Mit 15 bei der Tour

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

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Grabba
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Beitrag: # 6711231Beitrag Grabba
25.6.2008 - 18:33

"redete Robert kurz mit ihm und kam freudestrahlend auf mich zu und sagte: „Now we will choose a bike for you“.
Ich strahlte wesentlich mehr Freude aus als er"

Häh? Da passt was nicht ganz.

"Wir brauchten gar nicht so lange, denn Carlo ist ein Mann vom Fach, und mit meiner Hilfe brauchten wir nicht lange."
Zweimal "wir brauchten nicht lange" in einem Satz ist nicht gut. ;)


Zum Englisch. Bitte nimm es wirklich nicht persönlich, aber so gefällt es mir gar nicht. Ich war immer so ein Mensch, der in Englischklausuren zwei bis drei Fehler auf 1000 Wörtern gemacht hat. Ich bin ja schon recht penibel, was deutsche Rechtschreibung anbelangt, aber wenn es um Englisch geht ist es bei mir noch eine ganze Stufe höher. Ich kann mich kaum auf den Text konzentrieren, wenn ich die ganze Zeit bei irgendwelchen Fehlern zusammenzucke. Deshalb kann ich mich nicht so damit anfreunden. Hier gleich mal einige Anmerkungen. Bitte nicht persönlich nehmen, ok? ;)
„Good morning. Come to us, we are talking about the todays race.“ ohne "the", nur "about today's race"
„Nice to see you. So let´s go on. We two are the only one ones who are good as possible in sprint. entweder "as good as" oder vielleicht doch eher "who are good sprinters
„Well, okay. I’ll work for Robert. Butt he next few days it should be able for me to win a stage, too.“ wohl eher so etwas wie "you should give me the chance to win a stage, too" denke ich
„Yes. We have to see. Maybe I’m not so good how I think. "not as good as" But if I if I was? fehlt ein "am", I can get wear the green dress for the whole tour.“
„Okay. At 10 o`clock we´ll see us in front of the bus. The start is at 12, or? ,oder? ist deutsch. ,isn't it wäre Englisch. The start scheint mir auch komisch. The race starts wäre wohl passender We will start to ride to the beginnig of the stage at 11.“ begin ist zeitlich, nicht örtlich. Starting point oder so was wäre wohl besser gewesen.
„No. He don’t. doesn't But me. In dem Kontext eher "but I do"
„But you are speaking English very good. well Are Germans learning English so good well in at school?“
„No. Never. But I live in Capetown for four years have lived oder have been living
„Yeah, really. There is a fifteen kilometres way from here to the starting point. We will ride, because we want to be fit at the start. Do you want to come with us?“
„Are you sure that you aren’t to fast for me?“
„No. We will ride slow. auch hier ein Adverb verwenden. slowly
„I prefer would. häh?But I have to do some things for Alberto.“
„That’s no problem. I will talk to him. Normally he doesn’t have somebody who help helpshim like you. So he can make it one time alone. "make it alone one time", wenn schon. Zeit immer am Ende. Anstatt one time dann eher once.“

Ansonsten ist der Beitrag wirklich nicht schlecht, eigentlich sogar ziemlich gut inhaltlich. Aber mich stören diese bösen grammatikalischen Fehler, zumal Robert und Baden ja wirklich Muttersprachler sind, sich das also nicht entschuldigen lässt!
Zuletzt geändert von Grabba am 25.6.2008 - 18:59, insgesamt 1-mal geändert.

sciby
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Beitrag: # 6711233Beitrag sciby
25.6.2008 - 18:41

danke Grabba.

Diese Fehler nerven mich selbst sehr, vor allem da es zu 90% blöde Fehler sind.
Natürlich kommt es blöd, wenn Australier grammatikalische Fehler machen, aber ich würde gerne wissen, ob diese Fehler auch anderen überhaupt aufgefallen sind und sie stören.
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matze298
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Beitrag: # 6711252Beitrag matze298
25.6.2008 - 20:22

Naja, mir ist es aufgefallen, was aber auch daran liegen könnte, das ich in Englisch nicht der Schlechteste bin (so im 2er Bereich). Alelrdings bin ich da nicht so penibel wie Grabba ;)

Gerrit
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Beitrag: # 6711297Beitrag Gerrit
26.6.2008 - 0:18

Mir nicht, ich überlese das einfach, ich freue mich schon wenn es weiter geht Klasse !

ulle91
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Beitrag: # 6711331Beitrag ulle91
26.6.2008 - 8:23

Also der AAR ist bisher wirklich nicht schlecht. Nur das Englisch könnte ,wie Grabba ja schon sagte, besser sein. Man rumpelt sich sozusagen so ein bisschen durch den Text. Die Idee mit englischen Texten finde ich aber auf jeden Fall interessant und lobenswert.
Mit den Verbesserungsvorschlägen von Grabba dürfte das aber schon besser werden. Außerdem lernt man die Sprache auch recht schnell, wenn du hier wirklich oft englische Passagen einbringst und dir wird dann beim nochmaligen Durchlesen deines Textes selber auffallen, dass sich manches irgendwie unrund anhört.
Also lass dich nicht entmutigen. In deiner Geschichte steckt viel Potenzial. Weiter so!
BBC!

sciby
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Beitrag: # 6711819Beitrag sciby
27.6.2008 - 15:56

Bereits nach den ersten hundert Metern bildeten sich zwei Grüppchen. Wir fuhren zu zehnt. Soler, Cheula, Cardenas, Duenas und Bellotti fuhren ein paar Meter vor mir, Hunter, Pfanni, Gasparotto und Cooke. Mir schien es erneut so, dass sich das Team in Gruppen aufgespaltet hat. Die Bergziegen scheinen unter sich zu sein. Normalerweise finde ich so etwas nicht schlimm, immerhin bin ich auch oft nur mit Deutschen in Südafrika zusammen, doch das hier ist ein Team und ob man so Erfolge herausfahren kann? Immerhin benötigt Soler in den Bergen die Unterstützung des ganzen Teams und Hunter in der Ebene. So arbeiten nur wenige Fahrer für einen. Ich glaube kaum, dass Hunter so je in grün fahren kann.
Kurze Zeit später verließen wir Vannes und fuhren in Richtung Westen nach Auray. Die kurze Strecke war fast komplett flach und wir fuhren ein lockeres Tempo. Derweil kam Pfanni zu mir:
„Hey. Na läuft es?“
„Ja klar. So schnell seid ihr ja nicht.“
„Ha, das wird sich noch ändern. Das Rennen heute wird schwer. Wieder ist es sehr hügelig und kurz vor dem Ziel ist es wieder leicht ansteigend.“
„Wirst du es wieder versuchen?“
„Nein ich denke nicht. Ich spare mir die Kräfte für die schweren Tage.“
„Achso. Also alles für Robert?“
„Ja so sieht’s aus. Wobei alles nur ich, Baden und Enrico sein wird.“
„Liegt ihr mit den anderen im Clinch?“
„Ja so ähnlich. Seit dem Trainingslager Anfang Januar hat sich unser Team in zwei Gruppen gespalten. Die Bergfahrer, meist südamerikanischer oder mediteranischer Herkunft, und die Sprinter und Klassikerfahrer. Alle wollen wir nur Siege, doch meistens nicht für’s Team. Ich zum Beispiel bin größtenteils auf mich alleine gestellt und muss selbst attackieren und das ganze ohne Hilfe durchziehen. Die Sprinter im Team haben meist nur ein oder zwei Anfahrer. Wir erwarten einfach mehr Hilfe der anderen. Die ziehen ihr Ding in den Bergen durch, doch dieses Jahr können sie von uns keine Arbeit erwarten. Die sollen sich selber quälen, während wir schön ruhig im Gruppetto ins Ziel fahren.“
„Aber wollt ihr nicht am Ende alle nur siegen?“
„Ja natürlich, aber wieso sollten wir für die arbeiten, wenn die es nicht für uns tun?“
„Aber wenn so am Ende keine Siege herausspringen?“
„…wir werden schon siegen. Egal mit wessen Hilfe.“

Auf einmal meldete Enrico sich zu Wort.
„Chris, don’t talk to much. If the boy tells Alberto, we all have big problem.“
„Eh, Enrico, Marco speaks English very well.“
, sagte Robert und kurz darauf waren alle still. Es war ruhig. Keiner redete mehr mit dem anderen. Die verbliebenen acht Kilometer fuhren wir in einem ruhigen Tempo zu Ende. Die „anderen“ fuhren etwas weiter vorne und machten Späße und Scherze und lachten viel. Soler drehte sich ein paar Mal grinsend um. Ich hatte Wut im Bauch. Am liebsten würde ich denen da vorne mal so richtig meine Meinung sagen, aber wer bin ich schon? Ich bin der kleine Junge, der durch seinen sowieso nicht sehr aussagekräftigen Meistertitel in Südafrika die Drecksarbeit beim Team Barloworld während der Tour de France erledigt. Oder sollte ich zu Alberto gehen? Nein, das wäre zu riskant. Ich bin ja kein Detektiv, der Probleme im Team aufspüren soll.
Kurz vor der Ortseinfahrt von Auray fuhr ein blauer Kombi zwischen unsere beiden Gruppen. Ein Zeichen? Zwar glaubte ich nie an Gott, doch hatte er mir jetzt ein Zeichen geschickt? Das Auto war das Bindeglied zwischen den beiden Grüppchen im Team Barloworld. Sollte ich das Auto sein? Ich sah auf das Kennzeichen: Ein deutsches Auto; SZ; MS; 6992. Salzgitter, meine Geburtsstadt; MS, meine Initialen; 6.9.92, mein Geburtstag.
Das Auto brauste davon. Alle hielten an. Ich war noch immer geschockt. Ich fuhr mit Tunnelblick langsam weiter. Bis ein Abgrenzungszaun mich auffing. Ich flog über die Begrenzung und landete direkt vor die Füße von Cadel Evans.
„Hey. Guy. Shall I help you?“
Ich antwortete nicht und stand langsam auf. Schaute mich um und merkte erst nach mehrmaligem Hinsehen, dass ich wenige Meter vor der Startlinie zwischen einigen bereits wartenden Fahrern auf dem Boden gelegen habe. Mein Rad hing völlig verbogen im Zaun fest.
„Marco, are you okay?“, hörte ich Robert von der anderen Seite der Absperrung rufen. Sofort kam er über den Zaun rüber und rief nach Sanitätern. Ich sagte ihm, dass mit mir alles okay sei und ich nur kurze Zeit unaufmerksam war, da ich die unfassbare Zuschauermenge und Teile der Werbekarawane bestaunte. Wirklich davon überzeugen konnte ich ihn nicht, doch schließlich gab er auf und begleitete mich zum Teamwagen, wo Alberto und Carlo bereits auf mich warteten und ging dann zur Einschreibung.
„That was expensive. Do you know how a bike like this costs?“
„Carlo. Don’t be funny. The race will start now and we should be happy that he isn’t injuried.“

Kurz darauf ging es auch schon los. Richtig realisieren konnte ich immer noch nicht, was gerade passiert ist. Das Rennen startete und das Feld rollte los. Nach drei Kilometern folgte dann der richtige Start.
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Gerrit
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Beitrag: # 6712206Beitrag Gerrit
28.6.2008 - 21:21

Cool, freue mich darauf wenn es weiter geht, und wieder haben wir was gelernt, immer nach vonre Schauen sonst knallts :D

sciby
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Beitrag: # 6712244Beitrag sciby
28.6.2008 - 22:33

Wieder schaute ich mir während der neutralen Zone den Tour-Guide an.

