Die Geschichte eines ewigen Verlierers

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

TSB-ARG
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Die Geschichte eines ewigen Verlierers

Beitrag: # 420506Beitrag TSB-ARG
17.4.2007 - 20:47

Moin Moin.

Werde jetzt auch einen After Action Report beginnen. Fuer Kommentare, Fragen oder Anregungen, ob negativ oder positiv ist egal, aber bitte mit Stil.
Werde nicht wie viele hier jeden Tag einen Post bringen koennen. Moeglich ist das bei mir vielleicht 2-3 Mal in der Woche. Wenn also etwas mal nicht kommt, macht euch keine Sorgen.

Was bleibt noch zu sagen? Alles ist fiktiv und viel Spass...




Die Sirenen heulen, das Blaulicht ist in der Dunkelheit eindeutig auszumachen. Trotz der roten Ampel faehrt der Krankenwagen mit Hoechstgeschwindgkeit ueber die Kreuzung. Jede Sekunde zaehlt! Quietschend geht es in die letzte Kurve. Das Hospital ist in Sicht. Der Wagen haelt und sofort eilen Sanitaeter herbei. Ein Mann wird auf einer Trage in das Gebaeude getragen - er hatte soeben seinen ersten Schlaganfall erlitten...

"Mir geht es gut, danke. Kann ich wieder gehen?", fragte der Alter nur wenige Stunden spaeter.
"Aber Sir. Wir koennen von Glueck sagen das Sie noch leben. Wir bleiben jetzt mal schoen ein paar Tage hier und ruhen uns aus. Hier gibt es so viel tolles."
Er hasste Krankenschwestern. Behandeln einen wie ein kleines Kind, dass hilflos ist und die Sprache gerade erst erlernt hat. Doch tat er auch besser als ihm tatsaechlich war. Die Erschoepfung war vernichtend. Dennoch wollte er so schnell wie moeglich wieder nach Hause. Er mochte diesen Ort nicht.
"Wer hier ist, ist nicht gesund und der Tod schwirrt herum.", erzaehlte er jedem, der ihn fragte warum er verabscheute hier zu sein.
Das er, wenn der Anfall staerker gewesen waere, moeglicherweise selber nicht ueberlebt haette, wollte er gar nicht wissen.
"So alt bin ich nun auch wieder nicht. 63 und noch gut dabei."
Das war wahr. Zwar war sein Koeper ausgelaugt, den Verstand hatte er jedoch noch vollends beisammen.

Das Zimmer war mit Ausnahme von ihm leer. Die Schwester war gegangen und hatte ihn alleine gelassen. Natuerlich nicht ohne ihm einige Hinweise zu geben:
"Und wenn etwas ist, wir haben hier diesen Knopf neben dem Bett. Einfach druecken und ich komme. Aber ja nicht aufstehen und irgendwelche Spaziergaenge unternehmen."
Sie hatte gut reden Wie sollte er mit seiner Wirbesaeule denn ohne aus dem Bett zu steigen den Knopf betaetigen? Aber es war ihm gleich. Er geniesste die momentane Stille und schlief langsam ein ...

TSB-ARG
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Beitrag: # 420509Beitrag TSB-ARG
17.4.2007 - 21:02

"Fahrradunfall. Hat ihm am Bein erwischt. Operieren brauchen wir nicht, aber ein paar Tage hierbleiben muss er wohl.", meinte der Chefarzt, waehrend er schon zum naechsten Zimmer eilte.
Ein Zivildienstleistender schob das Bett in die richtige Position. Darin lag ein Junge im Teenageralter. Kaum war die Tuer zugegangen, flog sie auch wieder auf. Eine Frau und ein Mann kamen hereingestuermt.
"Mein Liebling, was hast du wieder angestellt?"
Sie hielt das Taschentuch in der einen, ihre Handtasche in der anderen Hand und versuchte den Jungen, der offenbar ihr Sohn war, zu umarmen.
"Ich bin keine 10 mehr und das...", er wies auf sein Bein. "... ist auch nicht schlimm. Kleiner Sturz eben. Naechstes Wochenende kann ich schon wieder trainieren!"
"Das laesst du aber schoen bleiben.", meinte die Frau.
"Ich muss! In ein paar Wochen ist das Rennen und wenn ich dann nicht fit bin ..."
Er brach ab. Allein der Gedanke brachte ihn den Traenen nahe. Sollte er nicht starten koennen war alles umsonst. Die vielen Stunden die ihr alleine mit seinem Rad verbracht hatte. Einige Monate hatte er nur auf diesen Wettkampf hintrainiert. Gestuerzt war er oefters, aber immer wieder aufgestanden. Etwas ernsteres passiert war bisher nie. Die harte Arbeit durfte einfach nicht wegen einem kleinen Fehler umsonst gewesen sein.
"Ich glaube es ist besser wenn wir warten bis du hier wieder raus bist.", meldete sich nun der Mann zu Wort.
Damit schienen alle Beteilligten einverstanden zu sein, obwohl sie natuerlich ihre Meinung nicht aendern wuerden.

Der Alte hatte dem Schauspiel mit geschlossen Augen zugehoert und sie erst geoeffnet, als das Ehepaar den Raum verliess. Der Junge errinerte ihn an sich selbst vor vielen Jahren. Auch er war sehr gerne Fahrrad gefahren, immer mit dem Ziel die grosse Karriere zu machen.
"Wenn ich nicht starten kann zieh ich aus, diese scheiss Eltern!"
"Tschuldigung", fuegte er kaum hoerbar hinzu als er den Blick des Altern bemerkte. Schnell drehte er ihm den Ruecken zu und versuchte nun seinerseits zu schlafen ...

TSB-ARG
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Beitrag: # 420805Beitrag TSB-ARG
19.4.2007 - 20:25

"Ich bin damals auch Rad gefahren.", begann der Alte. Ohne auf eine Reaktion des Jungen zu warten fuhr er fort. "Schon von Kindesalter mochte ich es. Zur Schule, zu Freunden, oder einfach nur so. Ich hab es genossen und auch ich wollte gross rauskommen. Mit der Zeit war ich immer oefters-, immer laenger- und immer schneller unterwegs. Ist es nicht ein wunderschoenes Gefuehl, das wenn du die Steigung starkschwitzend ueberwunden hast dir der Wind in der Abfahrt in das Gesicht blaesst und du solange wie moeglich versuchst die Geschwindigkeit auf der kommenden Abfahrt zu halten? Da fuehlte ich mich frei und vergas alle Sorgen.
Er wartete einen Augenblick, doch es kam keine Bewegung seines Bettnachbarn.
"Du musst wissen, mein Vater, er war sehr bekannt im Radsportgeschaeft. Einst triumphierte er sogar bei der Tour de France."
Dieser Satz hatte Wirkung. Blitschnell drehte sich der Junge um und schaute den Alten mit grossen Augen an. Dieser laechelte:
"Ja, er hatte das wichtigste Rennen der Welt gewonnen. Damals war alles natuerlich ganz anders. Die Entwicklung ist seitdem unglaublich gewesen. Die Raeder, die Etappen, die Medien... Jedenfalls wollte ich auch immer so werden wie er. Und auch mein Umfeld sagte: "Wie der Vater, so der Sohn.", doch so einfach ist das nicht. Es braucht mehr als die richtigen Gene. Du musst bereit sein ueber deine Grenzen zu gehen. Selbst wenn du denkst nichts geht mehr, musst du mehr Kraft investieren. Dazu natuerlich das Taktikverstaendniss.
Wann soll ich antreten? Darf ich ihn fahren lassen? Soviele Dinge muss man innerhalb weniger Sekunden entscheiden. Jeder Moment, jeder Pedalentritt kann ueber Sieg und Niederlage entscheiden. Man kann sagen: Das ist die Theorie, viel schwerer kann die Praxis nicht sein, aber das ist sie..."

Es folgte eine laengere Pause.

Bis jetzt hatte der Junge nur zugehoert, doch lagen ihm viele Fragen auf der Zunge, die er am Liebsten alle auf einmal stellen wuerde, doch der Alte wehrte seinen ersten Versuch ab.
"Ich erzaehle dir spaeter wie es mir ergangen ist, berichte mir erst einmal mehr von dir."
Aufeinmal wurde er wieder schuechtern. Fragen konnte er, aber ueber sich selbst mit dem Sohn eines Tour de France Siegers zu reden, das konnte er nicht.
"Nun gut.", begann der Alte, nachdem wieder einige Sekunden der Stille eintraten. "Wie heisst du?"
"Ich, ich...", er stotterte. "... mein Name ist Steven."
"Wie alt bist du?", die Stimme klang weich und einfuehlsam.
"13", "und ich komme hier aus der Stadt.", fuegte er schnell hinzu.
"Und du magst Radsport?"
"Ja, sehr. Meine Eltern haben mir zum Geburtstag ein Rennrad geschenkt und nun fahre ich sehr viel."
"Das ist noetig wenn man Profi werden will."
"Ich, Profi? Ich glaube nicht.", der Junge lachte dabei leicht. Der Alte verzog jedoch keine Miene und blickte ihn weiter an.
"Ich wuerde ja gerne, aber...", er hielt inne. "ich habe nicht die Chance dazu..."
"Die Chance dazu hat der, der die Chance dazu haben moechte. Wenn du etwas wirklich willst Steven und alles dafuer tun willst, immer trainierst, dann kannst du es schaffen."
"Ich weiss nicht.", und wieder schmunzelte er.
Alleine die Vorstellung, dass er es war, dem die Leute zujubelten war verlockend. Er wuerde die Konkurrenz abhaengen und den Pokal in die Luft heben mit dem Gedanken: Ich habe es geschafft, ich bin der Beste!" War es nicht das was er wollte? Ploetzlich holte in der Alte aus dem Traum zurueck.
"Verliere jedoch nie den Respekt vor deinen Mitstreitern, denn auch sie geben alles. Selbst wenn du sie geschlagen hast, wer sagt dir, dass es naechstes Mal genauso sein wird? Und auch wenn jemand mal besser ist als du: Arbeite weiter mit dem Ziel es zu schaffen, und immer schneller zu werden. Aber was reden wir. Es ist noch ein langer Weg, aber du hast noch viel Zeit...

