegründet, das Laufband in Leipzig hatte sie auf der Karte. Ich bestellte. So fand der Aufenthalt in Ungarn ein frohes Ende, denn während des Urlaubs sah dies nicht immer so aus. Aber dazu ein anderes Mal.

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HansFuchs
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Beitrag: # 393048Beitrag HansFuchs
19.10.2006 - 18:03

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#fragschusti

qui_killer
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Beitrag: # 393052Beitrag qui_killer
19.10.2006 - 18:11

Meinste wirklich, dass es noch Sinn macht einen AAR wieder auszugraben, indem sich 6 Monate lang nichts getan hat?

Also wenn ich mir anschaue, was im Moment für eine Fülle im AAR Bereich herrscht, rate ich dir davon ab.

eisel92
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Beitrag: # 393055Beitrag eisel92
19.10.2006 - 18:16

Ich hab mir die erste Seite angeschaut. Warum darf man solchen Schrott eigentlich schreiben?

Edith: wie recht ihr damals hattet. xD
Zuletzt geändert von eisel92 am 20.7.2010 - 2:19, insgesamt 1-mal geändert.
rz: ciclamino giro10 | maillot vert tour16
etappensiege giro [III] & tour [VI]
7 tage ciclamino; 19 tage maillot vert
CdF Buddeberg - EM2012-Europameister

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wassertraeger29
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Beitrag: # 393057Beitrag wassertraeger29
19.10.2006 - 18:22

:lol: Das versteht ihr noch nicht!

Hansi, schön dass es vllt mal etwas weitergeht.

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Dani
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Beitrag: # 393137Beitrag Dani
20.10.2006 - 6:49

lol, die Neuen, sollen mal ganz still sein. Wie Wassi schon sagte, das versteht ihr noch nicht. :wink:

@Hansi schön, das du weiter machst.
R.I.P. Andi Matzbacher

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Lance Armstrong Fan
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Beitrag: # 393141Beitrag Lance Armstrong Fan
20.10.2006 - 8:57

YEEAAAH The god is back in business.

Super Hansi, dass es wieder weiter geht!

@alle Neuen: Wenigsten ist der AAR einer der weiter geht und nicht nach 20 Posts beendet ist. Außerdem sind alle AARs nur immer Kopien schon dagewesener. Dieser hier ist mal wenigstens einzigartig. :D
Gruß LAF

Sieger: Bayernrundfahrt 08, Lombardeirundfahrt 08, Cyclassics 08
2. Platz: Giro d'Italia 08, E3 Prijs 09, Criterium International 09,
3. Platz: Paris-Roubaix 09, Baskenland 09

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HansFuchs
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Beitrag: # 393529Beitrag HansFuchs
21.10.2006 - 19:25

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#fragschusti

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HansFuchs
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Beitrag: # 393558Beitrag HansFuchs
21.10.2006 - 21:27

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Van der Poel hatte also gewonnen, dieser schlaue Fuchs. Im Sprint war er derzeit nicht zu schlagen. Das hatte er schon zwei Tage zuvor bei "Quer durch Flandern", einem weiteren Rennen der alten Hasen, bewiesen. Auch sein Team, der Kwantum Traditionsrennstall, besaß einiges an Kapital, dass am Ende dieser langen Saison eine Reihe von Erfolge vorzuweisen hatte:
Dirk de Wolf gewann Rennen in Belgien und den Niederlanden, Jelle Nijdam duellierte sich mit Eddy Planckaert vor allem bei den Sprintankünften der Rußland Tour. Und Hennie Kuiper offenbarte seine außergewöhnlichen Allrounderqualitäten im April in der seit fünf Jahren stattfindenden Ardennen "Oldie" Woche. Dies alles genügte um am Ende dieser Saison in der inoffiziellen Rangliste vorn zu liegen, noch vor Ti-Raleigh und das zum ersten Mal seitdem es die Legenden Rennen gibt. Für 2007 hat die DIRLO (Die Internationale Radsport Legenden Organisation) allerdings umfangreiche Änderungen im Terminkalender vorgesehen - so sollen laut dem Vorsitzenden Jo Loter erstmals Rennen auch außerhalb Europas stattfinden. Auch eine Erweiterung des Teilnehmerfeldes und des Punktesystems soll auf der nächste Woche stattfindenden Tagung vorgeschlagen werden.
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HansFuchs
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Beitrag: # 393693Beitrag HansFuchs
22.10.2006 - 13:38