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Das Profil war nicht sehr schwer. Doch die kleinen Anstiege sollten Ausreißern eine Chance zum Attackieren geben. Aber am Ende wird es wohl den ersten „richtigen“ Massensprint geben. Der Himmel war bedeckt. Möglicherweise wird es heute noch regnen. Das könnte spannend werden. Die Straßen würden sehr glatt sein, denn Regen und der vom Meer hingeflogene Sand würden die Straßen rutschig machen. Dann wären Stürze vorprogrammiert.
Dann ging es los. Sofort nach dem Start gab es keine Attacken, sondern Sprinterzüge. In nur wenigen Kilometern gab es bereits die erste Sprintwertung. Alberto gab dem Team sofort durch, sich zurückzuhalten, aber aufzupassen, dass kein Sprinter in eine Ausreißergruppe gerät. Eine große Masse an Fahrern setzte sich ab. Auch der Mann im Gelben Trikot, Stuart O’Grady, war dabei. Doch ganz vorne waren nicht die absoluten Sprinter und somit gingen die Punkte an Gaztanga, de Jongh und Arvesen.

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Apropos Gelbes Trikot- Enrico ging heute in Grün an den Start. Zwar ist er in der Punktewertung nur Zweiter, aber O’Grady kann ja nicht zwei Trikots tragen.
Wenige Kilometer nach der Sprintwertung waren alle Fahrer wieder ein und das Rennen konnte von neuem beginnen.
Gibt es jetzt die ersten Attacken? Ich fragte Alberto, ob jemand von uns mitgehen würde, und wieder sagte er, dass man sich noch zurückhalten wolle. Ich war erneut verwundert, denn immerhin ist man nicht das größte Team bei dieser Tour und da sollte man doch über Ausreißversuche an Etappenerfolge kommen.
„You don`t trust me?“
„Yeah. Do you really think that we can win the stage without a runaway?“
„Yes. We have Robert, Enrico and Baden. They all have the chance to win the stage in sprint.“
„Okay. You are the boss.“
„Ehm yes. You said –we-.“
„Yes. We.“
„So you are in the team?“
„I think so.“
„Okay then tell the team what they have to do. Her is the microphone!“
Er nahm das Mikrophon und drückte es mir in die Hand. Was? Wie? Ich? Warum sollte ich denen nun sagen, was sie machen sollen. Ich habe doch gar keine Ahnung, wie man sich in einem solchen Rennen verhalten soll. Doch trotzdem bewegte ich das Mikrophon zu meinem Mund und drückte auf den roten Knopf.
„Have fun out there. Wait and sprint!“
Danach legte ich es zurück in die Halterung.
„No more to say? No order what to do?“
„Eh I’m not experienced. You should do it.“
Alberto nickte mir zustimmend zu und nahm erneut das Mikrophon:
„Have you heard? The boy said the truth. Calm down and have fun in sprint.“
Von hinten klopfte mir Carlo auf die Schultern. Er lobte mich und redete italienisch mit Alberto. Ich verstand nur „Bambino“. Mein Italienisch ist mieser als mein Fußballspielen. Und das hat einiges zu bedeuten.
Dann ging es rund im Feld. An dem ersten kleinen Anstieg attackierten drei Fahrer. Radio-Tour sagte, es seien Ignatiev, Engoulvent und Elmiger.

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Das Feld reagierte allerdings nicht und ließ die Drei ziehen. Eine kleine Gruppe, doch alles starke Ausreißer. Ignatiev ist einer der wohl stärksten Russen und kann richtig Tempo drücken, Engoulvent ist ein Kämpfer, ähnlich wie Voigt nur schwächer und der letzte der Ausreißer war Arrieta, nicht Elmiger wie Radio-Tour kurze Zeit später korrigierte.
Die Gruppe fand sich und vergrößerte kontinuierlich den Vorsprung. An der ersten Bergwertung waren sie schon 3 Minuten entfernt. Ignatiev holte sich dort die Punkte vor Arrieta und Engoulvent.

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An der zweiten Bergwertung hatten sie schon 6 Minuten Vorsprung und sicherten sich in gleicher Reihenfolge die Bergpunkte.
Das Rennen wurde zu diesem Zeitpunkt dann etwas langweilig. Die Situation war klar. Im Feld attackierte keiner und die Ausreißer werden irgendwann schon noch eingeholt werden. Ich lehnte mich also etwas zurück und unterhielt mich mit Carlo etwas über Rennräder. Ich fragte ihn, wo der Unterschied zwischen preiswerten und teuren Rädern liegt. Er erklärte mir einige wichtige Dinge und ich erfuhr viel über die verschiedenen Vorlieben der einzelnen Fahrer.
Inzwischen kam Felix Cardenas ans Fahrzeug und orderte achtzehn Flaschen an. Ich war überrascht, wie viele Flaschen er mitnehmen konnte. Doch trotzdem musste er zweimal fahren. Das Tempo war auch sehr gering und so hatte er keine Probleme nach vorne zu seinen Teamkollegen zu fahren. Zu meiner Überraschung holte er auch Flaschen für Robert, Enrico, Chris und Baden. Sind sie im Rennen doch EIN Team?
Die drei Ausreißer kamen in der Zwischenzeit zum zweiten Sprint. Arrieta gewann vor Ignatiev und Engoulvent. Der Abstand betrug zu diesem Zeitpunkt nur noch 5 Minuten, denn das Team CSC nahm das Tempo im Hauptfeld auf. Somit streckte ich mich einmal und schaute dann gespannt wieder nach vorne. Doch plötzlich erfüllte meine Brust ein starker Schmerz. Ich bekam kaum noch Luft. Meine Brust schmerzte stark.
„What’s going on? Are you okay?“
„Äeh… It hurts. I can’t get air.“
„Drive to Gerard. It can be a injury of his fall.“
Sofort verlangsamte Alberto das Tempo und ließ sich zurück ans Ende der Teamwagen fallen. Von rechts fuhr dann der Tour-Arzt Gerard Porte ran und Alberto fuhr das Fenster auf meiner Seite herunter und der Arzt lehnte sich zu mir ins Auto rüber.
„You felt down?“
„Ye… My chest hurts suddenly.“
Ich schob mein T-Shirt hoch und der Arzt schaute sich meine Brust an. Er erkannte eine leichte Schwellung und sagte, dass man das röntgen und kontrollieren sollte. Alberto allerdings war sich sicher, dass man jetzt nicht anhalten könne und mich alleine ins Krankenhaus schicken wollte er auch nicht. Also gab der Arzt mir eine schmerzbetäubende Spritze und sagte abschließend, dass wir nach der Etappe sofort ein Krankenhaus aufsuchen sollten.
Wir fuhren wieder an unsere Position im Feld der Teamwagen. Die Schmerzen ließen langsam nach. Puh. Ich hatte wirklich Angst, dass ich jetzt ins Krankenhaus muss und ich alleine bin. Ich hoffte, dass ich es jetzt bis zum Ende des Rennens durchhalten werde.
Das Rennen ging derweil weiter. Die Spitze war bereits an der letzten Bergwertung. Engoulvent konnte dem hohen Tempo von Ignatiev nicht folgen und auch Arrieta musste reißen lassen und so holte sich der Russe die Punkte und übernahm das Bergtrikot von Jalabert.

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Das Feld hatte den Rückstand bereits auf 2 Minuten verkürzt. An der Sprintwertung war Ignatiev noch vor Arrieta, doch auf Platz drei lag bereits Oscar Freire. Wieder ging keiner unserer, also der Barloworld Fahrer mit.
Als die Sprinter wieder im Feld waren, gab Radio-Tour den Abstand nach vorne durch. Arrieta sollte 3 Minuten vor dem Feld und Ignatiev eine weitere Minute vorne liegen. Das musste eine Fehlmeldung sein, denn es waren nur noch 35km zu fahren. Falls das stimmt, wird es jetzt ganz knapp.
Cardenas holte das letzte Mal Flaschen und die Sprinterteams High Road, Liquigas und auch CSC versuchten den Abstand nach vorne zu verringern. Das Tempo war so hoch, dass die geschwächten Ausreißer 12km vor dem Ziel eingeholt wurden. Nun konnten die Sprintvorbereitungen beginnen.
„You know what to do.“, sagte Alberto bestimmend ins Mikro.
Auf den letzten Kilometern fuhr Fabian Cancellara dann von vorne. Er machte so hohes Tempo, dass sich keine Sprinterzüge formieren konnten. Robert setzte sich an die Spitze und viele andere Sprinter waren einige Meter weiter hinten. Albasini war es, der den Sprint eröffnete, doch er ging früh raus und so war Robert im Wind. „To early“, sagte Alberto, doch Robert versuchte den Sprint von vorne durchzuziehen. Ich glaubte nicht, dass er es schaffen würde. Doch komischerweise machte niemand Anstalten, an ihm vorbeizugehen. Napolitano und Ciolek fuhren hinter ihm. Dann kam O’Grady von der anderen Seite und auch Napolitano kam aus dem Windschatten von Robert hervor. Doch der legte nochmals zu. Er legte seine letzten Kräfte rein und gewann.