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valverde_a
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Beitrag: # 420920Beitrag valverde_a
20.4.2007 - 21:25

:lol: :lol: sehr spannend!! wie heißt steven mit nachnamen, also ist das ein Profi, der zurzeit in echt fährt??? wie steven dejongh... wie machst du das mit der karriere?? überspringst du jetzt ein paar jahre?? du musst meine fragen nicht beanworten :lol: :lol: , denn vielleicht kommen sie ja zu einem späteren zeitpunkt vor :lol: :lol:
also viel glück und spaß, freu mich schon auf die nächsten texte
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Beitrag: # 421725Beitrag TSB-ARG
25.4.2007 - 20:36

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"Sir, nun erzaehlen Sie mir bitte, wie war es bei Ihnen?"
"Nun gut. Es ist eine lange Geschichte, aber wir haben hier ja eh viel zu viel Zeit." Beide laechelten.
"Ich habe dir schon berichtet, dass ich sehr gerne Radfuhr...", und die Gedanken des Alten gingen zurueck. Er sah sich selbst vor seinem geistigen Auge, wie er einst war.
"Wie soll man sagen? Fussball schien mich nicht zu reizen, boxen auch nicht und so beschloss ich dann etwa in deinem Alter das zu machen, womit mein Vater beruehmt wurde. Nach der Schule nahm ich meine Tasche mit Apfel und Trinken und ging auf eine Tour. Natuerlich unterstuetzte mein Vater mich. Zu etwas gedraengt hatte er mich nie, aber ich vermute mal er hat gehofft, dass ich auch professionel Radfahren wollte. Schon nach wenigen Wochen intensiveren trainings hatte er mich dann auch zum ersten Rennen angemeldet. Damals war dies aber schwieriger. Man konnte nicht in die naechste Stadt fahren, wo jeden Monat ein Wettkampf ist. Mehr als fuenf Stunden war ich im Auto. Aufgeregt und nervoes. Die Nacht hatte ich kaum geschlafen, obwohl ich sehr frueh ins Bett gegangen war. Und auch beim Fruehstueck streikte mein Magen. Es schien als wolle mein Koerper voellig kraftlos sein.
Mein Vater sprach mir gut zu und meinte, dass es nicht schlimm sei, sollte ich keinen der vordersten Plaetze erreichen, aber gehofft hatte er dies wohl.

Wir kamen an und ich musste staendig auf die Toillete. Doch mussten wir ja auch alles noch selber vorbereiten. Das Rad aufbauen, die Stadtnummer abholen, einfahren, dass alles tat ich mit zitternden Haenden. Insgesamt waren es wohl etwa 25 Jugendliche, die sich am Start versammelt hatten. Meinem Gefuehl nach war jeder aelter, groesser, hatte laengere Beine... Sie draengten sich dann auch nach vorne und so war ich ploetzlich in der letzten Reihe. Ich hatte eine Gaensehaut, so aufgeregt war ich. Der Startschuss fiel und sofort gebten alle maechtig Gas. Alle bis auf mich. Schon beim ersten Tritt rutschte ich vom Pedal und strauchelte. Gleich ein paar Sekunden zurueck..."
"Das ist Mist.", kommentierte der Junge und traf damit den Nagel auf den Kopf. Er vermutete, dass es ihm bei seinem ersten Rennen genau so gehen wuerde.
"Wie ging es dann weiter?", fragte er.
"Nach meinem Missgeschick und noch einigen anderen Fehlern auf dem ersten Kilometer verschwand das Feld um eine Kurve und wurde von mir nicht wieder gesehen. Das werde ich nie vergessen..."

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Beitrag: # 422222Beitrag TSB-ARG
28.4.2007 - 1:08

"Was meinst du wie es mir danach ging?"
"Scheisse.", antwortete der Junger. Kurz, aber treffend.
"So wuerde man das in der heutigen Sprache wohl sagen. Es ist wirklich ein unschoenes Gefuehl nach fuenf Kilometern aus dem Rennen genommen zu werden. Das kannst du mir glauben. Als ich das Gesicht meines Vaters sah, kamen mir fast die Traenen. Seine Augen zeigten seine Enttaeuschung. Wir reden nicht mit einander, aber beim einladen des Rades war uns beiden klar, dass wir ein Gespraech suchen mussten."
Der Blick des Alten wanderte von der Decke zum Jungen. Dieser schaute etwas traurig drein. So, als waere er selbst Teil der Erzaehlung.
"Auch zu Beginn der Autofahrt schwiegen wir. Es schien als wolle mein Vater einige Male etwas sagen, doch brach dann immer ab. Erst beim Abendessen zuhause redeten wir wieder miteinander. Natuerlich kam das was ich erwartet hatte. "Ist nicht schlimm, Lehrgeld des ersten Rennen oder naechstes Mal wirds besser.", damit versuchte er mich zu troesten. Doch fuer mich stand fest: Ich wollte nie wieder fahren."
"Was?", die Stimme des Jungen klang erschreckend. Nur wegen diesem Missgeschick hatten Sie vor alles aufzugeben, das Training, den Spass?"
"Ja, so war das. Ich hatte einen Frust, den kann ich nicht in Worte fassen. Die ganze Nacht lag ich wach in einem Bett und immer wieder kamen die Bilder wie ich aus der Pedale rutschte und mich dann der Renndirektor zu sich winkte und mir sagte das es vorbei ist."

"Aber Sie haben sich doch hoffentlich nicht daran gehalten und sind wieder gefahren, oder?"
"Das schon, aber dazwieschen verging eine lange Zeit. Mehrere Jahre hielt ich den Eid, den ich mir geschworen hatte. Ich fuhr mit dem Bus oder ging zu Fuss, das Fahrrad ruehrte ich nicht mehr an. Meine Mutter und mein Vater meinten, dass es nicht bringt davon zu laufen und ich es einfach vergessen solle, aber das konnte ich nicht. Wahrscheinlich klingt dies albern fuer dich, aber fuer mich ist damals wirklich eine Welt zusammen gebrochen. Diese, es waren keine 15 Minuten, waren die schlimmsten meines Lebens. Bewundert hatte ich meinen Vater, wollte so sein wie er und was war: Ich hatte versagt, auf ganzer Linie. Vielleicht hatte das auch alles Auswirkungen auf mein sonstiges Leben. Zu meinen ehemaligen Freunden war ich, vermute ich, recht abweisend und langsam entfernten sich alle von mir, bis ich alleine war. Ganz alleine, Stunden, Tage, Wochen, Monate... Mit achtzehn Jahren habe ich dann meinen Schulabschluss gemacht. Nicht sonderlich gut und ich wusste nicht was ich machen sollte. Durch Fitnesstraining hatte ich einen ganz guten Muskelaufbau gehabt und so beschloss ich Metzger zu werden. Doch das ging nicht gut. Das viele Blut, die toten Tiere, das konnte ich nicht.
Es war dann ein Abend, an dem ich mit meinen Eltern am Tisch sass. Alles war normal, bis mein Vater mich fragte, ob ich nicht endlich wieder Lust haette Rad zu fahren und Profi zu werden...

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Beitrag: # 423541Beitrag TSB-ARG
3.5.2007 - 15:15

Der Alte stoehnte leicht. "Ich weiss nicht warum es mein Vater nicht vestanden hat.", sagte er zu dem Jungen. "Die ganzen Jahre habe ich es ihm eindeutig gezeigt - Radsport war fuer mich gestorben. Natuerlich habe ich ihm genau das gesagt, doch er laechelte nur. Meinte darauf hin das sich die Dinge geaendert haetten. Es waere viel schwieriger fuer mich gewesen Profi zu werden. Doch jetzt koennte ich in schon weniger als sechs Monaten damit beginnen. Genau weiss ich nicht mehr was in mir vorgegangen ist, aber ich darf wohl vermuten, dass ich geguckt hat wie jemand, der glaubt Arnold Schwarzenegger werde ordentlich in die Politik kommen."
Der Junge war ein wenig verdutzt. "Fuer was haben Sie sich denn entschieden, Sir? Stolz oder Karriere?"
"Ist dir das nicht klar? Es dauerte zwar noch einige Tage, aber mein Vater erklaerte mir genau wie es laufen wuerde. Er selbst hatte ein Angebot von einem Radsportteam erhalten als Manager zu arbeiten. Dieses wollte er annehmen und dann wuerde es wohl kein Problem werden mich einzuschleusen - Leistung muesste da nicht die groesste Rolle spielen.

