Schaer-Preis Herbst 2008

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

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Grabba
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Beitrag: # 6741432Beitrag Grabba
22.10.2008 - 23:10

Du schreibst und veröffentlichst die Geschichte aber bitte dennoch, oder? ;)

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Flame of Za-i-ba
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Beitrag: # 6741437Beitrag Flame of Za-i-ba
22.10.2008 - 23:18

Ob die Tage oder zum nächsten Preis mal sehen, aber ja, mache ich ;).

Ich finde es selber verdammt schade. Hatte die letzten Wochen gar keine Zeit und dachte Gestern und Heute würde reichen. Hab auch quasi den ganzen Tag dran gesessen, aber um etwas Konkurrenzfähiges zu bringen, reicht es nicht. Die Idee gefällt mir auch sehr gut, dass ich sie nicht unter Wert, veröffentlichen möchte.
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arkon
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Beitrag: # 6741438Beitrag arkon
22.10.2008 - 23:19

sehr enttäuschend, das teilnehmerfeld bricht auf drei herunter. oder werden es doch noch vier? also mit idee würden mir ja vierzig minuten reichen ;)
wer keine ahnung hat - einfach mal die fresse halten

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Flame of Za-i-ba
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Beitrag: # 6741439Beitrag Flame of Za-i-ba
22.10.2008 - 23:22

Nicht wenn du vorher schon fünf Stunden dran gesessen hast und beinahe verzweifel wärst ;).

Gib mir noch bis um 05:00 Zeit und ich verspreche, dass ich dir was abgeb ;)
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arkon
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Beitrag: # 6741440Beitrag arkon
22.10.2008 - 23:25

das ist doch mal ein wort. und ich nehme es an. 5:00 will eine marke sein.
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Flame of Za-i-ba
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Beitrag: # 6741455Beitrag Flame of Za-i-ba
23.10.2008 - 3:11

Das Duell


Schweigend sehen sie sich in die Augen. Ihre Blicke sind voller Abneigung und Hass. Wie zwei Kampfhunde, die in wenigen Sekunden aufeinander losgelassen werden, schauen sie sich an. Kein Wunder: Vor ihnen liegt das wichtigste Rennen ihres Lebens - ein Duell: Mann gegen Mann. Niemand anderes ist auf der Strecke. Nur sie. Keine Zuschauer. Keine Kameras. Keine Freunde. Keine Begleiter. Nur die beiden, die sich schworen, den anderen zu schlagen. Geld spielt keine Rolle. Selbstzufriedenheit, Ehre oder Stolz trifft es schon eher. Viel mehr geht es aber darum den anderen zu demütigen, ihn nieder zu machen und ihn am Boden zerstört zu sehen. Den Gegner so enttäuscht zu sehen, das ist ihr Ziel. Knapp sechzig Kilometer liegen vor ihnen. Zunächst flach, dann ein kleiner Hügel, ein weiteres Stück ohne Anstrengungen, dann ein schwerer Berg und eine kurze Abfahrt. Wer dort zuerst ankäme, sei der Sieger. Nicht der Sieger des Rennens, sondern der Sieger über den Anderen …

Um zu verstehen was diese zwei Menschen antreibt, muss man ein paar Jahre zurückgehen. Oder noch besser: Man beginnt am Anfang:



“Nacho, ärger mich nicht!”
“Mach ich doch gar nicht.”
“Tust du wohl.”
“Dann geh doch du Heulsuse”
“Ich spiel nie wieder mit dir!”

Kurz darauf tobten sie wieder zusammen umher. Zwei Freunde. Viele dachten sie seien Brüder oder gar Zwillinge, obwohl sie einander überhaupt nicht ähnelten. Dennoch waren sie wie Pech und Schwefel - unzertrennlich. Ignacio Diaz, Nacho genannt und Ricardo Permonte. Der eine Spanier, der andere Italiener. Beide lebten aber in der Schweiz. Ihre Mütter waren dort hingezogen, nachdem sie allein erziehend geworden waren. Im Kindergarten hatten sich die Kinder dann kennen gelernt und es passte einfach. Seitdem verbrachten sie beinahe jede Minute miteinander …

Die Jahre vergingen, doch ihre Freundschaft hielt. Sie waren Teenager, als sie zum ersten Mal mit Radsport in Kontakt kamen. Seitdem begeisterte sie dieser Sport. Für sie war es die perfekte Möglichkeit ihr Adrenalin abzubauen, denn davon hatten sie genug. Während sie in früheren Tagen herumliefen und Fangspiele spielten, waren es nun lange Ausfahrten. Damit es nicht langweilig wurde waren sie gespickt mit Sprints, Intervallen und kleinen Verfolgungsjagden. Kleine Wettkämpfe, um sich gegenseitig hoch zu pushen, kleine Wettkämpfe, die ein Rennen simulierten, kleine Wettkämpfe, die ihren Ehrgeiz antrieben, kleine Wettkämpfe, durch die sie sich beide verbesserten, kleine Wettkämpfe, die aber immer nur aus Spaß waren - das waren noch Zeiten …

Es dauerte nicht sehr lange bis ihr Talent entdeckt wurde. Über die Umwege einer Junioren- und einer Amateurmannschaft landeten sie schließlich beim “RC Tissot”, dem besten Radsportteam der Schweiz. Auch dort vergeudeten sie keine Zeit damit Helferdienste zu leisten. Sie waren stark. Ihr Training härter, als das aller anderen und ihr Willen schien unbändig. So wurden sie schließlich im Alter von nur 23 Jahren die Kapitäne. Man könnte meinen, dass es nicht funktionieren könne. Zwei gleichgestellte Fahrer, die die selben Fähigkeiten besitzen - sie waren beide Rundfahrer. Sie haben es aber geschafft. Ricardo Permonte konzentrierte sich als Italiener auf seine Heimatrundfahrt, den Giro. Ignacio Diaz als Spanier dagegen natürlich auf die Vuelta. Dazu unterstützten sie sich gegenseitig bei den Siegen des jeweils anderen. Eine wahre Freundschaft …

Dreimal hatten Ignacio und Ricardo ihre Landesrundfahrt hintereinander gewonnen. Mit der Hilfe des jeweils anderen waren sie ein schier unbesiegbares Team. Genau das wurde ihr Problem. Ricardo wollte eine neue Herausforderung, die Tour de France. Er schlug vor, dass im ersten Jahr er der Kapitän sein solle, im zweiten Jahr Nacho, im dritten er usw. Ignacio war einverstanden, genauso die Teamleitung. Tatsächlich gelang es Ricardo die Frankreich-Rundfahrt mit Hilfe seines besten Freundes zu gewinnen. Hauptsächlich aufgrund seinen Helferdiensten war es gelungen die Konkurrenz zu distanzieren. Nacho war es, der die Lücken zufuhr, die Kontrahenten abschüttelte oder Ricardo an eine Gruppe heranführte. Ohne ihn, hätte der Italiener keine Chance auf den Sieg gehabt. Dies war jedoch gleichzeitig auch das letzte Rennen, dass die beiden glücklich zusammen beendeten …




Heute ist von dieser alten Freundschaft nichts mehr zu sehen. Das einzige was davon wirklich geblieben ist, sind die Erinnerungen, an die sie genau in diesem Augenblick denken. Jedoch ist es keine Erinnerung an die schönen Zeiten. Sie benutzen sie, um sich zu pushen, denn es gibt keine stärkere Motivation auf der Welt als Hass. Die ersten Kilometer hatten sie zurückgelegt. Schweigend, einander beobachtend. Es würde wohl bis zum schweren Anstieg dauern, bis einer der beiden versuchen würde den anderen abzuhängen. Ricardo ist ein starker Kletterer, wohl noch ein wenig besser als Ignacio, doch dieser holt das, was er bergauf verliert, in der Abfahrt meist wieder auf. Im Zeitfahren, in der Ebene oder am Hügel schenken sie sich kaum etwas. Sie sind Allrounder, die Besten ihrer Zeit. Möglicherweise sogar die Besten, die es je gab. Um so stark zu werden hatten sie fleißig, bei jedem Wetter, mit Schmerzen, ohne aufzugeben, trainiert.