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„Unbelievable. Incredibly. Amazing.“
Alberto freute sich wie ein kleines Kind. Er schlug mit Carlo ein und umarmte mich.
„You see what you can stir. You are the man!“
Ich sollte also für diesen Sieg zuständig gewesen sein? Nur durch meine sechs aufmunternde Worte? Nein, das war Robert allein. Ohne jegliche Hilfe hat er von vorne den Sprint gewonnen.
Zweiter wurde Napolitano vor O’Grady, der somit das Gelbe Trikot behalten wird. Baden kam auf einen starken sechsten Platz und Enrico wurde Vierzehnter vor Pfanni. Der Rest des Teams verlor keine Zeit und kam mit dem Hauptfeld ins Ziel.

Etappenstand
1 Robert Hunter Barloworld 3h50'40
2 Danilo Napolitano Lampre s.t.
3 Stuart O'Grady Team CSC - Saxo Bank s.t.
4 Gerald Ciolek Team High Road s.t.
5 Koldo Fernández de Larrea Euskaltel - Euskadi s.t.
6 Baden Cooke Barloworld s.t.
7 Daniele Bennati Liquigas s.t.
8 Óscar Freire Rabobank s.t.
9 Thor Hushovd Crédit Agricole s.t.
10 Gert Steegmans Quick•Step s.t.

Gesamtwerung
1 Stuart O'Grady Team CSC - Saxo Bank 8h14'38
2 Robert Hunter Barloworld + 8
3 Danilo Napolitano Lampre + 16
4 Enrico Gasparotto Barloworld s.t.
5 Daniele Bennati Liquigas + 20
6 Niki Terpstra Team Milram + 22
7 Mikel Gaztañaga Agritubel s.t.
8 Steven De Jongh Quick•Step + 24
9 Óscar Freire Rabobank + 26
10 Kurt-Asle Arvesen Team CSC - Saxo Bank s.t.

Punktewertung
1 Stuart O'Grady Team CSC - Saxo Bank 61
2 Robert Hunter Barloworld 55
3 Daniele Bennati Liquigas 45
4 Óscar Freire Rabobank 44
5 Enrico Gasparotto Barloworld 42
6 Gerald Ciolek Team High Road 40
7 Thor Hushovd Crédit Agricole 36
8 Koldo Fernández de Larrea Euskaltel - Euskadi 35
9 Danilo Napolitano Lampre 30
10 Gert Steegmans Quick•Step 28

Bergwertung
1 Mikhail Ignatiev Tinkoff Credit Systems 20
2 Nicolas Jalabert Agritubel 13
3 José Luis Arrieta AG2R La Mondiale 13
4 Jimmy Engoulvent Crédit Agricole 7
5 Karsten Kroon Team CSC - Saxo Bank 5
6 Anthony Geslin Bouygues Télécom 4
7 José Joaquín Rojas Caisse d'Epargne 3
8 David De la Fuente Saunier Duval - Scott 3
9 Alexandre Usov AG2R La Mondiale 1
10 Thomas Voeckler Bouygues Télécom 1



Auf den Fernsehbildern sah ich kurz nachdem wir vor dem Teambus einparkten, dass sich einer unserer Fahrer beim Überqueren der Ziellinie freute. Ich konnte es nicht fassen, aber es war Cheula. War er nicht auf der Seite von Soler und den anderen?

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Zuletzt geändert von sciby am 29.6.2008 - 11:54, insgesamt 3-mal geändert.
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sciby
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Beitrag: # 6712635Beitrag sciby
30.6.2008 - 18:59

„Great. Green can come!“
„Yeah. I told you that it could be my day.“
„And it really was! You made it without any help. You don’t need Baden and Enrico, what doesn’t mean that they aren’t good.“
„Robert. Congratulation! Great sprint! Sorry for don’t helping you.“
„No Problem, Baden. You showed that you can win a stage alone and help me in sprint. Congratulation for your great sixth rank. Oh Marco, I want to talk to you. Please go into the car.“

Ich war verwundert, dass Robert mich alleine sprechen wollte. Aber nachdem sich alle im Team gegenseitig gratuliert hatten, ging in ins Teamauto und wartete auf Robert. Ich konnte beobachten, dass Soler und die anderen ihm nicht gratulierten und sofort in den Bus gegangen sind, aber Cheula blieb draußen und redete mit den anderen. Mein Verdacht schien sich zu bestätigen, vor allem nachdem ich Cardenas sah wie er aus dem Bus misstrauisch und sauer Cheula betrachtete.
Kurz darauf kam Robert zu mir und setzte sich auf den Fahrersitz. „Congratulation!“, sagte ich ihm, doch er unterbrach mich.
„No! I have to thank you. There was a childs voice in my head saying „Go Robert, you will win!“ and I won. The child was you. If there wouldn’t was your motivation, I hadn’t win. Thanks for your help.“
„Really? You think that I’m responsible for your victory?“
„Yes!“
„But 90% was your power. You won the race, not me. If at all I only helped a little bit.“
„Hm, you don’t want to realize that you won the race?“
„Now you are really going overboard.“
„Yes… Maybe. I heard you had pains during the race?“
„Yes, my chest hurt and I couldn’t get air. But the Tour-Doctor helped me. But now we have to drive to a hospital.“
„That’s not good. I hope you aren’t injuried.“
„I hope so, too.“
„Alberto,… Are you driving to a hospital with Marco?“
„Eh. Yes, thanks for remembering me. Mario, can you drive Marco to a hospital, please?“
„Ok, I can. I’ll take my car.“

Robert und ich stiegen aus dem Auto aus und gingen wieder zu allen anderen. Robert sagte mir noch, dass er hofft, er könne auch morgen auf meine Unterstützung zählen. Mario, einer der Masseure, der mir beim Einpacken der Flaschen half, begleitete mich zu einem der Teamwagen und wir stiegen ein. Im Vorbeifahren verabschiedeten wir uns noch von den anderen und fuhren in Richtung…
„Mario, whereto do you drive?“
„Eh… Hm, we should ask somebody for telling us the way to a hospital.“
„Yes, that would be a great idea.“

Da waren sie wieder- die stechenden Schmerzen in meiner Brust. Nachdem ich über Marios Schusseligkeit lachte, blieb mir die Luft weg. Mario bekam von meinen Schmerzen nichts mit, da er sich aus den Besuchermassen durch enge Gassen herausschlängelte und dann an der Seite anhielt, um eine ältere Frau nach dem Weg zu einem Krankenhaus zu fragen. Meine Schmerzen ließen wieder nach. Diesmal waren sie nicht so lange da, wie noch heute Mittag. Es war lustig zu sehen, wie Mario, der selbst nicht gerade sprachbegabt ist, sich mit der Französin auf Englisch zu unterhalten versuchte und als ich leise zu lachen begann, schmerzte es wieder in meiner Brust.
Schließlich reimte er sich jedoch den Weg zusammen und fuhr weiter.
„Whereto are you driving now?“
„The woman told me that there are markers at a roundabout and there should be explained where a hospital is.“

Wir fuhren also weiter und erreichten kurze Zeit später den angesprochenen Kreisverkehr. Alle Schilder waren auf Französisch, aber hôpital war schnell als Krankenhaus auszumachen und so waren wir in wenigen Minuten an diesem.
Schon von außen erschien es mir, nicht das modernste zu sein, aber es war besser als manche in Südafrika. Nachdem wir uns anmeldeten, mussten wir erst in einem kleinen Wartezimmer Platz nehmen. Wir waren im Wartzimmer alleine. Mario sagte mir, dass er meinen Funkspruch gehört habe und wusste, dass manche Fahrer um einiges motivierter sein werden. Pfanni soll besonders motiviert gewesen sein, denn ein 15. Platz in einem Massensprint ist für ihn ein seltenes Ereignis. Glücklicherweise hatten wir ein Thema über das wir uns ausgiebig unterhalten konnten- ich wollte mehr über die Arbeit eines Masseurs und die Regeneration erfahren, da ich oft Schwierigkeiten habe, wenn ich mehrere Tage hintereinander viel fahre –denn erst nach einer guten Stunde bat uns eine Krankenschwester in ein Behandlungszimmer. Der Arzt tastete zunächst meine Brust ab und war überrascht, dass er von außen keine Verletzungen feststellen konnte. Die Schwellung war von dem Aufprall, doch dahinter konnte er keine Verletzung feststellen. Außerdem verspürte ich keine Schmerzen, wenn er auf meine Brust drückte, daher schloss er Brüche oder ähnliches aus.
Trotzdem ging ich mit einer netten, jungen Krankenschwester in den Röntgenraum direkt nebenan. Sie war vielleicht 20 Jahre alt, hatte blonde lange Haare und eine perfekte Figur. Mario blieb im Behandlungszimmer und fragte den Arzt, warum wir denn so lange warten mussten, immerhin waren wir die einzigen Patienten. Eine eindeutige Antwort bekam er jedoch nicht.
Im Röntgenraum legte ich mich unter das Röntgengerät und beobachtete was die Krankenschwester machte. Als sie unter dem Tisch, auf dem ich lag, herumhantierte, konnte ich ihr in ihren weiten Ausschnitt sehen und erkannte ein tätowiertes zerbrochenes Herz auf ihrer Brust.
„Oh, you have a nice strong chest and a trained body.“, sagte sie mir, als ich mein T-Shirt auszog. Kurz darauf war sie fertig und verließ den Raum und machte die Aufnahmen.
Danach gingen wir zurück in das Behandlungszimmer und der Arzt teilte mir mit, dass er keine Ungewöhnlichkeiten entdecken konnte. Er versorgte die Schwellung mit einer Salbe und sagte mir, dass ich bei erneuten Problemen sofort einen Arzt aufsuchen sollte und wünschte mir und Mario Glück für die kommenden Etappen.
Ich war froh, dass es nichts Schlimmeres war, doch war mir auch nicht sicher, ob die Schmerzen wirklich nur von der Schwellung kamen. Auf jeden Fall kühlte die Salbe gut und ich konnte frei und tief durchatmen.
Als wir das Krankenhaus verließen war es bereits nach 21 Uhr. Die Fahrer und alle anderen im Team waren bereits auf dem Weg nach Dinard, zum Hotel, und waren wahrscheinlich schon fast da. Also mussten wir den Weg selbst auf uns nehmen und waren erst gegen 22 Uhr am Hotel und suchten sofort unsere Zimmer auf. Die Fahrer waren bereits auf ihren Zimmern. Ich ging, nachdem ich mein Zimmer kurz studierte, noch hinunter in einen Aufenthaltsraum, wo Alberto und die anderen saßen und teilte ihnen zuerst die Nachricht vom Krankenhaus mit.
Wir redeten noch viel über die heutige Etappe und wieder lobten mich alle für meine aufmunternden Worte und wieder war ich geschmeichelt und glaubte nicht, dass ich so viel bezwecken konnte. Außerdem tippten alle auf den Sieger für die morgige Etappe. Ich tippte mit. Die anderen Male tippte ich noch nicht mit. Auf Hunter hatte heute nur Mario getippt. Für morgen tippte ich auf Ciolek. Ich weiß nicht warum, aber ich glaubte nicht, dass Robert direkt noch mal siegen wird.
Um halb zwölf ging ich dann auf mein Zimmer und legte mich schlafen. Dieses Mal schlief ich direkt ein und hatte keine Beschwerden. Die Nacht war sogar wunderbar. Ich träumte…- von der hübschen Krankenschwester wie sie…
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PepsiLight
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Beitrag: # 6712680Beitrag PepsiLight
30.6.2008 - 21:13

