Die Geschichte eines ewigen Verlierers

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

TSB-ARG
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Beitrag: # 431204Beitrag TSB-ARG
29.5.2007 - 23:43

Diesen Schock musste ich ersteinmal verdauen. Als ich am spaeten Abend im Hotel ankam wurde ich gluecklicherweise nicht mehr beschimpft. Stattdessen ignorierten mich alle vollkommen. Das verstaerkte ich noch, indem ich auch am folgenden Tag mein Zimmer nicht verlies. Ich dachte nach. Machte es Sinn weiter zu machen oder sollte ich alles hinschmeissen? Nicht wegen meiner Leistungen. Die hatten mich – selbstsichererweise – mehr als ueberrascht und erfreut. In irgendeinem Rennen wuerde ich schon noch siegen, zumindest wenn ich fahren wuerde. Doch war das noch noetig? Musste ich mir das alles gefallen lassen? Zwar hatte ich es mir selbst eingebrockt und tiefste Reuhe empfunden, aber ich zweifelte daran, dass es die anderen akzeptierten.

Den Ausschlag gab schlussendlich mein Vater, der mir eine vorzeitige Vertrangsverlaengerung gab. Hatter er damit beinahe gegen das gesamte Team gehandelt und vermutlich seinen eigenen Stand ins wankeln gebracht, war es ihm doch wert. Wert, das sein Sohn fortfuhr. Und das tat ich. Meine Mutter war nun mehr dagegen als je zuvor. Sie flehte uns beinahe an den Betrug endlich zu stoppen. Mit reinem Gewissen aufzuhoeren und sich dem Radsport abzuwenden. Das Leben geniessen und nicht unter der Angst entdeckt zu werden. Wir widersprachen ihr und sie sagte etwas, was ich nie, wirklich niemals, erwartet haette.“Entweder ihr sagt es oder ... oder ich tue es!“ Nach diesem Satz guckten uns mein Vater und ich laengere Zeit schweigend an. Haetten wir sie auslachen sollen oder meinte sie es ernst und wir sollten vor Enttaeuschung weinen? Jedenfallstaten wir beides nicht, sondern verliessen den Raum. Wenn sie ihre einzigen Lieben verlieren wollte, wuerde sie halt auspacken, aber das wuerde sie nicht tun! Dennoch wollten wir sie nicht provozieren, meideten das Thema und gingen dem Alltag nach.
Auch bis Jahresende sprach niemand uns deswegen an oder taetigte Beschuldigungen. Sie, meine Mutter, hatte es wie erwartet nicht uebers Herz gebracht und mit dem Gefuhel der Erleichterung ging es in meine dritte Profisaison ...“

„Neues aus Frankreich.“, hiess es dann ploetzlich im Radio. Aprubt richteten sich die Ohren des Alten, des Jungen und kaum merklich auch die von Chris auf und lauschten der Meldung.
„Radsport am Ende? Nach dem Todesfall und dem daraus resultierenden Abruch bei der Tour de France wurden nun alle weiteren Rennen abgesagt. „Wir duerfen nicht riskieren, dass dies noch einmal geschieht, aber die Wahrscheinlichkeit ist recht hoch. Deshalb haben wir diesen Entschluss gefasst. Das wir das Problem damit wohl nur auf das kommende Jahr verlagern ist uns klar. Eine andere Moeglichkeit sehen wir jedoch zurzeit nich. Fahrer, Mannschaftensverantwortliche und Organisatoren waren einverstanden und begruessten die Entscheidung. Die Sicherheit ist das hoechste Gebot und wir brauchen Zeit um neue Bstimmungen festzulegen. Fuer die Fans tut es uns Leid, aber wir denken wir haben richtig gehandelt.“, sagte der Radsport Praesident. Ob diese Aktion uebertrieben oder korrekt ist, das koennen wohl nur Sie fuer sich selbst entscheiden. Der Weltverband stellt damit fest hinter der Meinung, dass ihnen Leben wichtiger als Geld ist.
Einverstanden waren allerdings nicht alle Beteilligten. Die Fuehrung des im kommenden Monats geplanten Grossevents will trotz allem seinen Start von statten gehen lassen. Das dort dann bekannte Namen zu finden sein wuerden gilt als unwahrscheinlich. Sollten sie sich beugen wuerde dies ein heber Rueckschlag fuer die Sponsoren sein. Viele haengen mit diesem Saisonhighlight zusammen und ob diese weiterhin die Menge an Unterstuetzung bieten wuerden ist fraglich.
Wie Sie sehen ist es ein auf und ab bei dem noch kein klares Ende in sicht ist. Bei Neuigkeiten werden wir Sie selbstverstaendlich umgehend informieren.“