Vierzehnter Dezember, 12:24 Uhr, Paris

Gestern abend klingelte das Telefon im Univers Hotel in Paris auf Zimmer 482. Es war mein Zimmer, deshalb nahm ich den Anruf persönlich entgegen. Es meldete sich ein Mann mit dunkler Stimme. "Guten Abend, wir brauchen Sie, bringen Sie Hase und Hagen mit zu unserem Treffen. Morgen, elf Uhr, Metro Linie 21b, hinterste Reihe. Wir werden da sein.“ Ich war erstaunt über die Detailvielfalt seiner Beschreibung und notierte mir den Ort des Treffens. Doch Hitoshi Hase und Eugen Hagen bis morgen ausfindig zu machen, war unmöglich. Hase war in Haiti und Hagen weilte wohl in Norwegen. Deshalb entschied ich mich, ohne H&H zu diesem Treffen zu erscheinen.

Fünfzehnter Dezember, 10:58 Uhr, Paris Metro

Ich konnte die Linie 21b sehr schnell ausfindig machen und betrat den Wagon, lief vorbei an gruseligen Gestalten, grimmigen Greisen und grauen Grafen, bis ich in der letzten Reihe angelangt war. Ich schaute mich um und hielt Ausschau nach meinem Gesprächspartner. Zu meiner Verärgerung fand ich nur einen kleinen, blauen, gefalteten Zettel auf dem linken Platz der letzten Reihe. "Musste schnell zum Zahnarzt, morgen gleiche Zeit, gleicher Ort. To L.". Da ich meinen Aufenthalt in Paris liebend gern um einige Tage verlängern wollte, kam mir dies entgegen und freudig erregt fuhr ich die Linie 21b bis zur Endstation.

Sechzehnter Dezember, 12:04 Uhr, Paris Metro

Gleicher Ort, gleiche Zeit. Ich fuhr vom Universe Hotel direkt mit der hoteleigenen U-Bahn Anbindung zur Haltestation der Linie 21b und stieg dort zu. Schon beim Einsteigen, sah ich, dass auf der letzten Reihe dieses Mal eine Person Platz genommen hatte. Doch es war kein Mann. Plötzlich packte mich eine kalte Hand an der Schulter und zog mich in den Sitz hinein. "Entschuldigen Sie die etwas ungewöhnliche Begrüßung, aber sie hätten mich ja sonst nicht gefunden. Auf der letzten Reihe war kein Platz mehr, deshalb sitze ich jetzt hier in Reihe 6. Ich hoffe, dass macht Ihnen nichts aus, Herr Fuchs." Seine offene Art machte ihn sympathisch. "Guten Tag, sie sind Herr To L.?" "Richtig Tómas Loter." "Der Bruder von Jo Loter?" "Nein. Ich bin Tscheche, er ist Engländer. Wir arbeiten nur zusammen.". Jo Lauter ist der Vorsitzende der DIRLO, die seit etwa 15 Jahren Radrennen für pensionierte Rennfahrer organisiert und Jahr für Jahr viele Zuschauer an den Straßenrand lockt. "Ihr Peugeot Shell Team hat uns sehr imponiert, auch wenn der große Erfolg ausgeblieben ist." Natürlich hatten wir uns mehr erwartet, aber erst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu. Das war die einfache Analyse.
"Es wäre uns eine Ehre, wenn Sie für 2007 unser Projekt leiten würden." "Um was geht es da?" "Legenden Rennen nach China exportieren." China? Alles andere als eine Radsporthochburg, aber Loter hatte auch schon Rennen auf Grönland stattfinden lassen und es kamen Zuschauer, um Kelly, van Springel und Zoetemelk zu sehen. "Wann ist der Stichtag für die Fahrer?", fragte ich Loter. "Das ist dieses Jahr der 1. Januar 1950." "Das klingt recht vielversprechend. Senden Sie mir den Vertrag zu und überweisen sie 5000 € Vorschuss. Dann bin ich dabei.". Loter streckte seine Hand zum Handschlag aus und ich schlug ein. "Einverstanden" murmelte er. "Ab Montag beginnen die Planungen. Alles weitere dann in unserer Zentrale in Brügge." Ich verabschiedete mich von Loter und wünschte ihm noch alles Gute, dann verließ ich die Linie 21b. Ein Flug nach Brügge musste ich noch buchen. Aber dafür hatte ich noch einen Tag Zeit.
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HansFuchs
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Beitrag: # 393746Beitrag HansFuchs
22.10.2006 - 17:00