Super AAR bis jetzt, aber tu mir bitte den Gefallen und installier das TdF-SponsorKit. ;)
Bild Monaco
#28

Gerrit
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Beitrag: # 6712757Beitrag Gerrit
1.7.2008 - 0:59

Gut, mach weiter so, und was macht die Krankenschwester :D:D

sciby
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Beitrag: # 6712874Beitrag sciby
1.7.2008 - 14:35

Herrlich. Ich wachte auf und dachte, ich sei im Paradies. Selten zuvor habe ich so sanft und fest geschlafen. Nur die Engel und Wölkchen fehlten zum Dasein im Himmel. Ich schmiss die Bettdecke zur Seite und stand auf. Nachdem ich das Licht anschaltete, bemerkte ich, dass mein ganzer Unterkörper und das Bett feucht und nass waren. Sofort prüfte ich woher diese Nässe kam und da bemerkte ich es…
Die Klimaanlage war ausgefallen und im Raum waren es mindestens 25°C. Anscheinend war durch den Ausfall der Klima das gesamte Kühlsystem gestört und das Zimmer wurde anstatt gekühlt zu werden erwärmt. Ich duschte mich also, zog mich an und ging direkt zur Rezeption, wo schon Alberto und andere Hotelgäste wütend warteten.
„Hey, Marco. I told you- the quality of the hotels will sink during the tour.“
„Yes, it seems that you are right.“
„Shall we breakfast together? The others wait in the dining-hall.“
„Ok. I’m very hungry.“

Zu unserer Enttäuschung war das Frühstück weder vielfältig noch gut. Gerade mal ein trockenes Brötchen mit harter Butter und einer Scheibe Käse wurde jedem Gast angeboten.
Also hatte Pfanni eine grandiose Idee.
„Hey guys. How about going into a nice café and breakfast there?“
„That’s great. The start of the race is at 12:10, so we have enough time. I saw a nice litte café at the other side of the road.“

Also gingen wir kurz darauf aus dem Hotel und sahen sofort das kleine, aber feine Café. Als wir mehrere Tische zusammenstellten- immerhin waren wir 13 Mann- erschreckte uns ein junger sportlicher Mann von hinten:
„So I’ve caught you. Being in a Team of Tour de France with 16 years. Is that allowed to do?“
„Oh. Markus. Funny. Schön dich zu sehen. Was machst denn du hier?“

Ich sah dem jungen Mann ins Gesicht und erkannte, dass es Markus Fothen vom Gerolsteiner Team war. Chris unterhielt sich mit ihm, während die anderen am Tisch Platz nahmen. Markus sagte, dass er mit Bernard Kohl und Robert Förster hier frühstücke, da das Essen bei ihnen im Hotel ähnlich schlecht sei wie bei uns.
„Nein, das hier ist Marco. Ein netter Junge. Er ist Südafrikanischer Meister und darf daher die ganzen drei Wochen beim Team sein. Während des Rennens fährt er im Teamwagen bei Alberto mit. Wie alt warst du noch mal?“
„15. Hallo Markus!“
„Hallo Marco. Und du dirigierst jetzt Chris und die anderen?“
„He, ja so ähnlich. Also nicht ganz…“
„Er hat sogar gestern für den Sieg von Robert gesorgt. Ohne seinen motivierenden Funkspruch hätte er das niemals durchziehen können. Wo war denn eigentlich euer Robert?“
„Frösi hat einen ganz schlechten Tag erwischt. Er wurde an den Hügeln sogar abgehängt und kam mit fünf Minuten Rückstand ins Ziel. Und du warst durch den Jungen also auch motiviert. Hab gehört, du wurdest 15.?“
„Ja. Ich wusste gar nicht, dass ich so gut sprinten kann. Marco hat die Sprintqualitäten in mir geweckt. Das war aber auch ein komischer Sprint gestern. Ich denke heute wird es normal zugehen, immerhin ist es fast komplett flach zu Ende.“

Mit einem „Ach ihr übertreibt es doch mit mir. Ich habe Hunger. Bis dann!“ verabschiedete ich mich von Chris und Markus und bestellte mir zwei leckere Croissants mit Nutella. Es waren die leckersten Croissants, die ich je gegessen habe. Das könne die Franzosen wirklich gut.
Nach dem Essen unterhielten wir uns alle zusammen über die heutige Etappe. Alberto war sich sicher, dass es heute einen Massensprint geben würde, da morgen das Zeitfahren ist und es danach nur noch einmal die Möglichkeit auf einen Massensprint geben wird, bevor es danach zwei schwere Etappen geben wird. Für Soler und die anderen Helfer galt es also sich heute zu schonen und morgen nicht zu viel Zeit zu verlieren. Robert, Baden und Enrico sollten allerdings heute noch mal so richtig rein halten und möglicherweise das Grüne Trikot erobern. Alle waren derweil überrascht, was Stuart O’Grady auf den ersten beiden Etappen zeigte. In Plumelec überholte er auf den letzen Metern noch Gasparotto und gestern sprintete er auf einen starken dritten Platz und trägt auch heute Gelb und Grün, wobei Robert heute als zweiter in der Punktewertung in Grün starten wird. Alberto meinte, dass Stuart jetzt die Erfahrung um die perfekte Position im Sprint zu erkennen hat, jedoch hat er einiges an Sprintqualität in den letzten Jahren verloren und muss diese wieder aufbauen.
Kurz bevor wir uns wieder auf den Weg zum Hotel machten, kamen drei begeisterte Hobbyradler vorbei. Sie waren auf dem Weg zum Start der Etappe und sahen uns. Sie wollten Autogramme von allen Fahrern und die waren so freundlich und verewigten sich auf den Trikots der dreien. Sie waren anscheinend Belgier oder Niederländer, zumindest hörte sich ihr Englisch danach an. Als einer von ihnen bemerkte, dass ich mich mit Pfanni auf Deutsch unterhielt, sagte er zu mir: „O, jetzt lassta schon Kinder mitfahrn“ und klopfte mir auf die Schulter. Danach verschwanden sie wieder und fuhren in Richtung Ortsausgang. Auch wir gingen.
Im Hotel wartete ich in meinem Zimmer darauf, dass Mario bereit ist, um mit mir die Vorbereitungen für die Etappe zu treffen. Ich war sauer auf Markus Fothen und den Hobbyfahrer, da sie mich als kleines Kind im großen Erwachsenenmetier darstellten. Dabei war ich doch ein vollkommenes Mitglied und leistete mindestens genauso viel Arbeit wie jeder andere. Oder? Sie sagten mir doch alle, dass ich für den Sieg gestern zuständig gewesen sei. Oder wollten sie mich alle nur motivieren, damit ich für sie ohne Murren die Drecksarbeit erledige?
Ein Klopfen an der Zimmertür störten meine Überlegungen und Gedanken.
„Marco, are you ready?“
„Yes. One moment please.“

Ich zog mir kurz andere Schuhe an, packte alle Sachen in meine Tasche und ging mit Marco zunächst zum Mannschaftsbus. Ich verpackte dort alle meine Sachen. Im Bus waren bereits alle Fahrer. Einige schliefen noch etwas, andere spielten Karten und manche unterhielten sich per Laptop mit Familie und Freunden.
Ich konnte nicht relaxen, da ich die Teamwagen zusammen mit Mario vorbereitete. Okay immerhin muss ich auch gleich nicht über 200km mit dem Fahrrad fahren. Dafür musste ich jetzt etwas arbeiten. Ich packte in die beiden Teamwagen Flaschen, Gels und Essen rein. Danach spannte ich mit Carlo Ersatzräder auf das Dach und ordnete Werkzeug ein. Kurz nachdem ich die Beutel für die Verpflegungszone nach den Vorlieben der einzelnen Fahrer, die mir Mario mitteilte, packte, fuhr er zusammen mit einem anderen Masseur los. Er fuhr zur Verpflegungszone um dort auf die Fahrer zu warten. Also half ich Carlo noch etwas beim Fertigmachen der Fahrräder und dann ging es auch schon wieder los. Die Fahrer fuhren dieses Mal mit dem Bus zum Start, da sie sich für die 208km nicht warm fahren mussten.
Im Teamwagen Nr. 1 fuhr ich dann mit Alberto und Carlo nach Saint-Malo. Von Dinard war es nicht weit und wir fuhren an wunderbaren Stränden am Meer vorbei.
Zehn Minuten vor dem Start waren wir da. Kurze Zeit später ging es dann los.
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Beitrag: # 6712948Beitrag sciby
1.7.2008 - 17:14

Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn ich (vor allem zu den letzten drei Beiträgen) mal eine genauere Kritik erhalte. So ganz bin ich nicht zufrieden und Beiträge wie "Gut, weiter so!" sind nett gemeint, bringen mir aber leider sehr wenig.
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Grabba
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Beitrag: # 6712951Beitrag Grabba
1.7.2008 - 17:20

Wenig Zeit gerade, aber eins wollte ich vorhin eigentlich schon loswerden: So, wie es jetzt ist, lässt sich das Englische allemal sehr gut lesen und bereichert deinen AAR. Bei komplexeren Konstrukten ("If there wouldn’t was your motivation, I hadn’t win." - sorry, aber... autsch) hapert es zwar noch, aber die normalen Gespräche sind wirklich in Ordnung und definitiv keine schlechte Sache.
Ansonsten will ich nicht doppelt schreiben (und habe im Moment auch nicht die Zeit dafür) - die Monatsbewertung folgt ja in einigen Tagen (ok, hilft dir im Moment natürlich nicht weiter). Nur soviel: Schlecht ist es nicht! Noch kein Meisterstück, aber wenn die Story sich genau dahin entwickelt, wie an ein, zwei Stellen angedeutet und von mir vermutet, dann wird es in der Hinsicht schon ziemlich klasse! "Gut, weiter so" ist hier sogar durchaus ein angebrachter Kommentar.

