Neun Freunde müsst ihr sein

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

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Henrik
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Beitrag: # 325934Beitrag Henrik
8.1.2006 - 19:09

Schöne Tage waren es gewesen im grünen und weißen Trikot, doch heute würde die nächste Bewährungsprobe anstehen, das erste lange Einzelzeitfahren zwischen Avranches und Saint-Malo. Die beiden vergangenen Tage waren spannend gewesen, gestern war Peter erneut eine starke Leistung gelungen, aber zu mehr als Platz fünf hatte es dann doch nicht gereicht. Gewonnen hatte Max van Heeswijk, knapp geschlagen auf den Plätzen zwei und drei Robbie McEwen mit seinem Anfahrer Fred Rodriguez. Einen Tag vorher, auf der Etappe von Abbeville nach Lisieux, hatte ein furioses Finale einen überraschenden Sieger hervorgebracht. An einer kurzen Steigung wenige Kilometer vor dem Ziel war mit Roberto Heras völlig unerwartet ein Favorit auf das Podium in Paris aus dem Feld gefahren und hatte die bisher führende Dreiergruppe überflügelt. Keiner im Feld hatte ausreichend reagiert, um den Spanier zurückzuholen, der Etappensieg und das gelbe Trikot waren an Heras gegangen. Dahinter belegten Hunter, Ongarato und Fritsch, das Ausreißer-Trio, die nächsten Plätze, bevor Robbie McEwen der schnellste Mann im Feld gewesen war, mehr als eine Minute hinter dem Sieger.

Doch heute, heute würde Heras sein Trikot aller Voraussicht nach verlieren, denn die 62 Kilometer alleine gegen die Uhr gehörten nicht gerade zu seinen Zuckerdisziplinen. Die Chance für Jan Ullrich, den Konter zu setzen, oder für einen der anderen starken Zeitfahrer, das begehrte Trikot überstreifen zu können. Michael hatte sich vorgenommen, vorne reinzufahren, Markus wollte sich ebenfalls nicht unter Wert verkaufen. Doch die Strecke würde hart werden, 62 Kilometer war er selten zuvor alleine gefahren. Und bis zur ersten Zwischenzeit, etwa nach einem drittel der Distanz, müsste er rein nach Gefühl fahren, hätte keine Vergleiche zu anderen. Aber dann, anders als oft, wären viele Vergleiche da, nur Jan Ullrich kam noch als große Gefahr nach Markus, der gute Prolog machte sich bezahlt. Viele andere mussten also schon lange vor ihm das Hotel verlassen, Fabian würde als erster dran sein. Markus dagegen fuhr später zum Start, er hatte noch Zeit. Aber besser eine ruhige Vorbereitung als unnötiges Gehetze, lieber eine Viertelstunde zu früh als zu spät da sein.

Als er ankam, stieg langsam Nervosität in ihm auf, er begann mit dem Warmfahren. Auch Teamkollegen befanden sich in der Startvorbereitung, durch Musikhören und Reden wollte er sich beruhigen, dazu die leichte Anstrengung. Aber an sein Limit durfte er nicht gehen, er würde die Kraft brauchen und dürfte nicht von Anfang an Vollgas geben, die Reserven würde er nachher auf der Strecke benötigen, etwa anderthalb Stunden Fahrzeit wurden vorher geschätzt, die Zeiten momentan kündigten eher mehr an. Auch Favoriten nahmen das Rennen jetzt auf, doch er interessierte sich weniger für deren Fahrt als für seine Vorbereitung. Denn er hatte sich wieder großes vorgenommen, wollte seinen Gegner im Kampf um die Kapitänsrolle erneut Zeit abnehmen. Kein leichtes Unterfangen, Cadel und Jörg galten als exzellente Zeitfahrer, auch Georg war nicht zu unterschätzen, auch wenn seine Zeit eher im Gebirge kommen würde.

Weiter galt es, sich locker einzurollen, sich auf die bevorstehende Aufgabe vorzubereiten, sowohl körperlich als auch geistlich. Schon lange hatte er seine Taktik zurechtgelegt, er wollte sein eigenes Rennen machen, sich von nichts beeinflussen lassen, hinten raus zulegen können und nicht einbrechen. Auf dieser lange Distanz ein schweres Unterfangen, alles würde heute passen müssen. Nach Fabian und Peter musste auch Georg antreten, der Österreicher wollte viel erreichen heute Nachmittag. Näher und näher rückte Markus Start, die Nervosität steigerte sich langsam mit jedem Fahrer weiter, jetzt bekam er einige Informationen von der Strecke mit. Georg hatte sich auf den 21.Platz nach zwanzig Kilometern geschoben, schon beinahe anderthalb Minuten hinter Olaf Pollack zurück, der scheinbar schnell angegangen war. Aber immerhin war er nur eine Sekunde langsamer als Ivan Basso, der zwei Minuten vor ihm gestartet war, auf diese Leistung konnte er aufbauen. Frank ging ins Rennen, etwas später folgten Marcos und Cadel. Vor Jörg kam nur noch Vinokurov, dann war auch der Ansbacher dran. Ein starker Zeitfahrer nach dem anderen, aber Markus musste noch warten. Er zog sich seine Rennkleidung an, ging aus dem Teambus, nahm sich seine Rennmaschine. Endlich, sein Name wurde aufgerufen. Er rollte zum Start, unterzog sein Rad einer letzten Kontrolle, zurrte den Helmriemen fest. Aus seinem Ohr hörte er, dass Jörg bei der ersten Zwischenzeit vor Cadel führte, aber es würden ja noch einige kommen. Michael verschwand in der Ferne, Vladimir Karpets rollte von der Rampe, der Starter bat ihn herauf. Ein letztes Richten seiner Brille, ein letztes Einklicken in die Pedalen, der Mann neben ihm zählte die Sekunden herunter. Das Rennen hatte begonnnen, er fuhr mit kräftigen Tritten los, schaltete hoch, suchte seinen Rhythmus.

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Schnell fand er seinen Tritt, rund und gleichmäßig fuhr er die ersten Meter der Strecke. Aus seinem Ohr erfuhr Markus, das Christophe Moreau die Bestzeit nicht nur unterboten, sondern geradezu pulverisiert hatte, doch das interessierte ihn jetzt wenig. Wichtig war sein Rennen, um die anderen könnte er sich später kümmern. Schnell erreichte er die erste Steigung, aber sonderlich steil waren die drei Kilometer nicht, in der Spitze zwei Prozent. Ein leichtes Gefälle, doch Ausruhen konnte man sich nicht, das Tempo musste hoch bleiben. Da kam schon die erste Zwischenzeit, bald würde er wissen, ob sein gutes Gefühl bestätigt würde.
„Platz sieben, eins vierzehn auf Moreau, zwei Sekunden auf Jörg, drei auf Platz vier.“ Das hörte sich doch schon einmal gut an, Cadel befand sich dreizehn Sekunden hinter ihm. Moreau fuhr scheinbar in einer anderen Liga, vorne hatte er Jörg eingeholt. Aber der war nicht schlecht gefahren, dann hätte er nicht den Abstand zu Vinokurov aufholen können, der Franzose war offensichtlich bärenstark. Aber jetzt musste er sich auf sein Rennen konzentrieren, seinen Rhythmus beibehalten, sich nicht zu einem zu schnellen Tritt verleiten lassen, aber auch nicht bummeln.