Vermutlich hat er diesen Vorschlag nur gemacht um mich aufzumuntern. Mein Leben war die letzten Monate nicht sehr gut. Zurecht dachte er wohl, dass ich noch mehr zerfallen wuerde, wenn ich keiner Arbeit nachging. Und bisher hatte ich alles Alltaegliche abgelehnt. Langsam entschloss ich mich dann seinem Wunsch zu folgen. Der Eid, den ich mir damals selbst geleistet hatte, wurde gebrochen. Ich stieg wieder auf das Rad. Inzwieschen war ich 24 Jahre alt. Waere ich juenger gewesen haette mich mein Vater als Jungtalen vorgestellt, aber so mussten wir uns etwas einfallen lassen. Als Sohn des Managers haette ich jedenfalls nicht fahren duerfen. Meine Leistung war schlecht und dann wuessten sie, dass ich es nicht weit bringen wuerde und alleine im Team halten haette mich mein Vater wohl auch nicht koennen - so gross ist der Einfluss des Managers nicht.
Jedenfalls schmiedeten wir einen Plan. Meine Mutter war absolut dagegen. "Betrug ist kein Weg! Was bringt es dir nur dabei zu sein, weil dein Vater es will? Versuche es doch von selber zu schaffen!", natuerlich hatte sich damit vollkommen recht. Dennoch, mein Wunsch jetzt doch das zu werden, was ich mir frueher ertraeumt hatte, war groesser. So beschlossen wir mir einen falschen Ausweis machen zu lassen. Dazu eine andere Lizenz auf diesen Namen. Von diesem Moment an war ich nun Australier. In meiner Jugendzeit hatte ich viele Erfolge gesammelt und war kurz vor dem Sprung nach Europa, bis mich eine schwere Verletzung stoppte, an der ich zurzeit immer noch leicht laborierte, aber langsam wieder in Form komme. Das wuerde auch erklaeren, sollte ich nicht sehr gute Ergebnisse einfahren - irgendwann koennte es ja soweit sein."
Der Junge schaute ihn an. "Das haben Sie getan?", ihm schien die Enttaeschung ins Gesicht geschrieben.

"Ja. Heute weiss ich das es ein Fehler war, aber wie gesagt, der Wille war so stark da. Das ich es mit diesem vielleicht wie alle anderen auch haette schaffen koennen, daran dachte ich gar nicht...
Nunja, mein Vater stellte mich dann dem Team vor. Von Betrug schien keiner etwas zu ahnen. Auch ich war sehr ueberrascht, wie gut es bei der ersten Trainingsfahrt ging. Ich war zwar der Schwaechste, aber nicht so schlecht, dass meine Tahnung sofort auffallen wuerde. "Fuer einen Fahrer mit so einer Verletzung faehrste aber ganz schoen ordentlich.", sagten sie und ich war zufrieden. Es dauerte dann nicht mehr lange. Du weisst wohl: Arnold Schwarzenegger unterschrieb den Vertrag als Governor Califoniens, und ich den als Radsportprofi...

TSB-ARG
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Beitrag: # 423721Beitrag TSB-ARG
4.5.2007 - 15:08

"Meine Mutter hat damals oft geweint. Sie haette soetwas nie von uns gedacht. Vielleicht war sie mehrmals versucht uns auffliegen zu lassen, doch ihre Liebe war staerker. Die naechsten Trainingsfahrten waren..."
Der Alte hielt inne. Die Tuer des Krankenzimmers ging auf und eine Schwester erschien. "Zeit fuers Abendessen", sagte sie in froehlichem Ton. Ihr folgte ein Mann mit zwei Tabletten. Darauf lagen je ein Plastikbesteck mit gleichmatrealischem Teller gefuellt mit Pasta. Gerade als die Dame wieder gehen wollte drehte sie sich nocheinmal um. "Uebrigens, sie erhalten Morgen gegen Mittag einen neuen Gefaehrten, ist das nicht schoen?" Daraufhin wurde die Tuer geschlossen.
"Ich hasse diese Frauen...", sagte der Alte waehrend er Messer und Gabel in die Hand nahm. Der Junge schehrte sich nicht um Manieren und begann bereits mit den Fingern zu essen. Als er den Blick auffing grinste er: "Mit den Plastikdingern kann man eh nichts anfangen." Nun nutzte auch der Alte das Besteck nun nicht mehr.
Den restlichen Tag redeten sie nicht ueber Radsport. Eher schien sie zu interessieren wer am naechsten Mittag in ihr Zimmer kommen wuede. "Gegen sone schoene Frau haette ich ja nichts...", meinte der Junge. "Du bist dreizehn, vergiss das nicht. Die Liebe faengt erst spaeter an." "Und hat in deinem Alter schon aufgehoert." Beide lachten und von dem Moment an war klar: Sie waren nicht nur Raumteiler, sondern auch etwas wie Freunde.

Bis spaet in die Nacht unterhielte sie sich, alberten und spassten herum wer denn wohl die schoenste Frau der Welt sei. Zu einem Ergebniss konnten sie sich jedoch nicht einigen. Etwa gegen zwei Uhr betrat dann wiederum eine Krankenschwester das Zimmer. "Was ist denn Heute los? Darf ich um Ruhe bitten?" Schon verschwand sie wieder. Nichts mehr mit der freudlichen Stimme. War etwas geschehen, oder hatte sie nur einen schlechten Tag? Die Frage beantwortete sich wohl von selbst, denn nur sechs Stunden spaeter war sie es, die den Alten und den Jungen weckte. "Heute ist ein besonderer Morgen.", sagte sie zu Steve. "Der Chefarzt wird gleich kommen und mal sehen wie es mit deinem Bein aussieht. Vielleicht darfst du dann auch schon die ersten Schritte machen.
Der Junge war entsetzt. "Ich will nicht gehen! Ich will hierbleiben, bitte!" Die Krankenschwester glucktzte: "So weit sind wir nun auch wieder noch nicht. Hab keine Angst das du hier bleiben darfst. Gefaellt es dir so sehr?"
Eine Antwort auf die Frage wartete sie nicht ab. Sie war gegangen.

"Hast du keine Lust gesund zu werden? Wieso willst du hier nicht weg? Dieser Ort ist...", fragte der Alte.
"Na klar ist das mit dem Bein dumm, aber: ganz einfach. Wir haben die Geschichte noch nicht beendet."
"Ah, natuerlich. Bevor das nicht erledigt ist bleiben wir hier?"
"Genau."
Wieder lachten beiden.
Erneut ging die Tuer des Zimmers auf und diesmal stand wie angekuendigt der Chefarzt da. "Guten Tag", meinte er zu dem Alten, bevor er sich dem Jungen zuwandte. "Wie geht es dir?", er betasstete dabei das Bein. "Ich denke wir koennen mal ein Versuch wagen."
Aus einem Schrank holte die Schwester die ihm herein gefolgt war ein paar Kruecken. Steve ergriff sie und trat zuerst mit dem gesunden Bein auf. "Ich trau mich nicht." Der Doktor redetet auf ihn ein, dass nichts schlimmes passieren kann, doch es half nichts. Hilflos blickte der Junge zum Alten, der ihn beobachte. "Wer es versucht kann verlieren, wer es nicht versucht kann nicht gewinnen."
Ein "Danke", huschte ueber seine Lippen, waehrend er nun auch den rechten Fuss langsam auf den Boden setzte. Durch den Chefarzt gestuetzt ging es und er machte wenige Schritte in dem Raum. "Das reicht nun auch schon. Morgen machen wir weiter ja?", er half Steve zurueck ins Bett, klopfte ihm auf die Schulter und ging.
"Vielen dank nochmal."
"Ein einziger Satz kann soviel bedeuten... Auch in meiner Geschichte wird er noch eine Rolle spielen."
Es war nun etwa 12 Uhr. Mittag also, Zeit fuer den neuen Gast...
Zuletzt geändert von TSB-ARG am 4.5.2007 - 15:35, insgesamt 1-mal geändert.

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Robbie
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Beitrag: # 423725Beitrag Robbie
4.5.2007 - 15:30

schön mal weider aber jetz musste auch weiter amchen,bin ganz gespannt...finde den aar schon jetzt spitze...

alles super aber du hast so ein kleines z problem ich sag nur "grinzend" :lol:

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Beitrag: # 424054Beitrag TSB-ARG
5.5.2007 - 23:37

Puenklichkeit sollte normal in einem Krankenhaus grossgeschrieben sein, doch auch Verspaetungen kommen sehr haeufig vor, da man nicht alles so zurecht planen kann wie man es moechte. So warteten der Alte und der Junge noch ueber zweieinhalb Stunden, bis die Tuer wieder aufging und ein weiteres Bett in den Raum geschoben wurde. Darin lag ein Mann in seinen besten Jahren – um die 30. Es schien als kaeme er gerade von einer Operation. Die Augen hatte er geschlossen – er stand unter Nackose. Interessiert wurde der Neuankoemmling beobachtet. Er war etwa 1 Meter 80 gross, hatte schwarzes Haar und in dieser Zusammensetzung ungewoehnlich: blaue Augen. Seine sportliche Figur machten auch dem normalen Betrachter klar, dass dieser Mann zu der schoeneren Haelfte gehoerte. Eine aeuserliche Verletzung war zunaechst nicht auszumachen, doch sein rechter Arm – der Wand zugeneigt – war stark verbunden. Langsam bewegte er sich, richtete sich auf. Benommen schaute er sich in dem Raum um, erblickte den Jungen und den Alten. Auf das „Hallo“, das von links kam reagierte er nicht, er schlief wieder ein.