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Beitrag: # 6713424Beitrag sciby
2.7.2008 - 21:13

Bild

Ich war mir sicher, dass es heute einen Massensprint geben würde. Immerhin war die Etappe fast komplett flach. Es gab keine Bergwertung und alle Teams werden dafür sorgen, die möglichen Ausreißer wieder zurückzuholen.
Zum ersten Mal war es heute richtig warm. So Wetter liebe ich. In Südafrika ist es zwar meistens noch wärmer, aber auch 30°C sind schon gut. Ich hoffe, dass unsere Fahrer damit auch klarkommen, doch bei Robert zumindest habe ich da keine Sorgen.
Wie erwartet gingen kurz nach dem offiziellen Start die ersten Attacken. Rosseler, Verbrugghe, Wiggins und vier andere Fahrer waren dabei. Doch im Hauptfeld setzten sich sofort zwei CSC Fahrer an die Spitze und wollten die Lücke wieder schließen. Nachdem das zunächst nicht funktionierte, halfen Liquigas, Milram und Quickstep Fahrer. Die Sprinterteams waren es, die die Fahrer zurückholen wollten. Mit Verbrugghe war ein starker und erfahrender Rolleur dabei. Alberto meinte allerdings, dass man auch die ruhig fahren lassen könnte, dann müsse man halt später etwas mehr zulegen. Somit arbeitete keiner unserer Fahrer im Hauptfeld mit, obwohl Robert heute wieder große Chancen auf den Sieg im Massensprint hätte.
Kurze Zeit später waren zwei der Ausreißer eingeholt. Und das reichte schon. Alle Fahrer enthielten sich der Tempoarbeit. Fünf Mann an der Spitze waren zwar immer noch genug um zu siegen, aber mit konzentrierter Tempoarbeit gegen Ende waren die wieder leicht einzuholen.
Bernard Eisel allerdings fuhr genau in diesem Moment davon. Schnell erreichte er die vordere Gruppe, doch bei der Sprintwertung konnte er nicht mehr mitmischen und so holte sich Rojas vor Vaugrenard und Rosseler die Punkte.

Bild

Somit waren zwei starke Sprinter in der Gruppe. Sie konnten nun fleißig Punkte in den beiden noch ausstehenden Sprintwertungen sammeln, doch dafür werden sie wohl kaum im Ziel Punkte holen. Aber Eisel fuhr nicht vorne weiter. Er ließ sich wieder zurückfallen.
„That’s professionel cycling. He was with a team member and went back, because we, the sportif directors, told them that we let them only brew if therer aren’t more than one of a team.“
Doch dann widersprach ein Fahrer diesem Gesetz. Wouter Weylandt attackierte und ihm folgten Clerc und Jalabert.
„Not really professionel.“
Sofort schnappte sich Alberto sein Handy.
„Busy. So we have to wait.“
Direkt nahm das Feld wieder Tempo auf. Doch dann ging es los. Weitere Fahrer attackierten. Mit Kroon und Wegmann waren zwei Hochkaräter dabei. Bis zur zweiten Sprintwertungen konnten keine weiteren Ausreißer eingeholt werden. Weylandt führte dort vor Del Nero und Ongorato. Im Feld arbeiteten nun fast alle Teams, die nicht vorne vertreten waren, auch Barloworld. Cardenas führte das Feld kurze Zeit an. Allerdings kam man nicht näher. Also gab man es auf und ließ die zwölf Fahrer an der Spitze ziehen.
Doch dann gingen wieder weitere Attacken. Fünf Fahrer lösten sich.
„Does this shit never end?“
Alberto war außer sich. Er konnte nicht fassen, warum jetzt jeder versuchte sich vom Feld zu entfernen. Da vorne nun mittlerweile achtzehn Fahrer waren, wurde nun richtig Tempo gefahren im Hauptfeld. Doch die Spitze war sich selbstverständlich auch nicht einig und so attackierten immer wieder Fahrer aus der Führungsgruppe. Am höchsten Punkt der Etappe und dem wohl einzigen richtigen Anstieg waren dann alle Fahrer wieder gestellt. Doch sofort in der Abfahrt attackierten weitere Fahrer. Teilweise waren es ehemalige Ausreißer.

Bild

Diesmal ließ das Feld die fünf Ausreißer ziehen. Aber damit war es immer noch nicht zu Ende. Erneut lösten sich Fahrer aus dem Hauptfeld. Zwar waren mit Wegmann, Kroon und Ongorato wieder einige starke Fahrer dabei, doch dieses Mal ließ man sie endgültig ziehen.
Insgesamt waren es vierzehn Fahrer. Aufgrund dieser hohen Anzahl fuhren sie nicht in einer großen Gruppe zusammen. Alle wollten eine eigene kleine Gruppe herstellen und so attackierten selbst in der vordersten Gruppe immer wieder Fahrer.
„Okay. We are not in one of the group in front. But they don’t seem to want to win. Perfect!“
Endlich war Alberto wieder fröhlich. Es war kaum auszuhalten, wie er nach jedem weiteren Vorstoß, der über Radio-Tour mitgeteilt wurde, lautstark vor sich herbrüllte und teilweise sogar auf die Armatur schlug. Ich hatte schon Angst, er könne dabei nicht mehr das Auto steuern, doch er fuhr ohne Probleme. „experience“ sagte Carlo mir. Immerhin fuhr Alberto schon seit Jahren den Begleitwagen.
Das Feld fuhr beruhigt und so konnten unsere Fahrer problemlos ans Auto kommen und Getränke holen. Derweil fuhren sich die Fahrer an der Spitze weiter kaputt.
An der Verpflegungszone betrug der Vorsprung der ersten Fahrer allerdings schon sechs Minuten. Ich grüßte Mario im Vorbeifahren und er hielt den Daumen hoch.
Was wollte er mir damit sagen? Mache ich alles richtig? Das musste ich ihn nach dem Rennen fragen.
Ein paar Sprinterteams und CSC erhöhten nach der Verpflegung wieder das Tempo und sofort wurden einzelne Ausreißer gestellt. Vorne formierte sich eine dreier und dahinter eine Minute zurück eine siebener Gruppe. Diese lag gerade mal zwei Minuten vor dem Hauptfeld.
50km vor dem Ziel waren die sieben Fahrer dann eingeholt. Ich war überrascht, dass man die Fahrer schon so früh stellte, immerhin könnten jetzt wieder Attacken gehen.
Doch das war nicht der Fall. Die restlichen drei ließ man nun an kurzer Leine zappeln.
Als Cardenas 25km vor dem Ziel das letzte Mal Flaschen holte, teilte er uns mit, dass Gasparotto sagte, er sei heute ganz schlecht drauf und könne wohlmöglich nicht im Sprint eingreifen. Alberto war enttäuscht, ließ allerdings ausrichten, Enrico solle alles versuchen.
Kurz darauf war das Feld wieder komplett und die Sprintvorbereitungen konnte getroffen werden.
Wieder war es Cancellara der einen Sprintzug erschwerte, doch dann konnte sich Enrico an die Spitze setzten. Baden und Robert formierten sich sofort hinter ihn. Aber er konnte das nötige Tempo nicht lange halten und so bildeten das Quickstep Team auf der anderen Straßenseite schnell einen eigenen Sprintzug. Baden versuchte Enrico abzulösen, doch man hatte bereits einiges an Rückstand auf die Quickstep Leute. Somit zog De Jongh den Sprint für Steegmans an. Hinter ihm formierte sich ein Großteil der restlichen Sprinter. Baden versuchte Robert wieder nach vorne zu bringen, doch er konnte es mit dem hohen Tempo von Steegmans nicht aufnehmen. Robert versuchte noch weiter nach vorne zu kommen, doch er hatte den Zug verpasst.
"Shit!"
Steegmans konnte den langen Sprint durchziehen und siegte knapp vor Koldo Fernandez und Casper, die beide lange Zeit an seinem Hinterrad waren. Robert wurde lediglich Achter, Baden landete nur einen Platz dahinter.

Bild

In der Sprintwertung rückten die Topfahrer nun näher aneinander. Zwar war Robert immer noch Zweiter, lag allerdings nur einen Punkt hinter O’Grady, doch Steegmans, Koldo Fernandez und Freire machte viel Boden gut und lagen nur noch maximal 10 Punkte hinter ihm.


Etappenstand
1 Gert Steegmans Quick•Step 4h38'54
2 Koldo Fernández de Larrea Euskaltel - Euskadi s.t.
3 Jimmy Casper Agritubel s.t.
4 Óscar Freire Rabobank s.t.
5 Thor Hushovd Crédit Agricole s.t.
6 Robbie McEwen Silence - Lotto s.t.
7 Gerald Ciolek Team High Road s.t.
8 Robert Hunter Barloworld s.t.
9 Baden Cooke Barloworld s.t.
10 Heinrich Haussler Gerolsteiner s.t.

Gesamtwerung
1 Stuart O'Grady Team CSC - Saxo Bank 12h53'32
2 Gert Steegmans Quick•Step + 8
3 Robert Hunter Barloworld s.t.
4 Koldo Fernández de Larrea Euskaltel - Euskadi + 16
5 Danilo Napolitano Lampre s.t.
6 Enrico Gasparotto Barloworld s.t.
7 Jimmy Casper Agritubel + 20
8 Daniele Bennati Liquigas s.t.
9 Niki Terpstra Team Milram + 22
10 Mikel Gaztañaga Agritubel s.t.