Ignacio begann nachzudenken: “Ricardo. Wie konntest du die Zeit vergessen, die wir miteinander erlebt hatten? War dir Erfolg wirklich soviel wert, dass dich alles andere nicht mehr interessiert? Das ist arm. Einfach nur arm. Du bist kein Champion. Ein Champion hat mehr als nur Erfolge. Ein Champion hat einen würdigen Charakter, und diesen besitzt du nicht. Einst hatten wir uns geschworen, dass wir immer miteinander fahren würden, nicht gegeneinander. Du hast diese Regel gebrochen. Die ganze Freundschaft war dir letztendlich egal. Dieses Vergehen kann ich dir nicht verzeihen. Du zeigst keine Reue, bist sogar stolz auf das, was du getan hast. Eigentlich müsstest du dich schämen, aber du hast immer versucht dich zu verteidigen. Warum denn nur? Früher warst du nicht so. Der Erfolg hat dich arrogant gemacht."



“Verdammte Scheisse Ricardo, was sollte das?”
“Jetzt reg dich mal nicht so auf …”
“Wir hatten eine Vereinbarung. Du selber hast gesagt, dass ich dieses Jahr gewinne! Was zum Teufel sollte das jetzt also?”
“Ach, du willst es also wirklich wissen? Willst du wissen, warum ich dich abgehängt habe? Nun gut. Was wir hier machen ist R-A-D-S-P-O-R-T. Der Sinn davon ist, der Beste zu sein und das bin ich, wie du Heute ja gesehen hast.”
“Dir ist dieser Sieg also wichtiger als unsere Vereinbarung?”
“Ja”
“Wichtiger als dein Versprechen?”
“Ja.”
“Wichtiger als unsere Freundschaft?”
“ …”
“Wichtiger als unsere Freundschaft?”
“Ja.”
“Du bist das Letzte, weißt du das? 20 Jahre kennen wir uns. Und du machst mit einem Tag alles vergessen. Ich weiß, du wirst das bereuen, aber lass dir eins gesagt sein. Komm nie wieder an und entschuldige dich. Vergiss es. “

So war es passiert. Während der letzten relevanten Etappe der Tour de France griff Ricardo seinen in Führung liegenden Freund und Teamkollegen an und siegte.
Ignacio war von diesem Vertrauensbruch so getroffen, dass er selber sogar noch das Podium verpasste. Doch das interessierte ihn nicht. Die Arroganz und Ignoranz von Ricardo ließ ihn vor Wut toben und er schwor sich, dass er nie wieder gegen diesen verlieren würde. Zunächst war ihm allerdings die Chance verwehrt geblieben gegen Ricardo ein weiteres Mal anzutreten. Nachdem beide ihr Team gewechselt hatten, hielt eine Verletzung zunächst Ricardo, ein Jahr später dann Ignacio davon ab bei der Tour de France zu starten, und das sollte ihr Schauplatz sein. Später kam ihnen eine Idee. Ein Rennen. Ein Jahr Vorbereitung. Die letzten sechzig Kilometer jener Etappe, die einst die Freundschaft zerstörten. Das Teilstück, an der Ricardo seinen einstigen besten Freund abging.




Es schien, als würde eine kleine Träne über Ignacios Gesicht huschen. Diese verschwand jedoch so rasch, wie sie gekommen war und die Entschlossenheit war ihm wieder anzusehen. Er begann schneller zu atmen, der Puls stieg hoch, das Adrenalin kochte in ihm. Er dachte an eben jene Unterhaltung und die Wut und das Versprechen, dass er sich selber gegeben hatte, wurde ihm wieder bewusst. Dann ging er aus dem Sattel. Noch bevor Ricardo überhaupt begreifen konnte, war er ein paar Meter zurück. Mit einem Angriff an dem Hügel hatte er nicht gerechnet. Was sollte er nun tun? Sollte er auf seine Bergqualitäten vertrauen und seine Kräfte für den noch kommenden Anstieg sparen, oder Ignacio lieber im Auge behalten? Durch das kurze Zögern war ihm letzteres jedoch schon unmöglich gemacht worden. Binnen weniger Sekunden vergrößerte sich die Lücke und Ignacio entfernte sich soweit, dass er nicht mehr zu sehen war …

“Welch Geniestreich”, lobte sich Ignacio selber. Ricardo war so naiv gewesen um zu glauben, dass er die ganze Zeit nur hinter ihm her fahren würde im Vertrauen auf seine Abfahrerqualitäten. Doch hieß diese Führung nichts. Es war einfach nur ein moralischer Vorteil, dass er Ricardo zunächst abhängen konnte. Nun hieß es, solange wie möglich vor ihm zu bleiben. In dem aktuellen Flachstück müsste er weiter Boden gewinnen. Denn den brauchte er. Am Anstieg würde Ricardo aufholen, da war er sich sicher. Diese Zeit ging es nun herauszufahren. Mit großen Gang fuhr er bis er den großen Anstieg vor sich sah. Wie ein Koloss baute er sich vor ihm auf. 7000 Meter, die er nicht gut in Erinnerung hatte. Gleich zu Beginn hatte Ricardo damals angegriffen. Diese Stelle erkannte Ignacio sogleich. Zwei Bäume am Straßenrand, dessen Äste sich kreuzten. Für ihn war es so etwas wie ein Symbol, für den Vertrauensbruch, den er erlitten hatte.

“Ruhig bleiben, jetzt bloß nichts Unüberlegtes tun. Ich bin stärker! Dieser Typ wird mich niemals besiegen”, sagte Ricardo sich selber. Er war der stärkere Kletterer und das wusste er. Für ihn war es ein Genuss Steigungen erklimmen zu können. Niemand hatte ihm dort je etwas vorgemacht und das würde sich Heute auch nicht ändern, da war er sich sicher. “Soll dieser Idiot doch vorausfahren, sein Gesicht wird umso frustrierter sein, wenn ich ihn überhole.” Obwohl er zurück lag lächelte Ricardo bei dieser Vorstellung. Blicke spielten eine große Rolle in seinem Leben. Sie geben den Gefühlen des Menschen Ausdruck. Dieses Entsetzen in Ignacios Augen, als er damals angetreten war, würde er niemals vergessen. Plötzlich hielt er den Atem an und erinnerte sich an die Entschlossenheit mit der sein Kontrahent angegriffen hatte. Er durfte es nicht zu leicht nehmen. Mit diesem Gedanken nahm er die ersten Meter des Berges in Angriff.

“War es ein Fehler so früh anzugreifen?” Nun hatte Ignacio kein Gefühl dafür wo Ricardo war. Er könne nur eine Kurve hinter ihm sein, jedoch auch vier oder fünf. Der Berg hatte viele Kehren, so war es quasi unmöglich einzuschätzen. “Vielleicht wäre es besser gewesen, hinter ihm her zu fahren.” Das Denken verwarf er jedoch, als ihm die Bilder von früher für einen kurzen Moment ins Gedächtnis schossen. “Angreifen ist der Weg. Mal ist der Weg steinig und schwer, aber man muss ihn trotzdem gehen.” Durch energisches Treten konnte er seine Geschwindigkeit um zwei Km/h erhöhen. Dies würde nicht reichen um weiteren Vorsprung herauszuholen, aber Ricardo noch eine Weile auf Distanz halten. Für einen kurzen Moment drehte er sich um und er erschrak. Zwar noch ein wenig zurück, aber dennoch klar erkennbar fuhr Ricardo.