Ein extrem schmaler Grat war es zwischen dem Überziehen und dem Verlieren von wertvoller Zeit, keine leichte Aufgabe. Und ob er scheitern würde, konnte man erst im Ziel sehen. Fast flach war es bis zur nächsten Zeitnahme, wenige störende Steigungen oder Abfahrten, selten ging es um Kurven. Kilometer um Kilometer schob er sich vorwärts, aber wie schnell war er? Die Zeitnahme kam, bald würde er es wissen.
„Das sieht gut aus, fünfter Platz, knapp hinter Jörg. 1:42 auf Moreau, hinter dir kommt nur noch Ullrich. Zehn Sekunden schneller als Cadel, jetzt leg noch mal zu wenn du kannst.“ Eine Verbesserung, aber jetzt würde es hart werden. Die letzten zwanzig Kilometer müssten über seinen Erfolg entscheiden, eine Top-Platzierung war zum Greifen nahe. Aber noch hatte er eine halbe Stunde Fahrt vor sich, noch musste er sich quälen, noch konnte er alles verlieren… Die Abstände würden heute groß werden, das war klar, ein Vorteil für einen starken Zeitfahrer, den er nutzen musste. Im Ziel hatte sich das Feld weit auseinandergefahren, Jörg hatte als zweiter fast zwei Minuten Rückstand, Levi Leipheimer als fünfter mehr als das Doppelte. Wo würde er sich einreihen? Die Chance auf eine tolle Ausgangsposition für die Berge war da, er musste noch diesen letzten Teil des Rennens dafür arbeiten. Die letzte kurze Steigung, steiler als die vorherigen, die letzten Reserven aus sich herausholen, alles tat weh, das Atmen wurde unerträglich schwer, aber bald würde es vorbei sein, bald würde er den Lohn ernten… Aus seinem Kopfhörer drangen Anfeuerungsrufe, er musste kämpfen, durfte nicht aufgeben, die letzten Kilometer.

Markus tauchte ins Ziel ein, schaute auf die Anzeigetafel und sah seinen Namen aufleuchten, daneben eine große, leuchtende vier. Platz vier, und auf dem letzten Abschnitt hatte er nichts verloren, abgesehen von vier Hundertstel-Sekunden. Eine grandiose Leistung, er war stolz auf sich. Doch jetzt musste er sich erst einmal wieder regenerieren, die erstbeste Steinmauer musste als Sitz herhalten, damit er nicht umfiel. Ein Betreuer kam, reichte im etwas zu Trinken und eine Decke, führte ihn in den Bus. Jetzt musste er sich umziehen, die übliche Prozedur, wie nach jedem anderen Rennen auch.

Langsam kam er wieder zu Kräften, trat aus dem Bus, das erste Kamerateam wartete auf ihn. Zum Glück hatte Holczer noch kurz zuvor mit ihm gesprochen, ihm zu seinem endgültigen fünften Platz gratuliert, ihm noch einige Interview-Tipps gegeben. Ob er diese Leistung erwartet hätte, fragte man ihn. Natürlich hatte er sich vorgenommen, sich stark zu präsentieren, aber mit einem solchen Erfolg hatte er nicht gerechnet. Über die Taktik im Rennen wollte der Reporter aufgeklärt werden, das war im Grunde einfach zu beantworten: Er war langsam gestartet und hatte sich permanent gesteigert. Die Frage nach seinen weiteren Ambitionen kam, das hatte er erwartet. Doch vorläufig stapelte er tief: „Ich habe zwei schöne Erfolge gefeiert, jetzt will ich weiter gute Leistungen bringen. Aber ein bestimmtes Ziel setze ich mir nicht, es ist ja noch nicht einmal die Kapitänsfrage geklärt. Dazu ist es noch zu früh.“ Ob er vielleicht mit dem weißen Trikot liebäugelte? „Jetzt habe ich es erst mal verloren, es waren schöne Tage in Grün und Weiß. Aber wozu es am Ende vielleicht reichen könnte, kann man erst im Verlauf der Tour sagen, vielleicht nach den Pyrenäen.“

Damit war auch das fertig, jetzt fuhr er mit den anderen ins Hotel, wo man die Etappe und die Gesamtwertung analysieren wollte. Ein starkes Ergebnis hatte die Mannschaft gebracht, vier Mann unter den besten Zehn, Christophe Moreau hatte mit dem Sieg auch Gelb übernommen. Große Abstände gab es, Georg hatte als 28. sechseinhalb Minuten verloren, auch andere Favoriten waren weit zurückgeblieben.

5.Etappe: Avranches – Saint-Malo:
1 Christophe Moreau AG2R Prévoyance 1h32'51
2 Jan Ullrich T-Mobile Team + 29
3 Floyd Landis Phonak Hearing Systems + 1'18
4 Vladimir Karpets Illes Balears + 1'32
5 Markus Fothen Gerolsteiner + 1'43
6 Jörg Jaksche Gerolsteiner + 1'52
7 Cadel Evans Gerolsteiner + 2'20
8 Denis Menchov Rabobank + 3'10
9 Michael Rich Gerolsteiner + 3'25
10 Victor Hugo Pena Phonak Hearing Systems + 3'26

13 Levi Leipheimer Phonak Hearing Systems + 4'38
14 Paolo Savoldelli Discovery Channel + 4'46
15 Yaroslav Popovych Discovery Channel + 5'08
16 Francisco Mancebo AG2R Prévoyance + 5'10
18 Alexandre Vinokourov Liberty Seguros + 5'21
25 Andrey Kashechkin Fassa Bortolo + 6'16
26 Alejandro Valverde Illes Balears + 6'22
28 Georg Totschnig Gerolsteiner + 6'34
30 Marcos Serrano Gerolsteiner + 6'52
47 Frank Schleck Gerolsteiner + 7'30
48 Andreas Klöden T-Mobile Team + 7'32
54 Ivan Basso Team CSC + 7'48
57 Roberto Heras Liberty Seguros + 7'54
63 José Azevedo Discovery Channel + 8'08
68 Damiano Cunego Lampre - Caffita + 8'30
69 Michael Rasmussen Rabobank + 8'36
72 José Rujano Colombia - Selle Italia + 8'51
104 Bobby Julich Team CSC + 9'40
117 Fabian Wegmann Gerolsteiner s.t.


Gesamtwertung:
1 Christophe Moreau AG2R Prévoyance 16h00'05
2 Jan Ullrich T-Mobile Team + 13
3 Floyd Landis Phonak Hearing Systems + 1'13
4 Vladimir Karpets Illes Balears + 1'22
5 Markus Fothen Gerolsteiner + 1'31
6 Jörg Jaksche Gerolsteiner + 1'52
7 Cadel Evans Gerolsteiner + 2'20
8 Denis Menchov Rabobank + 3'04
9 Michael Rich Gerolsteiner + 3'18
10 Victor Hugo Pena Phonak Hearing Systems + 3'22

13 Paolo Savoldelli Discovery Channel + 4'41
14 Levi Leipheimer Phonak Hearing Systems + 4'48
15 Yaroslav Popovych Discovery Channel + 5'07
16 Francisco Mancebo AG2R Prévoyance + 5'08
17 Alexandre Vinokourov Liberty Seguros + 5'21
25 Andrey Kashechkin Fassa Bortolo + 6'18
26 Roberto Heras Liberty Seguros + 6'25
27 Alejandro Valverde Illes Balears + 6'27
29 Georg Totschnig Gerolsteiner + 6'43
31 Marcos Serrano Gerolsteiner + 6'53
45 Frank Schleck Gerolsteiner + 7'33
53 Ivan Basso Team CSC + 7'57
55 José Azevedo Discovery Channel + 8'12
59 Damiano Cunego Lampre - Caffita + 8'42
61 Michael Rasmussen Rabobank s.t.
63 José Rujano Colombia - Selle Italia + 8'56


Viele Favoriten hatten schon riesige Abstände nach vorne, zwar standen die Berge noch bevor und das letzte Wort war noch lange nicht gesprochen, aber für viele würde es sehr schwer werden, und nicht wenige würden in den Pyrenäen unter Zugzwang stehen. Für den Rennverlauf konnte das ein günstiger Effekt sein, allerdings war es auch möglich, dass die Spannung völlig verpuffte. Denn die großen Rückstände würden Angriffe erfordern, die den Gesamtführenden in Schwierigkeiten bringen könnten, aber falls dessen Team stark genug war, würde es reichen, das Rennen zu kontrollieren. AG2R war das wohl nicht zuzutrauen, aber T-Mobile hatte natürlich viele starke Kletterer in seinen Reihen, aber ob sie die gesamte Kletterelite in Schach halten könnten? Man würde es sehen, es stand auf jeden Fall eine spannende Tour im Jahr eins nach Armstrong bevor…

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DeathMayoRider
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Beitrag: # 325947Beitrag DeathMayoRider
8.1.2006 - 20:15

Also die Qualität ist der absolute Wahnsinn. Lange Beiträge und echt stark geschrieben.
Leider nicht soviel, aber vielleicht ist das auch besser so.
Meine Meinung kann mir NIEMAND nehmen.