Punktewertung
1 Stuart O'Grady Team CSC - Saxo Bank 74
2 Robert Hunter Barloworld 73
3 Óscar Freire Rabobank 68
4 Koldo Fernández de Larrea Euskaltel - Euskadi 65
5 Gert Steegmans Quick•Step 63
6 Gerald Ciolek Team High Road 59
7 Thor Hushovd Crédit Agricole 58
8 Daniele Bennati Liquigas 53
9 Enrico Gasparotto Barloworld 51
10 Danilo Napolitano Lampre 44

Bergwertung
1 Mikhail Ignatiev Tinkoff Credit Systems 20
2 Nicolas Jalabert Agritubel 13
3 José Luis Arrieta AG2R La Mondiale 13
4 Jimmy Engoulvent Crédit Agricole 7
5 Karsten Kroon Team CSC - Saxo Bank 5
6 Anthony Geslin Bouygues Télécom 4
7 José Joaquín Rojas Caisse d'Epargne 3
8 David De la Fuente Saunier Duval - Scott 3
9 Alexandre Usov AG2R La Mondiale 1
10 Thomas Voeckler Bouygues Télécom 1



Sofort bei der Zieleinfahrt erkannte, dass Robert extrem enttäuscht war…
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sciby
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Beitrag: # 6713774Beitrag sciby
3.7.2008 - 20:38

Gleich nach dem Rennen ging ich zu den Fahrern in den Teambus. Alle hatten sich völlig erschöpft an den runden Tisch gesetzt. Ich blieb stehen.
„Stupid stage today. Attacking, attacking and attacking.“
„That wasn’t so stupid like the sprint. You two worked badly and the gap was too big, so I lost the access to the other top-sprinters.“
„What? I told you that I didn’t feel good, but I tried to get you in a good situation. Baden was to slow. When he was in front, we lost the access to the others. It was his misstake!“
„What are you telling me? I am guilty for don’t winning the stage?“
„Yes!“
„No! Robert was to slow to get ahead of the others.“
„Baden, I was to slow? We lost the access during yours work.“
„And how could I sprint on ninth rank?“
„Because you did to little and after I went in front you showed your power. But that you had to do when you worked for me.“

Die Drei zerfleischten sich weiter. Soler und die anderen saßen ruhig da und schauten zu, wer als Gewinner aus der Diskussion hervorgehen wird. Pfanni war bei der Dopingkontrolle, da er ausgelost wurde. Musste ich also auf den Tisch hauen, damit die endlich aufhören?
„Shut up all! What’s going on here? Are you a little kid that lost his bucket in a sand box and now you are searching a culprit?“
Alberto stürmte in den Bus und ging auf Robert los.
„You didn’t have the needed luck. But we were eighth and ninth. That’s good and you are only one point after O’Grady. Green will come. But you have to wait. You know that the tour is three weeks-long.“
„Sorry, Alberto. I overreacted. MY misstake.“

Robert entschuldigte sich und Alberto verließ kopfschüttelnd den Bus. Alle waren still. Ich war geschockt, zum einen von der Auseinandersetzung zwischen Baden und Robert, denn sie sind Teamkollegen und müssen sich für Erfolge bestens verstehen und zum anderen von Alberto, da er mir immer sehr freundlich und nett rüber kam, doch nun wusste ich, dass er auch hart durchgreifen kann.
Von dem Schreck erholte ich mich allerdings schnell, schluckte kurz und verließ ebenfalls den Bus. Ich sah noch wie Alberto wütend wegging und dann hinter einer Häuserecke verschwand. Denselben Weg wie er ging auch Pfanni, doch er kam in meine Richtung. Mit einem fragenden Blick kam er auf mich zu.
„Was ist denn mit Alberto los?“
„Baden, Enrico und Robert haben sich über den Sprint und die Arbeit für Robert gestritten. Vor allem Baden und Robert haben sich richtig gefetzt. Dann ist Alberto dazu gestoßen und hat den Streit mit lautem Gebrüll beendet. So hab ich ihn noch nie erlebt. Mir blieb fast die Spucke weg.“
„Ja so kann er auch sein. Auch deswegen ist er so erfolgreich. Er kommt mit fast allen Problemen im Team klar. Leider gibt es davon derzeit viele. Aber dass gerade unsere drei Sprinter sich in die Wolle kriegen, hätte ich nicht gedacht. Aber bei dem Adrenalin und der darauf folgenden Enttäuschung kann das schon mal passieren. Das hast du ja auch bei mir gesehen, meinst du ich würde jetzt immer noch sagen, was ich am ersten Tag zu dir gesagt hab?! Ich hoffe das legt sich mit dem Überstreifen des Grünen Trikots.“
„Hoffen wir das! Und bei dir lief alles flüssig?“
„He he. Ja kann man so sagen. Ging alles sehr schnell. Trotzdem nervt es ja schon, aber besser so als gar nicht.“
„Wie steht ihr eigentlich zu den ganzen Dopingkontrollen?“
„Ich bin froh, dass es sie gibt, auch wenn sie mich nerven. Ich hoffe, dass alle, die dopen, so schnell wie möglich erwischt werden.“
„Na dann kann ich dich ja jetzt auch direkt was fragen, was ich schon immer fragen wollte:...“
„Nur zu, was liegt dir auf dem Herzen?“
„Wenn man im Feld fährt, weiß man da, ob der neben einem dopt?“
„Hm, na ja. Soll ich jetzt ja sagen und dann Namen nennen? So weit würde ich niemals gehen, aber bei manchen glaubt man schon, dass sie es tun, aber wissen tut man es nie.“
„Okay. Danke. Das brannte mir auf der Seele. Hey da ist Mario. Ich wollte mal mit ihm sprechen. Wir sehen uns bestimmt noch im Hotel.“
„Bis dann.“

Chris ging in den Bus und ich begrüßte Mario, der gerade mit dem Auto vor mir parkte.
„Mario, what had the thumb up to the sky mean?“
„Oh, Marco. Your work was great. You packed the bags perfectly. No misstake, everthing was at the correct point.“
„Ah. That’s good, but I had a good tutor.“
„Hm maybe. But you are a natural in all connections of cycling.“
„Oh, please, don’t go over the top. I am not so perfect than you think.“
„It’s hopelessly to get it in your head that you are very good in all connections of cycling.“

Danach verabschiedete Mario sich und fragte mich, ob ich mit ihm und Carlo zum Hotel nach St-Leger-sous-Cholet fahren wolle- Alberto wollte alleine fahren. Natürlich bejahte ich und wenig später machten wir uns auf den Weg.
Immerhin waren es fast 60km und so brauchten wir gut anderthalb Stunden. Das Hotel war einigermaßen okay. Die Zimmer waren zwar sehr klein, doch es gab einen riesigen Aufenthaltsraum mit Billardtisch und Spielautomaten, den wir für uns ganz allein hatten. Also wartete ich auf die Fahrer, die wenige Zeit später eintrafen. Zusammen mit Pfanni spielte ich dann etwas Billard. Er verlor eindeutig. Als ich die schwarze zum Schluss versenkte, lagen noch fünf halbe Kugeln von ihm auf dem Tisch.
„Tja, ich fahr mehr Rad. Du anscheinend nicht“, scherzte er herum und forderte mich zu einer Revanche auf. Doch wieder verlor er klar.
Dann kam Alberto in den Raum gestürzt.
„Geh zur Seite Chris. Ich will spielen.“
„Oh du hast Deutsch gelernt?“
fragte Pfanni Alberto und übergab ihm den Queue.
„I never learned German. Go Marco. You will loose!“
Er wollte also wirklich ein Duell und er war nicht schlecht, doch ich gewann auch gegen ihn. Zuhause in Kapstadt spiele ich oft mit meinem Vater. Im Keller haben wir einen Billardtisch und jeden Abend spiele ich mit ihm ein zwei Runden. Alberto kam zu mir, gab mir die Hand und gratulierte mir zum Sieg. Über die Schulter flüsterte er mir dann ins Ohr, dass ich gleich früh schlafen gehen sollte, da der Tag morgen sehr anstrengend werden würde.
Also spielte ich noch eine kurze Runde mit Chris und erklärte ihm, dass Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel ist. Als Robert ihn dann zu einem Spiel aufforderte, machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer und verabschiedete mich von den anderen.
Im Zimmer bemerkte ich dann, dass ich in der Aufregung der letzten zwei Tage eins ganz vergessen habe. Ich habe kein einziges Mal meine Mutter angerufen. Immerhin wollte ich mich doch jeden Tag bei ihr melden. Sofort erledigte ich dies. Sie sagte mir, dass sie nicht sauer sei, dass ich mich noch nicht gemeldet habe, und sie macht sich auch keinerlei Sorgen, da sie sich sicher ist, dass ich in guten Händen bin. Sie freute sich sehr für mich, dass Robert gestern gewinnen konnte und wünschte mir viel Spaß und dem Team Glück für die nächsten Tage. Über den Sturz und den Besuch im Krankenhaus erzählte ich ihr nichts, da ich nicht wollte, dass sie sich möglicherweise doch noch Sorgen macht. Als ich Vater dann erzählte, dass ich eben Pfanni und Alberto im Billard geschlagen habe, sagte er mir, dass er es ganz schön unfair fände, da ich trainiere und er jetzt drei Wochen alleine spielen muss.
Nachdem ich mich verabschiedete und auflegte, legte ich mich sofort ins Bett und schaute allerdings noch etwas Fernsehen. Die heutige Etappe wurde wiederholt und ich sah mir den Sprint nochmals genau an. Es war wirklich nur Pech. Steegmans war früh vorne und sein Tempo war sowohl für Enrico als auch für Baden einfach zu hoch. Leider konnte er den Sprint ganz durchziehen. Leider…
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Megamen 1
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Beitrag: # 6713802Beitrag Megamen 1
3.7.2008 - 21:28

Weiter so, Sciby. Klasse AAR. Mein Liebloingsaar Z.Z. Mach weiter so...