Noch immer war Ignacio vor ihm, doch er hatte ihn nun in Sichtweite. “Zieh”, sagte er sich immer wieder. Für einen kurzen Moment ging er aus dem Sattel. Der Gedanke zu verlieren brachte ihm neue Kraft und er konnte seine Trittfrequenz erhöhen. Näher und näher kam er dem Spanier, bis er ihn schließlich neben sich hatte. Ein gehässiger Blick, ein Wort, dann schaute er wieder nach vorne. Weit war es nicht mehr. Noch einmal versuchte er mehr aus sich rauszuholen. Es tat weh, aber er wusste, wenn er sich jetzt nicht absetzen konnte, dann würde er verlieren. Auf einen Zweikampf in der Abfahrt durfte er sich nicht einlassen. Er musste jetzt an Vorsprung gewinnen. Die Beine brannten, der Atem wurde schwer, aber es musste weitergehen, es musste einfach …

“Verlierer” hatte Ricardo soeben zu Ignacio gesagt, als er ihn überholte. Dieser war am Ende seiner Kräfte. Seinen Sieg sah er in Form seines Kontrahenten immer weiter wegziehen. Dabei war seine Taktik perfekt gewesen und es hätte beinahe gereicht. Knapp 1000 Meter waren es noch bis zum höchsten Punkt. Danach würde es noch acht Kilometer bergab gehen. Eigentlich genug um den Vorsprung wieder wett zu machen, doch Ignacio war fertig, er konnte einfach nicht mehr. Er hatte alles in diesen Angriff gesetzt, aber eins machte ihm Hoffnung: Ab und zu neigte Ricardo dazu zu überdrehen und erstrecht in dieser Situation, wo er wusste, dass er Vorsprung bräuchte, und das war die einzige Chance, die Ignacio noch hatte. Mit seinen letzten Energiereserven und dem Glauben an den Sieg konnte er sein Tempo weiter gleichmäßig fahren.

“Scheisse”, dachte Ricardo. Noch 300 Meter hatte er bis zur Abfahrt vor sich und nun hatte der Mann mit dem Hammer bei ihm zugeschlagen. Nichts ging mehr. Sein Tacho zeigte von einem Moment auf den anderen ganze zehn Km/h Unterschied an. Kurz drehte er sich um: Ignacio war nicht in Sicht, es bestand also noch Hoffnung. Er versuchte schneller zu treten, nein, es ging nicht. Mühevoll quälte er sich. Seine Lunge schmerzte und in seiner rechten Wade machte sich ein Anzeichen eines Krampfes breit. Beinahe schlangenformartig fuhr er die letzten Meter bis zur Kuppe hinauf. Oben angekommen wäre er am liebsten abgestiegen. Ihm wurde Schwarz vor Augen, er war am Ende seiner Kräfte. Er musste sich hinlegen, aber nein, das durfte er nicht. Ein kurzer Schluck aus der Flasche, das müsste reichen …

In seinem Tempo ging es für Ignacio weiter. Nachdem Ricardo ihn überholt hatte wusste er, dass er in der Abfahrt volles Risiko gehen musste. Doch das würde gefährlich werden. “Zum Glück regnet es nicht”, dachte er. Genau in diesem Moment fing es an. Kleine Tropfen waren es zunächst nur, die sich auf seiner Haut sammelten. Man hätte auch meinen können es sei Schweiß, doch der Himmel verdunkelte sich weiter und urplötzlich öffnete er seine Schleusen. Eigentlich hätte Ignacio dies erfreuen müssen. Ricardo war der schwächere Abfahrer und würde damit noch weniger zurecht kommen, doch Ignacio hatte Kinder. Kinder, die einen Vater brauchten. Als er oben angekommen war hatte er eine Entscheidung zu treffen. Risiko, oder nicht. Hier oben wuchsen keine Bäume und so sah er Ricardo einige Kurven weiter unten fahren. “Danke lieber Gott”, sagte er, denn dieser hatte ihm damit die Entscheidung abgenommen.

“Das hatte mir gerade noch gefehlt.”. Seine Konzentrationsfähigkeit war aufgrund der Anstrengung schon beinahe gegen 0 gesunken und jetzt das. Selbst ohne die ständigen Tropfen im Gesicht war es ihm in den ersten Kurven schon schwer gefallen richtig zu gucken. Sein Wahrnehmung war gestört. Er wusste, dass er überzogen hatte. In einem normalen Rennen durfte er so nicht weiterfahren, aber dies war kein normales Rennen. Es war das Wichtigste und hier durfte er nicht aufgeben, schließlich lag er vorne und hatte nur noch ein paar Minuten zu fahren, bevor er den wahrlich größten Sieg seiner Karriere erreichen würde. “Reiß dich zusammen … Scheisse!” Er hatte sich versteuert. Das kostete Zeit. Viel Vorsprung konnte er nicht mehr haben, aber weit war es ins Ziel auch nicht mehr. “Reiß dich zusammen Ricardo, du schaffst das!”

“Glück gehabt.” Viel zu spät hatte Ignacio vor einer besonders scharfen Kurve gebremst. Gerade noch konnte er stoppen, ansonsten wäre er einen etwa zehn Meter hohen Abhang herunter gestürzt. Doch daran durfte er nicht mehr denken. Er drehte sein Rad in Position und begann erneut zu beschleunigen. “Ich muss aufholen. Ricardo kann nicht weit vor mir sein!”, dachte er sich. Drei Kilometer waren es, die über Sieg und Niederlage entscheiden würden. Einst hatten sie dies schon getan, ein zweites Mal würde folgen. So entschlossen war Nacho noch nie gewesen. Das Adrenalin pumpte in ihm. Er wollte Rache, Rache für die Demütigung, die er damals erhalten hatte. Plötzlich sah er ihn. Ricardo war keine 200 Meter mehr vor ihm. Nur eine Kurve trennte die Beiden. Jetzt hieß es alles geben und er gab alles.

Nur noch zwei Kilometer. Noch hatte Ricardo etwa 50 Meter Vorsprung. Noch ein Kilometer und es war geschehen. Ignacio hatte ihn eingeholt. Das Rennen würde also in einem Sprint zu ende gehen. Es war schwer zu sagen, welcher Atem lauter war. Am Ende ihrer Kräfte waren beide. Ihre Beine schmerzten und dennoch versuchten sie auf der nun ebenen Zielgerade noch ein letztes Mal alles aus sich herauszuholen.
“Zieeeh”, feuerte sich Ricardo an.
“Komm schon”, schrie Ignacio.
Noch 300 Meter. Sie waren nun gleich auf. Ein letzter Blick, dann gingen beide aus dem Sattel und traten in die Pedale. Ihre ganze Entschlossenheit war zu spüren. Alles tat ihnen weh, aber sie mussten weiter kämpfen. Die Gesichter waren schmerzverzehrt und plötzlich war es vorbei. Das Ortsschild, dass als Ziel diente, hatten sie überquert. Beide blickten zur Seite und sahen sich an. Entsetzen war in ihren Blicken. Keiner der beiden wusste wer gewonnen hatte. Einen Moment mussten sie realisieren was gerade geschehen war. Dann drehten sie sich kurz um. Tatsächlich, das Rennen war vorbei. Gleichauf waren sie gewesen. Es schien kaum möglich, aber in den Gesichtern die eben noch von Hass, Verachtung und Schmerzen gekennzeichnet waren, zeigte sich ein kleines Lächeln. Beide wussten, was sie an diesem Tag geleistet hatten und es machte sie stolz. Dieses Rennen verdiente keinen Sieger, das wussten sie.

“Ein tolles Rennen”, sagte Ignacio und bog nach rechts.
“Wir sehen uns wieder”, antwortete Ricardo und fuhr nach links.





Sorry nochmal, dass es nicht eher ging. Später abr auch nicht, ich bin fertig. Nach 9 Stunden durchschreiben bin ich zwar immer noch nicht zufrieden, aber besser gehts jetzt nicht.

MfG

Flame of Za-i-ba
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arkon
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Beitrag: # 6741457Beitrag arkon
23.10.2008 - 9:09

der platz in meiner ewigen heldenliste ist dir immerhin schon einmal sicher. obs auch zu was zählbarem reicht sag ich dir wenn ichs gelesen habe. nach dem duschen ;)
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Grabba
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Beitrag: # 6741458Beitrag Grabba
23.10.2008 - 10:40

Da hat der Wettbewerb also doch noch einen würdigen Sieger gefunden.