Achtzehnter Dezember, 9:22 Uhr, Brügge

Es war ein bitterkalter Montagmorgen, der Schnee lag siebenundzwanzig Zentimeter hoch in der Hauptstadt Westflanderns, es hatte die ganze Nacht geschneit. Aber es war auch mein erster Arbeitstag für Jo Loter von DIFLO. Den Geschäftskomplex des Loter Imperiums war nicht zu übersehen. In großen Lettern stand "LOTER" an einer weißen Hauswand. Ich ging auf die Tür zu und trat ein. Plattgold und Marmor waren die Hauptbestandteile des Interieurs der Eingangshalle. "Plattgold?", dachte ich.
Eine große Treppe führte hinauf zur ersten Etage. Der Fahrstuhl war außer Betrieb, leider. Ich fragte eine reizende Dame nach dem Büro von Jo Loter. "Die dritte Tür hinten links." Es gab keine Tür. Es waren Fenster. Ja, richtig. Fenster öffneten sich, als ich vor dem Büro von Loter stand.
"Kommen Sie nur herein, ich habe Sie bereits erwartet, Mister Fox." tönte eine schrille Stimme.
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reblaus
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Beitrag: # 393799Beitrag reblaus
22.10.2006 - 20:34

Ohhh, es geht weiter, ich finds gut dass du den AAR weiter führst, hoffentlich aber regelmäßiger :D
Weiter so

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HansFuchs
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Beitrag: # 393977Beitrag HansFuchs
23.10.2006 - 17:53

[FORTSETZUNG]

Das Büro von Loter war großzügig eingerichtet. Ein riesiger Schreibtisch aus Eichenholz stand im Zentrum des Raumes, hell erleuchtet wurde dieser Tisch durch die offene Fensterfront. Auf der rechten Seite stand eine Couch mit einem Beistelltisch und einer einfachen Zimmerpflanze. Links an der Wand hingen mehrere riesige Gemälde von mittelmäßigen Künstlern der Moderne.
Loters Erscheinung war eine angenehme. Er saß im Morgenmantel hinter seinem Schreibtisch und las aufmerksam die Tagespresse.
Ich ging zwei Schritte nach vorn, Loter stand auf und reichte mir seine Hand. "Guten Tag, ich begrüße Sie in unserem bescheidenden Komplex.", er führte mich aus seinem Büro heraus, direkt auf den Gang. "Dies ist ihr Bereich, ihr Büro, hier können Sie in Ruhe arbeiten." Es war etwa halb so groß wie das von Loter, aber dennoch stilvoll eingerichtet. "Ihr Vorgänger hat einige Möbel hinterlassen. Wenn es Ihnen nicht zusagt, räumen Sie um. Die Rechnung geht auf mich. Heute nachmittag um drei Uhr findet unsere erste Planungskonferenz statt. Dort werde ich Sie auch dem Personal vorstellen. Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause, Herr Fuchs.". Ein erstaunlich besonnener Mensch, dieser Loter. Bescheiden war er ebenfalls. Die innere Ruhe, die er ausstrahlt, war beeindruckend.
Ich öffnete die zugezogenen Jalousien und das grelle Sonnenlicht versperrte mir für einige Augenblicke jeglichen Blick. Danach setzte ich mich in meinen Drehstuhl, lehnte mich zurück und hielt die Luft an. Was hatte Loter eben von meinem Vorgänger geredet? Er hatte Möbel hinterlassen? Ja, richtig, er hatte Möbel hinterlassen. Zwei Schränke, schwarz und weiß. Schlichtes Ambiente für einen schlichten Menschen. Sofort schoss mir ein Name in den Kopf, den ich eigentlich vergessen wollte: Raul Alcala. Da war er wieder, der egozentrische Mexikaner. 2004 fuhr er für Peugeot Shell, wobei fahren nicht das richtige Wort ist, er schob sein Rad. Dies kann man ihm aber nicht zum Vorwurf machen, denn mit einem Bierbauch die Tour de France zu fahren, schaffen nur echte Ausnahmetalente.
Sofort machte ich mich auf den Weg in das nächste Möbelhaus. Ich musste mich beeilen, denn drei Uhr hatte ich einen wichtigen Termin mit Loter und Anhang.
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HansFuchs
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Beitrag: # 394230Beitrag HansFuchs
24.10.2006 - 18:37