„Nicht jeder reagiert gleich darauf. Die einen sind gleich wieder fit und wollen herumturnen, die anderen sind noch die naechsten Stunden kaum ansprechbar.“ Ein Arzt kam ins Zimmer, gefolgt von einer jungen Frau. Sie schien den Traenen nahe, setzte sich auf einen Stuhl neben dem Bett und ergriff die Hand des Mannes. „Wir koennen noch nicht sagen warum es zu dieser Attacke kam, aber wir werden es bald herausfinden. Der Taeter ist gefasst und wird zurzeit verhoert.“ Nach der vermutlciehn Freundin kam noch eine weitere Person hinein. Ein Polizist. Alle Anwesenden schienen den Jungen und den Alten zu ignorieren. „Hoeren Sie Miss: Ihrem Freund geht es gut. Wir haben bereits alles wir fuer ihn getan. Er wird weder bleibende Schaeden haben noch sonst irgendwas worueber Sie sich Sorgen machen muessten. Es passiert das Menschen nach einer Vollnakose muede sind.“, erklaerte der Arzt zum zweiten Mal, doch sie schlurzte weiter. „Ich kann nicht glauben was passiert ist! Chris hatte keine Feinde, jeder mochte ihn...“
„Vielleicht war es nur ein Raubueberfall ohne persoenlichen Grund. Kommen Sie bitte. Wir besprechen die weitere Vorhergehensweise draussen.“, der Polizist nahm die Frau und ging hinaus, der Arzt folgte ihnen.

Es dauerte nicht lange bis der Mann wieder die Augen oeffnete. Er brauchte einen Moment, doch dann schien er langsam klar zu sehen. „Scheiss Nakose.“, meinte er und rieb sich den Kopf. „Habt ihr schon gehoert was passiert ist?“ Ohne eine Antwort des Jungen oder des Alten abzuwarten fuhr er fort: „So nen Typ kam auf mich zu und hielt ploetzlich ne Waffe auf mich, versteht ihr? Ich wollt dann ja wegrennen – ich weiss, ich bin stark, aber das wollt ich dann doch net - , aber da hatte er schon geschossen. Voll am Oberarm erwischt und danach abgehauen die Feige Sau, wurde aber geschnappt glaub ich...“ Auch die naechsten Minuten redete er ununterbrochen weiter. Seine Arroganz lies vorallem den Alten beinahe zur Weissglut treiben. Solche Leute interessierten ihn normalerweise nicht, doch aus irgendeinem Grund hafftete sein Blick an ihm. Duester meinte er diesen Mann zu erkennen, aber wer war er...?
Zuletzt geändert von TSB-ARG am 8.5.2007 - 14:10, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag: # 424185Beitrag TSB-ARG
6.5.2007 - 17:33

Nur wenige Stunden spaeter erschien auch wieder die Freundin von dem Mann, der offenbar Chris hies. Er wirkte sehr eingebildet. Erzaehlte ihr von seinem Tag, wie er es geschafft hatte ein „ganz ganz grosses Geschaeft“ abzuschliessen und dann von dem Ueberfall. Gekannt hatte er den Taeter nicht und so war sich die Polizei sicher, dass es sich um einen bewaffneten Diebstahlversuch handelte – mit Koerperverletzung. Doch schien die Wunde an seinem Arm ihn nich daran zu hindern wild in der Gegend herum zu fuchteln. Dies machte dem Alten Hoffnung, der Gast wuerde schon bald wieder das Krankenhaus verlassen. Selten hatte er eine unsympathischere Person getroffen, doch er war interessiert. Die Stimme, das Gesicht, unverkennbar, er kannte ihn, doch konnte er nicht einordnen woher. In diesen Kreisen von Personen verkehrter nie. Was er hinaushoerte war, dass er ein Immobilienmarkler war. Das konnte er sich bei diesem Temperament jedoch kaum vorstellen. Andererseits mochte er – wenn auch geschwollen – reden, was sicherlich ein wichtiger Bestandteil war. Selbstbewusst musste man auftreten.
Er selbst, so hatten es ihm die Aerzte gesagt, wuerde noch bis naechsten Montag, 8 Tage demnach, bleiben muessen. Das Risiko auf einen weiteren Schlaganfall war zu gross. Der Junge war waehrenddessen unter Beobachtung wieder ein paar Schritte gegangen. Viel laenger hierbleiben wuerde er wohl nicht. Das wusste er wohl selber auch und bedraengte den Alten mit seiner Lebensgeschichte fortzufahren.

„Na gut. Wo waren wir stehen geblieben? Richtig... Ich war also durch meinen Vater in ein Profiteam gekommen. Er war dort Manager und ich gab mich als australische Hoffnung aus. Wie gesagt, die erste Trainingsfahrt lief ueberraschend gut. Dafuer das ich erst seit ein paar Monaten trainierte war ich ungewoehnlich gut dabei. Wohlmoeglich hatte sich nun das Talent meines Vaters bei mir durchgesetzt. Die naechsten Tage verliefen dann aehnlich. Zwar hing ich immer am Ende der Gruppe, doch solange sie nicht Gas gebten konnte ich dabeibleiben. Wenn es dann doch mal schlechter ging und ich leicht zurueckfiel motivierte mein Vater mich aus dem Wagen heraus. Dennoch mussten wir natuerlich aufpassen, dass seine Sympathie nicht zu sehr auf mir beruht. Auch war es besser darauf zu achten, dass niemand uns sah, wenn wir abends in einem Auto zurueckfuhren.Bis auf ein einziges Mal ging das auch gut. Als uns aber ein Sportlicher Leiter sah bekam ich Panik. Mein Vater reagierte jedoch sehr locker und sagte. „Meine Frau wollte schon immer mal nen Australier kennenlernen.“, mit einem Grinsen fuhr er dann winkend los. Verdacht geschoepft wurde wohl nicht. Es schien perfekt und ich konnte mir wirklich nicht erklaeren warum ich so gut war. Langsam wurde mir klar, dass ich es vielleicht auch ohne Betrug, aber mit hartem Training, als Profi haette schaffen koennen. Aber das war jetzt gleich. Die Saison hatte begonnen und ich mittendrin.

Zwar hate ich bis Maerz kein Rennen bestritten, aber ein Einsatz war schon geplant. War da noch die Frage nach meinem „Spezialgebiet.“ War ich eher der Typ fuer flache Etappen mit schnellen Sprintankuempften? Der geborene Mann fuer kurze, giftige Anstiege oder der Kletterer mit fluessigem Tritt? Sollte es mich gar zum Zeitfahren und dem ewigen Kampf gegen die Uhr verschlagen? Moeglich natuerlich auch, dass die gefaehrlciehn Strassen mit Kopfsteinpflaster mein Gebiet wurden. Die zumindest, sollten mir bald zum Verhaengniss werden...“
Der Alte hielt inne,“soll ich noch weiter erzaehlen?, fragte er blickte zum Jungen und bemerkte das dieser schlief. Er laechelte. Normalerweise hatte er ihm immer interessiert gehorcht, doch siegte diesmal wohl die Muedigkeit, denn schliesslich war es wieder nach Mitternacht. Doch antwortete ihm jemand anderes: „Halt doch einfach die Klappe Alter! Deine Scheiss Fantasie interessiert hier keinen.“, klang es aus dem Bett ganz links. Der Alte ignorierte ihn und begann nun auch seinerseits zu schlafen.

Patrick Sinkewitz 22
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Beitrag: # 424542Beitrag Patrick Sinkewitz 22
8.5.2007 - 14:07

TSB-ARG hat geschrieben:...hielt ploetzlich ne Woche auf mich...
wow der kann mit Wochen schießen^^ ansonsten ein genialer AAR

TSB-ARG
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Beitrag: # 424548Beitrag TSB-ARG
8.5.2007 - 14:18

Dummer Fehler: Danke ;) Sollten besser nicht zuviele lesen :D. Etwas oefter durchlesen bewirkt Wunder...


Der naechste Tag begann wie der letzte verlaufen war. Egal ob sich der Alte mit dem Jungen unterhielt, oder die Krankenschwester mit ihm selbst, der Neuankoemmling war arrogant. Denoch wollte der Junge die Fortsetzung – die er am letztes Mal nicht mitbekommen hatte - hoeren. Der Alte hatte nichts dagegen und so erzaehlte er rasch was er schon gesagt hatte um nun mit dem naechsten Teil zu beginnen.
„Vergeblich wartete ich im Februar und Maerz auf meinen ersten Renneinsatz. Ich wurde ein wenig sauer auf meinen Vater. Er hatte mir versprochen mich einzusetzen. In meinem Kopf kamen dann schon Fragen auf. Mag er mich nicht? Schaemt er sich? Hatte jemand Verdacht geschoepft? Die einfachste Loesung war wohl auch die richtige: Ich war noch nicht bereit. Sollte ich im ersten Wettkampf versagen, wuerde das Team mich vermutlich wegschicken., damit ich mich erholen koenne. Sie wuerden sagen: Die Verletzung ist noch nicht ausgeheilt, trainiere hier alleine und mit Physiotrainer, naechstes Jahr schauen wir weiter. Das war wohl der Nachteil, dass wir gesagt haben, dass ich ein absoluter Siegfahrer bin. Doch einfach abwarten wollte ich auch nicht.