Danke für diese tolle Geschichte. Sehr angenehm zu lesen, inhaltlich und kritisierend toll, nicht überzogen (wie bei mir oder sciby) und doch auch nicht zu wenig (wie bei valverde_3007), dazu sehr schön, angenehm und flüssig geschrieben. Kritik bleibt der Jury überlassen. :)

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Flame of Za-i-ba
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Beitrag: # 6741466Beitrag Flame of Za-i-ba
23.10.2008 - 12:45

So. Nach dem Lesen einer jeden Kurzgeschichte gibts dann von mir auch mal ein paar Kommentare:

sciby: Schreibtechnisch liest sich das alles ganz gut. Auch die Idee mit dem "Schwarzen" find ich ganz schön. "Die ständige Angst im Rücken als Motivationsschub" ist natürlich seit jeher erfolgreich, doch hätte die Angst vor den Nazis nicht gereicht? Warum waren da plötzlich noch die Eingeborenen mit ihren Pfeilen? Das find ich ein wenig übertrieben. Ansonsten liest es sich sehr gut :)


valverde: Als ich fertig mit lesen war, hätte man das " :?: " wohl auf meiner Stirn sehen können. Ich hab jetzt nicht die Lust alles nochmal zu lesen, aber erklär mirs bitte kurz: Das Rennen war doch vor der Einleitung, oder? Warum ist er dann so enttäuscht und so frustriert? Es bezieht sich doch alles auf das vorhergegangene Paris-Roubaix, oder? Also da schnall ich gerade gar nichts mehr. Bis zu den letzten beiden Absätzen eine sehr schöne Geschichte, aber warum lässt du ihn nicht kurz vor erreichen seines Zieles stürzen? Wäre das nicht perfekt um quasi ein Trauma hervor zu rufen? Ansonsten: Ganz stark.


Grabba: Schreibtechnisch natürlich wunderbar. Die Wortwahl etc., einmalig. Kurze Sätze lassen einen quasi in deine Geschichte eintauchen und verursachen Spannung. Aber auch bei dir frag ich mich nach dem Ende und wie du gerade schon selbst gesagt hast: Überzogen. "Jeder Mensch hat seinen Preis" ein sehr verheißungsvoller Titel, mit dem du meiner Meinung nach zusammen mit dem Anfang (und Mittelteil) noch mehr hättest raus holen können. Dann hätte dich beinahe keine Geschichte schlagen können.


Eine Reihenfolge möchte ich nicht machen. Schreibtechnisch fand ich alle Kurzgeschichten sehr ansprechend. Zudem war jeder noch kreativ, aber ich glaube wir alle haben noch ein wenig Potenzial was die Story angeht ;).
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$$_gibo_$$
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Beitrag: # 6741472Beitrag $$_gibo_$$
23.10.2008 - 13:16

Die, die ihn letztes Jahr nach seinen Siegen bei Paris-Roubaix und Lüttich-Bastogne-Lüttich in der Klasse U-23 als neuen Frank Vandenbroucke gefeiert hatten
Er hat die U23-Rennen gewonnen und ist dann anschließend Profi geworden, war kurz vor dem Aufgeben und feierte dann beim "richtigen"Paris-Roubaix sein Comeback :D
Ich sah den Himmel und mein eigenes Grab,
Ich feierte Siege triumphierte und verlor,
Ich starb aus Liebe.

Valverde3007
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Beitrag: # 6741474Beitrag Valverde3007
23.10.2008 - 13:48

Da hat sich die Verlängerung der Frist doch gelohnt. Die Geschichte hat mich beeindruckt. Insbesondere der Duellcharakter und die daraus entstehenden moralischen Abgründe verleihen der Kurzgeschichte doch das gewisse extra. Die Wendungen auf dieser Erneuerungsfahrt, die Ausprägung der Charaktereigenschaften der einzelnen. So eine Geschichte von Vertrauensbruch und teilweiser Versöhnung (den Schluss darf man doch so deuten?) würde ich auch gerne in der Realität sehen.

Da war bei mir das Problem bei Grabba. Die Geschichte an sich ist mal wieder klasse geschrieben, den Anfang mit Jaime im Rennen fand ich verheißungsvoll. Dann kam die Geschichte mit der Mafia, da wurde es schon härter. Aber die abgeschnittenen Finger fand ich dann erst zu hart. Sicher gibt es im Radsport mafiöse Strukturen, besonders im Bereich des Dopings, aber dass es zu solchen Geschehnissen kommt, möchte ich gar nicht wahrhaben. Eine gute Story für einen Psychothriller, ein Schocker. Ob mir das gefällt oder nicht, weiß ich immer noch nicht. Aber es hat eben gefesselt, auch berührt (sonst würde ich nicht immer noch darüber nachdenken). Aber wer weiß, vielleicht mag arkon das ja.

Bei sciby war der Auftakt mit den Nazis eigentlich gelungen, das Angstmotiv kam das erste mal zum Vorschein. Allerdings haben mich auch die Eingeborenen verwirrt. Da war es vorbei mit dem "in einem Rutsch durchlesen". Außerdem hätte der Charakter mehr ausgebreitet werden dürfen. Irgendwie kommt er mir zu mechanisch, sogar ein wenig primitiv vor.

Achja, der Aufbau meiner Geschichte ist tatsächlich seine Chronologie, wie gibo es zusamengefasst hat.

Sehr schön fand ich, dass es trotz der geringen Zahl an Teilnehmern nur gute Geschichten gab. Jede davon war lesenswert, jede davon würde ich weiter empfehlen.

Außerdem hat der Wettbewerb die Kreativität in meinem Falle unglaublich belebt, mittlerweile sprießen die Ideen in meinem Kopf. Den Wettbewerb wird es ja hoffentlich wieder geben.

Gerrit
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Beitrag: # 6741476Beitrag Gerrit
23.10.2008 - 14:01

arkon hat geschrieben:nach ueber einem monat zeit ist das ja wohl mal die schlechteste ausrede, die ich je gehoert habe. ausserdem: stell dir das mal im kopf vor. mathetest auf der einen seite, ueberraschungspreis auf der anderen. mach noch sterne um den preis ;)
ich war ihn heute uebrigens aussuchen... ihr duerft gespannt sein!
Wenn du mir nicht glaubst, stelle ich jetzt gerne meinen halben Text rein. Aber dafür habe ich wenigstens eine 2 + in Mathe 8)

sciby
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Beitrag: # 6741478Beitrag sciby
23.10.2008 - 14:10

[quote="Valverde3007] Außerdem hätte der Charakter mehr ausgebreitet werden dürfen. Irgendwie kommt er mir zu mechanisch, sogar ein wenig primitiv vor. [/quote]

Das stimmt so, ist aber bewusst gewählt. Stell dir seine Situation vor.
Leider weiß man nicht die Vorgeschichte, das bräuchte Seiten. Aber mal grob beschrieben: John lebte im Ghetto in Harlem, aber er fuhr Rad. Sein Vater und seine "Freunde" fandes das gar nicht gut und er fuhr heimlich. Durch ein plötzliches ereignis (will nicht die Spannung rausnehmen) fliegt er nach Nigeria zu seiner Urgroßmutter. DFie Eingeborenen dort haben Probleme mit dem Dorf (es ist ein besonderes Dorf) mit der Urgroßmutter. Seine Mutter lernt einen mann kennen, so kommt er nach Deutschland, wo er Rad fahren kann, aber von allen schief angeguckt wird und ausgelacht wird. In den Medien bestimmt er die Schlagezilen, weil er schwarz ist, aber nicht erfolgrich.

So das war shcon viel zu viel :P
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Grabba
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Beitrag: # 6741496Beitrag Grabba
23.10.2008 - 17:20

Nicht um meine Geschichte zu rechtfertigen, aber die kritisierende Idee dahinter lässt sich ja total verallgemeinern. Von einem "30.000€ auf dein Privatkonto wenn ich die Etappe gewinnen darf" über ein "ich will keine weiteren Dopingenthüllungen für die Tour '08" bis hin zu diesem besonders krassen Beispiel in meiner Geschichte. Nur noch so als zusätzlicher Gedankengang dazu.
Über weitere Kritiken zu meiner Geschichte wäre ich sehr erfreut. Denn dass sie nichts taugt war mir klar. Woran es aber genau hapert muss ich erst noch selbst verstehen.