Edit von RotRigo:
Ich hab dir mal geholfen und den Doppelpost sowie deinen dritten Post, der als Entschuldigung für den Doppelpost dienen sollte, gelöscht. Das nächste mal kannst du das gerne selbst tun, anstatt noch einen dritten Beitrag zu schreiben, megamen... ;)


Ok RotRigo, das tut mir leid, aber ich kann meine Beiträge nicht löschen ;)
Zuletzt geändert von Megamen 1 am 4.7.2008 - 11:31, insgesamt 1-mal geändert.

eisel92
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Beitrag: # 6713819Beitrag eisel92
3.7.2008 - 21:56

Wirklich Klasse bisher. Mir gefallen dabei fast die Postings, die sich nicht direkt um das Rennen drehen, besser. Ich finde es sehr gut, dass bei Barloworld nicht alles "Friede, Freude, Eierkuchen" ist, sondern das Gegenteil der Fall ist. An den Rennberichten gibt es auch nichts auszusetzen. Eventuell hören wir ja auch nach der Tour noch was von Marco. Könnte nämlich eine schöne Grundlage für einen schönen AAR geben. Die Englisch-Dialoge finde ich auch sehr gut, man versteht alles, zwar ist das ein oder andere Mal auch ein etwas gröberer Fehler drinnen, aber das interessiert zumindest mich kein bisschen. Schließlich will ich hier keine perfekte Grammatik oder Rechtschreibung sehen (obwohl's auch nicht verkehrt ist), sondern gut unterhalten werden. Und das schaffst du wirklich: eine gute Unterhaltung. Also die Story neben dem Rennen - der Blick hinter die Kulissen quasi - bitte so weiterführen, gerne aber auch mehr. Freu' mich auf den nächsten Teil! ;)
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Beitrag: # 6713919Beitrag Gerrit
4.7.2008 - 1:02

Mir gefallen die Szenen im Hotel sehr, jedoch ist es unglaubwürdig das die Fahrer von Barloworld die von Gerolsteiner treffen, und wenn werden sie glaube ich nicht über das heutige Rennen reden .... Aber immernoch einsame Spitze, mach weiter so ..

sciby
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Beitrag: # 6714212Beitrag sciby
4.7.2008 - 15:21

„Marco. What’s up? It’s 9 o’clock. We have to do a lot of things before start of race.“
Ich hörte ein dumpfes Klopfen an der Tür. Alberto rief nach mir. Ich sprang auf und bemerkte, dass ich verschlafen habe. Eigentlich wollte ich bereits um diese Uhrzeit fertig sein. Immerhin wollten wir den Ablauf des heutigen Zeitfahrens besprechen. Doch nun war ich zu spät.
„One moment Alberto. I overslept. Sorry. Please wait for me.“
„Okay. See you in the lounge.“

Ich beeilte mich, zog mir schnell neue Sachen an und ging dann runter. Meine Sachen musste ich nicht packen, da wir noch eine Nacht im selben Hotel bleiben werden.
Alberto und die anderen warteten schon auf mich.
„Hey, Marco. The riders are already in Cholet to warm up for the timetrial. We have to plan something. It’s good that the starting point is near the finish. The stage should be driven in 35 minutes. All riders will start in a distance of two minutes. Here is a list of our riders and there starting-time.“
Alberto zeigte mir einen Zettel, auf dem unsere neun Fahrer mit der Startzeit aufgelistet waren.
Der allererste Fahrer, Wouter Weylandt (179.), startete um 11Uhr.
Moises Duenas (144.) um 12:10
Felix Cardenas (134.) um 12:30
Giampaolo Cheula (75.) um 14:28
Francesco Bellotti (69.) um 14:40
Mauricio Soler (50.) um 15:18
Baden Cooke (29.) um 16:00
Christian Pfannberger (23.) um 16:12
Enrico Gasparotto (6.) um 16:46
Robert Hunter (3.) um 16:52

„We are three of us. Let’s divide the nine riders into three sportif directors. I never was good in maths, but this is possible for me.“
Also machte Alberto eine kurze Liste auf einer grünen Tafel und kam zu dem einfachen Ergebnis, dass ich mit Alberto hinter Moises, Francesco und Pfanni herfahren würde. Wir teilten es also so auf:
Moises Duenas (144.) um 12:10 Alberto
Felix Cardenas (134.) um 12:30 Valerio
Giampaolo Cheula (75.) um 14:28 Flavio
Francesco Bellotti (69.) um 14:40 Alberto
Mauricio Soler (50.) um 15:18 Valerio
Baden Cooke (29.) um 16:00 Flavio
Christian Pfannberger (23.) um 16:12 Alberto
Enrico Gasparotto (6.) um 16:46 Valerio
Robert Hunter (3.) um 16:52 Flavio

Also hatte jeder immer genügend Zeit zwischen der nächsten Fahrt. Außerdem freute ich mich, dass ich Chris begleiten darf. Im gesamten Team haben wir keinen wirklichen Zeitfahrer, der auch nur annähernd an eine Top Ten Platzierung herankommen kann, jedoch ist vor allem für Mauricio das Zeitfahren wichtig. Er will dieses Jahr auf die Gesamtwertung fahren und darf daher nur so wenig Zeit wie möglich im Zeitfahren verlieren.
„Okay guys, we will meet us at 10:15 in front of the hotel.“
Also hatte ich noch gut eine halbe Stunde Zeit. Ich fragte Valerio, ob er mit mir Billard spielen wolle. Er antwortete mir, dass er dazu jetzt keinen Reiz habe. Er würde gerne mit mir spielen, aber hatte wohl noch etwas Wichtiges mit Alberto und Flavio zu besprechen. Somit beschloss ich mich an einen der Spielautomaten zu setzen. Ich liebe Flipper und entdeckte sofort einen interessanten Flipper-Automaten. Es war ein Radsport-Flipper. Er war in Gelb gehalten und die Bumper sahen wie Räder aus. Auf den Rampen standen Namen von Pantani, Armstrong und Ullrich. Die wire-ramps waren serpentinenartig aufgebaut und das oberste letzte Loch war mit einer Ziellinie versehen. Sofort spielte ich drauf los und war von der Detailreiche überrascht. Bei 500.000 Punkten war ich Zabel, bei 1 Millionen bereits Pantani. Kurz bevor ich Armstrong wurde und ich alle Führungstrikots durch das Setzen dreier Kugeln in die jeweiligen Löcher gewann, wurde ich durch Alberto unterbrochen.
„Marco? It’s 10:15. Are you coming?“
„Oh sorry. I forgot the time during playing this Tour de France Flipper.“

Sofort hörte ich auf und ging mit ihm zu den anderen und wir stiegen dann in die Autos ein.
Bis nach Cholet waren es gerade mal 3km, doch da wir einen Umweg fahren mussten, weil die Strecke des Zeitfahrens bereits gesperrt wurde, und wir durch die Unmengen an Zuschauer fahren mussten, waren wir erst um 10:45 am Start.
Moises und Felix fuhren derweil bereits auf der Rolle und wärmten sich auf. Die anderen waren noch im Bus. Bis zum Start von Moises waren es noch mehr als 60 Minuten. Alberto sagte mir, dass ich um spätestens 12Uhr am Teamwagen sein solle. Bis dahin setzte ich mich noch zu den Fahrern in den Bus.
Alle waren sehr locker drauf, da sie wussten, dass die heutige Etappe für sie sehr unwichtig sein werde. Nur Soler war angespannt. Er war der einzige im Team, der heute alles geben musste, immerhin stand ein guter Platz in der Gesamtwertung auf dem Spiel.
Chris erzählte mir, dass er heute ganz locker fahren wolle und alle Kräfte sparen will. Außerdem wollte er einen großen Rückstand zu den vorderen Fahrern aufbauen, damit er vom Hauptfeld bei Ausreißversuchen eher ziehen gelassen wird.
„Weißt du, ich schiele ein wenig auf das Bergtrikot. Bei Gelegenheit werde ich mir so viele Punkte wie möglich holen.“
Robert sagte mir, dass ein Platz unter den besten Dreißig heute drin sei, doch er wolle Kraft für die kommenden Sprints und die Berge sparen. Gleiches galt für Baden und Enrico. Anscheinend sollte die Fahrt heute sehr locker und entspannend werden. Auch Cheula und Bellotti wollten die Kräfte sparen- zum einen damit sie auch mal in Ausreißergruppen gehen können und zum anderen damit sie Soler in den Bergen helfen können. Der war derweil ganz in sich vertieft. Bis hierher hatte ich sehr wenig mit ihm zu tun und er kam mir immer sehr aufgeschlossen und spaßig vor, doch nun war er anders. Er saß mit geschlossenen Augen da und verzog keinerlei Mime und atmete ganz ruhig.
Ganz leise fragte ich ihn „Mauricio…?“, doch Francesco holte mich zur Seite.
„Leave him alone. He is concentrating on the race. He is the only one in team who will ride with all his power today. He really want to be in Top Ten in Paris. He have to concentrate now. We will spare our power to help him in the mountains.“
„Okay, I understood. Well it’s time now. I have to go. See you on bike Francesco.“

Ich verließ den Bus und Alberto wartete schon auf mich. Wir fuhren zum Beginn des Zeitfahrens und mussten noch den Start von Jens Voigt, der wohl nur so früh startet, weil er viel für sein Team arbeiten musste, und Capecchi abwarten und dann ging Moises auf die Startrampe.
Trois, deux, un…
Ex-Profi Cédric Vasseur via Twitter: "Der Radsport wurde wieder einmal vor der ganzen Welt lächerlich gemacht...Bravo!!!"

sciby
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Beitrag: # 6714684Beitrag sciby
5.7.2008 - 16:29

Er rollte von der Startrampe. Rollen war nicht das richtige Wort. Er stürmte. Mit einem extrem schnellen Starttempo machte er sich auf den Weg.