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Henrik
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Beitrag: # 326593Beitrag Henrik
13.1.2006 - 13:44

Ausreißer holt Etappensieg

Bei der sechsten Etappe der Tour de France 2006 hat mit Matteo Tosatto vom Fassa Bortolo-Team der sechste Profi einen Sieg feiern können. Tosatto stellte auf den letzten Metern noch seinen Fluchtgefährten Andrea Tafi (Saunier Duval), der hinter Anthony Geslin von Bouygues Telecom dritter wurde. Robbie McEwen führte das Hauptfeld anderthalb Minuten später über die Ziellinie.

Früh hatte sich während des 218 Kilometer langen Teilstücks zwischen Saint-Malo und Saint-Nazaire eine achtköpfige Spitzengruppe mit größtenteils unbekannteren Fahrern und ohne deutsche Beteiligung gebildet, die sich schnell einen Vorsprung erarbeitete. Lange betrug der Abstand zum Feld etwa neun Minuten, bevor die Sprinterteams mit der Verfolgungsarbeit begonnen, um einen Massensprint zu erreichen. Der Rückstand auf die Ausreißer schrumpfte jetzt permanent, alles schien nach Plan zu laufen. Doch 45 Kilometer vor dem Ziel beendete Credit Agricole die Mitarbeit, das Tempo verschleppte sich und die inzwischen nur noch mir viereinhalb Minuten führenden Angreifer sahen eine neue Chance. Erst zwanzig Kilometer vor dem Ziel setzte das Feld die konsequente Aufholjagd fort; zu spät, wie sich später herausstellen sollte. Die acht Fahrer machten den Sieg unter sich aus, Andrea Tafi eröffnete das Finale mit einer Attacke 7000 Meter vor dem Ziel. Sein Antritt halbierte die Verfolgergruppe, lange fuhr er das Rennen von vorne. Doch auf dem letzten Kilometer wurde er gestellt und von den beiden Erstplatzierten überholt. „Schade, ich hätte gerne noch einen Sieg bei der Tour gefeiert im Herbst meiner Karriere. Aber mir fehlte durch die lange Fahrt an der Spitze die Kraft, um den Antritt durchzuziehen“, zeigte sich der 39-jährige Italiener enttäuscht. Matteo Tosatto dagegen, in dieser Saison bisher unauffällig, war überglücklich über den Sieg: „Das ist zweifellos einer der größten Erfolge meiner Laufbahn, besonders nach dem enttäuschenden Frühjahr freut mich dieser Erfolg um so mehr. Tafi war heute stark, aber am Ende fehlte ihm die Kraft und ich konnte mich knapp gegen Geslin durchsetzen.“

Im Hauptfeld war Robbie McEwen der Schnellste, mit seinem neunten Platz verteidigte er das grüne Trikot. Aber für die weitere Tour sagt er einen harten Kampf voraus: „Wir Sprinter hatten bisher vier Chancen, nur zwei konnten wir nutzen. Wenn wir unsere Möglichkeiten weiter so verschleudern, wird es spannend im Kampf um Grün. Dann kann vielleicht auch ein Bergfahrer gewinnen, beispielsweise Alejandro Valverde, der ist auch im Schlusssprint nicht schlecht.“ In der Gesamtwertung blieb alles beim Alten, Jan Ullrich liegt weiter 13 Sekunden hinter Christophe Moreau auf Platz zwei, Markus Fothen und Jörg Jaksche sind vierter bzw. fünfter. „Heute war eine typische Flachetappe, das Ende war hart, aber nach dem anspruchsvollen Zeitfahren konnte ich mich langsam wieder regenerieren“, so Ullrich zum Rennen. Für den weiteren Verlauf des Rennens zeigte er sich optimistisch: „Die Tour läuft gut, viele Konkurrenten haben bereits einiges an Rückstand. Aber es wird spannend in den Bergen, da erwartet uns ein harter Kampf.“ Morgen steht das mit 232 Kilometern längste Teilstück der Tour an, das tellerflache Teilstück ist die nächste Chance für einen Massensprint.

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Henrik
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Beitrag: # 326833Beitrag Henrik
15.1.2006 - 9:56

Tour wird zum Ausreißer-Rennen

Fabio Sacchi aus dem Team Fassa Bortolo hat die siebte Etappe der Tour de France über 233 Kilometer von Montaigu nach Angoulême gewonnen. Der Italiener setzte sich im Sprint einer kleinen Gruppe gegen Gianluca Sironi (Liquigas-Bianchi), Walter Beneteau (Bouygues Telecom) und Salvatore Comesso (Lampre-Caffita) durch, mit denen er mehr als 200 Kilometer an der Spitze des Rennens verbracht hatte.

Früh bildete sich eine Ausreißergruppe, nach etwa 20 Kilometern stand ein Septett um Sacchi, Beneteau, Comesso und Sironi. Der Vorsprung wuchs schnell auf zehn Minuten, das Feld ließ die Ausreißer lange Zeit gewähren. 110 Kilometer vor dem Ziel begann man dann mit der Nachführarbeit, die Sprinter hatten den festen Vorsatz, heute einen Massenspurt herbeizuführen. Anfangs beteiligten sich nur Davitamon-Lotto und Discovery Channel, alles schien nach Plan zu laufen. Aber als sich nach 50 Kilometern immer noch kein anderes Team eingeschaltet hatte, begann die Uneinigkeit im Feld: Auch Davitamon und Discovery zogen sich von der Spitze zurück, es dauerte lange, bis das Feld neu organisiert war und mehrere Teams in die Arbeit einstiegen. Aber diese Phase hatte das Rennen entschieden, die Ausreißer kamen durch, auch wenn drei Fahrer, darunter der Australier Allan Davis, noch den Anschluss verloren und vom Feld geschluckt wurden. Im Sprint setzte sich dann Sacchi durch.

Aber während der letzten Versuche, im Feld Tempo zu machen, gab es auch den ersten Massensturz der Tour 2006, und mehrere prominente Fahrer waren darin verwickelt: Unter anderem verloren Chavanel (COF), Casar (FDJ) und Patrik Sinkewitz (TMO) den Anschluss. Sinkewitz musste sich kurz behandeln lassen und verlor viel Zeit. „Aber es geht schon wieder, der Zeitverlust ist ärgerlich. Vielleicht lässt das Feld mich dann ja einmal wegfahren, und meine Hauptaufgabe ist ja, Jan zu helfen. Darauf liegt meine ganze Konzentration, wir wollen in den Bergen die günstige Ausgangslage nutzen“, gab der Fuldaer Entwarnung und sagte für die Pyrenäen einen harten Kampf an. In der Gesamtwertung änderte sich unterdessen nichts, Jan Ullrich liegt weiterhin 13 Sekunden hinter Christophe Moreau zurück auf Platz zwei.
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Zeitlich kriege ich im Moment nicht mehr hin. Die Zeitungsberichte sollen so ein bisschen überführen und von den Flachetappen berichten, in den Bergen wechsel ich wieder die Perspektive.