TSB-ARG
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Beitrag: # 431708Beitrag TSB-ARG
31.5.2007 - 19:02

Alle guten Dinge sind drei. Ob dies auch fuer schlechtes gilt? Das fragte ich mich zu Begin der neuen Saison. Beantworten konnte ich es mit einem „Jein“. Ich hatte einen Plan, den ich strikt das ganze Jahr durchfuehrte. Kein Mal hatte ich Schwaechen offenbart. Meine Aufgabbe immer erfuellt. Das Ziel: Erzuerne deine Kollegen nicht! Wie macht man das am Besten? Zuerst sollte man mit unsportlichem Verhalten aufhoeren. Dann, so entschied ich fuer mich, keine Attacken mehr fahren und das Team zu 100 % unterstuetzen. Aus dem Wind nehmen, Flaschen holen, Rad zur Verfuegung stellen. Alles was ihnen hilft. Eigene Ambitionen hatte keinen Platz, doch akzeptierte ich es. So verlief die Saison ohne besondere Ereignisse. Der Hass auf mich verschwand zwar nicht vollends, wurde aber teilweise durch Gleichgueltigkeit ersetzt – immerhin ein anfang. Fuer das Team lief es insgesammt ausgesprochen gut. Neben Erfolgen mei kleinen-, konnte man sich auch bei grossen Rennen praechtig in Szene setzen.

Ende November dann die Ueberraschung. Der Giro d’Italia wollte ns, soweit wir die Leistungen bestaetigen konnten, eine Wildcard zur Verfuegung stellen. Was darauf folgte war einfach wahnsinn. Eine Feier, als haetten wir die Rundfahrt bereits gewonnen. Das es nur eine vorlaeufige und sicherlich nicht entgueltige Entscheidung war wurde ns erst beim naechsten- und dem darauf folgenden Training klar. Mein Vater liess uns laengere Distanzen schneller fahren. Schickte uns oefter in den Kraftraum und sorgte fuer einen strikteren Ernaehrungsplan. Es wuerde sich fuer sieben Leute die Chance bieten sich und die Mannschaft bei der Schleife in Italien zu praesentieren, so unser Wunsch.

Leider gab es auch einen Nachteil. Ein gesunder Konkurrenzkampf kann nicht schaden, im Gegenteil. Besser sein zu wollen als andere kann unerwarete Staerken zum Vorschein bringen. Doch bei Freunden, bzw. Kollegen, die eigentlich zusammen arbeiten sollten, kann dies schnell zu einer Feindschaft ausarten. Jeder wollte unbedingt teilnehmen, dennoch wuerde es nur etwa die Haelfte des Kaders koennen. Die Rennen, bei denen wir uns aber ersteinmal beweisen sollten, fuhren wir excellenter Klasse. Auch ich began wieder zu zeigen was in mir steckte.Im Ernst, es sah so aus, als ob wir – und ich – zum Giro d’Italia fahren wuerden. Eine letzte Pruefung stand nur noch vor uns. Sieben Etappen, schweres Profil. Bei diesem Rennen mussten wir uns in der Mannschaftswertung vor einem anderen Team platzieren, dass sich ebenfalls noch kleine Hoffnungen auf eine Wildcard machte. Wir galten als klare Favoriten. Hatten wir sie doch dieses Jahr Rennen fuer Rennen hinter uns gelassen ...

TSB-ARG
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Beitrag: # 432148Beitrag TSB-ARG
1.6.2007 - 21:16