Bild

Wir fuhren ihm hinterher. In der Gesamtwertung lag er schon über zwei Minuten zurück, da er auf der gestrigen Etappe unglücklicherweise abgehängt wurde, als er sich im Feld zurückfallen ließ.
„Moises. Cool down. You don’t have to ride with all your power.“
Alberto versuchte ihn zu beruhigen, da er wusste, er könne sowieso keine Topplatzierung herausfahren. Doch Moises wollte die Strecke testen. Er sollte Mauricio mitteilen, wie sie sich fahren lässt und wo es mögliche Problemstellen gibt.
Im Ziel führte derweil Vladimir Karpets sechs Sekunden vor Wiggins. Der Dritte, Wegmann, lag bereits 1:43 zurück. Allerdings benötigte er mit 38 Minuten länger als erwartet. Doch Albertos Plan war, weil wir immerhin zu dritt waren, nicht in Gefahr.
An der ersten Zwischenzeit lag Moises auf dem siebzehnten Platz mit 53 Sekunden Rückstand auf Gutierrez, der im Ziel die neue Bestzeit stellte. Kurz darauf startete Cardenas. Er wollte sich zurücklehnen und hauptsächlich in der Karenzzeit bleiben.
Bei der zweiten Zwischenzeit lag Moises wieder auf dem siebzehnten Platz, doch diesmal lag er schon 1:53 zurück. Er kam ans Auto und fragte Alberto nach der derzeitigen Bestzeit im Ziel. „37:52“, teilte er ihm mit. Er fühlte sich bestätigt, da ihm sein Tempo und die dazugehörige Zeit sehr langsam vorkam. Der Wind konnte es nicht sein. Es war das Profil, das schwieriger als angenommen war. Die kleinen Anstiege rund um Cholet waren tückisch. Immer wieder ging es leicht rauf und runter.
Moises musste viel aus dem Sattel gehen und kam nie richtig in seine perfekte Zeitfahrposition rein. Dann näherte er sich wieder Cholet und erreichte die Ortseinfahrt. Auf den letzten zwei Kilometern versuchte er nochmals das Tempo zu erhöhen und fuhr dann mit einem Rückstand von genau zwei Minuten auf dem elften Platz ein.
„Yeah. Great race. Moises? Tell Mauricio how he can win.“
Mit einem großen Lächeln fuhren wir in Richtung unseres aufgeschlagenen Teamcamps.
Als wir ausstiegen kam Flavio auf uns zu und gratulierte zu dem klasse Resultat. Zwar war er nur Elfter und er wird noch weit zurückfallen, doch niemand hatte überhaupt mit einem so guten Resultat gerechnet. Cheula und Bellotti fuhren sich derzeit warm. Soler war noch im Bus und als Moises zu uns gefahren kam, ging er sofort in den Bus und erzählte den anderen von der Strecke. Da ich interessiert war, was er sagen würde, folgte ich ihm.
„Mauricio, don’t let you bluff from the time and your speed. Gutierrez needed more than 37 minutes. The hills on stage are very tricky. It often goes up and down.“
Danach sprach er alleine mit Mauricio auf Spanisch, also verließ ich wieder den Bus, da ich dem Spanischen überhaupt nicht mächtig bin.
Ich setzte mich mit Alberto an einen Tisch und er holte uns etwas zu essen. Das belegte Baguette schmeckte herrlich. Doch noch bevor ich das erste Mal herein beißen konnte, kam Felix Cardenas. Er lag im Ziel 3:34 zurück, doch ihm war die Zeit fast egal, im Gegensatz zu Valverde, der nur 15 Sekunden hinter seinem Teamkollegen Gutierrez lag, und so begab er sich in den Bus zu den anderen. Im selben kam Mauricio raus und die beiden sprachen noch etwas, wieder auf Spanisch, und er ging dann auf ein Rad und fuhr sich warm.
Während ich aß, schaute ich mir die Fernsehbilder an. Ich war überrascht, als Rogers nur als Sechzehnter ins Ziel kam. Dann überraschte Luis Leon Sanchez indem er im Ziel die Bestzeit um 5 Sekunden verbesserte. Selbst Denis Menshov konnte diese Zeit nicht verbessern und war 3 Sekunden langsamer.
Dann machte sich Cheula auf den Weg. Er ist sicherlich einer der schwächsten in Sachen Zeitfahren im Feld, also musste er etwas um die Karenzzeit fürchten. Doch trotzdem fuhr er sehr langsam und strengte sich kaum an.
Auch Bellotti hatte kurz darauf seinen Start und so fuhren auch wir mit dem Auto in Richtung Start. Francesco ist wie Cheula kein wirklicher Zeitfahrspezialist, also war der Tag heute für ihn ebenfalls nur ein Überbrückungstag. Während seines Rennens merkte ich, was ein Zeitfahren für die sportlichen Leiter bedeutet. Langeweile. Wir hatten fast nichts zu tun. Francesco kam einmal um Wasser zu holen und wir fuhren lediglich hinterher. Ich beobachtete mehr die Landschaft und die Fernsehbilder als ihn, denn es war immer dasselbe. Er trat in die Pedalen und ging manchmal aus dem Sattel. Doch die vielen Zuschauer waren schon beeindruckend.

Bild

Als Bellotti bei der ersten Zwischenzeit auf den letzten Platz vor Cheula kam, topte Cadel Evans die Bestzeit im Ziel. Unglaubliche 15 Sekunden war er schneller als Sanchez. Damit unterstrich er schon früh seine Ambitionen.
Duenas war derweil auf Rang 49 zurückgefallen. Die Zeit war wohl doch nicht so gut.
Dann startete Soler. Auf den Fernsehbildern sahen wir, wie verbissen er startete und früh in die Zeitfahrposition wechselte. Alberto sagte, dass er sich im Zeitfahren gesteigert habe, aber bei weitem noch kein Zeitfahrer ist. Kurz nach seinem Start kam Bellotti als Letzter ins Ziel. Alberto meinte, dass seine Platzierung vollkommen egal sei. Hauptsache er hat kaum Kraft verloren und liegt in der Karenzzeit, doch das sollte kein Problem darstellen.
Sofort begaben wir uns zu den anderen. Alle vier verbliebenen Fahrer fuhren schon auf der Rolle. Auf dem Fernsehen verfolgten wir Soler. Leider war er nur selten im Bild, da Cancellara auf der Strecke war. Er hatte Sanchez an der ersten Zwischenzeit fast schon düpiert und lag dort 16 Sekunden in Front. An der zweiten Zwischenzeit lag er allerdings nur noch 12 Sekunden vor Evans. Die Strecke wurde zu diesem Zeitpunkt schwerer, was Cancellara sicherlich schwer fallen werde.
Dann kam Mauricio zur Zwischenzeit. Alle achteten gespannt auf die mitlaufende Zeit, doch bereits als diese das erste Mal eingeblendet wurde, erkannten alle, dass er weit zurück lag. Am Ende waren es 1:21. Das könnten noch gut 3 Minuten im Ziel werden.
Alberto war etwas enttäuscht, doch er sagte uns, dass er mit drei Minuten sehr gut leben könnte.
Als Cancellara die Ziellinie überquerte, hatte er 21 Sekunden Vorsprung auf Evans. Ich war mir sicher, dass ihm das keiner mehr nehmen könnte. An der zweiten Zeitnahme hatte Soler 2:29 Rückstand. Bei noch acht ausstehenden Kilometern könnte das knapp werden, doch Mauricio erhöhte noch einmal das Tempo und hatte im Ziel 2:49 Rückstand.
Somit waren alle doch wieder zufrieden. Den geforderten Rückstand von drei Minuten hat er unterboten und man muss bedenken, dass Cancellara in der Gesamtwertung keine Rolle spielen wird.
Als er ins Ziel einfuhr machte sich Baden auf. Mauricio traf ihn noch und wünschte ihm alles Gute. Ich war erstaunt, doch anscheinend war der Zusammenhalt im Team wieder da.
„Hey, Marco. Komm es geht los. Ich fahr jetzt zum Start. Ich hoffe mal, du kannst mich während des Rennens motivieren, damit ich nicht einschlafe. Viel Spaß!“
Pfanni verabschiedete sich und ein wenig später fuhr ich mit Alberto im Teamwagen zum Start. Pfanni fuhr locker die Rampe herunter und rollte sich erst einmal ein. Er sagte mir ja, dass er einfach nur ruhig ins Ziel fahren wollte. Er scherzte während des Rennens sogar herum und fragte öfters nach den Zeiten anderer Fahrer als nach seiner. Die war es allerdings auch nicht Wert danach zu fragen. Im Ziel lag er 3:57 zurück.
Noch bevor Pfanni das Ziel erreichte, startete Enrico. Er trug immer noch das Weiße Trikot, da er bester in der U25 Wertung war. Alberto teilte mir mit, dass er dieses Trikot heute verteidigen wollte, doch das sollte schwer werden. An der ersten Zeitnahme lag er schon eine Minute zurück. Das sollte wohl nichts werden.
Auch Robert startete kurze Zeit später.
Im Ziel war Enrico dann 45. und Robert 89. Beide waren zufrieden, auch wenn Enrico gerne etwas weiter vorne gewesen wäre.
Auf den ersten Plätzen änderte sich nichts. Cancellara gewann vor Evans und Sanchez. Der Sieg vom Zeitfahrweltmeister war zu erwarten, doch Sanchez überraschte alle mit seinem starken dritten Platz.
Nach dem Rennen fuhren wir alle relativ schnell wieder zum Hotel.

Etappenstand
1 Fabian Cancellara Team CSC - Saxo Bank 37'10
2 Cadel Evans Silence - Lotto + 22
3 Luis León Sánchez Caisse d'Epargne + 37
4 Denis Menchov Rabobank + 41
5 José Iván Gutiérrez Caisse d'Epargne + 42
6 Yaroslav Popovych Silence - Lotto + 48
7 Stefan Schumacher Gerolsteiner + 56
8 Stef Clement Bouygues Télécom s.t.
9 Mikhail Ignatiev Tinkoff Credit Systems + 57
10 Markus Fothen Gerolsteiner s.t.

Gesamtwerung
1 Fabian Cancellara Team CSC - Saxo Bank 13h31'10
2 Cadel Evans Silence - Lotto + 22
3 Luis León Sánchez Caisse d'Epargne + 37
4 Denis Menchov Rabobank + 41
5 Yaroslav Popovych Silence - Lotto + 48
6 Stefan Schumacher Gerolsteiner + 56
7 Stef Clement Bouygues Télécom s.t.
8 Benoit Vaugrenard Française des Jeux + 57
9 Markus Fothen Gerolsteiner s.t.
10 Alejandro Valverde Caisse d'Epargne + 58

Punktewertung
1 Stuart O'Grady Team CSC - Saxo Bank 74
2 Robert Hunter Barloworld 73
3 Óscar Freire Rabobank 68
4 Koldo Fernández de Larrea Euskaltel - Euskadi 65
5 Gert Steegmans Quick•Step 63
6 Gerald Ciolek Team High Road 59
7 Thor Hushovd Crédit Agricole 58
8 Daniele Bennati Liquigas 53
9 Enrico Gasparotto Barloworld 51
10 Danilo Napolitano Lampre 44

Bergwertung
1 Mikhail Ignatiev Tinkoff Credit Systems 20
2 Nicolas Jalabert Agritubel 13
3 José Luis Arrieta AG2R La Mondiale 13
4 Jimmy Engoulvent Crédit Agricole 7
5 Karsten Kroon Team CSC - Saxo Bank 5
6 Anthony Geslin Bouygues Télécom 4
7 José Joaquín Rojas Caisse d'Epargne 3
8 David De la Fuente Saunier Duval - Scott 3
9 Alexandre Usov AG2R La Mondiale 1
10 Thomas Voeckler Bouygues Télécom 1
Ex-Profi Cédric Vasseur via Twitter: "Der Radsport wurde wieder einmal vor der ganzen Welt lächerlich gemacht...Bravo!!!"

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