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Kim Kirchen
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Beitrag: # 327070Beitrag Kim Kirchen
16.1.2006 - 20:56

flachetappen sind sowieso immer so ein langweiliges ding. gut, man kann ein paar schöne screenies schiessen, aber für mich als leser gefällt mir die überbrückung sehr gut. aber ich warte wieder gespannt auf die sicht von markus! ;)

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Henrik
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Beitrag: # 327168Beitrag Henrik
17.1.2006 - 19:01

Dax, eine schöne Stadt, in die sie einrollten. Nein, nicht einrollten, sondern einrasten. Nichts, was links oder rechts der Straße war, konnte er jetzt noch wahrnehmen, das Tempo war zu hoch. Verständlich, noch fünf Kilometer bis ins Ziel, und noch waren die Ausreißer vorne. Eine inzwischen auf drei Fahrer dezimierte Gruppe um Michael Rich, knapp dahinter das Feld. Davitamon hatte sich in beinahe kompletter Mannschaftsstärke vor das Feld gespannt, die wenigen Sekunden sollten eliminiert werden, ein weiter Sieg für McEwen musste vor den Bergen her. Daher gab man jetzt Gas, um nicht wie schon an den letzten beiden Tagen am Etappensieg vorbeizuschießen, um nicht schon jetzt die Verlierer der Tour zu sein. Doch der Abstand schmolz, vorne waren die drei verbliebenen Trikots zu sehen, schade für Michael. Es war sein Ziel gewesen, einen Angriff auf Gelb zu starten, das hatte er heute getan. Doch das Feld hatte die Gruppe stets kontrolliert, AG2R wollte unbedingt mit dem Trikot in die Berge fahren. So war der Rückstand des großen Pelotons nie auf mehr als vier Minuten gestiegen, die Fahrer waren immer in Reichweite gewesen. Und jetzt war es soweit, der Angriff war vorbei. Michael tauchte auf, ein paar Worte wechselten sie. Jetzt galt es nur noch, im Feld anzukommen, die Männer vorne den Kampf um den Sieg entscheiden lassen. Fabian sollte heute vielleicht reinhalten, noch einen Test vor den Bergen ablegen. Doch es reichte nur zu einem Platz über zehn, schade. Vorne war es knapp, aber am Ende jubelte ein Davitamon-Fahrer. Doch auch ein Teamkollege war noch vorne, wer hatte gewonnen? McEwen hatte den Sieg geholt, damit seine Führung im Kampf um das grüne Trikot verteidigt. Auch Markus rollte ins Ziel, neben ihm Marcos. Der Spanier hatte sich mit ihm unterhalten, sie hatten über die Berge gewitzelt, Tipps abgegeben. Marcos rechnete mit einer Überraschung. „Entweder macht Moreau das Ding, oder Vinokurov holt die fünf Minuten auf. Dem traue ich das zu, wenn er sich keine Schwächen erlaubt.“ Markus dagegen war fest von einem zweiten deutschen Toursieg überzeugt und glaubte nach den starken Zeitfahren an Jan Ullrich, der deutsche hatte sich schon zu Beginn bärenstark präsentiert. Übermorgen würde es einen ersten Fingerzeig geben, bevor dann nach Arcalis ein kurzes, aber extrem anspruchsvolles Teilstück anstand. Man würde sehen, wer der stärkste war, schon nach den Pyrenäen wäre vielleicht eine Prognose möglich.

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Henrik
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Beitrag: # 327497Beitrag Henrik
21.1.2006 - 12:03

Die Atmosphäre hatte sich verschärft, alles war angespannter, das schien zum Greifen nahe. Auch Markus war nervöser, jeder Handgriff saß, alles war überlegt. Gestern war er gemeinsam mit seinem Zimmernachbarn, Jörg, nach dem Transfer nach Pau noch zu einer kleinen Trainingsrunde aufgebrochen, um den Rhythmus beizubehalten, um nicht aus dem Tritt zu kommen. Aber die schweren Pyrenäen hatten sie nur leicht berührt, sie waren nicht wirklich hineingefahren, hatten nur einige kurze Steigungen getestet. Heute würde dann die erste Bergetappe stattfinden, von Pau nach Loudenvielle. Dabei würden sich vier schwere Berge in den Weg stellen, kein leichtes Unterfangen heute. Den Anfang würde der Soulor machen, dann mit dem legendären Tourmalet der erste HC-Berg, bevor zum Abschluss noch zwei Anstiege der zweiten Kategorie, der Col d’Aspin und der Col de Val Louron-Azet, zu bewältigen waren. Von letzterem waren es dann noch elf Kilometer bergab ins Ziel, wo man heute am späten Nachmittag mehr über die Favoriten sagen könnte.

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Der Start, jetzt begann das Rennen. Noch war es ein lockeres, gemütliches Tempo, schnell fand sich die obligatorische Ausreißergruppe, heute waren es fünf Fahrer um Jörg Ludewig und Christophe Brandt. Gerolsteiner hatte keinen Mann mitgeschickt, man wollte heute den Rennverlauf abwarten. AG2R kontrollierte das Feld, präsentierte sich als starke Mannschaft. Ob das nach den Bergen noch so sein würde, bezweifelte Markus, er schätzte das französische Team als nicht so kletterstark ein wie beispielsweise T-Mobile oder Liberty Seguros. Kurz vor Beginn des ersten Anstiegs kam dann die erste Schrecksekunde für einen Favoriten: Ivan Basso meldete Defekt, konnte sich aber mit der Hilfe von sieben Teamkameraden wieder zurückarbeiten. Am Fuße des Col du Soulor stieg Illes Balears vorne mit ein, die Geschwindigkeit war weiterhin nicht besonders hoch, der Abstand zur Spitze betrug mittlerweile sieben Minuten. Noch konnte Markus ohne Probleme mithalten, sein Tritt war ruhig und rhythmisch. Zehn Kilometer vor dem Ende des Anstieges schaltete sich dann T-Mobile mit einigen ihrer starken Kletterer ein, doch es war noch kein Ausscheidungsfahren, das würde noch dauern.

Als der erste Anstieg passiert war, hatten bereits zwei Männer in Zyanblau den Anschluss ans Feld verloren, Peter Wrolich und Michael Rich konnten nicht mehr mithalten. Auch viele andere hatten den Anschluss nicht halten können, das Feld war in viele Teile zersprengt worden. Eine zwanzigköpfige Gruppe um Savoldelli, Mancebo, Cunego, Popovych, Rujano, Rasmussen, Heras und Vinokurov machte den Anfang, T-Mobile hatte eine Lücke von zwei Minuten aufreißen lassen, als es an den Tourmalet ging. Als einziger Topfavorit hing Ivan Basso anderthalb Minuten zurück, vielleicht würde er die erste Enttäuschung der Tour sein. Noch machte sich niemand wirklich Sorgen um die Lücke zu der prominenten Gruppe, noch hielt sich alles im Rahmen. Und schon zehn Kilometer unterhalb der Passhöhe schlossen die beiden Pulks wieder zusammen, auch die ehemalige Spitzengruppe hatte ihre Attacke beendet. Nur noch Savoldelli, Scarponi und die beiden Saunier-Profis Zaugg und Jeker fuhren vor dem Feld, die ließ man jetzt etwas ziehen. Der Kapitän der beiden letzteren, Gilberto Simoni, fand sich dagegen schon jetzt bei Ivan Basso hinter dem Feld wieder, für die beiden Italiener würde es ein ganz harter Tag werden. Der Berg zog sich lang hin, aber noch waren es einige Kilometer bis ins Ziel und das Tempo war nicht zu hoch angeschlagen. Vor der Bergwertung attackierten Rujano und Kashechkin, die offensichtlich auf die Punkte aus waren und gemeinsam mit Fabian Jeker vom Feld wieder geschluckt wurden. Weitere prominente Namen mussten jetzt abreißen lassen, unter anderem Jose Azevedo, Roberto Heras und die drei Liquigas-Kapitäne Di Luca, Pelizotti und Garzelli hatten etwa vierzig Sekunden Rückstand und kämpften um den Anschluss, doch als das Feld mit zwei Minuten Rückstand in den Aspin fuhr, waren sie wieder dabei.