Achtzehnter Dezember, 14:58 Uhr, Brügge

Ich durchwandelte den Konferenzraum, ein riesiges, schauriges Monstrum, der jegliche Art von Kreativität hemmt. So war mein erster Eindruck. Es war zwei Minuten vor drei Uhr, dem planmäßigen Beginn der Sitzung. Plötzlich öffneten sich mehrere Türen und Personen kamen hervor. Um genau zu sein, waren es fünf unterschiedliche Charaktere, allein das Äußere unterschied sich gänzlich von einander.
Loter selbst war nicht unter Ihnen. "Guten Tag, Sie müssen dieser Fuchs sein. Wir haben schon viel von Ihnen gehört. Sie sind unser Ideengeber. Alcala hat sich besoffen. Zusammen mit seinem Vorgänger.". Ein großer, kräftiger, fast heroischer Mann eröffnete das Gespräch. Er trug kein Namensschild, wie alle anderen auch.
"Wo ist der Chef?", fragte ich in die Runde.
"Der Chef ist hier.", raunte eine tiefe Stimme. Loter war mir unbemerkt, engelsgleich in den Raum geschwebt. "Setzen Sie sich meine Herren."
Eine Sitzordnung gab es nicht. Das war bei Loter wohl nicht üblich.
Ich setzte mich direkt gegenüber von Loter, dessen Blick sich direkt auf mich richtete. Er ergriff das Wort: "Darf ich vorstellen? HansFuchs, der neue Leiter & Organisator der DIFLO Renngestaltung im In- und Ausland. Herr Fuchs, darf ich bitten?", er richtete seine Hand in meine Richtung. Ich stand auf und stammelte einige Worte zusammen. "Ja, vielen Dank, Herr Loter. Wie Sie alle wissen, reiste ich durch die ganze Welt, um radelnde Menschen zu sehen, dort habe ich einige Erfahrungen sammeln können, um Sie bei ihrem großartigen Projekt unterstützen zu können. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit, auf maximale Erfolge. Es ist mir eine Ehre." - so lautete mein kurzes Plädoyer.
"Danke sehr, Herr Schultz, unser Renndirektor, wird nun die heutige erste Planungskonferenz feierlich eröffnen." Edmond Schultz, ein Urbade, verließ seinen Stuhl und verließ den Raum. Einige Minuten herrschte Stille im Raum, ich schaute die anderen fragend an, ohne den Anstand zu verlieren und meine Verärgerung auszudrücken. Dann endlich, gefühlte sechs Minuten und vierundzwanzig Sekunden, klopfte es an der Tür. "Ja, bitte.", antwortete Loter.
Ein Mensch verkleidet als Riesenplüschhahn betrat den Raum. Er krähte einmal, er krähte zweimal und sprang auf den Tisch. Musik ertönte, es war ein Lied, dass ich kannte, nur der Titel war mir fremd. Die Mitarbeiter kannten den Text offenbar, sie stimmten jedenfalls fröhlich mit ein. Auch Loter klatschte in die Hände und sang nach Leibeskräften mit. Nur ich schaute dem wilden Treiben ungläubig zu. "Was war hier los?" dachte ich mir. "War dies das Geheimnis ihres Erfolges? Unmöglich." Mein Tischnachbar machte es dem Hahn gleich und sprang ebenso auf den Tisch. Die anderen Mitarbeiter folgten und tanzten fröhlich. Die vollen Kaffee- und Teetassen zerschellten, das Gebäck wurde vom Hahn höchstpersönlich zermalmt.
Fast unbemerkt betraten zwei weitere Männer das Zimmer und brachten vier Kisten belgisches Bier, auf den zweiten Blick eindeutig die Marke "Stella Artois", heran. Loter griff zu einer Flasche und warf sie mir zu. "Kommen Sie, trinken Sie mit. Das verbessert den Ideenfluss." schrie er mir fast böswillig zu. "Hey, eins hat noch niemanden geschadet." sagte mein linker Sitznachbar und klopfte mir auf die Schulter. Ein anderer öffnete mir die Flasche.
Als jeder sein Bier geöffnet hatte, stieg Loter auf seinen Stuhl und rasselte einen belgischen Trinkspruch (?) herunter. Die Stimmung hatte ihren Höhepunkt erreicht. "Und jetzt wollen wir arbeiten." Das waren die letzten Worte, die ich in Erinnerung hatte. Ich wachte am nächsten Morgen im Stuhl meines Büros auf, mein Anzug klebte an meinem Körper und ein halber Kasten von die Bier die so schön hat geprickelt in meine Bauchnabel, stand neben meinem Schreibtisch. Es war ein teuflischer, erster Nachmittag bei DIFLO.
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HansFuchs
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Beitrag: # 394263Beitrag HansFuchs
24.10.2006 - 20:46