Das grosse Rennen stand an. Ich war dabei – vielleicht ein Fingerzeig auf die wohlmoegliche Aufstellung des Giro d’Italia? Jedenfalls lief es nicht sehr gut zu Begin. Gleich beim Teamzeitfahren verloren wir 23 wichtige Sekunden. Gerne haette ich mich oefter vor die Anderen in den Wind gebracht, doch das ist nicht sehr meine Staerke und die Energie wuerde ich noch brauchen. Es folgten eine flache- und eine huelige Etappe, an denen keine Abstaende entstanden. Die Ruhe vor dem Sturm. Drei Tage wuerden wir ausschliesslich in den Bergen verbringen. Da sollte ich zuschlagen. Theorie in die Prazis um zu setzen ist nicht immer leicht, aber tatsaechlich konnte ich mich jedes Mal recht weit vorne platzieren. Rang sechzehn in der Gesamtwertung war es. Fuer die Mannschaft und unseren Kapitaen lief es ebenfalls fantastisch – Jeweil Erster. Rund vier Minuten hatten wir auf das Konkurrenzteam herausgeholt und die Stimmung war dementsprechend ausgelassen. Zwar lagen noch zwei Teilstuecke vor uns, doch die waren eben. Anbrennen sollte nichts mehr. Versuchen wuerden sie es wohl, zulassen wuerden wir es aber nicht. Wie heisst es schoen? Man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben und eben dieser wurde uns zum Verhaengniss.

Nach dem Abendessen ging es drei meiner Kollegen nicht sehr gut. Sie nahmen Medizin, gingen frueh zu Bett und doch konnten sie am Morgen nicht teilnehmen. Neben Uebelkeit plagten sie Bauchkraempfe, sowie Fieber. Somit waren wir nur noch ein Trio, was die Aufgabe erschwerte. Die Anderen waren vollzaehlig und wuerden nun sicherlich alles dafuer tun uns unter Druck zu setzen. Unsere Hoffnung war, dass sich dann die Sprinterteams mit in die Nachfuehrarbeit einschalteten, denn zu dritt waren wir zweifelslos unterlegen. Sichtlich angespannt ging es an denn Start. Eine Taktik hatten wir uns zurechtgelegt, denn Vertrauen wollten wir uns selber doch am Meisten. Um es zu schafften muesste jdoch jeder von uns eine absolute Spitzenleistung abrufen. Ob das nach den letzten, schweren Tagen moeglich war? Wir hofften es.

Die Etappe began wie erwartet. Sofort ging es heiss her. Die uns konkurrierende Mannschaft griff ohne Ende an. Wir taten das abgesprochene, In der Reihenfolge Helfer – Ich – Kapitaen konterten wir jede Attacke, die dann immer abgebrochen wurde. Es mag komisch ausgesehen haben, als der klare Gesamtfuehrunde hier versuchte in eine Ausreissergruppe zu kommen. Zu schade war er sich aber nicht. Kraftanstrengungen waren es wie ich sie noch nie gespuert hatte. Und das bei 0 % Steigung. Laengere Zeit konnten wir es nicht durchhalten. Als der naechste Fahrer uns dem Sattel ging, ich gerade im Begriff war ihm zu folgen, rief mein Vater mich zurueck. Unser Glueck: Er war alleine. Unser Pech: Keine Gefahr im Classmente. Mag sich das beim ersten Hoeren komisch anhoeren, ist es doch so. Waere er im vorderen Mittelfeld platziert gewesen haetten sich eventuell Teams der Top-10 Fahrer um ihre Raenge bedroht gefuehlt, dem war jedoch nicht so und so blieb die komplette Arbeit an uns haengen.

Zunaechst liessen wir ihn ziehen. Ab der Haelfte des Rennens gingen wir wieder abwechselnd in die Fuehrung und versuchten den Abstand zu verringern. Drei Minuten Rueckstand hatten wir, eine waren wir insgesamt noch vorne. Je weniger Kilometer es noch waren, je mehr % gaben wir. Bei der naechsten Nachricht meines Vaters erschrack ich. Wir hatten nicht aufgeholt, im Gegenteil. Neunzehn Sekunden waren wir virtuell in der Mannschaftswertung noch ein erster Stelle. Ich rief alle meine Reserven ab und machte Tempo – auch in meinem ungeliebten Terrain. Noch 5000 Meter. Genauer Abstand zum Fuehrenden: 3:52 Min. Jetzt ging es um alles. Darauf spekulieren am kommenden Tag Zeit gut zu machen, konnten wir nicht. Sollten sie uns ueberholen, wuerden wir es wohl nicht mehr schaffen.