Für Markus begann jetzt der aufregende Teil, die erste Schlussphase einer Tour-Etappe für ihn. Und er war sich sicher, dass es Attacken und heute Abend vielleicht einen neuen Gesamtführenden geben würde. Er fühlte sich noch gut, und das Rennen war, nach den Problemen von vielen starken Fahrern zu urteilen, inzwischen in vollem Gange. Also ein gutes Zeichen, positiv gestimmt fuhr er in den Anstieg des Aspins. Etwas überraschend hatten Moreau und Mancebo noch fünf Helfer bei sich, aber das würde sich bei den ersten Verschärfungen wohl ändern. Jetzt attackierten die Favoriten: Das Amerikanische Meistertrikot verschwand, Floyd Landis war angetreten. Mit ihm abgesetzt hatten sich Alejandro Valverde und Thomas Voeckler, erfreulicherweise konnte Frank Schleck ihre Hinterräder halten. Zu viert fuhren sie zur Spitze auf, zu dritt hängten sie die anderen ab; Voeckler musste reißen lassen. Aber es war nur eine halbe Minute bis zum Feld, pünktlich zum Gipfel waren sie gestellt. Fabian hatte den Anschluss verloren, bei Frank musste man nach der Attacke abwarten, wie viel Kraft er verschlissen hatte. Aber am letzten Anstieg wären sie sowieso praktisch auf sich allein gestellt, dann würde nur noch der eigene Körper, der eigene Kampfgeist zählen.

Viele Favoriten fehlten vorne, Andreas Klöden hatte sich in der Tempoarbeit verschlissen, Paolo Savoldelli war vom Angriff geschlaucht. Aber auch seine Teamkollegen Azevedo und Popovych bekamen nun Probleme, genau wie Roberto Heras, der erneut einige Sekunden zurücklag. Bis zum letzten Anstieg kamen sie auch nicht mehr heran, die nächsten würden bald abfallen. Das Riesentalent Rujano konnte den Anschluss als erstes nicht mehr wahren, das nächste Opfer hieß Alejandro Valverde. Das Tempo wurde angezogen, Jan Ullrich übernahm das Ruder. Jetzt musste er beißen, er durfte den Anschluss nicht verlieren. Stur hielt er den Blick auf das Hinterrad des großen Deutschen gerichtet. Als er sich das nächste Mal nach hinten umdrehte, war die Lücke da, sechs Fahrer hatten sich abgesetzt. Cadel fuhr an seiner Seite, Jörg und Georg waren weiter hinten. Neben Ullrich waren noch Menchov, Mancebo und etwas überraschend auch Kashechkin dabei. Der Spanier erhöhte die Frequenz, wieder mussten sie über die Schmerzensgrenze gehen. Wenigstens sahen die anderen jetzt auch nicht mehr frisch aus, das kasachische Meistertrikot verabschiedete sich nach hinten.

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Wo war eigentlich der sympathische Vorgänger von Kashechkin? Mit Vino hatte er sich angefreundet, sie hatten sich gut verstanden. Der angriffslustige Liberty-Fahrer fuhr mit an der Spitze der Verfolger, etwas mehr als eine Minute zurück. Kaschechkin wurde geschluckt, aber Markus musste sich auf das Rennen vorne konzentrieren, noch einen Kilometer bis zum Gipfel. Und seit einem Kilometer machte er jetzt für Cadel das Tempo, wollte verhindern, dass Ullrich oder einer der anderen eine Attacke wagte. Unterdessen gab es hinten die letzten verzweifelten Angriffe, unter anderem von Vinokurov, Valverde und erneut Kaschechkin. Auch Moreau startete noch einen letzten Versuch, sein Trikot zu verteidigen. Der Rest der Gruppe sprengte ebenfalls auseinander, aber das war jetzt unwichtig, denn der letzte Kilometer nahte. Da war das rote Dreieck, die letzten 1000 Meter. Mancebo trat an, jetzt musste Markus noch einmal seine letzten Kräfte in die Wagschale werfen, alles geben. Seine Beine schrieen noch ein letztes Mal nach Erholung, das würde heute nicht zum Sieg reichen, aber trotzdem musste er alles geben… Als dritter fuhr er ins Ziel, Jan Ullrich war hinter dem Spanier zweiter geworden und hatte die Gesamtführung übernommen.

Hinter ihnen kamen vereinzelt Grüppchen ins Ziel, Markus taumelte völlig erschöpft in Richtung Teambus. Langsam kam er wieder zu Kräften, langsam konnte er sich über das Ergebnis freuen. Denn er hatte auch Platz drei in der Gesamtwertung übernommen und dürfte morgen das weiße Trikot tragen, den ganzen Tag über und insbesondere am Schlussanstieg war er sehr stark gefahren und hatte gut mit Cadel harmoniert. Ein starkes Ergebnis war der verdiente Lohn.

9.Etappe: Pau – Loudenvielle:
1 Francisco Mancebo AG2R Prévoyance 5h05'35
2 Jan Ullrich T-Mobile Team s.t.
3 Markus Fothen Gerolsteiner s.t.
4 Cadel Evans Gerolsteiner s.t.
5 Denis Menchov Rabobank s.t.
6 Nicolas Fritsch Saunier Duval + 1'02
7 Christophe Moreau AG2R Prévoyance s.t.
8 Alexandre Vinokourov Liberty Seguros s.t.
9 Andrey Kashechkin Fassa Bortolo + 1'21
10 Alejandro Valverde Illes Balears s.t.

13 Floyd Landis Phonak Hearing Systems s.t.
16 Vladimir Karpets Illes Balears s.t.
17 Michael Rasmussen Rabobank s.t.
19 Damiano Cunego Lampre - Caffita s.t.
20 Danilo Di Luca Liquigas - Bianchi s.t. 21
22 Levi Leipheimer Phonak Hearing Systems s.t.
24 Jörg Jaksche Gerolsteiner s.t.
26 Oscar Sevilla T-Mobile Team + 2'42
27 Georg Totschnig Gerolsteiner s.t.
28 Frank Schleck Gerolsteiner s.t.
29 Marcos Serrano Gerolsteiner s.t.
32 Roberto Heras Liberty Seguros + 4'42
34 Yaroslav Popovych Discovery Channel s.t.
35 Eddy Mazzoleni T-Mobile Team s.t.
36 José Rujano Colombia - Selle Italia s.t.
47 Fabian Wegmann Gerolsteiner + 6'50
48 Paolo Savoldelli Discovery Channel s.t.
49 Michele Scarponi Liberty Seguros + 7'06
50 José Azevedo Discovery Channel s.t.
52 Stefano Garzelli Liquigas - Bianchi s.t.
63 Ivan Basso Team CSC + 10'34
76 Gilberto Simoni Saunier Duval + 13'30



Gesamtwertung:
1 Jan Ullrich T-Mobile Team 35h17'07
2 Christophe Moreau AG2R Prévoyance + 1'01
3 Markus Fothen Gerolsteiner + 1'22
4 Cadel Evans Gerolsteiner + 2'19 Player
5 Floyd Landis Phonak Hearing Systems + 2'33
6 Denis Menchov Rabobank + 2'57
7 Vladimir Karpets Illes Balears + 3'04
8 Jörg Jaksche Gerolsteiner + 3'34
9 Francisco Mancebo AG2R Prévoyance + 4'43
10 Alexandre Vinokourov Liberty Seguros + 6'22

11 Levi Leipheimer Phonak Hearing Systems + 6'30
12 Andrey Kashechkin Fassa Bortolo + 7'38
13 Alejandro Valverde Illes Balears + 7'47
18 Thomas Voeckler Bouygues Telecom + 9'03
20 David Moncoutié Cofidis + 9'13
21 Georg Totschnig Gerolsteiner + 9'24
22 Danilo Di Luca Liquigas - Bianchi + 9'26
23 Marcos Serrano Gerolsteiner + 9'34
25 Yaroslav Popovych Discovery Channel + 9'48
26 Frank Schleck Gerolsteiner + 10'14
27 Damiano Cunego Lampre - Caffita + 10'24
28 Oscar Sevilla T-Mobile Team + 10'25
29 Michael Rasmussen Rabobank + 10'36
30 Roberto Heras Liberty Seguros + 11'06
32 Paolo Savoldelli Discovery Channel + 11'30
33 Franco Pellizotti Liquigas - Bianchi + 11'32
36 José Rujano Colombia - Selle Italia + 13'37
42 José Azevedo Discovery Channel + 15'17
48 Michele Scarponi Liberty Seguros + 16'27
53 Fabian Wegmann Gerolsteiner + 17'11
55 Ivan Basso Team CSC + 18'30
73 Gilberto Simoni Saunier Duval + 23'44