Valverde3007: "Sehr schön fand ich, dass es trotz der geringen Zahl an Teilnehmern nur gute Geschichten gab. Jede davon war lesenswert, jede davon würde ich weiter empfehlen."
Das finde ich allerdings auch. Die Teilnehmerzahl ist wirklich zu gering. Leute, hier sind doch bestimmt 30-40 Leser und Autoren unterwegs. Gerade diejenigen, die nicht die Moral für einen echten, langen AAR haben hätten sich doch hier voll und ganz ausleben können. Warum tut ihr das nicht? Und selbst wenn eine Geschichte vielleicht nicht ganz so toll ankommt ist das noch immer die beste Möglichkeit sich zu verbessern. Und wie ihr sehen könnt haben alle Teilnehmer Gutes geleistet. Also, auf auf beim nächsten Mal, bitte. :)

sciby
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Beitrag: # 6741497Beitrag sciby
23.10.2008 - 17:52

Grabba: Bei dir ist alles zu, naja, langweilig. Es fehlt der pepp. Es liest sich nicht so als würde er von der Mafia "befragt" werden. Es entsteht einfach nicht wirklich die Atmosphäre.
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sciby
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Beitrag: # 6741769Beitrag sciby
25.10.2008 - 20:22

Wann gibst das Ergebnis?
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Flame of Za-i-ba
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Beitrag: # 6742143Beitrag Flame of Za-i-ba
27.10.2008 - 21:44

arkon hat geschrieben:der platz in meiner ewigen heldenliste ist dir immerhin schon einmal sicher. obs auch zu was zählbarem reicht sag ich dir wenn ichs gelesen habe. nach dem duschen ;)
Polizei. Psycho-Mord in der Dusche ;)
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Beitrag: # 6742168Beitrag arkon
27.10.2008 - 23:36

mal nicht so nervoes die herren. oesterreicher, gemeldet und berufen zum erlauchten kreis der jury hat seine bewertungen schon eingerreicht, ich habe meine fertig, fehlt nur noch die meines freundes und damit externen jurymitglieds. dann werdet ihr es wissen ;)
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arkon
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Beitrag: # 6742183Beitrag arkon
28.10.2008 - 9:41

So, wie versprochen ist es geschafft. Ich darf mich wirklich ganz herzlich bei den Schreibern bedanken, ebenso wie bei den Juroren. Gerade das ich mit ihnen nicht wirklich bei allen Geschichten einer Meinung war zeigt, das es gut war, sie mit hinzu zu ziehen.
Der zweite Juror ist, wie schon gesagt, Österreicher. Er kennt das Forum, schreibt hier schon länger und ist daher zu den "Insidern der Szene" zu rechnen.
Der dritte Juror ist ein alter Freund von mir. Er hat mich letztlich zum Schreiben gebracht. Wir haben damals zusammen angefangen Foren-RPGs zu spielen (ein heißer Tip für Interessierte!) und schon damals fand er mich gut, aber eben nicht so gut wie ich mich selber. Eine ideale Voraussetzung, um die Jury zu ergänzen also :D. Sein Nick ist Stup1diot.
Die Bewertungen und Kommentare sind raus, ich warte auf den Rücklauf und vor allem auf die Adresse des Siegers. Das Paket geht dann hoffentlich spätestens morgen raus.
wer keine ahnung hat - einfach mal die fresse halten

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arkon
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Beitrag: # 6742472Beitrag arkon
29.10.2008 - 16:53

Auch wenn sich einige Autoren noch nicht geäußert haben: Hier die Ergebnisse!
Gewertet wurden 4 Geschichten:
1.Flame of Za-i-baDas Duell88%
2.GrabbaJeder Mensch hat seinen Preis85%
3.Valverde3007When you walk through a storm hold your head up high.83%
4.ScibySchwarz!69%
Nocheinmal einen Dank an alle Autoren. An der Spitze war es ein verdammt knappes Ding, erst durch alle drei Wertungen hat dann schließlich Flame of Za-i-ba gewonnen.
Der Preis wird gleich "auf die Post" gebracht und dann bin ich mal gespannt. Den nächsten Wettbewerb wird es ganz sicher geben, nur weiß ich noch nicht wann. Auf Reaktionen bin ich gespannt. Und der Sieger darf ab sofort dieses lustige Bildchen in seiner Signatur tragen:
Bild

Herzlichen Glückwunsch!
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arkon
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Beitrag: # 6742475Beitrag arkon
29.10.2008 - 16:59

Die Kritiken im einzelnen dürfen natürlich auch nicht fehlen!

Beginnen wir bei Grabba und seinem abgeschnittenen Finger:


Kommentar Österreicher:
Story/Kreativität
Vorweg, wenn man Grabba ließt ist auch Grabba drin. So auch bei dieser Kurzgeschichte. Wobei es kurz hier am Besten trifft. 3 Seiten, das Wichtigste ist dabei, mehr aber leider nicht. Hatte mir eigentlich etwas mehr erwartet, als ich voller Vorfreude den “Schaer-Preis Herbst 2008” Thread geöffnet habe, und Grabbas Story vorfand. Die Story hat eine Hintergrund welcher auf jeden Fall allgegenwärtig ist. Vielleicht nicht gerade bei der Tour de France, aber bestimmt läuft es bei einigen Rundfahrten auf Erpressungen und dergleichen hinaus. Weiters stellte ich mir die Frage, wie Jamie während solch einer durch und durch organisierten Rundfahrt in solch eine Spelunke kommt. Was mir aber persönlich nicht zugesagt hat, war die Fülle an Informationen, die man aber teilweise nicht erläutert bekam. Das zum Beispiel die Finger seiner Frau gemeint waren, wurde mir erst nach einem neuerlichen Durchlesen klar. Wann diese Geschichte spielt(aufgrund der fiktiven Charaktere nicht auszumalen), bleibt auch ein Rätsel. Aber um diesen Punkt zu einem Ende zu bringen: Wie bereits zu Beginn erwähnt ist diese Geschichte für die Fülle an Informationen einfach zu kurz geraten. Dennoch hat sie mir so gut gefallen, das ich beim ersten Durchlesen zu kontrollieren vergessen hatte.
Sprache/Stil
Perfekt. Da gibt es einfach nichts zu meckern. Ich könnte es selbst nicht besser machen, was den Stil betrifft ist Grabba ein Meister seiner Zunft. Nur wurden mir am Ende der Rennbeschreibung die kurzen, prägnanten Sätze etwas zu häufig. Hier schrie der Text förmlich nach einem langen Satz.
Rechtschreibfehler
Welche gefunden. Ich nicht. Auch hier können sich einige noch eine Scheibe von Grabba abschneiden. Ansonsten, wie bereits beschrieben.
Mein Fazit
Der Grundgedanke ist gut, da war ich wirklich begeistert. Über die Ausführung und Umsetzung lässt sich streiten. Was Stil und Rechtschreibung betrifft, hätte dieser AAR auf jeden Fall eine glatte 1 verdient. Aber, falls dieses Dokument jemals die Weiten von Grabbas PC erreichen sollte: “Bitte beim nächsten Mal etwas mehr! Ich weiß was du kannst.”
Bewertung
Kurz und Knapp: -15 Prozentpunkte für die mangelhafte Umsetzung und die unbeschriebene Fülle an Infos(wie oft habe ich das jetzt geschrieben). Macht 85% und eine Note von 2. Sein schreiberisches Können haben ihm die “Fast-Höchstnote” gerettet. Aber etwas enttäuscht war ich dennoch.