Der Teufelslappen, mein Herz raste. So ene Anstrengung spuerte ich nie zuvor. Meine Muskeln schmerzten, schienen zu brennen. Den ganzen Tag waren wir es gewesen, die hinter dem Ausreisser her fuhren. Nur wir. Keine Hilfte hatten wir bekommen. Das wir uns verspekuliert hatten war klar. Nur ging es nun noch um das Ausmas. Wer haette aber erwarten keonnen, dass ein Einzelkaempfer an der Spitze besteht, geschweige denn uns davon faehrt und gar zum Narren haelt? Abgeschlossen hatte er die Etappe schon und wir hatten auch nicht mehr viel vor uns.

Die Zielgerade kam in Sicht. Damit auch die Zeitanzeige. Vier Minuten durfte nicht ueberschritten werden!
3:46 ; 3:47 ; 3:48. Ich ging aus dem Sattel, began zu sprinten.
3:49 ; 3:50 ; 3:51. Die Fans klatschten wohl, ich nahm sie nicht wahr.
3:52 ; 3:53 ; 3:54. Weit aufgrissene Augen hatte ich.
3:55 ; 3:56 ; 3:57. Alles scheint eine Ewigkeit zu dauern.
3:58 ; 3:59 ; 4:00 Gleichstand, wir sind da.
4:01. Dort blieb die Uhr stehen.
Sofort drehte ich mich um und verzweifelte. Eine Sekunde, ein laecherlicher Moment. Sollten alle Anstrengungen umsonst gewesen sein? Ein weiteres Mal sah ich hin: 4:01. Ich wollte – ich konnte es nicht glauben. Nur ein Gedanke durchlief meinen Kopf: „Das wars wohl mit dem Giro.“

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valverde_a
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Beitrag: # 432154Beitrag valverde_a
1.6.2007 - 21:30

Wow!! Ich bin jetzt zwar immer "stiller Leser" gewesen, muss dich aber wieder einmal loben!! Auch ein ausgezeichneter AAR!! :P

edit: ok sry :oops: ..werde mich ein bisschen genauer ausdrücken:

- Mir gefällt an deinem AAR die Idee.. es ist einfach grandios wie die Leute im Krankenhaus sitzen und der "Alte" dem jungen von seinen wilden Jahren als Radsportler erzählt!!

- Ich verstehe zwar noch nicht ganz ob es was mit dem Radsportmanager zu tun hat, oder ob es noch zu tun haben wird, aber vlt. kannst du es mir beantworten :wink:

- was gibts noch zu sagen.. du hast immer treffende Verben, gute direkte Reden, und auch manchmal treffende Adjekive... also da gibts nichts was gegen deinen AAR spricht

naja, es hat mich nur gewundert, dass plötzlich so viele Leute aus seinem Team krank wurden!! und es sind genau die 3 best platziertesten übergeblieben??

hoffe ich konnte meine Kritik jetzt spezialisieren!! :wink:
also viel Spaß weiterhin und das nächste Mal werde ich gleich genauer eingehen!!! :oops:
Ski Alpin Racing Simulation (derzeit alle Teams besetzt)

TSB-ARG
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Beitrag: # 432855Beitrag TSB-ARG
3.6.2007 - 23:41

So ist das doch viel besser und das entspricht schon ziemlich meinen Vorstellungen - Danke. Warum die drei krank geworden sind weiss man nicht genau. (ist in real ja auch nicht immer so). Mit dem Abendessen wird aber zumindest eine Moeglichkeit genannt. Bei einer Etappe zaehlen immer die drei bestplatzierten, somit hat die Gesamtwertung keinen Einfluss darauf.



Eine Sekunde lagen wir nun zurueck. Dieser Schlag hat uns sehr tief getroffen. Vier Minuten auf einer Eappe zu verlieren, vorher war es nahezu unvorstellbar. Dennoch ist es passiert, wir konnten das Geschehene nicht mehr rueckgaengig machen. Aber: Wenn wir noch zum Giro d’Italia wollten mussten wir die kleine Chance, die so minimal zu sein schien, nutzen. Wir sassen uns am Abend zusammen. Nur wir drei, ohne meinen Vater, ohne andere Verantwortliche, und schmiedeten einen Plan. Das Rennen: 160 Kilometer. Etwa bei Mitte einen Zwischensprint. Profilsmaessig absolut keine Schwierigkeit. Klar war wohl, dass es dieses Mal zu einer Massenankunft kommen wuerde. Die Sprinterteams hatten sich erholt und wollten zum Abschluss der Rundfahrt, die Live im Fernsehen uebertragen wurde, noch einmal glaenzen. Unsere Aufgabe war jedoch Zeit herausholen. Bei dem Zwischensprint war die Bewertung der Gutschriften wiefolgt: erster: Vier Sekunden, zweiter: drei Sekunden, dritter: zwei Sekunden. Ungewoehnlich, offenbarte uns aber eine taktische Moeglichkeit doch noch in der Mannschaftswertung zu siegen. Sollten wir einen Fahrer an die Spitze bringen und dafuer sorgen, dass kein Konkurrenzmann hinter uns ueber den Streifen faehrt, waeren wir vorne. Dafuer musste aber geschufftet werden. Ausreissversuche abgeblockt und dann wohlmoeglich selbst einige Meter vor der Wertung attackieren um die Schnellen auf Distanz zu bringen. Gewiss, es war schwer, aber machbar.