Ich trainierte hart und wie soll ich sagen? Dadurch wurde ich immer besser. Schliesslich war es nicht mein Vater, sondern ein Sportlicher Leiter der den Vorschlag machte, dass ich ein Rennen bestreiten solle – er meinte ich koennte es versuchen. Mein Vater wollte es ihm zunaechst noch ausreden – den grossen Glauben hatte er wohl noch nicht an mich – doch auch der restliche Trainerstab war dafuer. So ging es Anfang April nach Frankreich. Zusammen mit 6 Teamkollegen wollten wir dort an einem kleinen Klassiker teilnehmen. Keine Stars dabei und vermutlich kein hohes Tempo. 125 Kilometer, flach und nicht viel – doch Kopfsteinpflaster.
Leider kann ich nicht sagen wann ich mehr nervoes war. Da, oder bei meinem allerersten Rennen, du errinerst dich? Eine interessante Frage. Dieses Mal war es aber wohl eher nicht die Angst zu versagen, sondern entdeckt zu werden, wie auch immer. Aber dieses zwei Punkte haengen auch irgendwie zusammen. „Bloss nicht auf den ersten Kilometern abreissen lassen.“, sagte ich mir.
Dann war es soweit. Der Startschuss, etwa 120 Fahrer setzen sich in Bewegung. Am Anfang war es sehr langsam, was mir zugute kam. Natuerlich hatte ich nicht das Ziel hier in die Top 5, Top 10 oder sogar Top 50 zu kommen. Mit dem Hauptfeld ankommen, das war mein Plan. Die erste halbe Stunde muss ich sagen fuehlte ich mich sehr wohl. Gemaechlich konnte ich ohne jegliche Probleme im Windschatten der anderen mithalten. Dann ging es auf die erste Kopfsteinpflasterpassage. Dort wurde sofort angezogen und ich, der noch im vorderern Drittel war, fand mich ploetzlich ganz hinten wieder. Trotzdem schienen alle anderen noch ohne Kraftanstrengung zu fahren. Ich jedoch musste Kaempfen. Kaempfen fuer mich, meinen Vater, fuer meine Ehre, fuer meine Freiheit. Was steht fuer Betrug im Gesetzbuch?, ich weiss es nicht. Jedenfalls wollte ich es auch nicht herausfinden und so gab ich Gas und konnte mich tatsaechlich im Feld halten.

Auf dem folgenden Stueck auf normaler Strasse ging es dann wieder recht locker. Eine kleine Gruppe hatte sich abgesetzt und fuhr nun etwa zwei Minuten voraus. Die anderen aus meinem Team erkundigten sich bei mir wie es ginge und pflichtgemaess antwortete ich „ganz gut:“ Zeit verging und wir rollten daher, doch ich wusste: Bald kommen wieder die gefuerchteten Steine und dort wuerde es wieder hart werden ...“
Der Junge meldete sich zu Wort. Gespannt hatte er dem Bericht des Alten zugehoert, obwohl er ihm nicht mehr den Respekt zollte, wie noch am Anfang. „Mein Sturz. Der, der mich hierhin gebracht hat, er ist auf Kopfsteinpflaster passiert.“
Es war ein kaummerkliches Nicken des Alten. „Ja, die habenso ihre Tuecken.“

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Grabba
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Beitrag: # 424761Beitrag Grabba
8.5.2007 - 23:25

Bis jetzt ist es eine wirklich ansprechende Geschichte, die dir durchweg gut gelungen ist, wie ich finde. Einige Rechtschreibfehler lassen sich durch nochmaliges Durchlesen sicherlich vermeiden, aber das passt so weit schon sehr gut. Macht auf jeden Fall weiter so.
Was mir nicht ganz so gefällt sind die ganzen Unterbrechungen in der Geschichte. Klar ist es einfacher, immer mal wieder kürzere Abschnitte zu schreiben, und vielleicht mag es auch für die Spannung förderlich sein, aber es stört den Redefluss doch leider ungemein. Ich würde mir wünschen, dass die Geschichte vielleicht etwas kohärenter, etwas ungestückelter, gestaltet würde. Ist denke ich auch für den weiteren Verlauf des AARs nicht ganz irrelevant, da du sicher das eine oder andere Mal noch längere Geschichten schreiben wirst denke ich.

Sehr gut gefällt mir auch, dass du Wert auf Hintergründe zu legen scheinst. Finde das auf jeden Fall schon mal sehr, sehr nett gemacht, auf jeden Fall weiter so, ich verfolge den AAR mit Spannung! :)

TSB-ARG
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Beitrag: # 425161Beitrag TSB-ARG
10.5.2007 - 18:04

Der Alte errinerte sich zurueck. Schon jetzt wusste er, wie er und der Junge nach dem Ende des naechsten Teil reagieren wuerden. Edliche Male htte er schon daran zurueckgedacht. Immer und immer wieder. Das Geheimniss hatte er fuer sich behalten. Niemand wusste was passiert war – niemand ausser ihm. Natuerlich hatte es alles noch schwieriger gemacht, jedoch denkt man daran nicht sofort. Spaeter wird es einem klar und dann wuenschte man, man haette es nie getan. Doch was geschehen ist ist geschehen und kann nie wieder rueckgaengig gemacht werden und so entschloss sich der Alte trotz einiger wiederspenstigen Stimmen in seinem Kopf fortzufahren:

„Wie gesagt. Die letzte Kopfsteinpflasterpassage hatte mir schon viele Muehen und Kraefte gekostet, waehrend die anderen Teilnahme meines ersten Rennens keine Probleme damit hatten. Auf dem folgenden „normalen“ Verlauf konnte ich mich dann wieder einigermassen regenerieren. Ich ass etwas, trank und konzentrierte mich immer so gut wie moeglich im Windschatten zu bleiben. Fuenfzig Kilometer waren nun absolviert, etwa siebzig lagen noch vor mir.Im Hauptfeld wurde es nun still. Wo noch vor wenigen Minuten lustig geplaudert wurde war Ruhe eingekehrt. Das Tempo wurde verschaerft. Grund dafuer war das Team des Topfavoriten. Wollte er jetzt etwa schon angreifen? Ein aus meiner Sicht aussichtsloses Unterfangen. Nicht einmal die Haelfte der Strecke war zurueckgelegt. Dennoch, die Gelegenheit koennte guenstig sein, denn langsam aber sicher naeherten wir uns wieder den gefaehrlichen Strassen. Schon gleich auf den ersten Metern hatte ich ein Gefuehl. Aber ich versuchte nicht darueber nachzudenken. Schlechte Omen entstehen meist durch die Fantasie der Person, die daran denkt. Im meinem Fall sollte es sicher jedoch bewahrheiten. Zuerst ein Tropfen, dann zwei, dann drei... Es began zu regnen. Das ohnehin schon gefuerchtete Kopfsteinpflaster glich nun einem reinen Gluecksspiel. Nur eine falsche Bewegung und man lag auf dem Boden, wohlmoeglich mit schweren Verletzungen. Dies haette eigentlich dazu fuehren sollten, dass das Feld verlangsamte, doch davon merkte ich nichts. Stadtdessen ueberholten mich mehr und mehr. Einige sah ich neben mir stuerzen, oder neben der Strecke liegen. Viel laenger dauerte es nicht mehr bis ich am Ende der Gruppe angelankt war. Was vorne geschah wusste ich nicht mehr, interessieren tat es mich jedoch auch nicht. Eine Sache war um einiges wichtiger zu diesem Zeitpunkt: Ich verlor den Anschluss.

Natuerlich tat ich alles um nicht abreissen zu lassen, doch gerieten immer mehr Fahrer aus meinem Blickfeld, das durch den Regen jedoch auch etwas eingeschraenkt war. Aufgeben wollte ich nicht. Kaempfen war das Motto. Alle Kraft nahm ich zusammen, trat in die Pedalle, als letzter ankommen? Nein! Zu viel hatte mein Vater dafuer gegeben um mich in das Team zu hringen. Das durfte ich ihm nicht schuldig bleiben. Nicht nach dem ersten Rennen gleich aussortiert zu werden! Doch es war vergeblich. Nach einer kurzen Steigung sah ich nichts mehr. Kein Vorderrad, kein Nebenmann, kein Mannschaftskollege, nichts. Sicher wusste ich nur noch eins: Hinter mir waren die Begleitfahrzeuge, mein Vater... und der Besenwagen. Darin landen wollte ich aufgrund von mangelndem Koennen nicht landen. Im meinem Kopf machte sich nun eine Idee breit. Etwas, womit ich alles retten koennte. Nachdenken konnte ich nicht, die Anstrengung war zu gross. Mein Puls rasste und dann tat ich es: Ich lies mich fallen... Einfach so... komplett ohne Grund... Der Aufprall war weich. Gras daempfte es... Nun lag ich da... wartete...

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Beitrag: # 425475Beitrag TSB-ARG
11.5.2007 - 21:31

Dankeschoen, aber bitte eine spezielle Kritik einbringen. (siehe AAR Diskussionen)




Es herrschte Stille. Nur der Immobilienmarkler Chris war durch das Essen von Chips zu hoeren. Das Licht war bereits ausgeschaltet.
“Warum?“, fragte der Junge langsam.
„Eine gute Frage“, der Alte seufzte, fuhr aber fort: „ich hatte den Anschluss verloren. Ausser denen die aufgeben mussten war ich der Letzte. Abgeschlagen und das schon so frueh im Rennen. Siebzig Kilometer lagen noch vor mir. Und diese alleine bewaeltigen? Es waeren viele Minuten-, auf den Sieger vielleicht mehr als eine Stunde geworden. Schneller konnte ich nicht. So blieben mir nur drei Alternativen:
- Weiterfahren: Die einfachste Moeglichkeit., aber das was ich nicht wollte:sehr verspaetet ankommen. Immerhin das, aber mein Talent waere wohl in Frage gestellt.
- Absteigen: Eingestehen, dass das Wetter zu hard und das Tempo zuviel war. Zum ersten Punkt gibt es da keinen grossen Unterschied.
- Stuerzen: Tun, als ob man in einer vorderen Gruppe war, dann mit dem Rad ausrutschte und auf die Seite fiel.