Die großen Verlierer des Tages hießen sicherlich Simoni und Basso, Jan Ullrich durfte wieder Gelb tragen, Mancebo hatte sich wieder in den Kreis der Topfavoriten gefahren und auch andere hatten starke Leistungen gezeigt. Ebenfalls zu den Gewinnern zählten an diesem Tag Markus und Cadel, Georg dagegen durfte sich schon fast von der Kapitänsrolle verabschieden. Jörg hatte noch die Optionen nach vorne, sein Rückstand war nicht allzu groß. Morgen würden die nächsten Abstände entstehen, die nächsten Verlierer würden aus der Etappe hervorgehen, Basso hätte bei der ersten Bergankunft die Chance zur Revanche. Auf jeden Fall, da war Markus nach dem heutigen Rennen beinahe sicher, stünde ein spannendes Finale in Arcalis bevor.

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Henrik
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Beitrag: # 328104Beitrag Henrik
25.1.2006 - 20:27

Ein absolutes Hammerteilstück wartete auf das Peloton, an vier Bergen mussten sich die Fahrer heute schinden. Die zehnte Etappe war zwar nur 152 Kilometer lang, aber die Organisatoren hatten ordentliche Schwierigkeiten eingebaut: Von Quillan, gerade mal auf etwa 300 Metern gelegen, ging es auf den Port de Pailhères, rund 1700 Meter höher. Nach der Abfahrt war zwischen Ax-les-Thermes und dem Port d’Envalira (das Dach der Tour wurde heute zum ersten Mal überquert) ein ähnlicher Höhenunterschied zu bewältigen. In Andorra warteten dann noch der Col d’Ordino und der Schlussanstieg hinauf nach Arcalis. Insgesamt mehr als 80 Kilometer Anstieg, heute würde sich die Spreu vom Weizen trennen.

Das merkte auch Markus, nach seinem starken Auftritt von gestern hatte er sich fest vorgenommen, sich heute ähnlich stark zu präsentieren, eine Top-Leistung zu zeigen. Aber es würde hart werden, sein Wille war mehr als sonst gefordert bei der ersten Bergankunft der Tour 2006, die auch die erste Bergankunft nach der Ära Armstrong darstellte. Wer würde dem Amerikaner nachfolgen, der beim Auftakt im Hochgebirge immer stark gewesen war und sich damit auch zum Mitfavoriten auf den obersten Podestplatz machen können? 152 Kilometer, dann würde man mehr wissen.

Das Rennen begann pünktlich, jetzt würde es darauf ankommen, ob er seine Leistung von gestern bestätigen, sich unter den großen beweisen könnte. Schnell hatte sich eine Gruppe gefunden, unter den sechs Fahrern der Belgier Christophe Brandt und der Italiener Vincenzo Nibali. Die Gruppe machte die ersten Wertungen, eine Sprint- und eine kleine Bergwertung, unter sich aus, während die Straße immer steiler anstieg. Jetzt waren sie in den Bergen angekommen, der schreckliche Anstieg zu Port de Pailhères hatte richtig begonnen. Aber noch wurde nicht auf die Geschwindigkeit gedrückt, es war noch nicht einmal ein Abtasten der Favoriten. Der Gipfel rückte näher, und beruhigt stellte er fest, dass er noch problemlos mitfahren konnte. Da war die Bergwertung, sieben Minuten Abstand wurden aus dem Auto mitgeteilt, alles noch im Rahmen. Jetzt galt es, aufzupassen und die Konzentration beizubehalten, um im noch großen Feld nicht zu Fall zu kommen und dadurch die ganze Rundfahrt vergessen zu können.

T-Mobile kontrollierte das Tempo, noch war es nicht zu viel, noch hielt sich alles im Rahmen. Die Abfahrt war schnell genommen, die Beine hatten sich wieder erholt, er war bereit für den zweiten Anstieg, die Steigung zum Dach der Tour, dem Port d’Envalira. 35 Kilometer höchste Anstrengung, 35 Kilometer Anspannung, das Warten auf den Beginn des Ausscheidungsfahren. Wann würde T-Mobile anziehen, wann würden die Gegner das Feuer eröffnen? Fragen, die man nicht beantworten konnte, aber eigentlich war es egal. Denn wenn es erst einmal soweit war, dann würde es nur noch auf ihn ankommen, auf seine Stärke, auf seinen Willen. Bis dahin musste er wachsam fahren, um sich sein großes Ziel nicht zu versauen durch eine Unachtsamkeit, keine Kleinigkeit durfte fehlen im großen Gesamtbild, alles musste stimmen. Nur dann könnte er auch vorne mitfahren, seinen eigenen Ansprüchen gerecht werden. Aber neben seinen eigenen Erwartungen waren auch die in der Heimat gestiegen, der Druck hatte sich nach den letzten Tagen drastisch erhöht. Jan Ullrich in Gelb, Markus Fothen als Gesamtdritter in Weiß, Jörg Jaksche auf Platz acht, das alles ließ die Erwartungen in die Höhe schnellen, vielleicht höher als gut. Aber damit musste man sich abfinden, er wollte die Situation jedenfalls nicht tauschen, denn es sah gut aus für eine vordere Platzierung und vielleicht sogar den Gewinn eines Trikots.

Aber nun war er im hier und jetzt, auf der zehnten Etappe des wichtigsten Radrennens der Welt am Anstieg zum Port d’Envalira, und jetzt musste er wachsam sein. Denn T-Mobile hatte bereits die Kletterer an der Spitze, und die könnten jederzeit das Tempo erhöhen, jederzeit mit dem Ausscheidungsfahren beginnen. Regelmäßig sahen sie sich nach Jan Ullrich um, der natürlich dann nicht mehr vorne fehlen würde. Aber noch hielt er sich ruhig zurück, nur einzelne Fahrer konnten den Anschluss nicht mehr halten. Michael Rich hatte bereits Probleme bekommen, befand sich weiter hinten im Feld, aber noch war der Anschluss da. Auch Peter Wrölich war noch dabei, aber er war offensichtlich hart an der Grenze zum Zurückfallen. Doch noch kämpfte der Österreicher, noch wollte er sich nicht verabschieden. Aber lange dauerte es nicht mehr, auch er fiel dem Berg zum Opfer. Tankink und Nibali wurden gestellt, ihre ehemaligen Gefährten lagen noch vier Minuten vorne. Die Passhöhe näherte sich, wie gestern griffen Kashechkin, Voeckler und Rujano wegen der Bergpunkte an.

Die Straße fiel wieder ab, und erneut stand Zeit zur Erholung zur Verfügung. In dieser Zeit orientierte man sich auch, wer war noch dabei, wer fehlte vorne? Prominente Namen wie Basso, Savoldelli, Hincapie und Azevedo hatten Probleme und mühten sich, den Anschluss wieder herzustellen. Auch Popovych, Di Luca und Heras zeigten Schwächen, Popovych fiel zurück, die anderen beiden hielten sich noch so gerade. Der Col d’Ordino rückte näher, und Markus spürte, dass es ein hartes Finale werden würde. Wie ging es ihm? Noch fühlten seine Beine sich gut, aber wie würde es nachher aussehen? Das würde sich zeigen, würde er weiter vorne mitfahren können?