Die komplette Nacht hatte ich kein Auge zugetan. Aufgeregt war ich. Was auf dem Spiel stand war mir wohl trotzdem nicht bewusst. Eine Teilnahme an einer Grand Tour wuerde die Mannschaftskassen klingeln lassen. Dazu wuerden wir Aufsehen bekommen. Und etwas wo ich eventuell draufhinspekulierte: Vertragsangebote. Zwar hatte ich einen bei dem Team meines Vaters, doch wuerde ich nicht fuer immer da bleiben. Irgendwann, und das wussten wir wohl beide, wuerden sich die Wege trennen. Dann waere keiner mehr da, der mich auch bei schlechten Leistungen gutheisst, oder nie um eine Ausrede fuer sein „ehemalig verletztes Ausnahmetalet“ finden. Sollte diese Zeit kommen wollte ich nicht ohne Equipe dastehen und der Beste Weg sich zu empfehlen ist nunmal bei den ganz Grossen mitzufahren.
Es ging los. Langsam und gemaechlich. Kein Angriffe, keine Teampoarbeit. Perfekt war es fuer uns. 80 Kilometer, bis zum Zwischensprint, wuerde es wohl nicht so bleiben. Je laenger es jedoch ruhig ging desto mehr konnten wir die Kraefte sparen. Die mannschaftliche Ueberlegenheit von 3:6, bzw. Im ganzen Feld betrachtet etwa 3:120 war ernuechternd. Dennoch, wir hatten das Ziel vor Augen und wueden kaempfen! Konzentriert fuhren wir in der ersten Reihe. Immer bereit sofort Ausreisser wieder zurueck zu holen. Den Zwischensprint hatten wir bestens geplant. Zunaechst wuerde ich etwa ein Kilometer stark forcieren, dann wuerde unser Kapitaen zusammen mit dem Helfer im Windschatten attackieren und dieser dann die letzten 300 Meter allein bewaeltigen. Mit Glueck koennte sich auch noch ein zweiter von uns festsetzen. Das die andere Mannschaft aber etwas dagegen hatte muss ich wohl nicht sagen...

Bis zu Uebertragungsbegin war es still, dann ging die Post ab, wie ich es nur selten gesehen habe. Jeder wolle ich in Szene setzen. Fuer viele, daruner auch mich, war es das erste Tv-Rennen und eine Chance sich zu vermarkten. Jeder Versuch wurde jedoch schnell unterbrochen. Die Sprinterteams hatten etwas dagegen. Das Tempo war enorm und ploetzlich eine Schreckensnachricht. „Ich kann nicht mehr.“, hoerte ich von links, und der Helfer verschwand in die Mitte des Feldes. Schnell suchte ich den Augenkontakt zu meinem Kapitaen. Er nickte nur. Was bedeutete dies? Einen kurzen Moment spaeter wusste ich es. Die Verantwortung lag nun bei mir. Um unseren Kollegen zu unterstuetzen liess er sich nach hinten fallen. Wuerde er abreissen lassen waere alles verloren. Im Ziel wuerden die drei besten jeder Mannschaft gewertet werden.