Kommentar arkon:
Eine schöne Geschichte. Fesselnd, spannend. Ich hab das Ding an einem Stück, in dem berühmten Rutsch durch gelesen. Keine Sätze, die missverständlich sind, keine störenden Rechtschreibfehler, keine Kritik, die automatisch hochkocht. Stromlinienförmig. Es hat eine Zeit gedauert, bis ich unter diesem perfekten, und das ist es wirklich, Kleid die Makel gesehen habe:
Zunächst einmal ist die Story nicht wirklich der große Wurf. Der Beginn ist spannend, die Szene mit dem Boss folgerichtig. Aber was folgt dann? Die ganze Geschichte baut darauf auf, auf diesen Moment, in dem er die Schachtel sieht und auch schließlich den Inhalt. Und genau hier fehlt etwas. Die Überraschung. Eigentlich war es schon nach gut der Hälfte klar, was kommen würde. Potential verschenkt. Und: Die Finger waren ja schon vorher abgeschnitten? Jedenfalls denk ich mir das mal so. Irgendwie sehr Klischee.
Damit kommen wir zu dem Hauptkritikpunkt: Die Geschichte ist zu kurz. Du hetzt. Die ganze Zeit. Schon die Eingangsszene vermisst ein wenig dieses Endzeitgefühl, was eigentlich aufkommen sollte, wenn er die Tour verliert. Sprachlich deutest du hier schon sehr schön die letztendliche Lösung an, aber auch das fällt viel zu kurz aus. Ein wenig mehr Ruhe, der Herr!
Das alles wäre noch nicht wirklich schlimm, Schmutz auf einer Edelkarosse. Aber ich möchte hier auf ein Gedicht von Eugen Roth verweisen, ich find’s nur grad nicht. Es geht um einen guten Witz. Beim ersten hören ist dieser gar nicht so lustig, „der Mensch“ überlegt und kichert und gluckert so vor sich hin bis er dann abends im Bett die volle Pointe versteht und lachend einschläft. Eine gute Geschichte hat für mich dasselbe: Sie sollte einen nicht loslassen, wenn man sie fertig gelesen hat. Und im Gegensatz vor allem zu „Flame of Za-i-ba“ ist deine Geschichte beendet, wenn man sie fertig gelesen hat. Irgendwie bleibt nichts so wirklich zurück. Außer natürlich einem spannenden und hochklassigen Lesegenuss .
(Und ja, der abgeschnittene Finger hat mir gefallen *g*)

Wertung: 88%


Kommentar Stup1diot:
Gut zu lesen, auch wenn der erste Satz gleich Skepsis weckt: "Die glühend heiße Sonne brannte auf Jaimes braune Haut hernieder.“ Wer im Allgemeinen nicht formuliert wie Goethe, sollte sich auch in Details nicht an solch exotischen Sprachkonstrukten versuchen – besonders wenn sie sich gefährlich nah an der Randkluft zum Topos bewegen. Ein bisschen weniger Pathos hätte dem Ganzen zudem gut getan. Schade auch, dass das als überraschend angedachte Ende nicht überrascht: Zu deutlich sind die Spuren gelegt, allein schon deshalb, weil der Leser ja weiß, dass Jaime letzten Endes „überzeugt“ werden wird. Dessen ungeachtet eine schöne, plastisch geschilderte Geschichte!

2



Flame of za-i-ba (der Name nervt langsam aber sicher. Hättest du dir nicht nen einfacheren Nick aussuchen können?

Kommentar Österreicher:
Story/Kreativität
Ein wirklich sehr schöne Geschichte. Freundschaft. Ein wahrer Kern. Auch wenn diese Geschichte von einigen Zufällen lebt, die das normale Leben wohl nie schreiben würde, muss ich sagen, dass die Geschichte wirklich gut durchdacht war, und mich zu überzeugen wusste. Für nur 9 Stunden Zeit, ist es ein wirklich gutes Schriftstück. Auch wenn die Idee vielleicht nicht so drastisch formuliert wurde, wie jene von sciby(Rassismus) und Grabba(Betrug), es war eine Freude zu lesen.
Sprache/Stil
Gut, locker, leicht zu lesen. Wie es mir gefällt. Keine ausgeschmückten Sätze und Tatsachen, keine unnötigen Adjektive und dergleichen. Der Stil ähnelt dem meinen wirklich sehr ,daher hat er mir auch so zugesagt. Viel mehr fällt mir zu diesem Punkt auch nicht ein, irgendwie bin ich von der Geschichte noch überwältigt.
Rechtschreibung
4 Rechtschreibfehler auf 6 Seiten. Ist das erwähnenswert? Ja, aber nur weil es so Wenige waren. Ansonsten halte ich wieder Mal die Klappe, ich kanns auch nicht besser, eher schlechter. *gg*
Mein Fazit
Eine schöne Geschichte, wenige Fehler, ein wirklich ausgezeichneter Stil. Ich schreibkarg ob der gelungenen Story. Leserherz was willst du mehr. Die Höchstnote möchte ich dennoch nicht vergeben, weil ich glaube, dass auch Flame of Za-i-ba bei ausreichend Zeit ebenso ein Schippchen drauflegen kann wie Grabba. Aber darüber habe ich bereits in meinem generellen Fazit gesprochen.
Bewertung
-4% für die Rechtschreibfehler, und noch einmal -7% für die Story. Der große Knall hat dann doch ein wenig gefehlt, auch die Emotionen kamen für mich nicht ganz so rüber wie zB bei Valverde3007. Ansonsten war die Geschichte wirklich ansprechend, was die Prozentzahl 89% und die Endnote 1-2 bringt. In der Schule würde es diese Note wohl nicht geben, aber ich denke, ein jeder wäre damit zufrieden. Ich auf jeden Fall schon. Somit Glückwunsch, Flame of Za-i-ba, für mich bist du der Sieger.

Kommentar arkon:
Also bei so einem Namen kann schon einmal nichts Gutes rumkommen . Aber wenn ich beide Augen zudrücke, dann sehe ich… eine Geschichte, die offensichtlich unter Zeitdruck geschrieben wurde. Ich dachte immer du verschaukelst uns ein bisschen mit deinen Zeitnotgeschichten. Aber diese Geschichte beweist: Er hätte mehr davon gebraucht. Und es hätte der Geschichte gut getan, sehr gut.
Denn das ist eigentlich das, was ich als sehr störend empfinde: Missverständliche Formulierungen, Ungenauigkeiten, Fehler, unschöne Sätze, halt alles das, was passiert, wenn man Nachts um drei noch schnell was fertig bringen will. Obwohl es einer meiner wenigen Kritikpunkte an dieser Geschichte ist so finde ich das doch nicht zu verachten. Es bleibt natürlich auf der anderen Seite offen, wie gut es denn mit mehr Zeit geworden wäre.
Der Schluss, bei dem ich beginnen möchte und der von dir selbst so kritisiert wurde, ist eigentlich ziemlich gut. Offen, viel- und nichtssagend. Haben sie sich wieder versöhnt? Sind sie nur erleichtert, nicht verloren zu haben? Ein wunderbarer Cut.
In den Absätzen darüber entwickelst du in wenigen Sätzen, stimmigen Rückblenden und in abgesetzten Blau zwei faszinierende Charaktere. Man weiß zwar nicht so genau, wer sie sind, aber ich hab mich schon in die beiden Helden verliebt. Diese Protagonisten tragen die Geschichte.
Störend dabei ist aber dieses „Sie sind die besten der Welt“, denn: Es ist nur ein Nebenaspekt deiner Geschichte. Du schreibst es, aber man fühlt es nicht. In die gleiche Kerbe schlagen viele andere Kleinigkeiten, die mir sagen: Zu jung, zu unerfahren, zu wenig Zeit? Schade, hier verpasst du es eindeutig aus einer ziemlich guten Geschichte eine überragende zu machen.
Auf der anderen Seite gelingt dir, was die anderen drei vergeblich versucht haben: Du hast mich zum Nachdenken gebracht. Nicht unbedingt über das Ende der Geschichte, aber über die Konstellation der beiden. Diese ist wunderbar und großartig ausgearbeitet. An ein paar Ecken muss ich der Story noch Kritik anheften, aber das ist Geschmackssache. Alles in allem ausgezeichnete Arbeit, meiner Meinung nach mit dem Schär-Preis.

Wertung: 89%


Kommentar Stup1diot:
Spannend aufgezogener Kampf zwischen zwei ehemaligen besten Freunden. Leider nerven mich in der technisch durchaus solide geschriebenen Geschichte die teilweise recht unstrukturierten Wechsel der Tempi. Feines Ende, aber schon während des Lesens wird deutlich, dass hier ein überraschender Schluss zu erwarten ist, der dann nicht in dem Grad ausformuliert wurde, wie dies wünschenswert gewesen wäre.