Der vorletzte Berg kündigte sich an, nur noch einige Meter. Würde jemand attackieren, würde jemand einen Angriff wagen? Frank Schleck sollte mitgehen, falls einer der guten Kletterer sich lösen wollte, und genau so kam es: Bereits früh attackierten die ersten, und es war direkt ordentlich Prominenz vorne vertreten: Francisco Mancebo wurde von Alejandro Valverde, David Moncoutié, Floyd Landis, Frank und dem Saunier-Profi Fritsch begleitet. Gemeinsam setzten sie sich ab, flogen an den Resten der Spitzengruppe vorbei, nur Castro von Colombia Selle-Italia hatte noch rund drei Minuten Vorsprung. Der Berg war nicht allzu lang, aber die neun Kilometer hatten gereicht, um das Finale mehr als deutlich anzukündigen. Jetzt würde es hart werden, nach der Abfahrt müssten die Starken sich zeigen, die Schwachen würden nichts mehr zuzusetzen haben. Viereinhalb Minuten hatte die erste große Gruppe, noch 60 Fahrer umfassend, auf Castro Rückstand, 90 Sekunden auf die Gruppe um Mancebo. Auf der Abfahrt fanden Popovych und Simoni wieder Anschluss, jetzt waren es 70 Profis, die sich auf der Verfolgung befanden.

„Zwei Minuten auf Frank, ruhig weiterfahren, nicht nervös werden“, so lautete die knappe Ansage von Holczer, als das Feld den Schlussanstieg mit erneut fast 1000 Höhenmetern in Angriff nahm. Und es würde ein heißes Finale werden für alle Beteiligten, das Feld würde sich rasend verkleinern. Bis zehn Kilometer vor dem Ziel geschah nichts, alles blieb ruhig. Dann versuchte Valverde vorne, seinen Mitstreitern wegzufahren, und im selben Moment brach Chaos im Feld aus. Markus verlor völlig die Orientierung, wusste nicht, wer angegriffen hatte, wie die Abstände waren, nur eins war klar, nämlich, dass er alles geben müsste. Holczer versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen, teilte den Fahrern seine Beobachtungen mit: Mancebo war noch mit Valverde und Landis vorne, einige Meter später kamen Ullrich, Moncoutié und Fritsch, dann schon Markus. Cadel und Jörg waren neben ihm, Georg und Marcos hatten weiter hinten Probleme. Jetzt musste er beißen, alles geben, nicht aufstecken und weitertreten. Jetzt zog Jörg an, die drei Gerolsteiner setzten sich leicht ab. Aber Markus drohte jetzt endgültig zu übersäuern, das durfte auf keinen Fall passieren.

Der letzte Kilometer, ein letzter Antritt. Das Hinterrad von Cadel entfernte sich Zentimeter um Zentimeter, die Lücke durfte nicht reißen. Das Drumherum verschwand aus seinem Blick, wie in Trance orientierte er sich stur auf den schmalen Reifen vor ihm. Seine Beine fühlten sich an, als würden sie gleich explodieren, er musste weitermachen, er musste nur noch bis ins Ziel alles geben… Die Sponsorenlogos auf der Straße, die weiße Linie, das Ziel. Es war vorbei, er hatte es geschafft. Ein Blick auf die Anzeigetafel nach rechts, wo war er gelandet? Platz neun, 61 Sekunden hinter dem Sieger, Francisco Mancebo. Zeitgleich mit dem war Alejandro Valverde ins Ziel gekommen, Jan Ullrich hatte 28 Sekunden verloren, Floyd Landis 43. Hinten näherten sich Georg und Marcos, zweieinhalb Minuten Rückstand, die riesigen Abstände hatte es nicht gegeben.

10.Etappe: Quillan – Arcalis (152 km):
1 Francisco Mancebo AG2R Prévoyance 4h48'03
2 Alejandro Valverde Illes Balears s.t.
3 Jan Ullrich T-Mobile Team + 28
4 Nicolas Fritsch Saunier Duval s.t.
5 Floyd Landis Phonak Hearing Systems + 43
6 David Moncoutié Cofidis s.t.
7 Jörg Jaksche Gerolsteiner + 1'01
8 Cadel Evans Gerolsteiner s.t.
9 Markus Fothen Gerolsteiner s.t.
10 Denis Menchov Rabobank + 1'24

12 Andrey Kashechkin Fassa Bortolo s.t.
13 Christophe Moreau AG2R Prévoyance + 1'54
14 Vladimir Karpets Illes Balears s.t.
15 Michael Rasmussen Rabobank s.t.
16 Levi Leipheimer Phonak Hearing Systems s.t.
17 Oscar Sevilla T-Mobile Team s.t.
19 Alexandre Vinokourov Liberty Seguros s.t.
20 Damiano Cunego Lampre - Caffita s.t. 21
22 Frank Schleck Gerolsteiner s.t.
25 José Rujano Colombia - Selle Italia s.t. 26
Danilo Di Luca Liquigas - Bianchi s.t.
28 Franco Pellizotti Liquigas - Bianchi + 2'21
31 Georg Totschnig Gerolsteiner + 2'33
32 Marcos Serrano Gerolsteiner s.t.
35 Miguel Mercado Quick Step - Innergetic + 2'51
43 Roberto Heras Liberty Seguros s.t.
44 Yaroslav Popovych Discovery Channel s.t.
45 Alexis Castro Colombia - Selle Italia s.t.
46 Peter Luttenberger Team CSC + 3'24
61 Fabian Wegmann Gerolsteiner s.t.
64 Ivan Basso Team CSC + 4'05
65 Paolo Bettini Quick Step - Innergetic + 4'41
67 Patrik Sinkewitz T-Mobile Team + 5'13
71 Gilberto Simoni Saunier Duval + 5'32
72 Thomas Lövkvist Française des Jeux s.t. 73



Jemand führte ihn in den Teambus, die Regenerationsphase begann, sofort wurden Maßnahmen für einen guten Tag morgen ergriffen. Während er sich erholte, unterhielt er sich mit Cadel und Jörg, gespannt auf die ersten Ergebnisse in der Gesamtwertung wartend. Als er sie dann bekam, war er positiv überrascht:

Gesamtwertung:
1 Jan Ullrich T-Mobile Team 40h05'30
2 Markus Fothen Gerolsteiner + 2'03
3 Christophe Moreau AG2R Prévoyance + 2'35
4 Floyd Landis Phonak Hearing Systems + 2'56
5 Cadel Evans Gerolsteiner s.t.
6 Denis Menchov Rabobank + 4'01
7 Francisco Mancebo AG2R Prévoyance + 4'03
8 Jörg Jaksche Gerolsteiner + 4'15
9 Vladimir Karpets Illes Balears + 4'38
10 Alejandro Valverde Illes Balears + 7'15

11 Alexandre Vinokourov Liberty Seguros + 7'56
12 Levi Leipheimer Phonak Hearing Systems + 8'04
14 Andrey Kashechkin Fassa Bortolo + 8'55
15 David Moncoutié Cofidis + 9'36
20 Danilo Di Luca Liquigas - Bianchi s.t.
22 Georg Totschnig Gerolsteiner + 11'37
23 Marcos Serrano Gerolsteiner + 11'47
24 Frank Schleck Gerolsteiner + 11'48
25 Damiano Cunego Lampre - Caffita + 11'58
26 Oscar Sevilla T-Mobile Team + 11'59
27 Michael Rasmussen Rabobank + 12'10
28 Yaroslav Popovych Discovery Channel + 12'19
32 Roberto Heras Liberty Seguros + 13'37
33 Paolo Savoldelli Discovery Channel + 14'34
34 José Rujano Colombia - Selle Italia + 15'11
47 Michele Scarponi Liberty Seguros + 19'31 48
49 Fabian Wegmann Gerolsteiner + 20'15
53 Ivan Basso Team CSC + 22'15
54 Stefano Garzelli Liquigas - Bianchi + 22'36
73 Gilberto Simoni Saunier Duval + 28'56
75 José Azevedo Discovery Channel + 29'24
82 Andreas Klöden T-Mobile Team + 32'49
91 Patrik Sinkewitz T-Mobile Team + 38'28