In mir machte sich nun wahrliche Verzweiflung breit. Wie sollte ich alleine gegen diese Uebermacht, die sich nun vor das Feld spannte bestehen? 6:1. Meine Hoffnung schwand. Vielleicht war es ein Fehler ohne Headset zu fahren. Wohlmoeglich haette mir mein Vater Worte des Mutes spenden koennen. Dies war aber nicht moeglich. Nocheinmal schaute ich mich um, sah die beiden nicht mehr, und wusste, dass es gelaufen war. Ob sie nun im hinteren Teil fuhren, oder bereits abgeschlagen waren: Was machte es fuer einen Unterschied? Selbst sollte ich – und diese Wahrscheinlichkeit fiel fast unter 0 – am Zwischensprint siegen, wuerde das andere Team wohl die restlichen Zeitgutschriften kassieren und so dennoch vor uns bleiben. Nichts wuerde dies aendern, ausser eins. Die letzte aussichtslose Chance. Wie ein Blitz draf es meinen Koerper, ging durch meinen Kopf und ich schoepfte Kraft. Das war es! Eine 100 % Sicherheit war es zwar nicht, aber besser als nichts zweifellos. Sofort setzte ich mein Gedanken in die Tat um und griff an. Voller Gluecksgefuehl uerberholte ich den Zug jener, die mich mit erstaunten Augen ansahen. Meine Mannschaftskollegen zurueckgefallen. Doch war die Idee genial. Einfach und schlichtweg genial.

TSB-ARG
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Beitrag: # 433481Beitrag TSB-ARG
6.6.2007 - 20:07

Langsam entfernte ich mich vom Feld. Jeden Augenblick wuerden andere, die sich ebenfalls an diesem Ausreissversuch beteilligen wuerden, nehmen mir erscheinen. Zusammen wuerden wir den Zwischensprint erreichen und ich dort als einer der ersten drei ueber die Linie fahren. Die uebrigen wuerden ihr Trikot zeigen wollen oder hatten die kleine Hoffnung sogar bis zum Etappenende vorne durch zu stehen. Das brauchte ich aber nicht. Dort gab es keine Gutschriften. Wieder blickte ich um. Wo blieben sie? Inzwischen hatte ich mich soweit entfernt, dass ich das Feld in der nun kurvenreichen Stadtgegend nicht mehr sehen konnte. Was passierte da? Warum folgte mir niemand? Etwas verlangsamte ich das Tempo um zu sehen, ob eventuell einige zwischen mir und Haupfeld lagen.Etwas mehr als zwei Minuten fuhr ich nicht mehr am Anschlag. Weit und breit kam aber niemand in Sicht. Schliesslich, es verging etwa eine viertel Stunde und es waren nur noch fuenf Kilometer bis zum Zwischensprint, bekam ich Gesellschaft. Doch, nicht wie ich gehofft hatte, von einem halben Dutzend, nur ein einzelner Fahrer. Und, wie haette es anders sein koennen, einer des anderen Teams. Er laechelte, als er neben mir kam. „Sie sind abgeschlagen.“ Das er damit nur meine Mannschaftskollegen meinen konnte war mir sofort klar. Damit war alles verloren. Selbst sollte ich gegen ihn siegen wuerden er und ein weiterer seiner Equipe wohl die Zeitgutschriften erhalten.

Wieder kam mir ein Gedanke. „Was machst du denn hier wenn eh alles vorbei ist?“, fragte ich. Dies schien ihn zu verunsichern. Hatte ich mittens ins Schwarze getroffen? „Ich...“, stammelte er nun. Sein Gesichtsausdruck nahm nun eine traurige Richtung an. „Ich brauch das Geld... Meine Familie... Meine Frau, meine Kinder... Es geht mir nicht um die Sekunden, nur darum den Preis zu gewinnen....“ Was sollte das nun? Versuchte er in mir Mitleid zu bewegen? Kann jemand, der in einem doch recht erfolgreichen Team faerhrt, an der Armheitsgrenze gebaut sein?
Im naechsten Moment war es mir allerdings sofort klar was er bezwegt hatte. Nachdenken sollte ich. Geachtet hatte ich auf nichts mehr, auch nicht, dass das Schild „Zwischensprint 300 Meter“ am rechten Seitenrand stand. Rasch ging ich aus dem Sattel. Reingelegt hatte er mich und nun, so sah ich voller entsetzen, schon einen Vorsprung herausgefahren. Abgesetzt, als ich meine Gedanken ueber solchen Unfug schweifen liess. Ich ueberquerte die Linie. Drei Sekunden brachte mir dies, vier ihm. Nun wartete er auf mich. Dieses grinsen werde ich niemals vergessen. Bis Heute seh ich es noch genau vor mir. Vielleicht haette er besser Schauspieler werden sollen. Das ich ebenfalls nicht der Fairste in meiner Vergangenheit gewesen war, wusste ich, aber das ging zuweit. Nicht weit weg war ich um meinen Elenbogen gegen ihn auszufahren, doch Rufe sorgten fuer eine Aufmerksamkeit. Die Fans schriehen. Sollten sie sich etwa ueber das Manoever freuen? War es die Art von Radsport, die sie sehen wollten? Gewinnen – mit allen Mitteln.