Neunzehnter Dezember, 8:58 Uhr, Brügge

Als ich nach der durchzechten Nacht halbwegs wieder zu mir kam, fand ich diesen Zettel auf meinem Schreibtisch:

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"Was soll ich damit?", dachte ich mir. Ich schrie durch das Büro. "Der ist doch nicht lesbar, Loter!" Postwendend reagierte Loter. "Machen Sie die Augen auf, Fuchs." Nun ging es.

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Als Randnotiz war versehen: "Das ist ihre erste Aufgabe, machen Sie etwas daraus. Bitte innovativer, moderner, chinesischer."
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HansFuchs
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Beitrag: # 394771Beitrag HansFuchs
26.10.2006 - 18:22

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Zwanzigster Dezember, 11:28 Uhr, Genf:

Ich hatte mir einen Tag freigenommen, um einen alten Freund in Genf zu besuchen. Es handelte sich um Rudolf Finken, ein freundlicher Zeitgenosse.
Freunde hatte er genug, doch echte Freunde waren bei ihm rar. Harry Freud sagte einmal zu ihm "sei mein Freund". Finken negierte dies. Er negierte einiges. Im Alter von 24, das war 1984, lehnte er einen Profivertrag im belgischen Eliterennstall Splendor ab, der damals auch den aufstrebenden Claude Criquielion und den alternden Freddy Maertens beherbergte. Gründe nannte er für diese Entscheidung nie. Jetzt ist Rudi 22 Jahre älter und reifer - seine Radsportkarriere hat er mit 29 an den Nagel gehangen. Potential hatte er in Maßen, andere waren zweifellos talentierter, aber Finken konnte kämpfen. Wie an jenem legendären, aber grausamen 12. April 1983, als er in einem Amateurrennen durch die Ardennen vor versammelter Expertenschar die großen Favoriten seines Jahrgangs in die Schranken wies. Die Talentspäher sprachen von einem "Jahrhunderttalent", die Presse überschüttete den jungen Belgier mit Lob und Vorschußlorbeeren, einzig sein Trainer versuchte Finken auf dem Boden zu halten. Dies gelang ihm offenbar nicht, denn bereits wenige Wochen danach wurde Finken wegen schweren Rauschgifthandels und groben Falschparkens zu einer vierjährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Das mögen die Gründe sein, weshalb er nie Profi geworden ist.
Finken konnte ich in Genf nicht anfinden, Ortsansässige sagten, er hätte die Stadt schon vor zwei Jahren verlassen. Mehr wusste man nicht.
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HansFuchs
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Beitrag: # 394776Beitrag HansFuchs
26.10.2006 - 19:08

Olaf: Ich bin endlich trocken.
Ulle: Ich auch.
Olaf: Was, du auch?
Ulle: Ja.
Olaf: Schön.
Ulle: Ja.
Olaf: Lass uns einen trinken gehen.
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HansFuchs
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Beitrag: # 394780Beitrag HansFuchs
26.10.2006 - 19:36

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Steini
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Beitrag: # 395104Beitrag Steini
28.10.2006 - 22:49

Oft hatte ich es vor, heute Abend bin ich endlich dazu gekommen. Ich habe mir den AAR durchgelesen. Und die Tatsache, dass das in einem Rutsch ging, spricht durchaus für den AAR. (Ähnliches kann nur Bamba's "Katakomben der ersten Division" von sich behaupten)

Teilweise natürlich etwas verwirrend, aber überwiegend sehr witzig aufgemacht.

Mach weiter so! Ich werde versuchen dabei zu bleiben. Das sollte bei deiner Kontinuität ja eigentlich kein Problem sein. :D

=====
eisel92 hat geschrieben:Ich hab mir die erste Seite angeschaut. Warum darf man solchen Schrott eigentlich schreiben?
Wenigstens hat er mehr Klicks! :D

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