2+

Valverde mit seiner Nummer und einem englischsprachigen Titel:
Kommetar Österreicher:
Story/Kreativität
Erneut ein Fahrer der den Sprung zu den ganz Großen mit dem in der Kurzgeschichte Rennen schafft. Erneut die englische Sprache eingebaut. Hoffe das kommt nicht zu oft, im Moment ist es noch erträglich, und ich weiß, dass solche Geschichten mit werdenden Topstars die schönsten ihrer Art sind. Wie aber auch Grabba bereits beschrieben hat, es fehlt die Moral die Kritik an der Gesellschaft, in gewisser Weise die Aussagekraft. Es klingt mehr nach einer Allerweltsgeschichte als nach etwas Neuem. Dennoch, die Geschichte wusste aufgrund der beschriebenen Gefühle zu begeistern, einzig bei Francks Reifenplatzer hätte sie mehr Emotionen vertragen können. Ein Schimpfwort, Tränen, was auch immer.
Sprache/Stil
Die Qualität der Sprache und somit Valverde3007s Wortschatz gehört auf jeden Fall zur Schokoladenseite dieses Forums. Wenn mir auch nicht immer alles gefallen hat, jeder hat seinen eigenen Stil. Ich selbst bin auch ein “Herausheber” der Emotionen, und das ist Valverde3007 wirklich gut gelungen. Ein paar kleine Feinkorrekturen meinerseits waren dennoch nötig, aber nur um, wie bereits erwähnt, zu zeigen, dass es auch anders möglich ist.
Rechtschreibfehler
Waren von Zeit zu Zeit dabei, doch war ich keinesfalls verärgert darüber, noch trübten sie den Lesespaß. Das wars aber auch schon.
Mein Fazit
Zu Beginn dachte ich, dass die Schreibweise des Wortes Franck(Anm. ich sehe es lieber als Frank) mein einziger Kritikpunkt bleibt. So war es schlussendlich aber (leider) nicht. Dennoch glaube ich, dass hier noch viel Potenzial verhanden ist, respektive Valverde3007 noch eine Menge an Potenzial hat. Was mich aber etwas gestört hat, war der große Sprung in der Zeit von 3 Monaten. Meiner Meinung nach für eine Kurzgeschichte zu viel. Abschliessend, nach dem Lesen der Kurzgeschichte habe ich mich auch durch Valverde3007s AAR über die Tour de Lance durchgekämpft, und ich habe es nicht bereut…
Bewertung
12 Rechtschreibfehler macht 88%, dann noch mal -1% für den teilweise holprigen Stil und -5% weil es nichts Besonders war, bringen 82%. Jedoch kamen die Emotionen bis auf ein einziges Mal sehr gut zur Geltung, was die Prozentzahl wieder um 3% in die Höhe schraubt, macht also ein Endergebnis von 85% und eine 2. Danke, Valverde3007, für ein wirklich gutes Schriftstück.


Kommentar arkon:
Als ich den Titel deiner Geschichte zum ersten Mal gelesen habe dacht ich mir: „With an Umbrella, maybe“. Weiter unten erklärst du dann die Referenz, schönes Ding.
Dann zur Geschichte: Den klassischen Aufbau „Erst Vorbereitung, hier Konflikt, dann Rennen, unerwarteter Sieg.“ Unterbrichst du nur durch „unerwartet gutes Ergebnis“. Kein Kritikpunkt, aber etwas mehr Abwechslung hätte hier sicherlich gut getan. Den feineren Aufbau deiner Geschichte, die Situationen, in die du deine Charaktere hinein setzt, die Atmosphäre, die du durch die Umstände schaffst, das ist ziemlich stimmig und an vielen Stellen beeindruckend gut. Exemplarisch möchte ich die Szene anführen, in der Frank stürzt und aufgelöst am Straßenrand sitzen bleibt. Geile Stelle. Allerdings macht sie auch eines deiner großen Probleme deutlich: Nach so viel Aufbau und einer eindrücklichen Situation bleibst du in deiner Schreibweise technisch und distanziert. Ich fühle mich, als würde ich die Szene… in einem Polizeireport lesen. Zwischen den Zeilen keimt viel Charme und Gefühl auf, aber die Wörter selbst geben dieses nicht her. Ein Beispiel „er überprüfte das Rad und den Gesundheitszustand des Fahrers“. So ein Satz enttäuscht mich. Das zieht sich wie ein roter Faden durch deine Geschichte. Das Rennen bietet gleich mehrere solcher Momente, die vorbei streichen.
Dann, und das kostet nun wirklich Punkte: Woher kommt der plötzliche Sinneswandel? Er findet den Spaß am Radsport wieder, doch warum? Alles ziemlich plötzlich, plötzlich, plötzlich. Nur weil der Druck von außen wächst? Und: Was ist an den ganzen Gerüchten um seine Psyche dran? Nichts? Mir ist das alles nicht so klar geworden.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die zeitliche Abfolge. Du betrachtest zwei Szenen: Das Training und das Rennen. Dazwischen ist eine kleine Zusammenfassung. Gut, ich habe gesagt ich nehm es mit dem Wort „Kurzgeschichte“ nicht so genau. Aber das, was ich lese, wirkt auf mich eher wie ein Kapitel aus einem Roman, keine eigenständige, abgeschlossene Geschichte. Was auch noch hinzu kommt: Der Trainer, Nick, wird nicht vorgestellt. Die Hauptfigur, Frank, ebenso wenig, aber hier wird im Verlauf der Geschichte klar, was Phase ist. Nick bleibt ein Mysterium, jedenfalls für mich, der ich deinen AAR nun nicht kenne.
So, das war jetzt ziemlich viel Kritik. Einen Lehrersatz möchte ich noch anfügen: Das Prinzip war gut, aber bei der Umsetzung hättest du dir noch mehr Mühe geben können. So bleibt das ganze ein bisschen Mittelmaß. Die vielen schönen Ansätze, die Energie, die du in den Aufbau gesteckt hast, all das verpufft ein wenig an sprachlicher Faulheit und organisatorischen Problemen. Schade. Aber auf alle Fälle eine gute Werbung für dich und den AAR. Ich hoffe sehr noch mehr von dir zu lesen!
Wertung: 74%


Kommentar Stup1diot:
Tja, da seufzt mein Nicht-Radfahrer-Herz. Relativ lang geworden, klassischer Handlungsaufbau ohne außergewöhnliche Schnörkel… aber das konsequent durchgezogen. Die Geschichte braucht – im Gegensatz zu den beiden anderen – kein unvorhergesehenes Ende und umgeht mit dem glücklich stimmenden Happy-End-Kitsch galant die Problematik, die ich weiter oben bemängelt habe. Ich als Rad-Laie kann die inhaltliche Qualität der vielen geschilderten Details sicherlich nicht bewerten und doch machen sie den Text plastisch und geben mir das Gefühl, tatsächlich ein Rennen mitzuerleben. Long story short: mir gefällt’s!