Fuer das hatte ich mich entschieden. Langsam bremste ich ab, fuhr an den Rand, lies mich fallen. Enfach hinlegen konnte ich mich natuerlich nicht. Einige Spuren mussten zu sehen sein. Lange dauerte es dann nicht mehr bis ich meinen Vater erkannte. Er half mir auf und brachte mich in den Begleitungswagen. Schmerzen simulierte ich und auch das Rad war beschaedigt. Die Taeuschung schien perfekt.
Doch jeder Betrug, so gut er auch sein mag, hat seine Fehler. Die Mediziner des Teams wuerden rasch herausfinden, dass keine Verletzung vorlag. Somit waere es fuer mich auch kein Grund aufzugeben. Sie wuerden Verdacht schoepfen. In diesem Fall wuerde ich mich aber mit meinem gestellten australischem Akzent herauszureden versuchen. Ich hatte aber Glueck gehabt. Niemand kam um mich zur Rede zu stellen – nicht einmal mein Vater. Mehr solche Ausrutscher durfte ich mir allerdings nicht leisten. Nachdenken war nun das oberste Gebot. Zuerst Kopf einschalten, dann handeln.
Der weitere Monat verlief fuer mich Ereignisslos. Kein Rennen und nur leichtes Training. Schliesslich war ich gerade erst gestuerzt. Die freie Zeit nutzte ich damit mich in der Theorie des Radsports fortzubilden. Auch dies war wichtig, denn mit ein bisschen Glueck wuerde sich mir spaeter vielleicht einmal ein Posten als Sportlicher Leiter anbieten. Aber das waren nur Spekulationen. Ich stand ja erst am Anfang meiner aktiven Karriere und sollte ueber die Zukunft noch nicht nachdenken...“

Schweigend hatte der Junge zugehoert. Nicht kommentsiert, seine Meinung fuer sich behalten. Sein Gefuhel konnte er jedoch auch nicht zum Ausdruck bringen. Es war merkwuerdig. So seltsam, dass es eigentlich nicht wahr sein konnte. Vielleicht war es nur die Fantasie des Alten? Erzaehlte er ihm nur eine Luegengeschichte? Viele Fragen gingen ihm durch den Kopf. Das jemand so etwas erlebt und dann auch noch darueber spricht hielt er fuer fast unvorstellbar. Seinen unglaubwuerdigen Blick fing er auf: „Ich weiss was du denkst“, begann er. „Willst du das ich fortfahre? Es ist wohl besser wir beenden die Geschichte hier?“
„Nein“, antwortete der Junge nach kurzem ueberlegen. „Jetzt haben Sie angefangen und dann will ich den Rest auch noch hoeren.“
Der Alte nickte.

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Beitrag: # 426022Beitrag TSB-ARG
13.5.2007 - 17:55

etwas kuerzer...




„Wie du moechtest. Dann fahre ich fort...“, sagte der Alte. „Aber ich warne dich. Est tut mir Leid, doch der traurige Teil der Geschichte liegt noch vor uns. Dazu kommen wir jetzt aber nicht, dass folgt, wenn es soweit ist.
Im April hatte ich also viel Zeit. Diese nuzte ich durch Kraft- und Theorietraining. Auch hatte ich nun die Moeglichkeit auszugehen. Etwas Spass, meinte mein Vater, wuerde mir gut tun.

Bei einem dieser Tage lernte ich dann eine junge Frau kennen – Kacey. Eine 22-jaehrige Amerikanerin, die als Kellnerin in einem Restourante arbeitet. Sie verbindet jugendlichen Style mit Glamour, Humor mit absoluter Hilfbereitschaft und noch viel mehr, was ich an ihr schaetzen gelernt habe. Ich war – zugegebernermassen – auch von ihrem Aussehen begeistert. Es passte alles zusammen und so beschloss ich sie naeher kennenzulernen. Wir trafen uns auf der Tanzflaeche und verabredeten uns spaeter fuer ein Abendessen am naechsten Wochenende.
Dort war wieder alles wundervoll. Ich merkte zwar, dass sie mich mehr als einen Freund sah, doch ich war interessiert. Sier erzaehlte mir, dass sie bereits mit 16 Jahren ausgezogen war und nur wenig spaeter die Staaten verlies. Hier schlug sie sich sunaechst mit mehreren Teilzeitjobs durch.
Zu dem Zeitpunkt sammelte sie gerade Geld um ihren Lebenstraum zu erfuellen. Studieten wollte sie – Fach Psychologie. Intelligent war sie zweifelslos, hatte sie frueher doch mehrere Klassen uebersprungen und einen excellenten Abschluss hingelegt. Das Problem war die Gebuehr. Zu ihren Eltern hatte sie gar keinen Kontakt mehr und ihre Tante, bei der sie hier zwichenzeitig wohnte, war auch nicht der reichen Oberschicht zu zuordnen. Fuer mich war klar: Sollte ich an Geld kommen, ich wuerde ihr einen Teil geben...

Wir trafen uns noch oefter und es schien sich dann doch tatsaechlich etwas zu entwickeln.Und ehe wir uns versahen, waren wir ein Paar – gluecklich und zufrieden. Ich lud sie zu meinen Eltern ein und beide Seiten waren begeistert. Einen Nachteil hatte die Beziehung jedoch: Der Radsport wurde vernachlaessigt. Ds Pflichttraining absolvierte ich zwar noch, aber auch mehr schlecht als recht. So konnte ich die Luecke, die sich zweifellos zu meinen Teamkollegen auftat, nicht schliessen. Im Gegenteil, sie vergroesserte sich deutlich. Es vergingen Tage, Wochen, Monate. Bis zum August hatte ich kein weiteres Rennen mehr bestritten. Zwar hatte ich einen drei Jahresvertrag, aber mit Ausnahme meines Vaters wurde in der Chefetage allmaehlich Unmut laut. Jedoch muss ich ehrlich zugeben: Dies war mir egal. Man kann schon sagen ich hatte nur noch Augen fuer Kacey, aber jeder weiss, dass auch Frauen Probleme mit sich bringen...

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Beitrag: # 426366Beitrag TSB-ARG
14.5.2007 - 19:29

Mein, bis jetzt, absoluter Lieblingspost. (und dazu mein erster 700er ;) )




„Die Zeit verlief wie im Fluge. Zwar hatten wir einige Meinungsunterschiede, doch waren wir gluecklich. Wir liebten uns und beschlossen Anfang des naechsten Jahres, wir waren nun schon fast neun Monate ein Paar, zusammen zu ziehen. Eine schoene Wohnung hatten wir gefunden. Klein aber fein. Es waren wohl die schoensten Wochen meines ganzen Lebens. Aber wie der Mensch nun einmal ist will er immer mehr – so auch ich. Normalerweise gibt es keine Steigerung von einer „perfekten“ Beziehung, dennoch wollte ich sie. Bei meinem Vater meldete ich mich fuer das taegliche Ausfahrtraining ab. Halzschmerzen plagten mich und so wollte ich um einer Grippe vorzubeugen lieber im Bett bleiben. In Wahrheit machte ich mich auf den Weg in das Stadtinnere. Dort kaufte ich Kerzen, eine Musik-CD, einen neuen Anzug und das wichtigste: Einen Ring. Nicht der teuerste der Welt, aber eine wahre Augenweide. Als Kacey Zuhause ankam startete ich das Lied „Willst du?“ von ihrer Lieblingsgruppe „Schandmaul“. Meine Knie schlotterten als ich vor sie trat.

“Sieh du Schoene was ich habe.
Willst du diesen Ring von mir?
Streif ihn ueber, und dann sage:
Ja, fortan gehoer ich dir ...“


Halte es langsam aus dem Lautsprecher. Ich ergriff ihre Hand, schaute in ihre Augen. Nicht wie ich gehofft habe Traenen der Ruehrung oder ein Laecheln der Anerkennung. Sie schaute mich eher entsetzt an. Sollte sie etwa ablehnen? In meinem Magen drehte sich alles. Wie eine Ewigkeit kam es mir vor, als ich dort auf dem Boden vor ihr kniete. Was war es das sie zoegern lies? Hatte ich ihr nicht geholfen im darauffolgenden Semester ihr Studium zu beginnen? Hatte ich diesen Moment etwa falsch geplant? Warum sagte sie nicht einfach „Ja, ich will“, oder kuesste mich, wie sie es doch oft so leidenschaftlich tat? Langsam realisierte ich was wir Kopfschuetteln bedeutete. Fuer mich brach eine Welt zusammen. Ich richtete mich auf, drehte mich um und lief. Rann die Treppen hinunter, nahm mein Rad aus dem Keller und fuhr los. Immer schneller ohne Ziel mit nur zwei Gedanken: „Abreagieren und weg von ihr!“ Schon hatte ich zwanzig Kilometer zurueckgelegt, aber es ging weiter. Man kann wohl sagen, dass ich an diesem Tag meine Topform um Laengen uebertraf. Doch das wir mir egal. Es ging mir nicht um das Training, ich wollte Adrenalin abbauen. Nie hielt ich an, nie verlangsamte ich. Stunden vergingen, aber von Muedigkeit keine Spur.

Allmaehlich wurde es dunkel, kalt und es schaltete sich wieder der Verstand ein, der vor lauter Verzweiflung ausgesetzt hatte. Ich sah auf mein Tacho und bemerkte was gerade passiert war. Ohne es genau zu merken war ich 150 Kilometer gefahren. Und das in einer unglaublichen Zeit. Doch voller Tatendrang vergass ich, dass man bei einer Tour am Besten im Kreis fahren sollte. Die ganze Strecke ueber ging es aber etwa nur in eine Richtung. Dies vermutete ich zumindest, denn genau wusste ich nicht wo ich war. Nun bemerkte ich auch wie unendlich meine Beine schmerzten.
Hoffnungslos schaute ich mich um und erblickte meine Rettung. „Jugendherberge 500 Meter rechts“, stand dort. Als ich sie erreichte war mein Gluecksgefuehl jedoch wieder verflogen. Ueberstuerzt hatte ich mich ohne Portmonae aufgemacht. Inzwieschen zeigte es 21 Uhr. Einen Versuch, dachte ich, war es wert und deswegen fragte ich ob sie mir eine kostenlose Nacht bieten koennten. Sie lachten nur. Was sollte ich tun? Alleine in der frierenden Nacht, ohne Geld und dazu mit meinem neuen Anzug. Durchgeschwitzt war er und konnte mich auch nicht richtig vor den zwar positiven, aber dennoch niedrigen Temperaturen der Januars schuetzen. Etwas anderes blieb mir gar nicht uebrig und so setzte ich mich auf mein Rad und trat den Heimweg an. Es war nicht nur der einsetzende Regen der ueber mein Gesicht fliess. Die Traenen konnte ich nicht mehr stoppen. Mein Vater sagte immer: Auch starke Maenner weinen. Ich fuehlte mich dennoch unendlich elend.