Jetzt kam die erste Interview-Anfrage, die Fernsehsender aus der Heimat baten um seine Stimme. Kurz blickte er noch einmal das Ergebnis durch, hatte nicht wirklich die Zeit, sich über sein starkes Resultat zu freuen und ging hinaus vor die wartenden Kameras. Sofort kam die erste Frage:
„Was sagen Sie zur heutigen Etappe?“ Allgemeiner hätte es nicht gehen können.
„Heute war ein ganz hartes Teilstück, vier harte Anstiege, aber ich hätte mit größeren Zeitabständen gerechnet.“
„Sind Sie mit dem Ergebnis ihrer Mannschaft und ihrem eigenen zufrieden?“
„Natürlich, wir haben uns erneut stark präsentiert, in der Gesamtwertung sieht es toll aus.“
„Welche Ambitionen haben sie für die kommenden Etappen und besonders für die Alpen entwickelt?“ Das musste kommen, er hatte es gewusst. Die Medien würden ihm eine Kampfansage entlocken wollen, aber darauf würde er nicht eingehen.
„Ich möchte weiter gut mitfahren und mein bestes geben, aber ein konkretes Ziel habe ich mir noch nicht gesetzt. Für unser Team sieht es jedenfalls nicht schlecht aus, ich möchte das bestmögliche Ergebnis für die Mannschaft erreichen.“
„Jetzt stehen die Überführungsetappen an, kann man in den Alpen wieder Angriffe von Gerolsteiner erwarten?“
„Natürlich werden wir versuchen, das Rennen mitzugestalten und eine gute Leistung zu bringen, hoffen wir, dass ein paar gute Ergebnisse dabei herausspringen.“
„Die Kapitänsfrage bleibt weiter ungeklärt?“
„Noch haben wir mehrere Fahrer, die gut klassiert sind. Also gibt es noch nicht den absoluten Leader, diese Situation mit mehreren Spitzen ist günstig.“
„Ihr Tipp für den Rest der Tour?“ Auch so eine Frage, die kommen musste.
„Das kann man noch nicht klar sagen, es kann in den Alpen mit drei harten Etappen viel passieren. Aber Jan Ullrich ist sehr stark, ihm ist der Sieg zuzutrauen. Aber auch andere sind stark gefahren, Mancebo und Landis haben heute früh attackiert und eine gute Leistung gezeigt, auch Menchov ist noch in Lauerstellung. Für Moreau wird es schwierig, irgendwann summieren sich die Abstände nach hinten natürlich immer weiter auf. Auf jeden Fall wird es schwer, Jan Ullrich ohne Schwächen zu schlagen.“

Das nächste Zeremoniell war die Siegerehrung, zu der Markus wieder durfte. Sein weißes Trikot hatte er verteidigt, aber von hinten drohte Konkurrenz, denn neben Karpets hatte auch Valverde nur fünf Minuten Rückstand, bei einem solch starken Kletterer nur wenig Zeit. In den Alpen würde es hart werden, das war klar, aber Markus freute sich auf den Kampf in den Bergen.

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Henrik
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Beitrag: # 328371Beitrag Henrik
27.1.2006 - 10:34

Deutscher Sieg bei der Tour

Fabian Wegmann hat die 11. Etappe der Tour de France über 192 Kilometer zwischen Andorra und Perpignan gewonnen. Bereits am ersten Anstieg des Teilstücks, das in den Pyrenäen startete, setzte er sich mit sechs Mitstreitern ab. Am zweiten Berg reduzierte sich die Spitzengruppe auf drei Fahrer, zehn Kilometer vor dem Ziel konnte auch der Italiener Andriotto nicht mehr folgen. Als letzter Gegner war Benoît Poilvet verblieben, dem Wegmann mit einem trockenen Antritt 3000 Meter vor Schluss den Zahn zog. Vierter wurde im Sprint des Hauptfeldes Fred Rodriguez, dessen Teamkollege Robbie McEwen weiterhin die Punktwertung anführt.

In der Gesamtwertung tat sich unterdessen nicht viel, einzig Discovery Channel büßte mit den drei Kapitänen Popovych, Savoldelli und Azevedo Zeit ein. „Jaroslav hat in der Gesamtwertung als bester fast 20 Minuten Rückstand, wir werden in den Alpen auf die Etappensiege schauen“, kündigte Teamchef Johan Bruyneel an. Jan Ullrich zeigte sich mit dem Rennverlauf zufrieden: „Wir hatten alles unter Kontrolle, das Rennen ist gut gelaufen. In den Alpen wird es spannend, noch können mich einige schlagen. Zum Beispiel hat Francisco Mancebo in den Pyrenäen mit zwei Etappensiegen gezeigt, dass er gut drauf ist.“ Matthias Kessler war während der Etappe gestürzt, hatte sich aber nur leichte Verletzungen zugezogen und wird das Rennen fortsetzen. Auch der Gesamtzweite, Markus Fothen, verlor durch einen Defekt in der Schlussphase keine Zeit. „Da habe ich riesiges Glück gehabt, da können schnell mal drei Minuten oder mehr weg sein. Das hat man ja an Popovych heute gesehen.“

Morgen steht ein flaches Teilstück von Beziers nach Montelimar an, übermorgen geht es im Alpenvorland über einige kurze Anstiege, bevor dann die legendäre Bergankunft in Alpe d’Huez bevorsteht und Jan Ullrich sich erneut seinen Gegnern erwehren muss. „Die Sache ist noch lange nicht gelaufen, da kann noch viel passieren“, kündigt der T-Mobile-Kapitän spannende Etappen in den Bergen an.







McEwen triumphiert vor den Bergen

Die letzte wirkliche Flachetappe vor den Alpen hat Robbie McEwen (Davitamon-Lotto) zwischen Beziers und Montelimar gewonnen. Auf dem 231 Kilometer langen Teilstück setzte er sich im Massensprint vor Max van Heeswijk (Discovery Channel) und seinem Teamkollegen Fred Rodriguez durch.

Lange war das Rennen durch ein Trio bestimmt worden, das sich früh abgesetzt hatte: Nico Mattan spielte in der Taktik seines Teams eine wichtige Rolle, er befreite seine Mannschaft von der Tempoarbeit, indem er mit Manuel Calvente (CSC) und Mirko Celestino (Domina Vacanze) vor dem Feld fuhr. Gemeinsam erarbeiteten sie sich einen Vorsprung von zeitweise dreizehn Minuten, bevor das Feld die Verfolgung aufnahm. Besonders die Amerikaner von Discovery und die einheimischen Credit Agricole-Fahrer sorgten für das Tempo, auch T-Mobile kontrollierte das Feld, um im Kampf um das gelbe Trikot keine Fehler zuzulassen.

Dennoch wurde es knapp, die Ausreißer wehrten sich lange erfolgreich. Erst auf der Zielgeraden schoss das Feld heran, McEwen vollendete den Sprint zu seinem zweiten Sieg. „Ich traue es nur noch Max von Heeswijk zu, mir das grüne Trikot abzuknüpfen, die anderen müssten schon Übermenschliches leisten. Aber auch für ihn wird es schwer“, schätzt McEwen sich als Favorit auf den Gewinn der Punktwertung in Paris ein. Er führt mit 20 Punkten Vorsprung und wird in den Bergen, wenn die Sprinter Pause haben, wohl vorne bleiben. „Wenn es normal läuft, dürfte es schwer werden. Jetzt sind vier Tage, an denen nichts auf einen Massensprint hindeutet, dann gibt es noch drei Flachetappen. Nur wenn alles perfekt läuft, kann ich noch gewinnen, bis Paris glaube ich an meine Chance“, gibt der Holländer sich optimistisch.

Morgen steht ein hügeliges Teilstück nach Gap an, doch allzu große Abstände werden nicht erwartet. Jan Ullrich mahnt trotzdem zur Vorsicht: „An den kurzen Bergen können Lücken aufreißen, und wenn mehrere Fahrer gegen uns agieren, dann sind schnell zwei Minuten weg. Also kann man sich morgen auf keinen Fall ausruhen.“

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