1-


Und last, but not least: Sciby!
Kommetar Österreicher:
Story/Kreativität
Die Geschichte ist gegen Rassismus, das ist auf jeden Fall zu erwähnen. Es geht um eine schwarzen Deutschen über dessen Hintergrund man außer seiner Feindschaft mit den Nazis nicht viel herauslesen kann. Hier hätte man vielleicht etwas mehr machen können. Ansonsten, ein Sieg am Ende ist immer ein schönes Ende, doch zumeist nur ein Ausweg um der Geschichte einen positiven Touch zu verpassen. Auch das im AAR-Forum immer populärer werdende Englisch wurde eingebaut, wenn auch von anderen Sprachen umrahmt. Was ich aber nicht verstanden habe, waren die Eingeborenen und Johns Urgroßmutter wirklich dagewesen, wäre nämlich sehr unrealistisch, oder spielte sich das alles nur in seine Gedanken ab.(So oder so, es kommt nicht wirklich heraus, und ist deshalb ein großes Minus.)
Sprache/Stil
Sehr locker geschrieben. Oft Ausdrücke aus dem umgangssprachlichen Deutsch, aber dies zieht sich zumindest durch den ganzen Text. Wie bereits oben erwähnt, Englisch wurde eingebaut, aber auch von anderen Sprachen begleitet. Die Bilingualität ist auf jeden Fall ein Plus, aber mehr für den Menschen sciby, als für seine Kurzgeschichte. Ich habe zwar oft etwas ausgebessert, doch dies nur um aufzuzeigen, dass es auch anders möglich gewesen wäre. In die Benotung hat dies nur vermindert eine Bedeutung.
Rechtschreibfehler
Waren doch einige(siehe Text.) Hierbei, möchte ich aber sagen, dass es sich oft um Groß-und Kleinschreibung gehandelt hat. Die Wortwiederholung zu Beginn(Die) möchte ich nicht beurteilen, da ich weiß wie schwierig es ist, einen guten Satzanfang zu finden. Mehr möchte ich auf das Thema Rechtschreibung auch bei keiner weiteren Kurzgeschichte eingehen, weil ich hier selbst nicht der Beste bin.
Meine Fazit
Eine nette Geschichte mit Happy End, die dem Kampf gegen Rassismus genauso wenig weiterhelfen wird, wie man sie in echt erleben würde.(Eingeborene, Pfeil, Urgroßmutter.) Der Blickwinkel eines schwarzen Radfahrers hat mich aber dahingehend sehr interessiert, weil ich selbst an einem AAR über einen Fahrer mit gleicher Hautfarbe gearbeitet habe.
Bewertung
Würde ich für jeden schweren Fehler(rot-fett) ein Prozent abziehen wäre ich bei 83%. Da mich der Stil aber nicht wirklich anspricht(-5%), und auch das gewisse Etwas(-3%) in der Story fehlt, habe ich mich letztendlich für 75% und die Note +3 entschieden.

Kommentar arkon:
Ein grandioser Start. Der Titel, der erste Absatz – so will ich das sehen. Aber schon der nächste Satz verprellt mich: „- auch wenn am nächsten Tag das große Highlight anstand“. Highlight? Hohes Licht? Kenn ich nicht. Der Charme deines Einstiegs liegt eindeutig in der Fokussierung auf dieses ‚Event‘, das große ‚Happening‘: Du klammerst alles andere aus und beschreibst. Fesselnd.
Aber spätestens wenn du zum ersten Mal das Wort Neonazi benutzt, und uns damit eigentlich alle Fragen klärst (bis dahin hätte die Szene in jeder Zeit in jedem Kontext spielen können), wenn du zum tausendsten Mal „gestählt“ oder „Gegner“ (es sind Verfolger!) verwendest, verliert die Szene an Zugkraft. Die Macht, den Leser in eine solche Situation zu bannen, ihm die Sicht auf Motive, Charaktere, Ort oder Zeit des Geschehens zu nehmen und ihn nur mit Ereignissen zu konfrontieren, diese Macht ist groß. Aber du vertändelst es, sie zu nutzen. Und dann fährt er auf einem Fahrrad davon… Erinnert mich an einen AAR, wo ein Junkie der Polizei auf einem Fahrrad entkommt und darauf hin sein großes Talent erkennt und Profi werden will. So schlimm ist es bei dir nicht, aber es ist vorhersehbar, klischeebehaftet und langweilig.
Dann kommt das Rennen. Du gehst sehr chronologisch vor, beschreibst ein Ereignis nach dem anderen, lässt nichts aus. Langweilig. Er ist der Underdog, wird zur Teamarbeit verpflichtet, und findet dann doch die Stärke um… Langweilig. Dann aber kommt sein Antritt. Und auf einmal sieht er wieder die Neonazis hinter sich. Mal davon abgesehen das Neonazi wohl eher ein Wort ist, das in der Tagesschau oder im Geschichtsunterricht der Oberstufe gebräuchlich ist, schaffst du es meiner Meinung nach nicht, den schwierigen Grad zwischen Kitsch und distanzierter Beschreibung zu meistern. „Die Luftverwirbelungen der Messer wurden immer leiser“ oder „Hinter sich hörte er die Klappmesser seiner Ghetto Freunde schallen.“ machen vielleicht deutlich wo mein Problem mit diesem Abschnitt liegt.
Was du sowohl hier als auch bei der Siegerehrung vergisst: Sind die Leute wirklich da oder bildet er sich das nur ein? Das wird nicht wirklich deutlich. Wenn die Situation, dass eine Horde messerschwingender Glatzköpfe plötzlich das Rennen stürmt, nicht so grotesk wäre, dann würde ich mich das wohl immer noch fragen.
Ich muss dir wirklich hoch anrechnen, dass du dich an schwierigen Stoff gewagt hast. Und die Idee der Geschichte ist zwar unglaublich vorhersehbar und seicht, aber sie hat ihren Charme, den sie gerade gegen Schluss deutlich versprüht. Neben den handwerklichen Fehlern, die ich oben ausgeführt habe, ist mir aber leider auch deine Schreibweise negativ ins Auge gefallen. Oft benutzt du feststehende Ausdrücke und wandelst sie dabei ab („Nicht mal blaue Flecken waren vorprogrammiert- sein Tod war glasklar.“ – „Sein Tod stand ihm [wie] glasklar vor Augen“).
Es tut mir ein wenig leid dich so hart bewerten zu müssen, gerade, weil du so stolz auf deine Geschichte bist. Das kann ich verstehen, sieht man doch deutlich die Arbeit, die du investiert hast. Das Ergebnis jedoch stellt mich nicht zufrieden. Ich fand ehrlich gesagt einige andere Posts von dir besser. Zusammenfassend ist meine Hauptkritik vor allem deine blauäugige Weltsicht. Ich weiß zwar nicht, wie alt du bist, aber in fünf Jahren wirst du sicherlich nicht mehr so schreiben werden. Deine Sprache hingegen ist nicht gut, es wirkt ein bisschen geschludert, und das ist nicht subjektiv aus Sicht eines älteren: Alle Leute, die ich gebeten habe, einen Blick darüber zu werfen, sind schon im ersten Absatz ins stocken gekommen, zum großen Teil aus den gleichen Gründen wie ich.
Ich würde mich sehr freuen dich als AAR-Schreiber zu behalten, zum einen weil du mit viel Energie dabei bist, und zum anderen weil ich glaube, das du auch motiviert genug bist, immer an dein Maximum heran zu gehen. Daher hoffe ich in der nächsten Ausgabe dieses Wettbewerbs auf einen weiteren Beitrag von dir. Woran du arbeiten musst weißt du ja jetzt .

Wertung: 68%

Kommentar Stup1diot:
Oha! Eine Überschrift mit Ausrufezeichen! Wenn das mal nicht wichtig ist!?

Habe ich eben noch das Herniederbrennen der Sonne als Topos bezeichnet (und hatte dabei ein leicht schlechtes Gewissen, das mich aber nicht davon abhielt, ein Wort, das zu kennen mich unheimlich stolz macht, auf Teufel komm raus in den Text zu prügeln… eine Randkluft bezeichnet übrigens die Abbruchkante eines Gletschers an seinem oberen Ende zum anschließenden Fels hin), so wimmelt es hier nur so von Klischees: Die polierten (in der Abendsonne glänzenden!) Köpfe der Bomberjacken tragenden Skinheads (Nein! Neonazis! ß verdienen sogar AUSRUFEZEICHEN!!1), die mit Baseballschlägern durch die Gegend laufen und dann mit ihren (wird geschätzte 30 mal erwähnt) gestählten Körpern „nicht durch das enge Loch“ passen, stellen dabei lediglich die Spitze des Serács (um mal thematisch harmonische Bilder zu nutzen) dar.

Die durchaus spannende Idee der Verbindung eines Radrennens mit dem Kampf gegen die eigenen Ängste wird leider recht kitschig abgehandelt; aber dank der sicherlich alles entscheidenden Sätze in Französisch und Spanisch, die mir übersetzen zu lassen ich zu faul war, gibt’s ne

3-


Edit: Von Österreicher gibt es noch korrigierte Fassungen eurer Werke. Erhältlich entweder bei ihm oder bei mir. Falls ihr euch noch steigern wollt fürs nächste Mal ;)
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