Nach einigen Kraempfen, vielen Hustattacken und nun auch realen Halzschmerzen, traf ich in den fruehen Mogrgenstunden in der Strasse ein, wo meine Wohnung lag. Der Zeitungsbote, der als einziger frueh auf zu sein schien, blickte mich unglaubend an. Schliesslich bot ich ein aussergewoehnliches Erscheinungsbild. Nass vor Schweiss, meine Kleidung voller Schlamm. War ich doch nicht nur einmal vor Kraeftelosigkeit gestuerzt. Mein Jacket war, genau wie ein Teil meiner Hose, an einigen Stellen aufgerissen. Es war nur noch eins was ich wollte: Schlafen. Ruhe haben, sich erholen und dann feststellen, dass alles nur ein Traum war. Zitternt oeffnete ich die Tuer und mein Gefuehlsspiegel erreichte den wohl tiefstmoeglichen Punkt. Kaceys Sachen waren verschwunden. Dazu meiner Erspanisse. Die Dieben war ausgezogen...
Ich kann es vorwegnehmen: Wiedergesehen habe ich sie nicht.

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Beitrag: # 427122Beitrag TSB-ARG
17.5.2007 - 2:56

Nachdem ich eine schwere Mandelentzuendung ueberwunden hatte began ich wieder mit ernsthaftem Training. Zwar noch durch Antibiotika geschwaecht, doch fleissiger war ich als je zuvor. Nicht nur ging es darum das Geld, welches ich an Kacey verlor, zurueck zu gewinnen, sondern eher entwickelte ich wirklich Spass am Quaelen. Zu dieser Zeit war es Mai, als mein Vater mich fuer mein zweiten Einsatz in 1 ½ Jahren anmeldete. Die Haelfte des Vertrags war rum. Umso wichtiger war es fuer mich gute Ergebnisse einzufahren. Am Liebsten schon beim naechsten Rennen. Ich hatte immer noch kein Spezialterain und wollte nun unter Wettkampfbedingungen mal etwas ausprobieren. Ein Berg GP in Spanien. Viele Amateure, einige Profis, zu denen ich auch zaehlte. Demnach konnte ich mir eine absolute Schlappe nicht erlauben.

Wir kamen bereis am Tag vor dem Rennen an und besichtigten die Strecke. Ein 30 Kilometer langer Rundkurs mit zwei Anstiegen. Zunaechst ging es flach, dann drei KM mit 7 % bergan. Abfahrt und ebenes Gebiet folgten, bevor es dann wieder 8 KM durchschnittlich 6,5 % hinauf gehen sollte. Die 300 Meter lange Zielgerade wies sogar Steigungen von ueber 10 % auf. Der Rundkurs sollte viermal (insgesamt also 120 Kilometer) befahren werden. Am Start reihte ich mich weit vorne ein um so gleich mein Ambitionen zu signalisieren. Nicht der Sieg, aber von den etwa 150 Startern im vorderen Dritteln ankommen, das war wichtig. Die ersten Minuten vergingen und das Feld rollte daher. Es ging das erste Mal bergauf und ich hatte keinerlei Probleme. Das Tempo war jedoch noch gering. Angriffe gab es keine. Abfahrten lagen mir nicht sehr und dort wurde ich etwas durchgereicht – ich war zu vorsichtig. Auf dem flachen Stueck arbeitete ich mich jedoch wieder nach vorne. Attacken wuerden wohl an dem kommenden Anstieg folgen, vermutete ich. Eine Gruppe wuerde gehen, spaeter eingeholt werden und dann wuerde der Kampf um den Sieg enfachen. Zu diesem Zeitpunkt wollte ich vorne dabei sein.
Doch kam es anders. Der Berg fing noch nicht einmal richtig an, da fielen schon viele ab. Was da ssollte verstand ich nicht. Wieso liessen sie sich zurueckfallen? Ploetzlich war die Gruppe nur noch 60 Mann stark. Hatte sich das Tempo so stark erhoeht oder hatten Amatere noch nie einen Anstieg erklommen? Jedenfalls fuehlte ich mich gut, fuhr nah an die Spitze, uebernahm sie fuer einige Momente. Ein schoenes Gefuehl, dass ich nie zuvor erlebte. Aber wie hatte ich es hierher geschafft? Nachdenken konnte ich darueber aber noch spaeter, denn etwas anderes geschah. Neben mir ging jemand aus dem Sattel und zog davon. Kurz sah ich mich um, war ueberrascht. Niemand folgte ihm. Nicht weil sie auf einen spaeteren Eindruck spekulierten, sondern weil sie nicht mehr konnten – so meine Einschaetzung. Ich fuehle mich stark, ging an sein Hinterrad, flog an ihn heran. Nun folgten mir auch andere.

Als volles Dutzend gingen wir in die zweite Runde. Zwar lag noch viel vor uns, doch meiner Ansicht nach hatte wir, insbesondere ich, gute Chancen. Dies schien sich auch zu bewahrheiten. Due jinnebdeb zweimal wo wir die Ziellinie ueberquerten war ich in der Fuehlung. Nur noch 30 Kilometer waren es. Wollten wir uns belaueren und auf den Schlussanstieg warten?In Zeit ueberlegte ich wie ich vorgehen sollte. Ein Teamkollege war ebenfalls noch in der Gruppe, jedoch ein Italiener, mit dem ich mich nicht verstaendigen koennte. Aus Mannschaftstaktischen Gruenden war es wohl richtig was ich tat. Nach und nach entfernte ich mich an dem ersten Berg. Alleine war ich nun in der Abfahrt. Zoegerlich? Das Wort durfte ich nun nicht einmal mehr denken. Gas musste gegebenwerden – und das machte ich! Der Sieg war moeglich, das spuerte ich. Im Flachstueck verlangsamte ich nicht, trat einen grossen Gang, aber nun musste es mit rasendem Puls bergan gehen. Kein schonen, alles geben. Ich hatte mitgezaehlt: Es waren noch elf Kurven. Zehn, neun, acht ... Meine Beine brannten. Sieben, sechs, fuenf... Da war es. Was ich nicht erhofft,jedoch befuerchet hatte. Der Alptraum eines jeden Rennfahrers war in mir Wirklichkeit geworden. Er hatte mit seinem Hammer zugeschlagen – mich perfekt getroffen. Bei mir wa es, mit Verlaub, doppelt scheisse. Wenige Meter trennten mich von dem Teufelslappen und nun stand ich beinahe. Nichts ging mehr. Ein zwar interessantes Phaenomen, doch niemandem wuenschenswert. Warum war es geschehen? Hatte ich zu wenig gegessen, oder war es die Angst vor dem Triumph? So nah dran war ich gewesen, es waere eine Ueberraschung – und was fuer eine. Doch diese konne ich nun vergessen. Diejenigen, die ich allein abgehangt hatte, flogen nun an mir vorbei. Unglaubend schauten sie mich an. Schwitzend sah ich in ihre Augen, sie blickten wieder nach vorne, verschwande. Vermutlich hatte ich so stark ausgesehen, dass sie es schon fast aufgegeben hatte, doch kann es jeden treffen. Schwer kaempfend fuhr ich die steile Zielgerade hoch. Alles schmerzte, drehte sich, ich ueberquerte die Linie, siteg vom Rad, hoerte ein „13.“, es wurde schwarz...

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Beitrag: # 427971Beitrag TSB-ARG
19.5.2007 - 21:25

Nie hatte der Alte an Gott oder etwas uebernatuerliches geglaubt. Doch just in diesem Moment zeigte er sich. Kaum hatte er: „es wurde schwarz“ ausgesprochen, ging das Licht aus. Der Strom war ausgefallen. In einem Krankenhaus eine absolute Katastrophe. Nach nur wenigen Sekunden schaltete sich jedoch der Generator ein, es wurde wieder hell. Daran denken was passieren wuerde, wenn es ueber laengere Zeit keine Elektrizitaet in der Ambulancia geben sollte, daran wollte er gar nicht erst denken.
Der Sturm, sowie Regen peitschte gegen das Fenster. Donner grollte. Es war Samstag. Chris, der Immobilienmarkler und ebenfalls verletzte, versuchte trotz des lautstarken Gewitters dem Radiokommentar , des auf dem Flur platzierten Geraetes, zu lauschen. Wochenende, das beudetete Fussball. Der Alte und der Junge warteten aber auf andere Nachrichten. Das schon traditionelle Bergzeitfahren bei der vorletzten Etappe der Tour de France stand an. Bis zum heutigen Tage konnten sie die Frankreich-Schleife ueber einen Fernseher bewundern. Dieser sollte dieses Mal jedoch als Nachmittagsprogramm der Kleinen dienen, dabei war es spannender als die letzten Jahre.
Ein italienisches Paar lag in der Gesamtwertung nur zwanzig Sekunden vor den beiden deutschen Titelverteidigern. Selbst die Spitzenduos aus Australien und Chile konnten sich noch Hoffnungen machen, sie waren in Schlagdistanz – Spannung pur und doch brachte das Radio die europaeische Spitzenpartie Moskau-Lissabon. Das es sich erst um den 5. Spieltag und damit keiner wichtigen Partie handelte, interessierte sie nicht. Es war wichtiger als der Radsport. Hatte sich dieser doch in den letzten Jahren zu der zweitwichtigsten Aktivitaet gesteigert, wuerde er Fussball wohl niemals erreichen. Fuer den Erfolg beigetragen hatten sicherlich die Regelveraenderungen, die es fuer den Zuschauer attraktiver machen sollten.