Aber es war nicht der Fahrer der anderen Mannschaft den sie anfeuerten, genauso wenig ich. Es kam von weiter hinten. Ich hielt an und beobachte das Szenario, mwelches mein Herz hoeher schlagen liess. Mein Kapitaen tauchte nun aus dem Windschatten der anderen Sprintenden auf. „Gib Gas“ dachte ich. Hatte ich den Giro doch scheinbar kurz zuvor verloren, wuerde er nun vielleicht wieder kehren? Dadurch das wir die besseren Etappenplatzierungen hatten, wuerden wir bei Gleichstand vorne sein. Das wurde mir aber erst jetzt klar und auch die anderen hatten dies nicht bedacht. Vermutlich haette dies unsere Taktik gekostet. In diesem Moment wurde dies jedoch ueberfluessig. Alles. So hatte ich jemanden noch nie jubeln sehen. Wir hatten es geschafft. Die Italien – Rundfahrt sollte mit uns stattfinden! Wie eine Minute kam es mir vor bis wir das Ziel erreichten.Selbstverstaendlich hatte die andere Mannschaft noch Attaken gestartet, doch die Sprinterteams wollten sich den Etappensieg nicht nehmen lassen. Freudig lagen wir uns in den Armen. Unser Kapitaen, der der verantwortlich fuer unseren Erfolg war. Der Helfer, der sich nach seinem Einbruch wieder zusammengerissen hatte und ich, dem ebenfalls Dank gebot.

Patrick Sinkewitz 22
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Beitrag: # 434465Beitrag Patrick Sinkewitz 22
12.6.2007 - 23:20

Flasche leer? ich hoffe doch nicht ! ich will weiterlesen komm schon las mich nicht im stich !!:D
heiße jetzt Wiese gründe könnt ihr euch ja sicher denken ;)

TSB-ARG
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Beitrag: # 435156Beitrag TSB-ARG
15.6.2007 - 20:19

Bei mir besteht gerade eine kleine Blockade im Kopf. Drei Ideen - eine nur umsetzbar. Welche, und dann wie? Zudem habe ich teilweise wichtigere Dinge zu tun. Wird sicherlich weitergehen. Im Moment sieht es so aus, als ob der AAR dann recht schnell beendet sein wuerde. Die andere Moeglichkeit waere - zugebenermassen - schlicht genial, und von Fantasie kaum uebertreffbar (Grabba aussen vor genommen), aber wuerde doch noch sehr viel Zeit in Anspruch nehmen und etwas komplett neues aufbauen. Ob ich das will, mal sehen...

Geduld bitte.

Gruss, TSB-ARG[/u]

Lancelot
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Beitrag: # 436421Beitrag Lancelot
21.6.2007 - 22:52

Hab mich seit längerer Zeit mal wieder hierher und speziell in diese Sektion verirrt. Muss sagen ich hab diesen AAR gerade verschlungen. Sehr gute Story, sehr guter Ansatz. Der Suchtfaktor nach mehr ist ziemlich hoch. Brech ihn nicht an dieser Stelle ab (ich hab so das Gefühl), die Story hat wirklich Potenzial.

Gespannt bin ich allerdings wie du die Kurve zum PCM bekommen wirst, falls das überhaupt beabsichtigt ist. So, weitermachen.

Gruß
Lancelot

P.S. Da ich keine Rechtschreibfehler gesucht habe, habe ich auch keine gefunden!

P.P.S. Ich hoffe ich durfte das schreiben, sonst einfach löschen.

TSB-ARG
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Beitrag: # 476996Beitrag TSB-ARG
11.12.2007 - 2:22

So bescheuert es vielleicht klingen mag, aber in einem Monat wird der AAR zu Ende gebracht.

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Rene75
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Beitrag: # 477013Beitrag Rene75
11.12.2007 - 14:45

Das klingt tatsächlich so, aber viel Spaß. Ich hatte auch eine schöpferische Pause

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