Vergeblich warteten sie jedoch auf Zwischenergebnisse. Stattdessen wurde er 4:2 Sieg der Portugiesen ausfuerhlich analysiert. Erst am naechsten Morgen hoerten sie etwas: Die Stimme des Radiosprechers klang etwas verzerrt – das Gewitter tobte immernoch.
„Tour de France abgebrochen.Gleich mehr.“ Hiess es.
Der Alte und der Junge sahen auf. Was? Hatten sie richigen Verstanden? Gespannt horchteten sie, was gesagt wurde.
„Die diesjaehrige Frankreich-Rundfahrt wurde wegen einem Todesfall abgebrochen. Waehrend des Bergzeitfahren am vorletzten Tag kam es zu meinem Eklat. Ein Mitglied des Fuehrungsteames aus Italien wurde von einem Zuschauer zu Boden gerissen. Sein Mannschaftskollege konnte ausweichen.
Trotz der Absperrgitter hatte es der, wie inzwischen herausgefunden wurde, Deutsche geschafft auf die Strecke zu gelangen, eilte von der Seite auf den Fahrer zu, und stiess diesen um. Da es nur bergan ging trug dieser keinen Helm und fiel mit ca. 25 Km/h auf den Asphalt. Das Motiv ist noch nicht sicher geklaert, doch die Vermutungen sind ungalublich. Es waere wohl nicht nur eine Schande fuer den Radsport, wenn ein Mensch nur wegen eines moeglichen Erfolges sterben mussste.
Die Veranstalter wollten das Rennen zunaechst noch fortsetzen, doch dem Protest der Fahrer beugten sie sich schliesslich..Auch die letzte Etappe wird nicht stattfinden. Was nun passiert bleibt offen, aber das Konsequenzen drohen sollten klar sein. Durch die Anzeige wegen fahrlaessigen Mordes wird der Taeter wohl ins Gefaengniss wandern. Wir halten sie auf dem laufenden.“

Somit war fuer den Alten der Beweis erbracht, dass es doch keinen Gott auf dieser Welt gab.




Nur um sich eine offene Tuer zu haben...

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Beitrag: # 430909Beitrag TSB-ARG
29.5.2007 - 1:36

Der Alte und der Junge waren von den Ereignissen der Tour de France geschockt. Vermutlich haetten sie es nicht geglaubt, wenn es die Nachricht nicht noch zweimal im Radio gegeben haette. Es war eine Tragoedie – nicht nur fuer den Radsport. Ein Todesfall im Live Fernsehen. Zwar hatten die Regisseure, als sie die Ausmassen des Sturzes erahnten, weggeschaltet, doch sahen dennoch Millionen Zuschaue was passiert war.
Immobilienmarkler Chris schien die Nachricht nicht sonderlich zu interessieren. „Einer mehr oder weniger macht auch nichts mehr aus.“, sagte er nicht, dachte er aber wohl. Den naechsten Tag herrschte Stille in Sachen Frankreich-Rundfahrt. Es gab keine weiteren Meldungen in den Medien. Nur kurz kam, dass es am Abend eine Versammlung der Verantwortlichen geben sollte.
Die Stimmung war getruebt. Am spaeten Nachmittag bat der Junge den Alten mit seiner Geschichte fortzufahren. Hatte dieser nicht unbedingt die Freude daran,doch angenommen hatte er die Bitte dennoch.

„Trotz meines Einbruchs beim letzten Rennen war ich in der folgenden Woche gluecklich. Mir ging es zwar immernoch nicht 100 % gut, doch erholte ich mich rasch. Grosse Profis koennen bereits bei der folgenden Etappe wieder alles abrufen. Ich brauchte ein wenig mehr Zeit, wo ich mir im Klaren wurde, was fuer eine Leistung ich erbracht hatte. Der Spronsor wurde praesentiert und ich zeigte, dass ich doch zu etwas zu gebrauchen war. Dieser Meinung war nun auch das Team und setzte mich nun oefter ein – auch bei Rundfahrten. So zum Beispiel Ende August in Italien. Fuenf Etappen: zwei flache-, zwei hueglige-, eine mit bergigem Profi – in dieser Reihenfolge.Fuer mich hatte ich den letzten Teilabschnitt angestrebt. Entwickelte ich mich doch immermehr zum Kletterer. In der Gesamtwertung lag ich im 160zig Mann stark besetzten Feld etwa in der Mitte. Am ersten Tag verlor ich mit einer Gruppe bei einer Windkante den Anschluss und kassierte ueber sieben Minuten. Bei den folgenden Etappen konnte ich zwar einige Fahrer ueberholen, doch eine vordere Platzierung war ausgeschlossen. Das koennte mir jedoch auch zu gute kommen. Dadurch das ich abgeschlagen war drohte durch mich keine Gefahr fuer die Fuehrenden, weshalb man mich eventuell fahren lassen wuerde. Eine vordere Platzierung sollte es auf jeden Fall werden. Sieg? Mein Ziel war dies nicht, aber Top 20 – nach den letzten Ergebnissen eine zumindest anstrebbare Setzmarke. Zwar war das Feld stark, doch auch ich in einer fantastischen Form und dieses Terrain sollte alles moeglich machen. Staendig ging es auf und ab. Die Berge mehr lang als stei. Am Ende ging es zehn Kilometer nur noch bergab. Dennoch war nicht von einer Massenankunft auszugehen. Zumindest nicht einer groesseren Gruppe, dafuer war das Gesamtprofil zu schwer.

Der Begin war aueserst hektisch. Viele Attacken in der ersten Stunde sorgten dafuer, dass es nach 45 Kilometern (etwa ½ der Distanz) immer noch keine Ausreisser gab. Auch ich wollte nun an dem Versuch beteilligen wegzukommen. Doch gerade als ich am rechten Strassenrand nach vorn fuhr rief der Gesamtfuehrende zur Pinkelpause und das Feld wurde aprupt langsamer. Ploetzlich lag ich trotz meines abgebrochenen Angriffs in Front und tat etwas, was ich nie haette tuen sollen – ich zog durch. Es war mehr als nur ein ungeschriebenes Gesetz, welches ich brach. Alleine nahm ich den ersten Anstieg im Angriff. Mir war klar, dass es hoffnungslos war. Allmaehlich wuerden alle realisieren was ich getan hatte und dann die Jagt eroeffnen. Alles wuerden sie dafuer geben um mich einzuholen, wohlmoeglich sogar den eigenen Erfolg als Primaerziel streichen. Aber ich war stark und hatte schon einen gewissen Vorsprung herausgefahren. Reichen sollte es jedoch nicht. Lange hielt ich mich an der Spitze und dann kam nicht die grosse Gruppe, sondern nur zwei Fahrer, die aufschlossen. Als sie mich ueberholten hoerte ich die Woerter: „Arschloch, Ehrenbrecher und feige Sau“, eindeutig heraus. Von Wut getrieben versuchte ich mich an ihre Hinterraeder zu haengen Sie sprachen sich ab, arbeiteten mit jeder Kunst. Ausbremsen, Tempo veraenderungen – das volle Programm, es half nichts, ich hing an ihnen dran ohne die Fuerhung zu uebernehmen.

Der vorletzte Berg war gekommen und erstmals schaltete ich mein Headset an um den Abstand zu ueberpruefen. Was ich jedoch zu Ohren bekam war ein Sturmfeuer von Beileidigungen, bis sich schliesslich mein Vater zu Wort meldete. „Das es falsch war weisst du selber! Aendern keonnen wir es nicht mehr. Du wirst jetzt auf unseren Kapitaen warten. Er duerfte etwa eine Minute hinter dir sein. Versuche ihn so lang wie moeglich zu unterstuetzen.“
Allmaehlich spuerte ich mein Gewissen. Die Saetze waren gefuellt von Enttaeuschung. Mehr entzuernen wollte ich sie nicht mehr und verlangsamte. Bevor mein Mannschaftskollege in Sicht kam sah ich, wie andere mich Ueberholende mir boese Blicke zuwarfen. Dann kam hinter der Kurve das Trikot zum Vorschein, welches auch ich trug. Gut sah er aus. Ein fluessiger Tritt, zusammen wuerden wir aufholen, vermutete ich. Ich wurde wieder schneller, haengte mich vor ihn, doch er scherrte aus. „Denkst du ich will von dir Hilfe?!“, fragte er. Meine Beine blockierten, ich stoppte in die Pedale zu treten. Alles verging in Zeitlupe. Dies hatte mir den Rest gegeben. Nun ging er endgueltig an mir vorbei und verschwand in der naechsten Kurve. Es war mehr die psyche- als die physische Schwaeche, die mich dazu verlieten liess vom Rad zu steigen und mich an den Rand zu setzen. Sauer war ich, aber einzich und allein auf mich. So sass ich da und wartete. Das Teamfahrzeug kam, ich stand auf, es fuhr vorbei ...
Zuletzt geändert von TSB-ARG am 2.6.2007 - 2:19, insgesamt 1-mal geändert.

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